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»Das wäre möglich, aber so ist es nicht. Wenn es so wäre, warum haben sie dann mit der Verhaftung des Priesters bis jetzt gewartet? Warte, Sassenach, ich hebe dich auf die andere Seite.«

Jamie ließ meine Hand los, umrundete die Pfütze, dann drehte er sich um, umfasste meine Taille und hob mich mit wehenden Röcken hinüber. Die feuchten Blätter verrutschten gurgelnd unter meinen Schuhen, als er mich abstellte, aber ich ergriff seinen Arm, um mich zu stützen, und richtete mich auf.

»Nein«, setzte Jamie das Gespräch fort, wieder an Roger gewandt. »Lillywhite und Anstruther sind den Katholiken mit Sicherheit nicht besonders hold, aber warum stiften sie jetzt Unruhe, wo der Priester doch am Morgen sowieso verschwunden wäre? Glauben sie vielleicht, dass er alle gottesfürchtigen Leute auf dem Berg bis zum Morgengrauen korrumpiert, wenn sie ihn nicht wegsperren?«

Roger lachte kurz auf.

»Nein. Ich denke nicht. Gibt es außer den Trauungen und Taufen noch etwas, das der Priester heute Abend tun sollte?«

»Vielleicht ein paar Beichten«, sagte ich und kniff Jamie in den Arm. »Sonst ist mir nichts bekannt.« Ich presste meine Oberschenkel aneinander, weil meine intimen Wäschearrangements sich beunruhigend verschoben. Verdammt, eine der Nadeln, die das Tuch zwischen meinen Beinen festhielten, hatte sich gelöst, als Jamie mich hochhob. Hatte ich sie verloren?

»Sie hatten doch wohl nicht vor zu verhindern, dass er jemandem die Beichte abnimmt? Jemand Bestimmtem, meine ich?« Roger klang skeptisch, aber Jamie nahm sich der Idee abwägend an.

»Sie hatten jedenfalls nichts dagegen, dass er mir die Beichte abnahm. Und ich glaube nicht, dass sie einen Pfifferling darum geben, ob sich ein Katholik im Zustand der Todsünde befindet oder nicht, denn wir sind ja sowieso alle verdammt. Aber wenn ihnen bekannt wäre, dass jemand dringend der Beichte bedarf und sie das Gefühl hätten, sich das zunutze machen zu können …«

»Dass dieser Jemand dafür bezahlen könnte, dass man ihn zu dem Priester vorlässt?«, fragte ich skeptisch. »Also wirklich, Jamie, wir reden hier von Schotten. Ich möchte doch meinen, dass der schottische Durchschnittsmörder oder Ehebrecher lieber ein Reuegebet spricht und das Beste hofft, als bares Geld für einen Priester zu bezahlen.«

Jamie prustete leise, und ich sah, wie sich der weiße Nebel seines Atemwölkchens um seinen Kopf ringelte wie Kerzenrauch; es wurde zunehmend kälter.

»Mit Sicherheit«, sagte er trocken. »Und wenn Lillywhite vorhätte, ins Ablassgeschäft einzusteigen, hat er damit etwas zu lange gewartet, um noch viel Profit herauszuschlagen. Aber was, wenn es nicht darum ging, jemanden an der Beichte zu hindern – sondern vielmehr nur dafür zu sorgen, dass sie sie mithören können?«

Roger brummte zufrieden. Offensichtlich hielt er das für eine viel versprechende Idee.

»Erpressung? Aye, ein guter Gedanke«, sagte er zustimmend. Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, dachte ich; Oxfordbildung oder nicht, es war unzweifelhaft, dass Roger Schotte war. Unter seinem Arm fand ein gewaltsamer Aufruhr statt, gefolgt von einem Jammerlaut Jemmys. Roger blickte zu Boden.

»Oh, hast du dein Spielzeug fallen gelassen? Wo ist es denn verschwunden?« Er hievte Jemmy auf seine Schulter wie ein Bündel Wäsche und hockte sich nieder, um den Boden nach der Uhrenkette abzustochern, die Jemmy anscheinend in die Dunkelheit geschleudert hatte.

»Erpressung? Das halte ich doch für ein bisschen weit hergeholt«, widersprach ich und fuhr mir mit der Hand unter der Nase entlang, die zu tropfen begonnen hatte. »Du meinst, sie vermuten vielleicht, dass beispielsweise Farquard Campbell ein schreckliches Verbrechen begangen hat, und wenn sie es genau wüssten, könnten sie ihn damit unter Druck setzen? Ist das nicht ein bisschen arg durchtrieben? Wenn du da unten eine Sicherheitsnadel findest, Roger, ist es meine.«

»Nun, Lillywhite und Anstruther sind schließlich Engländer, nicht wahr?«, sagte Jamie mit einem delikaten Sarkasmus, der Roger zum Lachen brachte. »Durchtriebenheit und ein verräterisches Wesen sind dieser Rasse angeboren, ist es nicht so, Sassenach?«

»Oh, Unfug«, sagte ich geduldig. »Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen. Außerdem haben sie ja auch nicht versucht, deine Beichte zu belauschen.«

»Es gibt ja auch nichts, womit man mich erpressen könnte«, erwiderte Jamie, obwohl klar war, dass er nur pro forma argumentierte.

»Trotzdem«, begann ich, wurde aber von Jemmy unterbrochen, der immer unruhiger wurde und sich mit dem Kreischen eines pfeifenden Wasserkessels hin und her warf. Roger ächzte, klemmte vorsichtig etwas zwischen seine Finger und stand auf.

»Hab deine Nadel gefunden«, sagte er. »Aber keine Spur von der Kette.«

»Irgendjemand wird sie morgen früh schon finden«, sagte ich und hob meine Stimme, um trotz des Lärms gehört zu werden. »Vielleicht gibst du ihn besser mir.« Ich streckte die Arme nach dem Baby aus, und Roger übergab mir seine Bürde mit deutlicher Erleichterung – deren Grund ich sofort begriff, als mir der Geruch von Jemmys Windel in die Nase stieg.

»Doch nicht schon wieder?«, sagte ich. Da er dies offensichtlich als persönlichen Vorwurf betrachtete, schloss er die Augen und fing an zu heulen wie eine Luftschutzsirene.

»Wo ist Brianna denn?«, fragte ich, während ich gleichzeitig versuchte, ihn beruhigend zu wiegen und ihn auf hygienischer Distanz zu halten. »Autsch!« Er schien sich die Dunkelheit zunutze gemacht zu haben, um sich ein paar zusätzliche Gliedmaßen wachsen zu lassen, die alle wild ruderten oder nach mir grabschten.

»Oh, sie musste nur eine Kleinigkeit erledigen«, sagte Roger in einem vagen Tonfall, bei dessen Klang Jamie abrupt den Kopf wandte. Das Licht fiel auf sein Profil, und ich sah, dass er seine dichten, roten Brauen argwöhnisch zusammengezogen hatte. Das Feuer glänzte auf seinem langen, geraden Nasenrücken, als er fragend den Kopf hob. Offensichtlich kam ihm irgendetwas spanisch vor. Er wandte sich mir zu, eine Augenbraue hochgezogen. Steckte ich auch mit dahinter?

»Ich habe keine Ahnung«, versicherte ich ihm. »Warte, ich gehe zu den McAllisters, um mir eine saubere Windel zu borgen. Wir sehen uns gleich am Feuer.«

Ohne eine Antwort abzuwarten, packte ich das Baby mit festem Griff und schob mich ins Gebüsch, um die nächstliegende Lagerstätte aufzusuchen.

Georgiana McAllister hatte neu geborene Zwillinge – ich hatte sie vor vier Tagen entbunden – und stellte mir gern eine saubere Windel und einen abgelegenen Busch zur Verfügung, hinter dem ich meine persönlichen Reparaturarbeiten vornehmen konnte. Danach plauderte ich noch ein wenig mit ihr und bewunderte die Zwillinge, während mir unablässig die jüngsten Enthüllungen durch den Kopf gingen. Angesichts von Leutnant Hayes und seiner Proklamation, den Machenschaften von Lillywhite und Co. sowie Briannas und Rogers seltsamen Geheimnissen schien mir der Berg heute Abend ein wahres Verschwörernest zu sein.

Ich war froh, dass wir die Taufe zuwege gebracht hatten – ich war sogar geradezu überrascht, welche Genugtuung ich darüber empfand –, musste aber zugeben, dass mich Briannas geplatzte Hochzeit mit Bestürzung erfüllte. Sie hatte nicht viele Worte darüber verloren, aber ich wusste, dass sie und Roger sich sehr auf den Segen für ihre Verbindung gefreut hatten. Der Feuerschein spiegelte sich kurz und anklagend im Gold des Ringes an meiner linken Hand wider, und ich machte im Geiste eine resignierte Handbewegung in Franks Richtung.

»Und was erwartest du, dass ich diesbezüglich unternehme?«, fragte ich im Stillen, während ich nach außen hin Georgianas Ansichten über die Behandlung von Pfriemenschwanzwürmern teilte.

»Ma’am?« Eines der älteren McAllistermädchen, das sich bereit erklärt hatte, Jemmy zu wickeln, hielt einen langen, schleimigen Gegenstand vorsichtig zwischen zwei Fingern. »Ich habe diese Kette in der Windel des Kleinen gefunden; gehört sie vielleicht Eurem Mann?«