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Ein Ausdruck der Enttäuschung flackerte in Iain Mhors Augen auf, um beinahe sofort der Resignation zu weichen. Ihm wäre jede Einkunft willkommen gewesen, doch er rechnete nicht ernsthaft damit.

»Nun denn.« In Joans Stimme lag die gleiche Resignation. Roger spürte, wie sie zurücktrat und sich abwandte, doch der Blick der braunen Augen mit den langen Wimpern hielt ihn immer noch fest. Iain sah ihn direkt an, furchtlos und neugierig. Roger zögerte, unsicher, ob er sich einfach verabschieden sollte. Er hätte gern Hilfe angeboten – aber Gott, was für Hilfe hatte er denn zu bieten?

Er streckte die Hände nach dem offenen Hemd und der zerwühlten Bettdecke aus. Es war nicht viel, aber besser als nichts.

»Darf ich?«

Die haselnussbraunen Augen schlossen sich kurz, dann öffneten sie sich zustimmend, und er machte sich daran, das Bett in Ordnung zu bringen. Iain Mhors Körper war ausgemergelt, aber überraschend schwer und von Rogers Position aus nur ungeschickt zu heben.

Dennoch dauerte es nur kurz, und er lag ordentlich zugedeckt da, und ihm war wenigstens wärmer. Roger blickte ihm erneut in die Augen, lächelte, nickte verlegen und trat von dem mit Gras ausgekleideten Nest zurück, genauso wortlos wie Iain Mhor.

Joan Findlays Söhne waren gekommen; sie standen neben ihrer Mutter, zwei kräftige Jungen von sechzehn und siebzehn, die Roger mit einer Mischung aus Argwohn und Neugier betrachteten.

»Das hier ist Hugh«, sagte sie und legte erst dem einen, dann dem anderen Jungen die Hand auf die Schulter, »und Iain Og.«

Roger neigte höflich den Kopf.

»Stets zu Diensten, die Herren.«

Die Jungen wechselten einen Blick, dann sahen sie zu Boden und verkniffen sich das Grinsen.

»Nun, Hauptmann MacKenzie.« Joan Findlays Stimme legte große Betonung auf das Wort. »Wenn ich Euch meine Söhne borge, versprecht Ihr mir dann, sie mir gesund wieder nach Hause zu schicken?«

Die braunen Augen der Frau leuchteten genauso intelligent wie die ihres Bruders – und genauso furchtlos. Er musste sich zwingen, den Blick nicht abzuwenden.

»Soweit es in meiner Macht liegt, Ma’am – sorge ich für ihre Sicherheit.«

Ihr Mundwinkel verzog sich ein wenig; sie wusste ganz genau, was in seiner Macht lag und was nicht. Doch sie nickte und ließ die Hände wieder an ihre Seiten sinken.

»Sie werden kommen.«

Jetzt nahm er Abschied und ging davon. Das Gewicht ihres Vertrauens lastete schwer auf seinen Schultern.

Kapitel 10

Großmutter Bacons Geschenke

Als der letzte meiner Patienten versorgt war, stellte ich mich auf die Zehenspitzen und räkelte mich genüsslich. Ich verspürte das angenehme Gefühl, etwas geschafft zu haben. Es gab zwar viele Probleme, die ich nicht ernsthaft behandeln konnte, viele Krankheiten, die ich nicht heilen konnte … aber ich hatte getan, was ich konnte, und hatte meine Sache gut gemacht.

Ich schloss den Deckel meiner Medizintruhe und nahm sie auf den Arm; Murray hatte mir großzügigerweise angeboten, mir den Rest meiner Ausrüstung zu bringen – gegen einen Beutel getrocknete Sennesblätter und mein zweites Pillendreherröhrchen. Er selbst war immer noch mit seiner letzten Patientin beschäftigt und befühlte stirnrunzelnd den Bauch einer kleinen, alten Dame mit Häubchen und Schultertuch. Ich winkte ihm zum Abschied zu, und er nickte geistesabwesend, während er seine Aderlassklinge ergriff. Immerhin vergaß er nicht, sie in kochendes Wasser zu tauchen; ich sah, wie sich seine Lippen bewegten, als er Briannas Zauberspruch murmelte.

Meine Füße waren taub vom Stehen auf dem kalten Boden, und mein Rücken und meine Schultern schmerzten, aber eigentlich war ich nicht müde. Mehrere Leute würden heute Nacht schlafen können, weil ich ihre Schmerzen gelindert hatte. Andere würden jetzt problemlos gesund werden, nachdem ich ihre Wunden sauber verbunden, ihre Gliedmaßen ordentlich eingerenkt hatte. Von ein paar konnte ich sogar mit Fug und Recht behaupten, dass ich sie möglicherweise vor ernsthaften Infektionen oder gar dem Tod gerettet hatte.

Und ich hatte erneut meine eigene Version der Bergpredigt zum Besten gegeben und der versammelten Menge gute Ernährung und Hygiene gepredigt.

»Selig sind die, die Grünes essen, denn sie werden ihre Zähne behalten«, murmelte ich einem Lebensbaum zu. Ich blieb stehen, um ein paar seiner duftenden Beeren zu pflücken. Ich zerdrückte eine davon mit dem Daumennagel und genoss den scharfen, sauberen Geruch.

»Selig sind die, die sich die Hände waschen, nachdem sie sich den Hintern abgewischt haben«, fügte ich hinzu und zeigte mahnend mit dem Finger auf einen Eichelhäher, der sich vor mir auf einen Ast gesetzt hatte. »Denn sie werden nicht erkranken.«

Das Lager war jetzt in Sicht, und mit ihm die erfreuliche Aussicht auf eine heiße Tasse Tee.

»Selig sind die, die ihr Wasser abkochen«, sagte ich zu dem Eichelhäher, als ich ein Dampfwölkchen von dem kleinen Kessel aufsteigen sah, der über unserem Feuer hing. »Denn man wird sie die Retter der Menschheit nennen.«

»Mrs. Fraser, Ma’am?« Ein dünnes Stimmchen unterbrach mich in meinen Gedankengängen, und als ich zu Boden blickte, sah ich die siebenjährige Eglantine Bacon und ihre jüngere Schwester Pansy, zwei flachsblonde, kleine Mädchen mit runden, sommersprossigen Gesichtern, vor mir stehen.

»Oh, hallo, ihr Süßen. Wie geht es euch?«, fragte ich und lächelte zu ihnen hinunter. Dem Aussehen nach wunderbar; wenn ein Kind krank ist, kann man es im Allgemeinen auf den ersten Blick sehen, und die beiden Baconmädchen erfreuten sich offensichtlich blühender Gesundheit.

»Sehr gut, Ma’am, vielen Dank.« Eglantine machte einen kurzen Knicks und drückte dann Pansys Kopf, damit auch sie sich verbeugte. Nachdem der Höflichkeit Genüge getan war – die Bacons kamen aus der Stadt, aus Edenton, und man hatte den Mädchen gute Manieren beigebracht –, griff Eglantine in ihre Tasche und reichte mir ein großes Stoffbündel.

»Oma Bacon schickt Euch ein Geschenk«, erklärte sie stolz, während ich das Tuch auseinander faltete, das sich als enorme Morgenhaube entpuppte, die reichlich mit Spitze verziert und mit lavendelfarbenen Bändern gesäumt war. »Sie konnte dieses Jahr nicht zum gathering kommen, aber sie hat gesagt, wir müssen Euch das hier geben und Euch sagen, dass sie sich für die Medizin bedankt, die sie von Euch für ihren … Rheumatismus bekommen hat.« Sie sprach das Wort sehr sorgfältig aus und verzog das Gesicht in tiefer Konzentration. Dann entspannte sie sich und strahlte vor Stolz, dass sie es richtig herausbekommen hatte.

»Oh, danke. Wie hübsch!« Ich hielt die Haube hoch, um sie zu bewundern, und dachte mir dabei ein paar ausgewählte Dinge über Großmutter Bacon.

Ich war dieser Respekt einflößenden Dame vor ein paar Monaten auf Farquard Campbells Plantage begegnet, wo sie Farquards alternde, aufsässige Mutter besuchte. Mrs. Bacon war beinahe genauso alt wie die betagte Mrs. Campbell und besaß dasselbe Talent, ihre Nachkommen auf die Palme zu bringen, hatte aber außerdem einen ausgeprägten Sinn für Humor.

Sie hatte mehrfach lauthals gelacht und schließlich vor meinen Ohren ihre Missbilligung über meine Angewohnheit geäußert, mit unbedecktem Kopf herumzulaufen, da es sich ihrer Meinung nach für eine Frau meines Alters nicht ziemte, kein Häubchen zu tragen, ja, dass es für die Frau eines Mannes in der Position des meinen verwerflich war – und dass darüber hinaus »nur Schlampen aus dem Hinterland und Frauen von bescheidenem Charakter« das Haar lose auf der Schulter trugen. Ich hatte gegluckst, sie ignoriert, ihr eine Flasche von Jamies zweitbestem Whisky gegeben und sie angewiesen, zum Frühstück und nach dem Abendessen ein Schlückchen davon zu trinken.

Da sie eine Frau war, die niemandem etwas schuldig blieb, hatte sie sich eine charakteristische Bezahlung ausgesucht.

»Wollt Ihr sie nicht anziehen?« Eglantine und Pansy schauten vertrauensvoll zu mir auf. »Oma hat gesagt, wir sollen aufpassen, dass Ihr sie auch ganz bestimmt anzieht, damit wir ihr sagen können, wie sie Euch steht.«