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Verputzer und Maler arbeiteten mit Zerstäubern, die zunächst Risse, abgeschlagene Stellen und Löcher mit Kitt verschmierten. Nach einiger Zeit trocknete der Kitt. Dann wurde er mit grauer Farbe überstrichen und war nicht mehr von Stein oder Felsen zu unterscheiden. Die Fremdlinge wollten das Schloß nämlich nicht reparieren, sondern ihm auch ein Aussehen verleihen, daß sie wenigstens teilweise an Rameria erinnerte. Auf Rameria hatten alle Häuser die Form von Felsbrocken mit bunten Fenstern. Die Arsaken arbeiteten schnell, doch die menvitischen Aufseher trieben sie zu noch größerer Eile an.

Ilsor leitete die Montage der Helikopter, deren Einzelteile in der „Diavona" lagen. Sie hatten einen kleinen Kerosinvorrat mitgebracht, doch die Geologen gedachten

Brennstoffvorräte auf Belliora zu erkunden und hatten die Arbeit bereits aufgenommen. Mehrmals schon hatten sie Proben gebracht, aber Ilsor hatte sie jedesmal abgelehnt. „Die Qualität muß besser sein", erklärte er den Geologen. In Wahrheit hatte Ilsor keine Eile, den Menviten zu helfen, denn er wußte, daß das mitgebrachte Kerosin nicht lange reichen würde. Er war bereits in der Nähe der Dörfer der Erzgräber und der Käuer gewesen und hatte gesehen, was für harmlose Menschen dort lebten. Die Vögel beobachteten tief in den Baumkronen verborgen die Außerirdischen, welche sich nach ihrer Ansicht unerklärlich benahmen. Die einen, von hohem Wuchs, mit stolz erhobenen Köpfen, herrischen Gesten und lauten Stimmen, deren Kleidung mit Orden bestickt war, befehligten die anderen, die in grüne, lose fallende Overalls aus grobem Gewebe, welches an Jutestoff erinnerte, gekleidet waren. In Größe und Kraft waren die Leute in den groben Overalls denen mit den Orden unterlegen. Sie hatten freundliche Augen und schienen den Vögeln sehr schutzlos.

Die Vögel lauschten den Unterhaltungen der Außerirdischen, konnten sie jedoch nicht verstehen. Sie dachten bei sich: Wie seltsam sie murmeln. So bemühten sie sich denn, herauszufinden, was in dem verlassenen Schloß vor sich ging. Ihre Aufmerksamkeit erregte ein Riesenungetüm, das an ein großes Haus mit runden Fenstern erinnerte und unter einem Netzteppich versteckt war. Einige Schwalben und Zaunkönige flogen, alle Vorsicht außer Acht lassend, nahe an das Sternschiff heran und mußten diesen Leichtsinn mit dem Leben büßen. Einer der hochgewachsenen Fremdlinge nahm einen Gegenstand zur Hand, der in der Form an eine längliche Taschenlampe erinnerte, wie die Vögel sie zwischen dem Feuerzeug, der Pistole und den anderen Sachen des Seemanns Charlie gesehen hatten. Der Fremdling drückte auf einen Knopf, und ein unerträglich heller Strahl flammte auf, der im selben Moment die Vögel verbrannte.. Die Schwalben fielen tot zur Erde, ohne ihre Nester in den Bergschluchten zu erreichen. Die Zaunkönige, die besser laufen als fliegen können, hüpften flink ins Gebüsch, doch das schreckliche Licht verbrannte sie zusammen mit dem grünen Laubwerk. Die schnellen Vögel konnten nur noch einen letzten Schrei ausstoßen, der dem Ton einer Flöte oder dem Lied eines Menschengeschöpfes ähnelte. Es war jenes Lied, für das die Zaunkönige seit Jahrhunderten auch Orgelspieler genannt werden. Die gefiederten Kundschafter wußten zwar nicht, daß sie eine Strahlpistole gesehen hatten, doch sie wußten nun immerhin, was sie von den ungebetenen Gästen zu erwarten hatten. Fortan verbargen sie sich im Wald, ließen sich nicht mehr blicken und machten ihre Beobachtungen in der Nähe des Schlosses mit größter Vorsicht. Wie auf Verabredung fanden sich die Vögel schließlich auf den Zweigen einer weitausladenden Eiche ein und hielten Rat, was sie weiter unternehmen sollten. Sie beschlossen, umgehend eine Meldung in die Smaragdenstadt weiterzugeben. Der im Laufe der Jahre immer weiser gewordene Papagei Katschi schrieb in dieser Meldung: „Hochverehrter Gebieter Scheuch! Ich melde ein Ereignis von außerordentlicher Bedeutung. Vielleicht bin ich im Alter über die Maße vorsichtig geworden, doch ich habe den Eindruck, daß uns gegenwärtig eine viel größere Gefahr droht, als seinerzeit durch den Krieg mit der Riesin Arachna. Fremdlinge sind in unser Land eingedrungen und haben sich in der Nähe des Schlosses von Hurrikap niedergelassen. Sie besitzen eine riesengroße Maschine mit runden Fenstern, in die sie aus- und einsteigen. Das wichtigste aber ist, sie haben Stablampen, die nicht leuchten, sondern töten, denn sie verbrennen alles.

Unsere mutigsten Kundschafter, die Schwalben und Zaunkönige, sind ihnen bereits zum Opfer gefallen. Laß Dir dies alles durch den Kopf gehen, oh Gebieter. Wenn Gefahr droht, muß man etwas unternehmen!"

Der Goldspecht lernte den Text auswendig und flog nach Nordosten zur Smaragdenstadt. Er flog so rasch es seine Kräfte erlaubten. Sein goldenes Gefieder lohte am blauen Himmel wie eine Feuerflamme. Nach ein paar Meilen übermittelte er dem Eichelhäher Wort für Wort den Text. Der breitete mit frischer Kraft seine Schwingen wie ein Segel aus, gab die Worte des weisen Katschi einem anderen Vogel weiter und so setzte sich die gefiederte Stafette fort.

Die Verdienste der berühmten Kaggi-Karr, die die Vogelstafette erfunden hatte, waren im Lande Hurrikaps allgemein bekannt. Der Strohscheuch, der ihre Ratschläge befolgt hatte, hatte seinerzeit vom Zauberer Goodwin, dem Großen und Schrecklichen, ein Gehirn erhalten und war zum Gebieter über die Smaragdenstadt bestellt worden. So hatte es der falsche Zauberer Goodwin angeordnet, bevor er das Zauberland verließ. Der Scheuch hatte die Krähe für ihre vielen nützlichen Vorschläge mit einem Orden ausgezeichnet, auf den sie sehr stolz war und weshalb sie sich für den wichtigsten Vogel im Staate, für die Königin der Krähen hielt.

Es war nur wenig Zeit vergangen, und die Haubenlerche, die ihren Namen wegen der zwei langen schwarzen Federn erhalten hatte, die ihr Köpfchen schmückten, langte am Tor der Smaragdenstadt an.

EIN WICHTIGER BESCHLUSS

Faramant, der am Tor Wache hielt, konnte gar nicht so schnell die grünen Brillen verteilen, wie sie gefordert wurden. Sie reichten zu dem auch nicht aus, obwohl mehrere Körbe bereit standen. Zu groß war die Zahl der Besucher, die in die Smaragdenstadt drängten.

Die ersten Nachrichten über die ungewöhnlichen Ereignisse, die sich in den Bergen abspielten, hatte der Läufer überbracht, der Urfin bei der Ernte half. Dann kam die Lerche, und als letzte marschierten die Käuer an. Zu diesem Zeitpunkt erschienen auch andere Einwohner aus allen Gegenden des Zauberlandes. Allgemeine Unruhe machte sich breit.

Die Haubenlerche übermittelte der Krähe Kaggi-Karr die Nachricht des weisen Katschi. Verängstigt berichteten die Käuer vom Heulen in den Bergen und vom gelben Feuer. Aufgeregt riefen sie durcheinander „Es war eine rote Kugel!" „Nein, eher ein Meteor!" „Das war doch kein Meteor! Er hat so scheußlich geheult!"

Nachdem Kaggi-Karr aufgeregt alle angehört hatte, machte sie sich umgehend auf zum Scheuch. Sie fand den Gebieter im Thronsaal, der jetzt Bibliothek hieß. Die Bibliothek war ebenfalls eine Erfindung des Scheuchs. Von Elli hatte er seinerzeit gehört, daß es einen Ort gibt, an dem Bücher aufbewahrt und gelesen werden. Später hatte der Scheuch in Goodwins Schatzkammer hinter dem Thronsaal zwischen Märchenvögeln, -fischen, -tieren, neben der Seejungfrau und anderen Wundertieren, die der große Betrüger benutzte, wenn er sich verwandelte, ein paar Bücher entdeckt. Etliche Bücher fanden sich auch in Ellis Wohnwagen. Natürlich waren es zu wenige für eine richtige Bibliothek. Aber sie fanden Platz auf zwei Borden, die der Scheuch selbst mit Nägeln an der Wand befestigte.