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Ich wandelte mein Lachen in ein taktvolleres Husten ab.

»Und manche werden mit der Zeit nur selbst zu Riesenschwänzen«, sagte Roger noch trockener. »Aye, nun gut. Ich bin hier, um dir zu danken … dass du das mit den Taufen hinbekommen hast, meine ich.«

Ich bemerkte sein leichtes Zögern; er hatte immer noch keinen Namen gefunden, mit dem er Jamie unbefangen direkt ansprechen mochte. Jamie nannte ihn ganz einfach »unseren Roger«, »Roger Mac« oder »MacKenzie« – manchmal benutzte er auch den Spitznamen, den Ronnie Sinclair Roger gegeben hatte, a Smeòraich, zu Ehren seiner Stimme. Es bedeutete Singdrossel.

»Ich bin es, der dir danken sollte, a charaid. Am Ende hätten wir es ohne dich und Fergus auch nicht geschafft«, sagte Jamie, und auch seine Stimme wurde von einem Lachen erwärmt.

Rogers Umriss malte sich deutlich vor der Glut eines Lagerfeuers ab, groß und schlank. Seine Schultern hoben sich, als er mit den Achseln zuckte, und er verlagerte Jemmy auf seinen anderen Arm und wischte sich den Speichel auf seiner Hand an der Hose ab.

»Keine Ursache«, sagte er ein wenig schroff. »Wird es – meinst du, man wird Vater Kenneth anständig behandeln? Brianna sagt, sie sind übel mit ihm umgesprungen. Ich hoffe, sie misshandeln ihn nicht, wenn sie erst einmal unterwegs sind.«

Diese Worte wirkten ernüchternd auf Jamie. Er zuckte leicht mit den Achseln und rückte damit seinen Rock zurecht.

»Ich glaube, ihm droht keine Gefahr, aye – ich habe ein Wörtchen mit dem Sheriff gewechselt.« Es lag eine gewisse, grimmige Betonung auf dem »Wörtchen«, die verdeutlichte, was er meinte. Ein ordentliches Bestechungsgeld wäre zwar effektiver gewesen, aber mir war nur zu deutlich bewusst, dass unsere Barschaft derzeit exakt zwei Shilling, drei Pence und neun Farthings zählte – die Überreste von Jamies Whiskygeschäften. Besser, das Geld zu sparen und auf Drohungen zu bauen, dachte ich. Jamie war offenbar derselben Meinung.

»Ich werde mit meiner Tante sprechen«, sagte er, »und sie bitten, Mr. Lillywhite noch heute Abend ihre Meinung zu diesem Thema schriftlich mitzuteilen. Das wird eine bessere Sicherheitsgarantie für Vater Kenneth sein als alles, was ich selbst sagen könnte.«

»Ich glaube nicht, dass sie besonders glücklich sein wird zu hören, dass ihre Hochzeit verschoben ist«, bemerkte ich. Nein, das würde sie wirklich nicht. Als Tochter eines Highlandfürsten und Witwe eines steinreichen Pflanzers war Jocasta Cameron es gewohnt, ihren Willen zu bekommen.

»Bestimmt nicht«, pflichtete Jamie mir ironisch bei, »auch wenn Duncan möglicherweise ein wenig erleichtert ist.«

Roger lachte nicht ohne Mitgefühl und gesellte sich an unsere Seite, als wir jetzt weiter bergab gingen. Er klemmte sich Jemmy, der immer noch heftig grunzte, wie einen Football unter den Arm.

»Aye, das wird er. Armer Duncan. Also sind die Trauungen definitiv abgesagt?«

Ich konnte Jamies Stirnrunzeln zwar nicht sehen, doch ich spürte die Bewegung, als er skeptisch den Kopf schüttelte.

»Aye, ich fürchte, ja. Sie haben sich geweigert, den Priester herauszurücken, obwohl ich ihnen mein Wort gegeben habe, ihn am Morgen wieder abzuliefern. Wir könnten ihn vielleicht mit Gewalt befreien, aber selbst dann –«

»Ich bezweifle, dass das helfen würde«, unterbrach ich ihn und erzählte ihnen, was ich mitbekommen hatte, während ich vor dem Zelt wartete.

»Ich kann mir also nicht vorstellen, dass sie untätig dastehen und zusehen werden, wie Vater Kenneth die Leute verheiratet«, schloss ich. »Selbst wenn ihr ihn befreien könntet, würden sie den Berg nach ihm durchkämmen, Zelte umkrempeln und einen Aufruhr verursachen.«

Sheriff Anstruther würde nicht allein dastehen; Jamie und seine Tochter mochten ja bei den Schotten in hohem Ansehen stehen, Katholiken im Allgemeinen und Priester im Besonderen jedoch nicht.

»Anweisungen?«, wiederholte Jamie und klang erstaunt. »Bist du sicher, Sassenach? Es war Lillywhite, der gesagt hat, er hätte ›Anweisungen‹?«

»So war es«, sagte ich und begriff erst jetzt, wie merkwürdig das war. Der Sheriff empfing seine Anweisungen natürlich von Mr. Lillywhite, denn das war seine Pflicht. Aber wer konnte dem Magistraten Anweisungen erteilen?

»Es gibt hier noch einen anderen Magistraten und ein paar Friedensrichter, aber es wird doch wohl …«, sagte Roger langsam und schüttelte beim Nachdenken den Kopf. Ein lautes Quäken unterbrach ihn in seinen Gedankengängen, und er senkte den Blick. Das Licht eines Feuers in unserer Nähe spiegelte sich auf seinem Nasenrücken und malte sein schwaches Lächeln nach, als er mit seinem Nachwuchs sprach. »Was? Hunger hast du, Junge? Keine Sorge, Mami ist gleich wieder da.«

»Wo ist Mami denn?«, sagte ich und blinzelte in die wogenden Schatten vor uns. Ein leichter Wind hatte sich erhoben, und die nackten Äste der Eichen und Hickories rasselten wie Säbel über unseren Köpfen. Dennoch, Jemmy war laut genug, dass Brianna ihn hätte hören können. Ich fing Marsalis Stimme vor uns auf, anscheinend in ein freundschaftliches Gespräch mit Germain und Fergus über das Abendessen vertieft, doch keine Spur von Briannas tieferem, heiserem Bostoner Akzent.

»Warum?«, sagte Jamie zu Roger und hob die Stimme, um trotz des Windes gehört zu werden.

»Warum was? Hier, Jemmy, siehst du das? Möchtest du? Aye, natürlich möchtest du. Ja, guter Junge, kau ein bisschen darauf herum.« Ein Lichtfunke fing sich auf etwas Glänzendem in Rogers freier Hand; dann verschwand der Gegenstand, und Jemmys Geschrei verstummte augenblicklich, gefolgt von lauten Saug- und Schlürfgeräuschen.

»Was ist das? Es ist doch nicht so klein, dass er es verschlucken könnte, oder?«, fragte ich ängstlich.

»Ah, nein. Es ist eine Uhrenkette. Keine Sorge«, beruhigte Roger mich, »ich habe das Ende fest in der Hand. Wenn er sie verschluckt, kann ich sie wieder herausziehen.«

»Warum sollte jemand verhindern wollen, dass du heiratest?«, sagte Jamie geduldig, ohne die drohende Gefahr für das Verdauungssystem seines Enkelsohnes zu beachten.

»Ich?« Roger klang überrascht. »Ich glaube nicht, dass es irgendjemanden kümmert, ob ich heirate oder nicht, ausgenommen mich selbst – und dich vielleicht«, fügte er mit einer Spur von Humor in der Stimme hinzu. »Ich nehme doch an, dass es dir auch lieb wäre, wenn der Junge einen Namen bekommt. Apropos«, wandte er sich an mich. Der Wind hatte lange Strähnen aus seinem Haar gelöst und seine Silhouette in einen wilden, schwarzen Geist verwandelt, »wie heißt er denn nun eigentlich? Mit Taufnamen, meine ich.«

»Jeremiah Alexander Ian Fraser MacKenzie«, sagte ich und hoffte, dass ich es richtig behalten hatte. »Entspricht das deinem Wunsch?«

»Oh, sein Name war mir gar nicht so wichtig«, sagte Roger und machte vorsichtig einen Bogen um eine Pfütze, die den Pfad versperrte. Es hatte wieder zu nieseln begonnen; ich konnte kleine, kalte Tropfen in meinem Gesicht spüren, und im Feuerschein sah ich, wie die Wassertropfen in der Pfütze landeten.

»Ich habe mir Jeremiah gewünscht, aber ich habe Brianna gesagt, dass ich ihr den Rest überlasse. Sie konnte sich nicht so recht zwischen John für John Grey und – und Ian für ihren Vetter entscheiden, aber es ist ja sowieso derselbe Name.«

Ich bemerkte erneut das leise Zögern, und ich spürte, wie sich Jamies Arm unter meiner Hand anspannte. Jamies Neffe Ian war ein wunder Punkt – und dank des Briefes, den wir tags zuvor von ihm erhalten hatten, war er uns allen frisch in Erinnerung. Das musste es gewesen sein, was schließlich für Brianna den Ausschlag gab.

»Nun, wenn es nicht um dich und meine Tochter ging«, beharrte Jamie unbeirrbar, »um wen dann? Jocasta und Duncan? Oder die Leute aus Bremerton?«

»Du glaubst, jemand hatte es speziell darauf abgesehen, heute Abend die Hochzeiten zu verhindern?« Roger packte die Gelegenheit, über etwas anderes als Ian Murray zu reden, dankbar beim Schopf. »Dann glaubst du nicht, dass es nur allgemeiner Abscheu gegenüber den Praktiken Roms ist?«