Eher aus Angst als irgendwelchen Überlegungen folgend, drehte Mon-So das Fenster hoch und wendete den Helikopter. Als er sich hastig nach allen Seiten umblickte, bemerkte er, daß die anderen Maschinen ebenfalls überfallen wurden. Mit ausgebreiteten Schwingen stürzten sich die Adler auf die Helikopter. „Na, mein General, was machen wir?" Über Funk vernahm Mon-So Kau-Rucks spöttische Stimme. „Wie gedenken Sie den Überfall dieser Riesentiere zurückzuschlagen? Sollten wir nicht lieber gleich das Spiel aufgeben? Was Sie machen, interessiert mich nicht. Ich für meinen Teil kehre um. Ich will weder selbst umkommen noch diese stolzen Vögel töten. Daß wir gegen Adler kämpfen werden, gehört nicht zu unserer Abmachung!"
„Ich verbiete es Ihnen!" schrie Mon-So mit sich überschlagender Stimme. „Sie werden sich vor Baan-Nu verantworten!"
„Verstehen Sie doch", auch Kau-Ruck schrie jetzt, da rundum Lärm toste, „die Schlacht ist völlig sinnlos. Weshalb sollen wir so edle Vögel abschießen und selbst dabei zugrunde gehen?" „Feigling!" bellte Mon- So.
Doch Kau-Ruck, der gar nicht mehr recht hinhörte, was Mon-So ihm zurief, wendete entschlossen seinen Helikopter und flog zu einer stillen Waldwiese. Ein erbitterter Luftkampf begann.
Wie schwere Steine ließen sich die Adler auf die Helikopter fallen und packten sie mit ihren mächtigen Schwingen. Ihre riesigen Schnäbel tauchten vor den Sichtfenstern der Flieger auf. Es wurde stockdunkel. Unsicher tasteten die Piloten nach den Steuerknüppeln. Blindlings feuerten die Schützen ihre Strahlpistolen ab. Doch für die Riesenvögel bedeuteten diese Schüsse keine Gefahr. Viel gefährlicher war für sie die routierende Steuerschraube des Helikopters. Sie zerfleischte ihren Körper. Aufgepeitscht von dem Schmerz, schlugen die Adler nur noch wilder mit den Schwingen um sich. Die Piloten ließen die Steuerknüppel fahren, und die Helikopter gerieten außer Kontrolle. Einige Flugapparate stürzten ab. Aber auch die Adler fanden den Tod. Karfax, der sah, wie seine Gefährten umkamen, stieß von unten gegen einen Helikopter, schlug mit den Schwingen gegen die Maschine, krallte sich am Fahrgestell fest und rüttelte es, bis der Helikopter in der Luft umkippte. Einen Moment hing er reglos in der Luft, um dann in die Tiefe zu stürzen und zu explodieren. Nachdem Karfax auf diese Weise einen Helikopter außer Gefecht gesetzt hatte, stürzte er sich auf den zweiten und auf den dritten ...
Ein Teil der Adler griff die Helikopter an der kleinen Heckschraube an. Sie stießen kriegerische Schreie aus, verkrallten sich in den Maschinen, zerbrachen sie mit ihren kräftigen Fängen und hackten sie mit den scharfen Schnäbeln wie mit schweren Äxten kurz und klein. Ununterbrochen belferten die Strahlpistolen, allerdings erfolglos. Die. Adler, vorsichtig geworden, wichen vor den Sichtfenstern zurück. Sie starteten ihre Angriffe von unten oder vom Heck aus und ließen erst dann vom Helikopter ab, wenn der Pilot die Herrschaft über ihn verloren hatte.
Die Riesenvögel verbreiteten mit ihrem erbitterten Kampfwillen Panik und Schrecken unter den Außerirdischen. Einen Schrecken, den die Fremdlinge in die Smaragdenstadt hatten tragen wollen, um die Erdbewohner in die Knie zu zwingen. Din Giors Armee nahm an dieser Schlacht nicht teil, doch seine Soldaten waren die leidenschaftlichsten Zuschauer, die man sich vorstellen konnte. Mit begeistertem Gebrüll reagierten sie aufjeden Erfolg der verbündeten Adler und stöhnten angstvoll, wenn ein Vogel in den Abgrund fiel. Tilli-Willi rannte lange hinter einem abstürzenden Helikopter her in der Hoffnung, ihn mit seinem Degen zu spalten. Doch der Helikopter blieb in der Krone einer riesigen Eiche hängen und zerschellte. Endlich ergriffen die Außerirdischen die Flucht. Mit verbogenen Schrauben, mit beschädigten Motoren, mit zerschlagenen Fahrgestellen gelangten die Helikopter schaukelnd nach Ranavir. Die leeren, für die Smaragde bestimmten Schatullen hatten die Piloten längst über Bord geworfen. Das Vogelheer versperrte jedoch den flüchtenden Feinden auch den Weg in Hurrikaps Tal. Nur zehn Helikopter erreichten das Lager. Mon-So konnte sich mit Mühe und Not retten. Seine Meldung, vor allem aber der Anblick der zerstörten Helikopter, erschütterten Baan-Nu zutiefst. Der General, der sich noch vor kurzem allmächtig gedünkt hatte, wurde von Angst geschüttelt. Er konnte nicht begreifen, was in diesem kleinen Land vor sich ging, das so schüchterne Geschöpfe bewohnten.
Der Dolmetscher Mentacho suchte den General davon zu überzeugen, daß die Adler Ranavir nicht überfallen würden, hegten sie doch keinerlei feindliche Absichten. Aber Baan-Nu zitterte weiter vor Schreck, und die Angst verließ ihn nicht mehr. Nach einigen Tagen ehrten die Gebieter der Smaragdenstadt, des Violetten Landes sowie die gütigen Feen Willina und Stella den mutigen Karfax mit den höchsten Orden ihrer Staaten.
Der Scheuch befahl, in der Chronik ausführlich die historische Schlacht zu beschreiben. Gewissenhaft erfüllten die Zwerge seinen Auftrag.
Finster blickte der General in den Spiegel und verhielt seinen lautlosen gemessenen Schritt. Er setzte sich so schwerfällig in den Sessel, als ließen sich zusammen mit seinem Körpergewicht auch all seine Sorgen nieder. Noch niemals während des gesamten Aufenthalts auf Belliora hatte er sie so deutlich gespürt. Die Misserfolge der letzten Tage drückten ihm auf Schultern und Brust, vor allem aber schmerzte ihm entsetzlich der Kopf.
Was tun? Was geht hier bloß vor sich? überlegte der Menvitenführer. Der Luftangriff auf die Smaragdenstadt war also ein völliges Fiasko geworden. Wer weiß, vielleicht haben die Bellioren, während wir auf Rameria die modernste Technik entwickelten, Naturgeheimnisse entdeckt, die uns noch unbekannt sind? Warum haben die Riesen-adler die Helikopter überfallen? Ob die Leute aus Goodwinien sie das gelehrt haben?
Und der Überfall der Nagetiere? War das ein Zufall gewesen oder ein tollkühner Streich? Warum ließen diese attackierenden Gestalten Holzspäne zurück? Eines war klar. Die Bellioren haben erraten, daß wir sie unterwerfen wollen. Nun, wenn es uns mit Körperkraft nicht gelungen ist, so werden wir es eben mit Hinterlist bewerkstelligen. Dabei wird uns die Sprechmaschine helfen. Sie versagt nie.
Der General nahm eine silberne Glocke vom Tisch und klingelte ungeduldig. Sofort öffnete sich die Tür, und auf der Schwelle des Arbeitszimmers stand Ilsor.
,,Ilsor, ist alles bereit zum Test?" fragte BaanNu.
„Die Maschine ist bereit. Oberst Mon-So hält zwei Erdbewohner für Sie bereit. Wir können mit dem Test beginnen, mein General."
Diese Meldung beruhigte Baan-Nu. Er würde sich zumindest nicht mehr von den Ereignissen überrumpeln lassen, sondern seinem Willen alles andere unterordnen.
,,Mit dem Test ist sofort zu beginnen. Außer KauRuck, Mon-So und dir hat keiner anwesend zu sein", verfügte Baan-Nu.
Der für die Menviten gegenwärtig wichtigste Test sollte unter Leitung des Generals im Blauen Häuschen stattfinden. Alle begaben sich dorthin.
Baan-Nu befahclass="underline"
,,Wir fangen mit Mentacho an."
Mentacho und Elvina, die fühlten, daß im Blauen Häuschen etwas Ungewöhnliches vor sich ging, hatten sich gleich neben der Tür auf Stühle gesetzt. Sie glaubten, daß man sie sofort in die Pilze schicken würde. Stattdessen begrüßte Baan-Nu jedoch den Weber mit dem unerwarteten Ausruf: ,,Sei gegrüßt, hochverehrter Belliore !"
Mentacho dachte: Da soll nun einer diese Generale begreifen! Höflich erwiderte er auf Menvitisch: