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Dennoch registrierten die Erdbewohner einen feindlichen Schritt gegenüber Goodwinien. In den Weltumspannenden Bergen, in ihrem Nordteil, gab es einen Ort, den Riesenadler bewohnten. Diese einsame Gegend hieß Adlerstal. Nach jahrhundertealtem Brauch beschränkten die Adler die Anzahl ihres Stammes auf hundert. Ein Jungvogel wurde erst ausgebrütet, wenn ein alter gestorben war. Die Adlerweibchen mußten sich also beim Brüten streng an die Reihenfolge halten. Dafür gab es ernste Gründe. Die Adler ernähren sich vom Fleisch der Gebirgsziegen und Steinböcke. Und da sich diese Tiere nicht rasch vermehren, hätten die Riesenvögel sie leicht ausrotten können.

Einstmals war das Stammesoberhaupt der Adler ein gewisser Arraches gewesen. Er wollte einen anderen Adler namens Karfax um die Reihenfolge beim Ausbrüten eines Adlerjungen betrügen. Doch der edle Karfax besiegte den Hinterlistigen und wurde zum Anführer des Stammes. Sein Sohn war der Jungadler Goriek. In Größe und Kraft stand er kaum hinter dem Vater zurück; weil er jung war, neigte er jedoch zu übermäßiger Selbstsicherheit.

Die Adler haben von Natur ungewöhnlich scharfe Augen. Sie erkennen aus großer Höhe sogar kleinste Gegenstände in weitem Umkreis auf der Erde. So blieben ihren Blicken natürlich auch nicht die Kanonen auf den Felsen verborgen. Doch Goriek mangelte es an Aufmerksamkeit und an Vorsicht. Einmal, als er einen schnellen Steinbock verfolgte, wurde er von so einer Jagdleidenschaft erfaßt, daß er darüber alles andere vergaß. Der Steinbock flüchtete durch die Schluchten, setzte leichtfüßig über Abgründe und sprang von Fels zu Fels. Der junge Adler blieb kaum hinter dem kräftigen Tier zurück. Selbst als unvermittelt blankes Metall vor ihm auf einem Felsen aufblitzte, hemmte er nicht seinen Flug.

Die Radaranlage wurde ausgelöst. Die Kanone beschrieb einen Kreis. Zu Gorieks Glück fiel der unsichtbare Strahl auf den Steinbock, der gerade einen ungeschützten Felsgrat erklomm. Tödlich getroffen, stürzte das Tier in den Abgrund. Goriek, der just in diesem Augenblick den Steinbock eingeholt hatte, wurde verletzt - eine Schwinge war ihm gebrochen. Blind vor Rachgier, Schmerz und Wut erklomm der Adler in langen Sprüngen den Gipfel. Bevor sich die Kanone erneut aufladen konnte, stürzte er sich mit voller Kraft auf sie.

Nun verfügen die Riesenadler schon in frühester Jugend über eine ungeheure Kraft. Goriek rammte die Kanone zusammen mit der Drehscheibe. Polternd stürzte beides in die Tiefe. Die Kanone barst in Stücke. Drauf fiel Goriek mit seinem scharfen Schnabel über die Radaranlage her und hackte das hochempfindliche Gerät in kleinste Teile. Nach langem Suchen fanden die Adlereltern ihren Goriek auf dem Felsen und schleppten ihn mit Mühe und Not durch die Gebirgsschluchten heim.

WIEDER AN DEN SCHWARZEN STEINEN VON GINGEMA

Zweimal täglich wurden in Ranavir Signale über die Funktionstüchtigkeit der Radaranlagen empfangen. Als sie eines Tages ausblieben, machte sich Staffelkommandeur Mon-So auf, um den Grund herauszufinden. Er fand eine völlig zerstörte Anlage vor. Von dem Radar waren lediglich zerbrochene Details geblieben, während die Kanone einfach verschwunden war. Auf dem Gebirgshang fand der Flieger zwei Adlerfedern, die ihn Gruseln machten. War doch jede Feder so groß wie ein erwachsener Mensch. Klar war eins: Diese Havarie war nicht ohne Zutun der Vögel ausgelöst worden.

Schon früher, als die Plattformen für die Radaranlagen gesäubert wurden und die Flieger über die Berge geflogen waren, hatten sie wiederholt die Riesenadler aus der Ferne gesehen. Aus unmittelbarer Nähe jedoch hatte sie noch keiner beobachtet. Wenn sich ein Helikopter den seltsamen Vögeln näherte, flogen sie blitzschnell davon. KauRuck hatte noch das größte Glück gehabt: Er konnte sich den Vögeln auf die geringste Distanz nähern. Das war aber auch alles. Mehrmals wiederholte er seine Erkundungsflüge, hing mit seinem Helikopter über dem Adlerstal, beobachtete, wie die Vögel zu ihren Nistplätzen aufstiegen und sah aus der Ferne, wie sie Steinböcke und Gebirgszie-gen jagten.

Mon-Sos Meldung wirkte auf die Menviten niederschmetternd. Ihr Grenzschutz hatte sich also nicht als so zuverlässig erwiesen, wie die Schöpfer behauptet hatten. In Baan-Nus Pläne paßten keinerlei unangenehme Nachrichten. „Ich bin empört über eure Leichtfertigkeit", brüllte der General die Flieger und Ingenieure an. Seine Schlitzaugen wurden vor Zorn kugelrund wie Knöpfe. „Heute ist eine Radaranlage ausgefallen. Wo gibt es die Garantie, daß morgen nicht eine zweite und eine dritte ausfällt?" schrie er.

Flieger und Ingenieure schwiegen betreten. Schließlich ließ sich der Pilot des Sternschiffs, Kau-Ruck, vernehmen, der angestrengt über etwas nachgedacht hatte: „In den Bergen wohnen eben ungewöhnliche Adler", meinte er. „Na, und?" Baan-Nu hatte nicht begriffen.

„Sie jagen dort, wo unsere Radaranlagen stehen. Unsere Kanonen müssen ja einfach reagieren, wenn diese Riesenvögel auftauchen." „Was schert uns das", brabbelte der General.

„Die Kanonen werden schießen, und die Adler werden sie in den Abgrund schleudern", prophezeite Kau-Ruck. „Ein verwundeter Riesenadler verfügt wahrscheinlich über verblüffende Kraft."

„Sie mögen recht haben." Nur ungern stimmte Baan-Nu dem Piloten zu. „Aber was gibt es für einen Ausweg?"

„Einen einzigen", verkündete Kau-Ruck. „Das System muß aus Goodwinien hinaus verlegt werden. Bei unseren Kundschafterflügen haben wir festgestellt, daß das Land von einer Kette großer Schwarzer Steine umgeben ist. Sie befinden sich in gleichmäßiger Entfernung voneinander. Wozu diese Steine aufgestellt wurden, wissen wir nicht. Es ist nicht ausgeschlossen, daß es sich um Straßenzeichen handelt oder um Opfertische, auf denen die Bellioren in alten Zeiten den Göttern ihre Opfer darbrachten... "