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»Aber das musste ich doch!« Marsali klang überrascht über Briannas Vorwurf. »Und es hätte doch sowieso nicht mehr viel ausgemacht – da war die Taufe ja schon vorbei. Sie hätten Vater Kenneth wohl kaum zwingen können, sie zurückzunehmen, oder?« Sie kicherte leise bei diesem Gedanken, dann brach sie ab. »Germain, ich habe gesagt, du sollst es loslassen.«

»Was soll das heißen, du musstest doch? Lass los, Jemmy, das sind meine Haare! Au! Lass los, habe ich gesagt!«

Jemmy war jetzt sichtlich hellwach und hoch interessiert an seiner neuen Umgebung, die er am liebsten genauer erkundet hätte, zumindest seinen wiederholten »Arg!«-Rufen nach, die sich gelegentlich mit einem neugierigen »Gleb?« abwechselten.

»Wie, sie hat doch geschlafen!«, sagte Marsali und klang ganz entgeistert. »Sie ist nicht aufgewacht, als Vater Kenneth ihr das Wasser – ich meine den Whisky – über den Kopf gegossen hat … Germain, komm zurück! Thig air ais a seo! – und du weißt doch, dass es Unglück bringt, wenn ein Kind bei der Taufe nicht ein bisschen weint; daran erkennt man, dass die Erbsünde aus ihm weicht! Ich konnte doch nicht zulassen, dass der dhiabhol in meinem kleinen Mädchen bleibt. Nicht wahr, mo mhaorine?« Ich hörte kleine Kussgeräusche und ein leises Gurren aus Joanies Mund, das prompt von Germain übertönt wurde, der erneut zu singen begonnen hatte.

Brianna prustete belustigt auf, und ihre Verärgerung ließ nach.

»Oh, ich verstehe. Nun, solange du einen guten Grund dafür hattest … Obwohl ich mir nicht so sicher bin, dass es bei Jemmy und Germain funktioniert hat. Sieh dir an, wie sie sich benehmen – man könnte schwören, dass sie besessen sind. Au! Beiß mich nicht, du kleines Monster, ich füttere dich ja gleich!«

»Och, sie sind ja schließlich Jungen«, sagte Marsali duldsam. Sie hob ihre Stimme leicht an, um trotz des Lärms gehört zu werden. »Jeder weiß doch, dass Jungen den Teufel in sich haben; ich nehme an, dass man mehr als ein bisschen Weihwasser braucht, um den zu ertränken, selbst wenn es noch so hochprozentig wäre. Germain! Wo hast du nur so ein schmutziges Lied gehört, du kleiner Racker?«

Ich lächelte, und Jamie lachte an meiner Seite leise vor sich hin, während er der Unterhaltung der Mädchen lauschte. Wir befanden uns jetzt weit genug vom Tatort entfernt, um uns nicht mehr darum sorgen zu müssen, ob man uns hören konnte. Denn überall um uns herum erklangen Bruchstücke von Liedern, Geigenmusik und Gelächter im flackernden Schein der Lagerfeuer unter den Bäumen, ein Lichtblick in der zunehmenden Dunkelheit.

Die Angelegenheiten des Tages waren im Großen und Ganzen erledigt, und die Leute ließen sich jetzt zum Abendessen nieder, bevor der Ruf der Clans, die Lieder und die letzten Besuchsrunden begannen. Die Gerüche von Holzrauch und Essen streckten ihre lockenden Finger durch die kalte, dunkle Luft aus, und mein Magen knurrte sacht als Antwort auf ihren Ruf. Ich hoffte, Lizzie war wieder so weit auf dem Damm, dass sie mit dem Kochen begonnen hatte.

»Was heißt mo mhaorine?«, fragte ich Jamie. »Das habe ich noch nie gehört.«

»Ich glaube, es heißt ›meine kleine Kartoffel‹«, sagte er. »Es ist Irisch, aye? Sie hat es von dem Priester.«

Er seufzte und klang bis jetzt hochzufrieden mit den Ergebnissen des Abends.

»Möge St. Bride Vater Kenneths flinke Finger segnen; eine Sekunde lang dachte ich, wir würden es nicht schaffen. Sind das Roger und Fergus?«

Zwei dunkle Schatten waren aus dem Wald getreten und hatten sich den Mädchen angeschlossen, und unterdrücktes Gelächter und Stimmengemurmel drangen – unterbrochen von lautem Gekreische der beiden Jungen beim Anblick ihrer Papas – von den jungen Familien zu uns herüber.

»Das stimmt. Und wo wir gerade davon sprechen, mein süßes Kartöffelchen«, sagte ich und packte ihn fest am Arm, um ihn zu verlangsamen, »was fällt dir ein, Vater Kenneth von mir und dem Butterfass zu erzählen?«

»Willst du damit etwa sagen, dass dich das geärgert hat, Sassenach?«, fragte er in überraschtem Tonfall.

»Natürlich hat es das!«, sagte ich. Das Blut stieg mir warm in die Wangen, wenn ich mir auch nicht sicher war, ob dies an der Erinnerung an seine Beichte lag – oder an der Erinnerung an den ursprünglichen Anlass. Auch mein Inneres erwärmte sich bei diesem Gedanken ein wenig, und die letzten Krämpfe begannen nachzulassen, als das angenehme Glühen aus meiner Mitte mir Entspannung brachte. Es war kaum die passende Zeit oder der passende Ort, aber vielleicht war uns ja später am Abend die nötige Zurückgezogenheit vergönnt – ich schob den Gedanken hastig beiseite.

»Von meiner Intimsphäre einmal ganz abgesehen, war es überhaupt keine Sünde«, sagte ich geziert. »Wir sind verheiratet, zum Kuckuck!«

»Nun, ich habe ja auch gebeichtet, dass ich gelogen habe, Sassenach«, sagte er. Ich konnte das Lächeln in seinem Gesicht nicht sehen, aber ich konnte es deutlich in seiner Stimme hören. Ich nahm an, dass er das meine auch hören konnte.

»Ich musste mir schließlich eine Sünde einfallen lassen, die schlimm genug war, um Lillywhite zu vertreiben – und ich konnte weder Diebstahl noch Homosexualität nehmen; vielleicht muss ich mit dem Mann noch geschäftlich verkehren.«

»Oh, du glaubst also, dass Sodomie ihn verprellen könnte, dass er deine Einstellung gegenüber Frauen in feuchten Blusen aber als kleinen Charakterfehler abtun würde?« Sein Arm war warm unter dem Stoff seines Hemdes. Ich berührte die Unterseite seines Handgelenkes, jene verletzliche Stelle, an der die Haut bloß lag, und strich sanft den Verlauf der Vene nach, die dort pulsierte und dann unter dem Leinenstoff in Richtung seines Herzens verschwand.

»Sprich leise, Sassenach«, murmelte er und berührte meine Hand. »Nicht, dass die Kinder dich hören. Außerdem«, fügte er so leise hinzu, dass er gezwungen war, sich zu bücken und in mein Ohr zu flüstern, »sind es ja nicht alle Frauen. Nur die mit schönen, runden Ärschen.« Er ließ meine Hand los und tätschelte mir vertraulich das Hinterteil, wobei er angesichts der Dunkelheit eine bemerkenswerte Zielsicherheit an den Tag legte.

»Für eine magere Frau würde ich nicht einmal die Straßenseite wechseln, wenn sie splitternackt und pudelnass wäre. Und was Lillywhite angeht«, griff er das Thema wieder auf, in normalerem Tonfall, aber ohne seine Hand zu entfernen, die den Stoff meines Rockes jetzt meditativ um meine Pobacke modellierte. »Mag ja sein, dass er Protestant ist, Sassenach, aber er ist trotzdem ein Mann.«

»Mir war gar nicht bewusst, dass das nicht miteinander vereinbar ist«, ertönte Rogers Stimme trocken hinter uns in der Dunkelheit.

Jamie zog seine Hand zurück, als stünde mein Hintern in Flammen. Das tat er zwar nicht – ganz –, aber ich konnte nicht leugnen, dass sein Feuerstein trotz der Feuchtigkeit den einen oder anderen Funken im Zunder entfacht hatte. Doch bis zur Schlafenszeit war es noch lange hin.

Ich blieb gerade lange genug stehen, um Jamie kurz an einer intimen Stelle seiner Anatomie zu kneifen, so dass er scharf nach Luft schnappte, dann drehte ich mich um und sah, dass Roger einen großen, sich windenden Gegenstand auf dem Arm hatte, dessen Natur von der Dunkelheit verhüllt wurde. Kein Ferkel, schloss ich, trotz der lauten Grunzgeräusche, die das Wesen von sich gab, sondern Jemmy, der fest auf den Fingerknöcheln seines Vaters herumzukauen schien. Eine kleine, rosafarbene Faust erschien in einem zufälligen Lichtfleck, verschwand und traf mit einem soliden Hämmern auf Rogers Rippen.

Jamie grunzte seinerseits belustigt auf, ohne sich durch die Tatsache aus der Fassung bringen zu lassen, dass jemand mitangehört hatte, was er von den Protestanten hielt.

»Alle Mädchen sind tüchtig«, zitierte er ein schottisches Sprichwort, »aber woher kommen dann die nutzlosen Frauen?«

»Häh?«, sagte Roger, der ein wenig verwirrt klang.

»Protestanten werden mit Schwänzen geboren«, erklärte Jamie. »Zumindest die Männer – aber so mancher lässt seinen unbenutzt verschrumpeln. Ein Mann, der seine Nase in die Sünden anderer Leute steckt, hat keine Zeit, sich um seine eigenen zu kümmern.«