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Ann wurde von einem Wachsoldaten aus dem Häuschen zu Hurrikaps Schloß geführt. Offensichtlich brauchte der General neue Informationen.

Ohne zu zögern, sprang Tim hinter dem Holzstoß hervor, packte Ann bei der Hand und flüsterte:

„Komm!"

Der Reif aber schützte nicht nur denjenigen, der ihn auf dem Kopfe trug, sondern auch alle, die der Besitzer berührte, vor fremden Blicken.

Der Menvite, der kein Auge von Ann gelassen hatte, stand starr vor Erstaunen. Die Gefangene, die er eben noch ins Schloß führen wollte, hatte sich in Luft aufgelöst. Ann und Tim liefen davon. Als der Menvite ihre trappelnden Schritte vernahm, brüllte er aus vollem Halse: „Unsichtbare! Haltet die Unsichtbaren! Sie sind hier, ganz in unserer Nähe!"

Im Lager wurde Alarm gegeben. Der Weg zum nächsten Durchgang wurde von einer Abteilung Menviten abgeriegelt. Überall stießen Tim und Ann auf die Außerirdischen. Verwirrt blieb der Knabe stehen, erblickte jedoch zum Glück in der Nähe einen unbesetzten Wachtturm. „Komm auf den Turm dort", flüsterte er Ann zu. Es war nicht leicht, die schmale Treppe zu zweit zu erklimmen und sich dabei unausgesetzt aneinander festzuhalten. Doch den Kindern gelang es. Und das im rechten Augenblick! Die Menviten gingen in Schützenkette durchs Lager, sie hatten sich untergehakt und durchkämmten das Territorium. Doch die unsichtbaren Wesen schienen wie vom Erdboden verschluckt.

Mon-So leitete den Suchtrupp in der Nähe des Wachtturms. Als er bemerkte, daß dort kein Wachsoldat stand, schickte er einen Arsaken aus, um zu überprüfen, ob der Turm tatsächlich unbesetzt war. Behende lief der Arsake die Treppe hinauf. Mucksmäuschenstill standen Ann und Tim auf der Plattform. Der Arsake vernahm sofort ihren aufgeregten Atem, fuhr lässig mit der Hand durch die Luft und rief laut: „Keine Menschenseele, mein Offizier!" Rasch eilte er wieder hinab. Die Suche wurde noch lange fortgesetzt, verlief jedoch ergebnislos. Vielleicht können die Erdbewohner nicht nur unsichtbar, sondern auch unfaßbar werden? überlegte der General unruhig. Aber wie sollen wir da gegen sie kämpfen?

Gegen Abend wurde es im Lager stilclass="underline" Die Bewohner begaben sich zur Ruhe, die Wachsoldaten bezogen ihre Posten.

Ann und Tim stiegen, jedes Geräusch vermeidend, die Treppe hinab und schlüpften an den Wachsoldaten vorbei durchs erstbeste Tor. Dann eilten sie im Laufschritt zum Pavillon, in dem der Eiserne Ritter sie erwartete.

UNHEILVOLLE PLÄNE

Baan-Nu berief eine Geheimsitzung seines Stabes ein. Von den Arsaken war nur Ilsor anwesend und auch dies ausschließlich in seiner Eigenschaft als Diener des Generals. Zur Eröffnung brachte Baan-Nu einen Hochruf auf den großen und unbesiegbaren Guan-Lo aus. Die Anwesenden erhoben sich von ihren Plätzen, rissen die Arme zum Gruß hoch und schrien dreimal mit heiseren Stimmen: „Gorr-au !"

„Wir müssen endlich mit Goodwinien Schluß machen!" verkündete der General ohne jede Einleitung. „Wir beginnen mit der Smaragdenstadt, dem Herzen von Goodwinien. Wir werden alles in Schutt und Asche legen und die Smaragde an uns bringen. Wir wollen den Erdenbürgern zeigen, wozu wir fähig sind. Bisher haben wir sie lediglich in Erstaunen versetzt, und sie haben versucht herauszufinden, wer wir sind. Fortan sollen sie in Angst und Schrecken leben und vor uns zittern!"

Schweigend ging Ilsor von einem zum anderen, schenkte Getränke ein zu den Früchten und merkte sich jedes Wort.

„Die Operation wird unter der Codebezeichnung ,Schrecken verlaufen. Alle Helikopter sind einzusetzen. Wir bestücken sie mit Bomben. Wenn die Mehrheit der Einwohner getötet ist, zwingen wir den Rest mit unserem Blick zum Gehorsam."

Der General schwieg. Zustimmende Rufe wurden laut.

„Wir werden alle steinreich nach Rameria zurückkehren", versprach Baan-Nu.

Er verschwieg natürlich, daß er längst beschlossen hatte, die Schätze der Smaragdenstadt in seinen persönlichen Besitz zu bringen.

„Mein General!" Ehrerbietig wandte sich der Kommandant der Helikopterbesatzungen Mon-So an BaanNu: „Nachdem der unsichtbare Feind bei uns gewesen ist, sind fast alle Helikopter fünktionsuntüchtig."

„Wie lange brauchen Sie zur Reparatur?" fragte der General.

„Bei angespannter Arbeit nicht unter zehn Tagen", entgegnete jener.

Diese Antwort erfreute Ilsor. Die Zeit würde ausreichen, um alles weiterzumelden und

neue Pläne zu schmieden.

In einem Ton, der keine Widerrede zuließ, sagte der General „Die Helikopter müssen fristgemäß fertiggestellt sein. Setzen Sie alle Leute zur Reparatur ein und beschaffen Sie die notwendigen Ersatzteile. Für die Ausführung dieses Befehls sind sie, Mon-So, und du, Ilsor, persönlich verantwortlich." „Zu Befehl, mein General." Der Staffelkommandeur Mon-So neigte den Kopf. Ilsor, der sich wieder als Cheftechniker fühlte, verneigte sich tief. Damit war die Sitzung beendet.

Dritter Teil. DAS SCHLAFWASSER

DER ANGRIFF DER HOLZKÖPFE

Ilsor meldete über Mentacho den bevorstehenden Überfall der Außerirdischen auf die Smaragdenstadt.

Nach Mitternacht versammelte sich der Militärrat im Thronsaal des Smaragdenschlosses. Keine Minute durfte verloren werden. Alle beschäftigte nur ein Gedanke, wie sich die drohende Gefahr, die über dem Zauberland lag, abwenden ließe. Nach einem Tag ununterbrochenen Nachdenkens konnten sich die Mitglieder des Rates vor Müdigkeit kaum noch auf den Füßen halten. Dem Scheuch blätterte sogar die Farbe vor Überanstrengung ab. Ann mußte zu Farbtopf und Pinsel greifen, um ihm ein neues Gesicht anzumalen. Dem betrübten Eisernen Holzfäller rannen ununterbrochen Tränen über die Wangen, und er mußte, um nicht zu rosten, stündlich geölt werden.

Besonders schwer wurde Kaggi-Karr die Teilnahme an der Sitzung. Immer wieder fielen ihr die Augen unter den geschwollenen, schweren Lidern zu. Nur wenn sie den Kopf schüttelte, konnte sie sie wieder aufreißen. Als erster sprach der Scheuch. Wie immer unterschied sich seine Rede durch Kürze und seine schon sprichwörtliche Weisheit. Er sagte:

„Wir dürfen den Fremdlingen nicht die Initiative überlassen. Während die Wasserleitung verlegt wird, müssen wir andere Offensiven starten. Wir müssen den Fremdlingen unsere Taktik aufzwingen und sie in die Verteidigung drängen. Was gibt es für Vorschläge?" fragte der Gebieter. „Haltet euch kurz. Bedenkt, daß es dort, wo viele Worte gemacht werden, der Weisheit mangelt."

Die Rede des Scheuchs wurde selbstverständlich gebilligt, doch keiner hatte es eilig mit Vorschlägen. Es fällt ja bekanntlich immer leicht, etwas dahinzureden. Viel schwieriger aber ist es, weise zu sein.

Als erster brach Faramant das Schweigen. Die langen Wachen am Tor regten zu ernsthaften Überlegungen an. Wenn ihr einen guten Rat braucht, wendet euch also vertrauensvoll an den Torhüter. Er hat sie massenweise parat. „Wir müssen einen Überfall auf das Lager der Fremdlinge unternehmen", sagte Faramant. „Es muß ein machtvoller Überraschungsangriff werden. Vor allem aber müssen die Hauptwaffen der Fremdlinge, die Strahlpistolen, unwirksam gemacht werden. Kurz, als Ausführende sehe ich keinen, außer den Holzköpfen." Hier unterbrach ihn Din Gior, der als Feldmarschall für die Erfolge der militärischen Unternehmungen im Zauberland verantwortlich war. Er sprach: