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»Äh … Geordie Chisholm sagt, einer der Soldaten hat einen Schinken von seinem Feuer gestohlen, ob du wohl mit Leutnant Hayes darüber sprechen würdest?«

»Ja«, sagte er prompt. »Später. In der Zwischenzeit gehst du mit Marsali zurück und findest heraus, wohin sie Vater Kenneth gebracht haben. Und Mr. Wemyss …« Doch Mr. Wemyss war der Umklammerung des Geißblatts schließlich doch noch entronnen. Entferntes Krachen signalisierte seine Eile, seinen Befehl auszuführen.

Ein rascher Blick in Jamies Gesicht überzeugte beide Mädchen, dass der Tagesbefehl auf einen eiligen Rückzug lautete, und innerhalb von Sekunden waren wir wieder allein. Er holte tief Luft und atmete langsam durch die Zähne aus.

Ich hätte am liebsten gelacht, tat es aber nicht. Stattdessen trat ich dichter an ihn heran; trotz der Kälte und Nässe konnte ich die Hitze seiner Haut durch sein Plaid spüren.

»Wenigstens sind es bei mir nur die Kranken, die darauf aus sind, mich zu berühren«, sagte ich. Ich hielt ihm die Flasche hin. »Was machst du, wenn dir die Rechtschaffenheit ausgeht?«

Er sah zu mir hinab, und ein Lächeln breitete sich langsam über sein Gesicht. Ohne die Flasche zu beachten, bückte er sich, nahm mein Gesicht in beide Hände und küsste mich ganz sanft.

»Das«, sagte er.

Dann drehte er sich um und schritt bergab, wahrscheinlich erneut von Rechtschaffenheit erfüllt.

Kapitel 13

Bohnen und Barbecue

Ich trug den Kessel zu unserer Lagerstelle zurück und fand sie verlassen vor. Entfernte Stimmen und Gelächter sagten mir, dass Lizzie und Mrs. Bug – wahrscheinlich in Kinderbegleitung – auf dem Weg zum Frauenabort waren; einem Latrinengraben, den man ein Stück abseits der Lagerstelle hinter dem Schutz einer praktischen Wacholderhecke gegraben hatte. Ich hängte den vollen Kessel zum Kochen über das Feuer. Dann blieb ich ein paar Sekunden still stehen und fragte mich, in welche Richtung ich meine Bemühungen jetzt am besten lenkte.

Zwar befand sich Vater Kenneth langfristig gesehen wahrscheinlich in der ernstesten Lage, doch würde meine Gegenwart hier wohl kaum etwas bewirken. Aber ich war Ärztin, und Rosamund Lindsay hatte eine Axt. Ich zupfte mir die feuchten Haare und Kleider mehr oder minder ordentlich zurecht und machte mich auf den Weg zum Bach. Die Morgenhaube überließ ich ihrem Schicksal.

Jamie hatte die relative Wichtigkeit der vorliegenden Notfälle offensichtlich genauso eingeschätzt wie ich. Als ich mich am Bachrand durch ein Dickicht aus Weidenschösslingen kämpfte, traf ich ihn am Rand der Barbecuegrube an, wo er sich friedlich mit Ronnie Sinclair unterhielt – und sich dabei beiläufig auf den Griff der Axt stützte, die er irgendwie hatte an sich bringen können.

Ich entspannte mich ein wenig, als ich das sah, und ließ mir Zeit mit dem letzten Stück des Weges. Falls Rosamund nicht beschloss, Ronnie mit bloßen Händen zu erwürgen oder ihn mit einer Grillhaxe zu erschlagen – was beides nicht völlig undenkbar war –, würden meine ärztlichen Dienste wohl doch nicht gebraucht werden.

Die Grube war breit, eine natürliche Abflachung, die eine vergangene Flut in das lehmige Ufer gegraben hatte und die in den folgenden Jahren durch eifrige Spatenarbeit vertieft worden war. Den geschwärzten Felsen und Holzkohleverwehungen nach zu urteilen, war sie schon einige Zeit in Gebrauch. Und auch jetzt wurde sie von mehreren Parteien benutzt; die Aromen von Geflügel, Schwein, Lamm und Opossum stiegen in einer Wolke aus Apfelholz- und Hickoryrauch zum Himmel, ein würziger Weihrauch, der mir das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ.

Der Anblick der Grube war allerdings weniger appetitlich. Aus dem feuchten Holz stiegen weiße Qualmwolken auf, durch die eine Anzahl in Jute gewickelter, auf schwelenden Erhöhungen gelagerter Körper zum Teil verhüllt wurde – viele von ihnen sahen in dem Dunst haarsträubend menschenähnlich aus. Das Ganze erinnerte mich lebhaft an die Scheiterhaufen auf Jamaika, auf denen man die Leichen der Sklaven verbrannte, die die Strapazen der Atlantiküberquerung nicht überstanden hatten, und ich schluckte krampfhaft, während ich versuchte, nicht an den makaberen Grillfleischgeruch dieser Begräbnisfeuer zu denken.

Rosamund war im Augenblick unten in der Grube beschäftigt. Sie hatte den Rock bis weit über ihre pummeligen Knie geschürzt und die Ärmel aufgerollt, um ihre massiven Arme zu entblößen, während sie eine rötliche Sauce über die frei liegenden Rippen eines riesigen Schweinekadavers goss. Um sie herum lagen fünf weitere, gigantische, in nasse Jute gehüllte Umrisse, von denen duftende Rauchkringel aufstiegen und sich dann im sanften Nieselregen auflösten.

»Es ist Gift, sonst gar nichts!«, sagte Ronnie Sinclair gerade erregt, als ich hinter ihn trat. »Sie wird es ruinieren – wenn sie fertig ist, kann man es nicht einmal mehr den Schweinen vorwerfen.«

»Es sind Schweine, Ronnie«, sagte Jamie mit beträchtlicher Geduld. Er sah mich mit verdrehten Augen an und blickte dann in die Grube, wo zischendes Fett von den juteverhüllten Formen auf die darunter liegenden Holzkohlen tropfte. »Und ich kann mir gar nicht vorstellen, dass man Schweinefleisch so ruinieren kann – beim Kochen, meine ich –, dass es nicht mehr schmeckt.«

»Stimmt genau«, meldete ich mich helfend zu Wort und lächelte Ronnie an. »Räucherschinken, Grillkoteletts, Steaks, gebratene Haxe, Sülze, Wurst, Bries, Black Pudding … jemand hat einmal gesagt, man kann alles von einem Schwein verwerten, nur das Quieken nicht.«

»Aye, schön, aber das hier ist Barbecue, oder etwa nicht?«, sagte Ronnie sturköpfig, ohne meine vorsichtigen Versuche, die Sache mit Humor zu nehmen, zu beachten. »Jeder weiß, dass man beim Barbecue das Schwein mit Essig tränkt – so macht man es nun einmal! Ihr würdet doch schließlich auch keinen Kies unter Euer Wurstfleisch mischen, oder? Oder Euren Schinken mit Hühnerdreck kochen? Tscha!« Er wies mit einem Ruck seines Kinns auf die weiße Keramikschüssel unter Rosamunds Arm, um zu verdeutlichen, dass ihr Inhalt für ihn in dieselbe Kategorie nicht essbarer Fremdkörper fiel.

Der Wind drehte sich, und ich fing einen würzigen Hauch auf. Soweit ich es dem Geruch nach sagen konnte, schien Rosamunds Sauce Tomaten, Zwiebeln, Paprika und so viel Zucker zu beinhalten, dass sie eine dicke, schwärzliche Kruste auf dem Fleisch hinterließ und die Luft mit einem verlockenden Karamelaroma erfüllte.

»Ich schätze, dass das Fleisch nach dieser Zubereitung sehr saftig sein wird«, sagte ich und spürte, wie mein Magen unter meinem Schnürmieder zu grummeln und zu knurren begann.

»Aye, und was für wunderbar fette Schweine es sind«, sagte Jamie schmeichlerisch, als Rosamund funkelnd aufblickte. Sie war schwarz bis zu den Knien, und ihr kantiges Gesicht war von Regen-, Schweiß- und Rußstreifen durchzogen. »Sind es wilde Schweine oder wurden sie im Stall gehalten, Ma’am?«

»Wild«, sagte sie nicht ohne Stolz. Sie richtete sich auf und wischte sich eine Strähne ihres nassen, ergrauenden Haars aus der Stirn. »Mit Kastanien gemästet – es gibt nichts auf der Welt, was dem Fleisch einen besseren Geschmack verleiht!«

Ronnie Sinclair gab ein schottisches Geräusch von sich, das auf Hohn und Verachtung schließen ließ.

»Aye, der Geschmack ist so gut, dass Ihr ihn unter Eurer grässlichen Sauce verstecken müsst, die so aussieht, als wäre das Fleisch noch gar nicht gebraten, sondern roh und blutig!«

Rosamund äußerte einen ausgesprochen derben Kommentar über die angebliche Männlichkeit von Personen, denen bei dem bloßen Gedanken an Blut schon mulmig wurde, und Ronnie schien Anstalten zu machen, diesen persönlich zu nehmen. Jamie schob sich geschickt zwischen die beiden und hielt dabei die Axt außer Reichweite.

»Oh, es ist bestimmt gut durchgebraten«, erwiderte er beruhigend. »Schließlich ist Mistress Lindsay schon mindestens seit Tagesanbruch bei der Arbeit.«