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Kau-Ruck sprach von den Steinen der Gingema. Die Außerirdischen ahnten natürlich nicht, daß es Zaubersteine waren. Die böse Hexe hatte sie vor Jahrhunderten in der Wüste aufgestellt, um Wanderern und Reitern aus der Großen Welt den Weg ins Zauberland zu versperren. Nur die Bewohner des Zauberlandes konnten sich an ihnen vorbei zwängen oder über sie hinwegfliegen. Die Hexe hatte allerdings damals nicht geahnt, daß es einmal Helikopter geben werde, die die Steinbarrieren überfliegen können.

„Wir sollten unsere Radaranlagen auf diesen Riesensteinen installieren", schlug der Pilot vor. Seine Idee fand Zustimmung, und man beschloß, sie zu verwirklichen. Unverzüglich machten sich die Außerirdischen an die Arbeit. Der General ernannte Mon-So zum Verantwortlichen.

Es flogen so viele Helikopter los, wie Kanonen vorhanden waren. Außerdem wurde ein Sonderhelikopter für den Staffelkommandeur zur Verfügung gestellt, damit er rasch zwischen den einzelnen Punkten hin und her fliegen konnte. Arsaken wurden nicht mitgenommen. In jedem Helikopter saßen zwei Menviten, ein Pilot und ein Ingenieur. Vor dem Abflug wurde jedem Menviten eine Kanone zugeteilt, für deren Umbau er verantwortlich war. Emsig wie Bienen aus ihren Bienenstöcken schwärmten die Helikopter kurz darauf aus zu ihrem jeweiligen Ziel.

Die Sonne stieg höher, sie verblaßte allmählich, und wenn sie hinter den Wolken verschwand, schien sie noch fahler als sonst. Unter ihren Strahlen löste sich der Nebel auf, nur hie und da im Flachland lagen noch blasse Schwaden im Grund. Jetzt blitzten auch die Kanonen im Tageslicht. Tau funkelte auf ihren Rohren. Unbeweglich standen die Radaranlagen, sie wirkten wie geflügelte Pferde, bereit, jeden Augenblick ihre Reiterkunststücke zu vollführen. Es war, als würde die Sonne sie mit ihren Strahlen erwecken. Aber sie schliefen nicht Sie machten auch keine Anstalten zu erwachen. Sie waren einfach abgeschaltet.

Die Helikopter hingen über den Anlagen in der Luft. Die Ingenieure ließen sich an Strickleitern hinab und befestigten die Trosse an den Bügeln der Radaranlagen; nun mußten sie nur noch vorsichtig angehoben und zu den Schwarzen Steinen befördert werden. Man hatte zwischen den Steinen der Gingema die höchsten mit einer glatten Oberfläche ausgewählt.

Die Heckschrauben der Helikopter schienen sich geräuschlos in die Luft zu bohren. Das Unternehmen versprach erfolgreich zu verlaufen. Der Verantwortliche konnte sich nicht enthalten, kurz nach Ranavir zu fliegen, um dem General zu melden, daß der Auftrag in schnellem, sportlichem Tempo ausgeführt werde. Er wollte Baan-Nu erfreuen. Der General beendete gerade seinen Frühsport. Er boxte mit einem imaginären Gegner und sprang auf dem Boden hin und her. So würde vielleicht sein nächster Zweikampf mit dem Ungeheuer verlaufen, den er noch nicht in dem Werk „Die Eroberung der Belliora" beschrieben hatte.

Der Staffelkommandeur salutierte vor dem General, beschrieb die Situation in leuchtendsten Farben und flog, angespornt von Baan-Nus Lob zurück, um den weiteren Verlauf der Arbeiten zu leiten.

Als Mon-So hoch über den Schwarzen Steinen dahinschwebte, sah er, daß alle Kanonen aufgestellt waren. Die Helikopter, die über den Steinen hingen, strafften gerade die Trosse. Die Ingenieure kletterten an den Strickleitern in die Maschinen zurück. Bald würden sie im Lager sein und die Glückwünsche der Kameraden entgegennehmen.

„Großartig! Wundervoll!" Mon-So hätte vor Freude fast gesungen. Heute würden der Staffelkommandeur und seine Flieger ganz bestimmt als gefeierte Helden die Ehrenplätze an der Festtafel einnehmen wie in vergangenen Zeiten auf Rameria, wenn sie eine Operation erfolgreich beendet hatten. Bedienen aber würde Ilsor. Das hatte Baan-Nu zur Belohnung versprochen. Mon-So beschloß, rasch das Festessen zu bestellen und hatte schon seinen Helikopter gewendet. Da tönten miteins wild durcheinander Rufe aus seiner Funkanlage. Die Piloten von den anderen Maschinen, die ihren Kommandeur hoch in den Wolken entdeckt hatten, riefen um Hilfe. „Die Steine sind wie Magneten", schrien sie. Mon-So blickte aus dem Seitenfenster. Etwas Seltsames war geschehen. Einige Helikopter hüpften zwischen den Steinen auf und nieder, andere drehten sich wild im Kreis. Mehrere Helikopter hingen unbeweglich wie Luftballons über den Steinen, während die Menviten wie Zirkusartisten über die Maschinen sprangen und dann in die Kabinen hopsten, aus denen sie jedoch eine unsichtbare Kraft hinauszustoßen schien. Dieses Spiel wiederholte sich, bis die Menviten halb besinnungslos vor Erschöpfung in den Türen hängenblieben. Ein paar Helikopter waren leer. Die Ingenieure und Piloten schossen derweilen Purzelbäume auf den Strickleitern.

Mon-So erschreckte dieser Anblick dermaßen, daß er lange ratlos vor sich hinstarrte. Endlich beschloß er herauszufinden, was es mit den Helikoptern und deren Besatzungen auf sich hatte. Erzürnt schwor er, die Schuldigen streng zu bestrafen. Er flog zu einem Helikopter, in dem Pilot und Ingenieur nach wilden Sprüngen über dem Stein Atem schöpften. Der Pilot meldete:

„Mon-So, mein Oberst, höre, was ich dir sagen will. Mein Kamerad hat auf dem Schwarzen Stein unsere Anlage montiert und wollte gerade zurück in den Helikopter. Da geschah etwas Eigenartiges. Er war die Strickleiter knapp bis zur Hälfte emporgeklommen, als er wieder hinabstürzte. Das wiederholte sich mehrere Male. Irgend etwas schien ihn immerfort in die Tiefe zu ziehen. Ich wollte ihm helfen und begann den Ingenieur an der Strickleiter hochzuziehen. Doch in halber Höhe ließ mein Kamerad plötzlich los und purzelte auf den Stein."

Weiter geschah folgendes: Der Pilot landete den Helikopter auf dem Stein und zog den Ingenieur in die Kabine. Er riß den Steuerknüppel herum, und der Helikopter stieg auf. Doch kaum flogen die beiden über den Schwarzen Stein, als der Pilot den Steuerknüppel fahren ließ. Der Helikopter beschrieb einen Bogen, hüpfte über den Stein und landete auf der anderen Seite.

Mon-So lachte den Flieger derb aus und warf ihm das Ende seiner Trosse zu, um den widerspenstigen Helikopter ins Schlepptau zu nehmen. Ungehindert stiegen beide Maschinen auf. Miteins verspürte Mon-So einen harten Ruck. Die Trosse hatte sich gespannt, und der zweite Helikopter baumelte wie ein Stein an ihr. Wahrscheinlich hatte der Flieger wieder den Steuerknüppel losgelassen. Mon-So zog die Geschwindigkeitspedale durch. Die Luftschraube routierte wie wild, der Helikopter drehte sich um die eigene Achse, diesmal aber in die entgegengesetzte Richtung. Schließlich gelang es ihnen, die geheimnisvolle Anziehungskraft zu überwinden, sie stiegen auf, doch der unglückselige Pilot konnte nicht zu sich kommen. Mon-So, der den zweiten Helikopter enger an der Trosse zu sich heranzog, landete mühsam beide Maschinen unweit des Steins. Er zerrte den Piloten und den Ingenieur aus der Kabine, schimpfte fürchterlich und ohrfeigte sie. Endlich brachte er die beiden Pechvögel zur Besinnung.

„Mon-So, mein Oberst", sagte der Flieger und öffnete die Augen. „Von dem Augenblick an, da ich den Steuerknüppel fahren ließ, kann ich mich mit meinem Kameraden an nichts mehr erinnern. Wir wissen nur eins: Eine außergewöhnliche Kraft drückte uns in den Sitz zurück. Das ist alles."

So wie den ersten Helikopter befreite Mon-So nacheinander alle Menviten mit ihren Maschinen. Keiner wollte schließlich für ewige Zeiten auf den Schwarzen Steinen bleiben.

Als Baan-Nu von den Ereignissen erfuhr, überlegte er: Unter den Piloten war offenbar eine Erdepidemie ausgebrochen. Kurzerhand befahl er, alle in die Krankenstube zu legen. Doch, nachdem die Flieger sich von dem Schreck und ihren unfreiwilligen Sprüngen erholt hatten, wiesen sie keinerlei Krankheitssymptome mehr auf. Der General dachte bei sich: Das ist also nicht schlimm. Sie haben einfach einen Sonnenstich gehabt. Bedauerlich ist nur, daß die Anlage nicht funktioniert. Mon-So hatte, als er die Flieger befreite, in der Eile vergessen, die Radaranlagen und die Kanonen wieder ans Stromnetz anzuschließen.