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„Wenn wir es bloß schaffen, wenn wir es bloß schaffen", riefen die Käuer aufgeregt durcheinander.

Die Glöcklein an ihren Hüten zitterten, und aus den Häusern war ununterbrochen ihr Läuten zu hören. Für die Käuer war es wirklich an der Zeit, in die Smaragdenstadt zu ziehen.

Dank der technischen Kenntnisse des Scheuchs hatte sich einiges im Zauberland verändert. Das Großartigste blieb natürlich die Umwandlung der Smaragdenstadt in eine Insel. Doch trotz des Kanals, der die Hauptstadt jetzt umgab, nannten die Einwohner sie aus alter Gewohnheit nicht Insel, sondern weiterhin die Smaragdenstadt. Die Neuerungen des Dreimalweisen Scheuchs betrafen auch andere Orte im Zauberland. So brauchten die Bewohner nicht mehr zu überlegen, wie sie über den Großen Fluß kämen, man hatte einfach eine Brücke gebaut. Durch den düsteren Wald konnte man jetzt auch des nachts laufen, denn die Gelbe Backsteinstraße säumten Laternen, die leise in der Dunkelheit schaukelten. Dieses Schaukeln und das rötliche Licht schreckten die wilden Tiere ab.

Doch wenn sie sich nicht verspäten wollten, mußten sich die Käuer bald aufmachen, denn sie konnten nur kleine Schritte nehmen, der Weg aber war weit.

Selbstverständlich schliefen sie in dieser Nacht sehr unruhig, wie die Kinder vor einem Festtag. Deshalb erwachten sie sofort, als sie das Läuten der Glöcklein an ihren Hüten vernahmen. Sie hatten die Hüte zur Nacht auf den Fußboden gestellt, damit die Glöcklein verstummten. Wer also hatte da geläutet? Vielleicht die Mäuse? Die Käuer blickten unter die Hüte, konnten jedoch nichts Verdächtiges entdecken. Von der Straße ertönte ein lautes Heulen, das sich ständig verstärkte. Aufgeregt eilten die Käuer aus den Häusern.

Ein riesiger Feuerball flog tosend auf die Weltumspannenden Berge zu. Prem Kokus fragte verblüfft: „Ein Meteor?"

Aber ein Meteor heult nicht, beantwortete er selbst seine Frage. Er streckte die Hände zum Himmeclass="underline" „Schaut nur!"

Die Kugel löste sich auf und wurde zu einem irrisierenden gelben Feuer, das in der Form an mehrere, miteinander befestigte Königskronen oder an einige umgestülpte Getreidegarben erinnerte.

Die Käuer bekamen Angst. Sie begannen zu zittern. „Klinge-ling-ling", klingelten die Glöcklein an ihren Hüten.

Das Heulen verstärkte sich. Von den Weltumspannenden Bergen zogen gelbweiße Rauchschwaden auf. Ein Wirbelwind brach los. Die Bäume bogen sich.

Das Feuer verlosch. Statt des Heulens drang nun von den Bergen ein Donnerrollen, das mehrmals vom Echo gebrochen wurde.

Kokus trieb die Käuer an:

„Schnell, schnell in die Smaragdenstadt! Es ist zu gruselig. Gruselig und unheimlich. Vielleicht wird unser Gebieter... "

„Der Weise Scheuch findet's heraus", beschlossen die Käuer, noch immer zitternd, und die Glöcklein an ihren Hüten klingelten im Takt zu ihren Worten.

DIE LANDUNG

Die Fremdlinge wollten vor dem Morgengrauen landen. Sie vermuteten, daß nachts auf Belliora ebenso wie auf Rameria alles schlief, und ihre Ankunft deshalb unbemerkt bliebe.

Woher konnten sie wissen, daß die Einwohner des Zauberlandes just in dieser Nacht keine Ruhe fanden!

Nach der letzten Erdumkreisung ging das Raumschiff zur Landung in eine gleitende Umlaufbahn über. Der Pilot Kau-Ruck saß am Steuerpult. Seine Bewegungen waren ruhig und präzise. Aufmerksam blickte er auf den Schirm des Ortungsgeräts für Nachtsicht, auf dem sich die Umrisse der unbekannten Gegend abzeichneten. Er durfte jetzt nicht den Ring der Berge übersehen oder, besser gesagt, jene Stelle am Fuß der Berge, wo die Außerirdischen ein Riesenschloß mit schwarzen Fensterhöhlen und einem halbverfallenen Dach entdeckt hatten. Offensichtlich war dieses Schloß unbewohnt, so daß es zunächst als Unterkunft dienen konnte. Kommandant Baan-Nu war bereit, sich in all seiner Pracht auf dem neuen Planeten zu zeigen. Ilsor hatte schon lange seinen Bart Härchen um Härchen geschoren und gekämmt. Jetzt half der Diener dem General beim Anlegen der Paradeuniform. Als Paradekleidung dienten den Menviten leuchtende Overalls aus festem Seidengewebe.

Die leuchtenden Farben schienen die fahlen starren Gesichter der Menviten zu beleben. Die Orden wurden an den Overalls nicht angesteckt, sondern mit Gold-, Silber- und schwarzen Fäden aufgestickt.

Sie hatten die Form der Sonne, des Mondes oder der Sterne; einfache Orden wurden durch Ordensspangen symbolisiert. In der Mitte jedes Ordens waren die Nachbargestirne und -planeten von Rameria dargestellt. Grundregel für die Auszeichnung bei den Menviten war: Je höher der Posten, den einer bekleidete, desto mehr schöne Orden besaß er. Zum Parade-Overall gehörten Knöpfstiefel aus weichem, leichtem Leder. Kaum zeichneten sich auf dem Schirm der Ortungsgeräte die Umrisse des Schlosses ab, da wendete Kau-Ruck das Raumschiff geschickt mit den Triebwerken zur Erde. Er stellte gern seine Gewandtheit unter Beweis, um die Zuschauer in Erstaunen zu versetzen. Am Himmel gab es nur leider keinen, der sich für seine Landungsmanöver interessiert hätte. Äußerlich schien der Pilot völlig kaltblütig. Langsam setzte das Raumschiff zur Landung an. Unmittelbar vor dem Schloß hing es, gestützt auf irrisierende gelbe Flammen, die wie kronenförmige Feuermasten wirkten, einen Augenblick in der Luft und sank dann zur Erde. Sofort glitten aus dem Raumschiff schwenkbare Stützen in Form eines riesigen Dreifußes.

Als sich die Rauchwolken und der aufgewirbelte Staub verzogen hatten, entnahmen die Menviten der Atmosphäre zum letzten Mal Proben und öffneten, nachdem sie sich überzeugt hatten, daß ihnen keine Gefahr drohte, die Ausstiegsluke. Die frische Nachtluft, der Duft der Gräser und Blumen drang in das Sternschiff und machte die Außerirdischen ganz benommen.

Die Gangway wurde herabgelassen. General Baan-Nu setzte als erster seinen Fuß auf die Erde. Seine neue rote Aktentasche hielt er fest an den Körper gepreßt. Für alle Fälle hatte er sie mit einem Kettchen am Handgelenk befestigt. In der Aktentasche befand sich sein Manuskript. Das war der größte Schatz des Generals. Er beabsichtigte, die Geschichte der Bezwingung von Belliora zu verfassen. Während des Fluges hatte er sie bereits begonnen. Mit diesem Werk wollte der General die Militärkunst der Menviten verherrlichen, vor allem aber träumte er davon, sich selbst ein ewiges Denkmal zu setzen.

Das Raumschiff stand am Fuße der Großartigen Berge, deren verschneite Gipfel in den Sternenhimmel aufragten. Ganz in der Nähe rauschten die Wälder, und das einschläfernde Zwitschern der Vögel tönte durch die Nacht. Als der Kommandant über den feuchten weichen Grasteppich schritt, empfand er die Genugtuung des Eroberers, das Herz stockte ihm, um dann umso rascher zu pochen. Baan-Nu mußte den Reißverschluß seines Kragens öffnen.

An diesem Ort werden die Würdigsten unter den Menviten leben, dachte er. Sklaven gibt es überall genug.

Als er sich zum Raumschiff umwandte, sah er, daß fast alle ausgestiegen waren. Stolz schritten die Menviten in ihrer ordensbestickten Kleidung auf und ab und starrten bisweilen einem Arsaken, der unnütz gesäumt hatte, strafend in die Augen. „Nun aber schneller", befahl dieser Blick. Und der Arsake bewegte sich flink wie ein aufgezogenes Spielzeug.

Die Arsaken machten sich an ihre gewohnte Arbeit: Sie schufen den Menviten komfortable Lebensbedingungen.

Sie stellten ein Luftzelt auf und legten den Boden mit Luftmatratzen aus. Andere bereiteten das Abendbrot und brachten Getränke. Die dritten schleppten Zweige aus