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Und dann kam die Nachricht, dass Ezekiel Morgan eine gute Belohnung für Informationen ausgesetzt hatte, die zum Auffinden der beiden Männer führten. Es war die Beschreibung der Männer gewesen, die Tyler aufhorchen ließ, denn sie passte zu den beiden, die ihn auf Jess Flynns Farm verprügelt hatten. Bei einem zufälligen Zusammentreffen mit Asa Higgs im Blind Hog hatte es sich herausgestellt, dass es sich tatsächlich um dieselben Männer handelte, die der Totengräber vor ein paar Tagen von der Farm zum Haunt gebracht hatte. Bei dieser Nachricht hatte Tyler die Ohren gespitzt, denn wenn die beiden auf der Flucht waren, war Jess Flynn jetzt wieder allein auf der Farm.

Er war noch immer schwer von dieser Sache getroffen, und nachdem er sich mit ein paar Gläsern Grog Mut angetrunken hatte, war Tyler aufgebrochen, um der dummen Kuh eine Lektion zu erteilen. Diesmal würde ihn niemand stören. Aber als er ankam, stellte er fest, dass Jess Flynn nicht allein war. Die Männer waren zurückgekommen. Oder zumindest einer von ihnen, nämlich der, der ihn in der Küche angegriffen hatte, der mit dem fremden Akzent. Sein Kumpel, der Große, der den Besen so mörderisch geschwungen hatte, war nirgendwo zu sehen. Das musste aber nicht heißen, dass er nicht auch da war, aber er hatte sich während der ganzen Zeit, in der Tyler vom Waldrand aus die Farm beobachtet hatte, nicht gezeigt. Und dann hatte er gesehen, wie Jess Flynn und der andere Mann sich umarmten, und der Plan, der langsam in ihm heranreifte, war fertig.

Er brauchte Morgan oder Pepper gegenüber nur ein Wort zu erwähnen, und er hätte bei Morgan einen Stein im Brett, bekäme eine schöne Summe Geldes, könnte sich an zumindest einem seiner Peiniger rächen und hätte die Witwe Flynn ganz für sich allein.

Und jetzt, wo McTurk und Croker aus dem Weg waren, würde Morgan auch einen neuen Leutnant brauchen. Tyler sah ungeahnte Möglichkeiten vor sich. Er konnte gar nicht schnell genug zum Haunt kommen.

Er hörte, wie Pepper neben ihm seufzte. Tylers Herz schlug schneller, wenn er hinunter zum Haus sah. Aus der Hintertür kam ein Mann, der es eilig zu haben schien.

Pepper sah durchs Fernrohr.

»Na?«, sagte Tyler, der nur schlecht seine Ungeduld verbergen konnte. »Stimmt’s oder hatte ich Recht?« Er wusste die Antwort bereits. Es war der andere Mistkerl. Der war also auch schon die ganze Zeit auf der Farm gewesen.

Links und rechts neben sich hörte er Zaumzeug klirren und das Mahlen von Pferdegebissen auf Metall. Die anderen Reiter waren genauso ungeduldig wie ihre Pferde.

Pepper spürte eine schwache Brise, die von hinten kam. Die brauchen wir jetzt ganz und gar nicht, dachte er, denn er wusste, was es bedeutete.

Pepper beobachtete, wie der Runner stehen blieb und sich zur Anhöhe umdrehte. Er sah, wie der Hund den Kopf hob. Als er sah, dass Hawkwood ins Haus zurückrannte, stemmte Pepper das Teleskop gegen den Oberschenkel und schob es zusammen. Er steckte es in eine Innentasche, packte die Zügel und trieb sein Pferd an.

»Jetzt«, sagte er.

Das Bellen des Hundes hatte die anderen schon hellhörig gemacht, aber dennoch waren sie alle ziemlich überrascht, als Hawkwood eilig in die Küche zurück kam und den Hund beim Nackenfell mitzog. Gadd schien unentschlossen, auf wen er mit der Jagdflinte zielen sollte. »Was …?«, fing er an.

Hawkwood schlug die Tür hinter sich zu und ließ den Hund los. »Es ist Pepper«, sagte er, »sie haben uns gefunden.«

Er sah den Schock auf Lasseurs Gesicht. Der Privateer sprang auf und zog Jess Flynn an seine Seite. Sie wehrte sich nicht, und weder Hawkwood noch Gadd versuchten einzugreifen.

»Wie viele?«, fragte Lasseur.

»Acht Mann, vielleicht auch zehn«, berichtete Hawkwood.

Lasseur brauchte einen Moment, bis er die Nachricht verdaut hatte. Er sah nachdenklich aus.

»Bist du auf unserer Seite?«, fragte Hawkwood.

»Der Feind meines Feindes ist mein Freund, Matthew. Kennst du diese Redensart nicht?« Diesmal klang es nicht wie ein Scherz.

Hawkwood nickte. »Dann soll es so sein.«

»Oh verflucht!«, sagte Gadd plötzlich, der am Fenster stand. »Es ist Seth Tyler.«

Jess Flynn hob den Kopf. Sie umklammerte Lasseurs Arm.

»Ich wusste doch, dass ich ihn hätte umbringen sollen«, murmelte Lasseur. »Zehn gegen zwei? Das ist nicht gut.«

»Und noch schlimmer, wenn wir keine verdammten Waffen haben«, sagte Hawkwood. Er warf einen Blick auf die Jagdflinte. Sie würde nicht ausreichen.

»Zehn gegen drei«, sagte Gadd, der sich vom Fenster abwandte und nach der Flinte griff. »Obwohl ich schätze, wenn Seth Tyler dabei ist, muss das genauso’n Hindernis sein, als wenn man zwei gute Männer verliert.« Der Seemann grinste. Mit seiner Narbe sah er fast dämonisch aus.

»Es ist auch mein Kampf«, sagte Jess Flynn.

Hawkwood schüttelte den Kopf. »Auf Sie hat Morgan es nicht abgesehen.«

»Wenn Seth da draußen ist, dann ist es auch mein Kampf«, sagte Jess entschieden.

»HALLO IHR DA, IM HAUS!«

Der Ruf kam von der Vorderseite.

»Das ist Pepper«, sagte Gadd. »Der muss ganz schön sauer sein, denn so laut schreit er sonst nie. Klingt, als ob sie verhandeln wollen.«

Hawkwood spähte durchs Fenster, wobei er von der Wand geschützt im schrägen Winkel zur Scheibe stand.

Die Reiter hatten etwa zwanzig Schritt vor der Haustür einen Halbkreis gebildet.

Hawkwood sah Lasseur an. »Hast du Crokers Pistole noch?«

Lasseur nickte. »Sie ist aber nicht geladen.«

»Das wissen die ja nicht«, sagte Hawkwood. »Halt mal den Hund fest.«

Als er die Tür öffnete, tat er es sehr vorsichtig, die Pistole mit zurückgezogenem Hahn vor sich. Einige der Männer nahmen in ihren Sätteln Haltung an. Tyler war am Ende der Reihe, Pepper in der Mitte. Hawkwood blieb unter der Tür stehen und zielte mit der Pistole auf Peppers Brust. Pepper schien von dieser Bedrohung unbeeindruckt. Unbewaffnet kam er mit seinem Pferd zwei Schritte vor.

»Constable«, sagte er sachlich.

»Sie sind alle verhaftet«, sagte Hawkwood. »Wenn Sie sofort absitzen und Ihre Waffen herausgeben, sprechen wir nicht mehr darüber.«

Um Peppers Mund zuckte es.

Hawkwood zuckte die Schultern. »War einen Versuch wert. Wie geht’s Mr. Morgan?«

»Er ist nicht sehr glücklich. Sie haben ihm große Scherereien verursacht«, sagte Pepper mit einem Blick auf die Pistole. »Er würde Sie sehr gern wiedersehen.«

»Das kann ich mir vorstellen«, sagte Hawkwood.

Pepper verzog keine Miene. »Wir hatten nicht damit gerechnet, Sie hier zu finden. Wir dachten, Sie seien schon längst auf der anderen Seite des Wassers.«

»Wie haben Sie uns gefunden?«

Pepper machte eine Kopfbewegung. »Seth hier erzählte uns, dass er neulich in der Nähe war, um seiner Verwandten einen Besuch abzustatten, und dass er Captain Lasseur hier sah. Wir gingen davon aus, dass Sie dann auch nicht weit sein würden.« Pepper neigte den Kopf zur Seite. »Geht’s Ihnen gut, Constable? Sie sehen gar nicht wohl aus.«