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Pepper hielt ihnen nicht die Hand hin, stattdessen erwiderte er Hawkwoods Blick einige Sekunden, dann nickte er kurz.

Morgan neigte den Kopf leicht zur Seite. »Sie haben eine ziemliche Reise hinter sich. Die Sache in Warden hat uns zu schaffen gemacht. Wir hatten dort keinen Zwischenfall erwartet.«

»Wir auch nicht«, sagte Hawkwood. »Wie viele Männer haben Sie verloren?«

»Zum Glück keinen, aber drei sind verwundet worden.«

»Wir haben gesehen, wie Isaac fiel«, sagte Lasseur.

Morgan nickte. »Der hatte Glück. Die Kugel traf ihn an der Schulter, aber er wird keinen bleibenden Schaden zurückbehalten.«

»Und die Angreifer?«, fragte Hawkwood. »Waren die hinter uns her oder hinter der Ware?«

Morgan sah Hawkwood leicht ironisch an. »Ist schon gut, Captain, Sie können ruhig schlafen. Die waren hinter der Ware her, nicht hinter Ihnen. Jemand hat ihnen einen Tipp gegeben. Meine Leute ziehen schon Erkundigungen ein. Wenn wir wissen, wer es war, werden wir uns um ihn kümmern.« Morgan neigte den Kopf zur Seite. »Gideon sagte, es ging um Haaresbreite, Sie hätten das Boot gerade noch erwischt.«

Hawkwood zuckte die Schultern. »Besser nass als tot. Was ist mit dem Zoll? Haben die jemanden verloren? Es wurde viel geschossen. Es sah aus, als wären auch Dragoner dabei gewesen.«

Morgan runzelte die Stirn. »Drei Zöllner sind verwundet worden, ein Dragoner ist tot. Ein Pferd ist auch umgekommen, das ist verdammt schade.« Er sah zur Box hinüber. »Gute Reitpferde sind knapp.«

Gute Dragoner auch, dachte Hawkwood. »Sie hatten Verstärkung auf den Klippen.«

»Das haben wir immer. Es macht sich bezahlt, vorsichtig zu sein. Hat Jessie Flynn sich gut um Sie gekümmert?«

Hawkwood nickte. »Wir können nicht klagen. Den Überfall auf dem Weg hierher hätten wir aber nicht gebraucht. Ihr Mann Higgs bekam ja fast einen Herzschlag.«

Eine Sekunde lang schien der bärtige Mann überrascht, doch dann verstand er. »Ach, Sie meinen unsere Mönchsphantome. Ich muss zugeben, die sind ein bisschen geschmacklos, aber es funktioniert. Die haben Sie etwas erschreckt, ja?«

»Nur ihr Geruch.«

»Ach, das wird unser Del sein. Würzig, nicht wahr?«

»Also ist’s doch nicht die Farbe«, sagte Hawkwood.

Morgan zog einen Mundwinkel hoch. »Nein. Die Farbe wird mit vergorener Pferdepisse gemacht. Das ist es, was sie zum Leuchten bringt. Aber der Geruch verliert sich. Nein, das war ganz und gar Del. Deshalb beschäftigen wir ihn gern an der frischen Luft, möglichst weit weg vom Haus.«

»Sie machen die Farbe aus Pferdepisse?«, sagte Lasseur.

Wieder das leicht spöttische Lächeln auf dem bärtigen Gesicht. »Nicht wir selbst. Dafür haben wir Leute. Fragen Sie mich nicht, wie die das machen. Irgendein komplizierter chemischer Prozess.« Morgan verstummte, dann sagte er: »Ich habe gehört, Sie haben einen ziemlichen Aufruhr veranstaltet, ehe Sie sich verabschiedet haben.«

Lasseur hob den Kopf.

Er weiß von Seth Tyler, war der erste Gedanke, der Hawkwood durch den Kopf schoss. Er wusste, dass Lasseur dasselbe dachte, obwohl das Gesicht des Privateers keinerlei Gefühlsregung zeigte.

Wie hatte er es erfahren? Hatte Tyler es ihm gesagt?

Doch dann sprach Morgan weiter: »Es war ein Glück, dass wir Sie rausholen konnten, ehe Sie verlegt wurden«, und den Männern wurde klar, dass Morgan von den Ereignissen auf der Rapacious sprach.

Hawkwood atmete unhörbar auf. Doch gleichzeitig wunderte er sich, woher Morgan wissen konnte, was auf dem Hulk vorgefallen war. Der Mann hatte offenbar ein weit verzweigtes Netz von Informanten.

»Sie dürfen nicht alles glauben, was Sie hören«, sagte Lasseur. Sein Gesicht blieb völlig ausdruckslos.

Morgan hob den Kopf. »Oh, das tue ich auch nicht, Captain, aber Sie sollten sich auch nicht unterschätzen.« Er sah Hawkwood an. »Und Ihnen möchte ich dasselbe sagen, Captain Hooper, aber wenn Sie mir verzeihen - Bescheidenheit ist nicht gerade die Eigenschaft, die mir bei Amerikanern zuerst einfällt, jedenfalls wenn ich nach denen gehe, die ich kennengelernt habe.«

»Haben Sie denn viele von uns kennengelernt?«

»Ein paar. Und ich muss sagen, sie sind immer so erfrischend frei heraus gewesen, wenn es um ihre eigenen Fähigkeiten ging. Ich weiß nicht, ob man es Selbstbewusstsein nennen soll oder ob es einfach eine verdammte Arroganz ist, aber auf jeden Fall ist es eine beeindruckende Eigenschaft. Damit haben Sie die Revolution gewonnen und einen neuen Staat gegründet. Dagegen gibt’s nichts einzuwenden.«

»Wir haben es eben nur nicht gern, wenn jemand glaubt, uns sagen zu müssen, was wir zu tun haben«, sagte Hawkwood.

Morgans dunkle Augen blitzten. »Ha! Hast du das gehört, Cephus? Aus dem machen wir noch einen richtigen Schmuggler!«

Pepper sagte nichts. Langsam wurde klar, dass Morgans Leutnant kein Freund vieler Worte war.

»Wie geht’s unserem Neuankömmling, Thaddäus?«, wandte Morgan sich an den Stallburschen, der sich noch immer mit der Stute und dem Fohlen beschäftigte und von der Unterhaltung hinter sich offenbar nichts mitbekommen hatte.

»Sehr gut, Mr. Morgan. Die Nachgeburt kommt auch gleich.«

»Gut. Behalt sie im Auge.« Morgan wandte sich wieder um.

»Warum sind wir hier?«, fragte Hawkwood.

Die Frage schien Morgan unvorbereitet zu treffen. Pepper kniff die Augen zusammen.

Doch Morgan lächelte schon wieder. »Mein Gott, Ihnen kann man nichts vormachen, Captain Hooper, was? Macht nichts, ich mag ehrliche Menschen. Sie sind hier, weil ich Ihnen einen Vorschlag machen möchte.«

Lasseur zog die Brauen zusammen. »Was für einen Vorschlag?«

»Wenn alles gutgeht, einen äußerst profitablen.«

»Was ist mit unserer Überfahrt nach Frankreich?«, fragte Hawkwood.

»Keine Sorge, Sie werden beide heil und gesund dort ankommen, nur mit einem kleinen Extrageschenk, damit Sie sich an uns erinnern.«

»Und was sollte das sein?«

Morgan sah aus, als amüsierten ihn Hawkwoods direkte Fragen noch immer. »Alles zu seiner Zeit, Captain.« Er zog eine Uhr aus der Westentasche. »Es ist zu spät, um jetzt Einzelheiten zu besprechen. Ich habe hier noch zu tun, und sie hatten auch einen langen Tag. Warum ruhen Sie sich jetzt nicht aus und wir reden am Morgen darüber? Ich werde dann alles erklären, dann brauche ich es auch nicht zweimal zu machen. Was sagen Sie dazu?«

Haben wir eine Wahl?, dachte Hawkwood und überlegte, was Morgan wohl damit gemeint haben könnte, er müsse es dann nicht zweimal erklären.

Ehe einer von ihnen eine Chance hatte, zu antworten, nickte Morgan zufrieden. »Also abgemacht. Cephus wird Ihnen Ihre Zelle zeigen. Es ist schon in Ordnung, Captain«, sagte er lachend, als er Lasseurs erschrockenes Gesicht sah. »Nur ein kleiner Scherz von mir. Sie sind ganz sicher. Hier gibt es keine Gefängniswärter.« Morgan wandte sich um, dann blieb er stehen, als sei ihm eben etwas eingefallen. »Ich würde Ihnen aber raten - obwohl Sie sich natürlich frei bewegen können -, dass es am besten wäre, wenn Sie nicht zu weit gehen würden. Wie Sie gesehen haben, habe ich Männer, die die äußere Mauer bewachen, und nachdem ich keine Mühe gescheut habe, Sie bis hierher zu bringen, wäre es doch verdammt schade, wenn Sie zu weit wanderten und einer meiner Männer Ihnen eine Kugel durch den Kopf jagte, weil er Sie für einen Einbrecher hält.«

Morgan lachte über Lasseur Gesichtsausdruck, aber seine Augen blickten finster. »Es sind schon ganz andere Dinge hier passiert, Captain, glauben Sie mir.«