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»Geht es jetzt?« Ich hatte dem Sklaven einen kräftigen Schluck Whisky als Medizin zur Stärkung verabreicht. Ich lächelte ermutigend, und er nickte mit unsicherer, aber ergebener Miene.

Ich hatte noch nie von Regulatoren gehört, doch hier waren sie nun – und ich hatte inzwischen genug gesehen, um zu wissen, wie viel die Geschichtsbücher ausließen. Wurde die Saat der Revolution direkt vor meiner Nase ausgestreut?

Ich murmelte dem Sklaven beruhigend zu, wickelte mir eine Leinenserviette um die linke Hand, ergriff das Kinn des Sklaven fest damit, schob ihm das Skalpell in die Nase und trennte den Polypen mit einer geschickten Bewegung der Klinge ab. Natürlich blutete es heftig, und warmes Blut strömte durch das um meine Hand gewickelte Tuch, doch es war offensichtlich nicht sehr schmerzhaft. Der Sklave sah überrascht, aber nicht gequält aus.

Das Kautereisen hatte die Form eines winzigen Spatens, ein quadratisches, flaches Metallstück am Ende eines schmalen Stiels, der einen Holzgriff hatte. Das flache Ende qualmte im Feuer, seine Kanten glühten rot. Ich presste dem Mann das Tuch fest gegen die Nase, um den Blutfluss zu stoppen, entfernte es wieder, und in dem Bruchteil einer Sekunde, bevor das Blut wieder hervorschoss, schob ich ihm das heiße Eisen in die Nase und drückte es gegen die Nasenscheidewand. Jetzt konnte ich nur noch hoffen, dass ich die richtige Stelle getroffen hatte.

Der Sklave gab einen erstickten Kehllaut von sich, regte sich aber nicht, obwohl ihm die Tränen über die Wangen liefen und feucht und warm auf meinen Fingern landeten. Der Geruch nach versengtem Blut und Fleisch unterschied sich nicht von dem Geruch, der auch von den Grillfeuern herüberwehte. Mein Magen knurrte laut; der Sklave sah mich mit hervorquellenden, blutunterlaufenen Augen erstaunt an. Mein Mund zuckte, und er kicherte schwach zwischen Tränen und Rotz.

Ich zog das Eisen fort und hielt das Tuch bereit. Es floss kein frisches Blut. Ich bog den Kopf des Mannes zurück, lugte ihm mit zusammengekniffenen Augen in die Nase und entdeckte erfreut die kleine, saubere Brandmarke am oberen Teil der Schleimhaut. Ich wusste, dass die Brandwunde leuchtend rot sein musste, doch ohne Beleuchtung sah sie schwarz aus, eine kleine Schrunde, die sich wie eine Zecke im behaarten Schatten des Nasenloches verbarg.

Der Mann sprach kein Englisch; ich lächelte ihm zu, wandte mich aber an seine Begleiterin, eine junge Frau, die ihm während der Prozedur die Hand gehalten hatte.

»Er wird wieder gesund. Sagt ihm bitte, dass er die Kruste nicht aufkratzen soll. Wenn die Wunde anschwillt, eitert oder er Fieber bekommt –« Ich hielt inne, denn eigentlich hätte die nächste Zeile lauten sollen, »sucht sofort einen Arzt auf«.

»Geht zu Eurer Herrin«, sagte ich stattdessen zögernd. »Oder sucht Euch eine Kräuterfrau.« Die derzeitige Mrs. Campbell war jung, und nach allem, was ich von ihr wusste, war sie sehr zerstreut. Dennoch sollte jede Plantagenherrin das nötige Wissen und die Mittel zur Fieberbehandlung besitzen. Und wenn es über eine simple Infektion hinaus zu einer Blutvergiftung kommen sollte … nun, in diesem Fall konnte niemand viel tun.

Ich klopfte dem Sklaven auf die Schulter und entließ ihn, während ich dem nächsten Patienten in der Warteschlange zunickte.

Eine Infektion. Das war es, was sich hier zusammenbraute. Im Großen und Ganzen schien die Lage ruhig zu sein – schließlich zog die Krone sogar ihre Truppen zurück! Doch Dutzende, Hunderte, Tausende kleiner Zwietrachtskeime mussten auf der Lauer liegen und überall in den Kolonien Konfliktherde bilden. Die Regulation war nur einer davon.

Zu meinen Füßen stand ein kleiner Eimer mit destilliertem Alkohol zur Desinfektion der Instrumente. Ich tauchte das Kautereisen hinein, dann stieß ich es wieder ins Feuer; der Alkohol entzündete sich mit einem kurzen, flammenlosen Piff.

Ich hatte das unangenehme Gefühl, dass der Brief, der Jamie gerade ein Loch in den Sporran sengte, auch zu jenen Flammen gehörte, die sich gerade Millionen von Zündschnüren näherten. Möglich, dass manche wieder ausgetreten wurden und andere von selbst herunterbrannten – doch es würden genügend andere Feuer fangen und weiterbrennen und sich ihren zerstörerischen Weg durch die Heime und Familien fressen. Am Ende würde ein sauberer Schnitt stehen, doch es würde sehr viel Blut fließen, bevor das heiße Eisen der Gewehre die offene Wunde versiegeln konnte.

Würde uns denn nie ein wenig Friede vergönnt sein, Jamie und mir?

»Dann wäre da Duncan MacLeod; er hat dreihundert Acres am Yadkin River, aber es lebt niemand darauf außer ihm selbst und seinem Bruder.« Jamie rieb sich mit dem Ärmel über das Gesicht, um den Feuchtigkeitsfilm abzuwischen, der an seiner Haut klebte. Er kniff die Augen zu, um seinen Blick zu klären, und schüttelte sich wie ein Hund, so dass es die Tropfen regnete, die sich in seinem Haar verfangen hatten.

»Aber«, fuhr er fort und wies dabei auf die Rauchwolke, die MacLeods Lagerstelle kennzeichnete, »er ist mit dem alten Rabbie Cochrane verwandt. Rabbie ist nicht zum gathering gekommen – wie ich höre, hat er die Wassersucht –, aber er hat elf erwachsene Kinder, die überall auf seinem Berg verstreut wohnen. Nimm dir also Zeit mit MacLeod, sieh zu, dass er gerne kommt, und sag ihm dann, dass er Rabbie benachrichtigen soll. Sag ihm, die Musterung ist in vierzehn Tagen in Fraser’s Ridge.«

Er zögerte und legte Roger eine Hand auf den Arm, um zu verhindern, dass dieser verfrüht aufbrach. Er blinzelte in den Nebel und erwägte weitere Möglichkeiten. Sie hatten drei Lagerstellen gemeinsam besucht, und vier Männer hatten ihnen ihre Zusage gegeben. Wie viele konnten sie noch beim gathering antreffen?

»Von Duncan aus gehst du hinüber zu den Schafspferchen. Angus Og ist bestimmt da – du kennst doch Angus Og?«

Roger nickte und hoffte, dass er den richtigen Angus Og meinte. Er hatte im Lauf der vergangenen Woche mindestens vier Männer dieses Namens kennen gelernt, aber nur einem von ihnen war ein Hund nicht von der Seite gewichen, und er hatte nach Rohwolle gerochen.

»Campbell, aye? Krumm wie ein Angelhaken und hat ein Glasauge?«

»Aye, das ist er.« Jamie nickte zustimmend und lockerte seinen Griff. »Er ist zu verbaut, um selbst zu kämpfen, aber er wird dafür sorgen, dass seine Neffen kommen, und es in den Siedlungen in der Gegend von High Point weitersagen. Also, Duncan, Angus … oh, aye, Joanie Findlay.«

»Joanie?«

Fraser grinste.

»Aye, man nennt sie die alte Joan. Sie hat ihr Lager in der Nähe meiner Tante, sie und ihr Bruder Iain Mhor.«

Roger nickte skeptisch.

»Aye. Aber ich soll mit ihr sprechen, ja?«

»Dir wird nichts anderes übrig bleiben«, sagte Fraser. »Iain Mhor kann nicht sprechen. Aber sie hat noch zwei andere Brüder, die es können, und zwei Söhne in kampffähigem Alter. Die wird sie schicken.«

Jamie warf einen Blick zum Himmel; der Tag hatte sich ein wenig erwärmt, und es regnete weniger, als dass es nebelte. Die Wolken waren so weit ausgedünnt, dass die Sonne zu sehen war, eine blasse, verschwommene Scheibe, die zwar noch hoch am Himmel stand, jedoch im Abstieg begriffen war. Es würde vielleicht noch zwei Stunden hell sein.

»Das reicht«, beschloss er und wischte sich die Nase mit dem Ärmel ab. »Komm zurück zum Feuer, wenn du bei Joan fertig bist, und dann essen wir eine Kleinigkeit zu Abend, bevor du heiratest, aye?« Er zog eine Augenbraue hoch und lächelte Roger schwach zu, dann wandte er sich ab. Bevor Roger sich entfernen konnte, drehte er sich noch einmal um.

»Sag von Anfang an, dass du Hauptmann MacKenzie bist«, riet er Roger. »Dann wirst du mehr Beachtung finden.« Er drehte sich wieder um und schritt davon, um die weniger viel versprechenden Kandidaten auf seiner Liste aufzusuchen.

MacLeods Feuer brannte wie ein Schlot im Nebel. Roger wandte sich ihm zu und murmelte dabei die Namen wie ein Mantra vor sich hin. »Duncan MacLeod, Rabbie Cochrane, Angus Og Campbell, Joanie Findlay … Duncan MacLeod, Rabbie Cochrane …« Kein Problem, dreimal, und er hatte alles im Kopf, ganz gleich, ob es der Text eines neuen Liedes war, den er sich einprägen musste, Daten aus einem Lehrbuch oder psychologische Gebrauchsanweisungen für potentielle Milizrekruten.