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»Roger ist mütterlicherseits mit mir verwandt«, sagte er beiläufig. »Er gehört zu den MacKenzies of Leoch, aye?«

»Oh, aye?« Arch Bug sah beeindruckt aus. »Dann seid Ihr aber weitab, Junge!«

»Oh, doch bestimmt nicht weiter als Ihr selbst, Sir – oder jeder andere hier.« Roger schwenkte den Arm in Richtung des Berghanges über ihnen, von wo gälische Rufe und Dudelsackmusik in der feuchten Luft herabgeschwebt kamen.

»Nein, nein, Junge!« Mrs. Bug, die Jemmy an ihrer Schulter hielt, mischte sich wieder in das Gespräch ein. »Das ist es nicht, was Arch meint«, erklärte sie. »Er meint, dass Ihr weit von den anderen entfernt seid.«

»Den anderen?« Roger wechselte einen Blick mit Jamie, der nicht minder ratlos mit den Achseln zuckte.

»Aus Leoch«, warf Arch ein, bevor seine Frau den Gesprächsfaden an sich reißen konnte.

»Wir haben es auf dem Schiff gehört, aye? Da war ein ganzer Haufen von ihnen, alles MacKenzies, alle aus der Gegend im Süden der alten Burg. Sie waren geblieben, nachdem ihr Clanführer abgereist war, er und der erste Trupp, aber jetzt hatten sie vor, sich dem Rest des Clans anzuschließen, um möglicherweise ihr Schicksal wieder ins Lot zu bringen, denn –«

»Der Clanführer?«, unterbrach Jamie sie scharf. »Etwa Hamish mac Callum?« Hamish, Colums Sohn, übersetzte Roger für sich und hielt inne. Oder vielmehr Hamish mac Dougal – aber es gab nur fünf Leute auf der Welt, die das wussten. Vielleicht waren es sogar nur noch vier.

Mrs. Bug nickte heftig. »Aye, aye, so haben sie ihn genannt. Hamish mac Callum MacKenzie, der dritte Herr von Leoch. Genauso haben sie es gesagt. Und –«

Jamie hatte offensichtlich heraus, wie mit Mrs. Bug umzugehen war; indem er sie ständig rücksichtslos unterbrach, gelang es ihm, ihr die Geschichte in kürzerer Zeit zu entlocken, als Roger es für möglich gehalten hätte. Leoch war von den Engländern zerstört worden, im Rahmen der Säuberung der Highlands, die auf die Schlacht von Culloden folgte. So viel hatte Jamie gewusst, doch da er zu der Zeit im Gefängnis gewesen war, hatte er nichts über das Schicksal der Bewohner erfahren.

»Und ich konnte mich nicht dazu durchringen zu fragen«, fügte er mit reumütig geneigtem Kopf hinzu. Die Bugs sahen einander an und seufzten gleichzeitig. Derselbe Hauch von Melancholie, der in Jamies Stimme mitschwang, überschattete auch ihre Augen. Es war ein Blick, den Roger inzwischen gewohnt war.

»Aber wenn Hamish mac Callum noch am Leben ist …« Jamie hatte seine Hand nicht von Rogers Schulter genommen, und bei diesen Worten drückte er fest zu. »Dann ist das doch eine wunderbare Neuigkeit, nicht wahr?« Er lächelte Roger mit solch offensichtlicher Freude zu, dass Roger spürte, wie als Reaktion auch in seinem Gesicht ein unerwartetes Grinsen ausbrach.

»Aye«, sagte er, und der Druck, der auf seiner Seele lastete, ließ nach. »Aye, das ist es!« Die Tatsache, dass Hamish mac Callum MacKenzie für ihn ein wildfremder Mensch war, war nicht wichtig; der Mann war schließlich mit ihm verwandt – blutsverwandt –, und das war ein erfreulicher Gedanke.

»Wo sind sie denn hingegangen?«, wollte Jamie wissen und ließ seine Hand sinken. »Hamish und sein Gefolge?«

Nach Akadien – Kanada, da waren die Bugs sich einig. Nach Nova Scotia? Nach Maine? Nein – auf eine Insel, beschlossen sie nach einer turbulenten Konferenz. Oder war es vielleicht …

Jemmy unterbrach das Geschehen mit einem Heullaut, der seinen bevorstehenden Hungertod ankündigte, und Mrs. Bug fuhr zusammen, als hätte man auf sie eingestochen.

»Wir müssen diesen armen Jungen zu seiner Mama bringen«, sagte sie vorwurfsvoll und unterzog die vier Männer einem funkelnden Blick, als wollte sie sie anklagen, sich gegen das Kind verschworen zu haben. »Wo ist Euer Lagerplatz, Mr. Fraser?«

»Ich bringe Euch hin, Ma’am«, sagte Duncan hastig. »Kommt mit mir.«

Roger machte Anstalten, den Bugs zu folgen, doch Jamie hielt ihn mit einer Hand auf seinem Arm zurück.

»Nein, lass Duncan das nur machen«, sagte er und tat die Bugs mit einem Kopfnicken ab. »Ich unterhalte mich später noch mit Arch. Es gibt etwas, das ich dir sagen muss, a cliamhuinn

Roger spürte, wie er sich bei dieser formellen Anrede anspannte. Kam jetzt der Augenblick, in dem Jamie ihm sagte, aufgrund welcher Mängel seines Charakters und seiner Herkunft er nicht geeignet war, die Verantwortung für den Betrieb von Fraser’s Ridge zu tragen?

Doch nein, Jamie zog ein zusammengeknäultes Stück Papier aus seinem Sporran. Er reichte es Roger mit einem Anflug einer Grimasse, als hätte ihm das Papier die Hand versengt. Roger überflog es rasch und blickte dann von der kurzen Mitteilung des Gouverneurs auf.

»Miliz? Wann denn?«

Jamie zog eine Schulter hoch.

»Das weiß niemand so genau, doch ich nehme an, eher, als uns allen lieb ist.« Er lächelte Roger schwach und unglücklich an. »Du hast doch gehört, was man sich an den Feuern erzählt?«

Roger nickte ernüchtert. Er hatte die Gespräche in den Pausen zwischen seinen Liedern gehört, am Rande der Wettkämpfe im Steinweitwurf, unter den Männern, die tags zuvor in kleinen Gruppen zusammen getrunken hatten. Bei einem der Wettkämpfe war es zu einem Handgemenge gekommen – das rasch beendet wurde, ohne dass jemand zu Schaden kam, doch über dem gathering hing die Aggression in der Luft wie ein unangenehmer Geruch.

Jamie rieb sich mit der Hand über sein Gesicht und durch sein Haar und zuckte seufzend mit den Achseln.

»Ein Glück, dass mir heute der alte Arch Bug und seine Frau über den Weg gelaufen sind. Wenn es zu Auseinandersetzungen kommt – und das wird es wohl, wenn nicht jetzt, dann später –, dann wird Claire mit uns reiten. Ich hätte nicht gern, dass Brianna allein zurechtkommen muss, wenn es sich verhindern lässt.«

Roger spürte, wie das kleine, nagende Bleigewicht des Zweifels von ihm abfiel, als er plötzlich begriff.

»Allein? Du meinst – du willst, dass ich auch mitkomme? Um die Männer für die Miliz zu werben?«

Jamie sah ihn erstaunt an.

»Aye, wer denn sonst?«

Er zog sich die Enden seines Plaids enger um die Schultern und zog zum Schutz vor dem zunehmenden Wind den Kopf ein. »Na, dann komm mit, Hauptmann MacKenzie«, sagte er mit einem ironischen Unterton. »Wir haben noch zu tun, bevor du heiratest.«

Kapitel 9

Der Keim der Zwietracht

Ich spähte einem von Farquard Campbells Sklaven in die Nase, in Gedanken halb bei dem Polypen, der ihm das Nasenloch verstopfte, halb bei Gouverneur Tryon. Der Polyp war mir eindeutig der Sympathischere von beiden, und selbst ihn würde ich mit einem heißen Eisen ins Jenseits kauterisieren.

Es kam mir so furchtbar ungerecht vor, dachte ich, während ich stirnrunzelnd mein Skalpell sterilisierte und das kleinste Kautereisen in ein Becken mit heißen Kohlen legte.

War das der Anfang? Oder einer der Anfänge? Es war Ende 1770; in fünf Jahren würden sich alle dreizehn Kolonien im Krieg befinden. Doch jede Kolonie würde durch einen anderen Prozess an diesen Punkt gelangen. Da ich so lange in Boston gelebt hatte, wusste ich aus Briannas Geschichtshausaufgaben, wie dieser Prozess in Massachusetts ausgesehen hatte – oder aussehen würde. Steuern, das Massaker von Boston, der Hafen, Hancock, Adams, die Tea Party, all diese Dinge. Aber North Carolina? Wie war es hier dazu gekommen – wie würde es hier dazu kommen?

Möglich, dass es schon im Gange war. Schon seit mehreren Jahren glomm die Zwietracht zwischen den Pflanzern der Ostküste und den geplagten Siedlern des Hinterlandes im Westen. Die Regulatoren rekrutierten sich größtenteils aus der letzteren Klasse; Erstere stand mit ganzem Herzen auf Tryons Seite – und damit auf Seiten der Krone.