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Südafrika arbeiten vorzüglich.«

«Zwölf Herzkranke?«Dr. Daniele starrte Soriano entgeistert an.»Don Eugenio, wo wollen Sie die Herzen hernehmen?!«

«Die Frage ist bereits gelöst. «Der Lift hielt in der herrlichen, mit Marmor verkleideten Halle, an deren hoher Wand, von Blumen umrahmt, die jeden Tag ausgewechselt wurden, der eingerahmte Brief des Papstes hing. Soriano blieb unter dem Dokument stehen, während Dr. Daniele kopfschüttelnd den Text las. Er ist schon ein eiskalter Hund, dieser Don Eugenio, dachte er. Der beste Chef seit hundert Jahren! Das kann ihm keiner absprechen.

«Ich muß vor allem den Franzosen danken«, sagte Soriano in freundlichem Ton.

«Den Franzosen?«

«Genauer gesagt: Einer ihrer markantesten Einrichtungen: der Fremdenlegion!«

Dr. Daniele blickte Soriano entgeistert an.»Das verstehe ich nicht«, meinte er achselzuckend.

«Noch immer übt die Fremdenlegion, obwohl ihre große, glorreiche Zeit — von ihr aus gesehen! — vorbei ist, einen eigentümlichen, faszinierenden Reiz auf junge Männer aus. Auch in Italien. Auch in Sizilien. Das Leben ist ein Abenteuer — wer weiß das besser als wir?! Seit vier Tagen arbeiten drei illegale Werbebüros der Fremdenlegion in Catania, Messina und auf dem Festland in Neapel.«

Dr. Eugenio wischte sich über die Stirn.»Ich verstehe noch immer nicht, Don Eugenio.«

«In den Werbebüros — es spricht sich schnell herum, daß es sie gibt — melden sich die jungen Männer, die von Abenteuern und schönen Frauen träumen. Wir nehmen sie genau unter die Lupe, untersuchen sie, vor allem ihr Herz, denn die Legion nimmt nur kerngesunde, harte Burschen. Und wenn sie unseren Maßstäben genügen, bekommen sie, wie üblich, ihr Handgeld und werden in kleinen Sammeltransporten, immer fünf Mann und zwei Mann Begleitung, hierher gebracht. Im Augenblick leben schon neunzehn Kerle, stark wie Stiere, in einem schalldichten Stockwerk von Haus

«Hier? Im Kinderheim?«Dr. Daniele verspürte ein geheimes Grauen.»Schalldicht.«

«Wenn sie merken, daß hier keineswegs die Sammelstelle der Fremdenlegion ist, beginnen sie zu toben. «Dr. Soriano ging voraus zu dem großen Büro, das er sich im Kinderheim hatte einrichten lassen. Ein kleiner Saal, voller Blumenkästen und mit Sitzgruppen aus weißem Leder. Durch die wandhohen Fenster blickte man auf die Schwimmanlage mit ihren vier großen gekachelten Becken. Eine Menge fröhlicher, jauchzender Kinder lärmte in den Pools, rutschte ins Wasser oder spielte Wasserball. Zwei junge, hübsche Kindergärtnerinnen im Badeanzug beaufsichtigten die glückliche Kinderschar.

Dr. Daniele spürte wieder, wie ihn das Grauen ansprang. Dort die Kinder, das vom Papst gesegnete Bild — und zwei Häuserflügel weiter neunzehn junge Männer, die nicht wußten, daß man sie eines Tages ihrer gesunden Herzen wegen töten würde. Dr. Sorianos lebende Herzbank. Eine Zuchtstätte für Opfertiere. Weiter nichts.

Dr. Daniele begriff plötzlich und wurde stumm. Jedes Wort hätte ihn jetzt erwürgt. So etwas hatte es sogar in der Mafia noch nicht gegeben. Im alten Rom vielleicht geschah Vergleichbares: in den Kellern der Arenen, wo Gladiatoren gegen Löwen, Tiger, Stiere oder gegeneinander kämpfen mußten und wo es nur einen Sieger und einen Besiegten gab, aber kaum Gnade. Doch die Hoffnung blieb selbst diesen Unglücklichen, daß der Kaiser den Daumen nicht nach unten, sondern nach oben reckte und auch den Besiegten überleben ließ.

Bei Soriano aber wird es keine Gnade geben. Brauchte man ein Herz, so war's nur wie ein Griff ins Ersatzteillager. Der Mensch — nur noch ein Austauschobjekt.

«Und — und das fällt nicht auf?«fragte Dr. Daniele, als es ihm wieder möglich war, Worte zu finden.

«Wer sich von der Fremdenlegion anwerben läßt, bricht meistens alle Brücken hinter sich ab. Das weiß die ganze Welt. Wer fragt dann noch? Wo soll man fragen? In Paris? Bei der Zentrale in Korsika?

Es gibt ja doch keiner Antwort! Wer bei der Legion ist und vergessen werden will — der wird vergessen. «Dr. Soriano lehnte sich zufrieden in seinen Sessel zurück und sah mit Vergnügen den spielenden und badenden Kindern zu.»Verstehen Sie nun, wenn ich sagte: Ich bin Frankreich sehr dankbar?!«

«Diese Idee, Don Eugenio, ist der Genialität des Satans entsprungen! Sie sammeln gesunde Herzen wie andere Pilze.«

«So ähnlich. Dr. Volkmar wird nie Mangel an Transplantaten haben.«

«Weiß er das?«

«Er wird es nie erfahren. Er wird immer glauben, daß ich aufgrund meiner guten Beziehungen zu allen Kreisen und Behörden an Verunfallte herankomme und deren Herzen kaufe. Natürlich mit einem Vertrag, der mit den Hinterbliebenen geschlossen wurde.«

«Und wenn er doch dahinterkommt? Zufälle sind das Spielzeug des Schicksals. Was dann?«

«Es ist völlig ausgeschlossen! Er sieht den Herzspender erst, wenn er bereits zur Operation bereit ist. Alles, was vorher zu tun ist, übernimmt Dr. Nardo. Bei Unfallopfern kann man nicht lange fragen, da muß schnell gehandelt werden. Und außerdem.«

«Was außerdem?«

«Enrico wird im nächsten Jahr — ich hätte es gern im Mai — Loretta heiraten.«

«Und Sie glauben, daß er dann alles schluckt, was Sie ihm vorsetzen?«

«Das nicht. «Dr. Soriano lachte fröhlich. Direkt vor seinem riesigen Fenster bespritzten sich zwei kleine Jungen mit Wasser und quietschten vor Vergnügen.»Aber er wird keine Zeit haben, sich um mehr zu kümmern als um seine Herzpatienten und um seine junge Frau. Meine Tochter ist ein Ausbund von Temperament und neunzehn Jahre jünger als Dr. Volkmar. Er wird pro Tag vierundzwanzig Stunden ausgelastet sein!«

«Und wie lange wollen Sie das durchhalten?«

«Welche Frage!«Soriano schlug die Beine übereinander. Das Telefon auf dem Glastisch neben ihm schellte, er hob den Hörer ab, nahm stumm das Gespräch entgegen und legte ohne Kommentar wieder auf.»Worthlow. Er hat Dr. Volkmar gerade abgeholt und fährt ihn nach Hause. Im Augenblick wird noch die Intensivüberwachung kontrolliert. Man hat Thaleb gerade an die Geräte angeschlossen. Der letzte Akt der Operation. - Ach ja, Ihre Frage. Wie lange? Solange es Herzen gibt, die ausgetauscht werden müssen. Dr. Volkmar ist jetzt zweiundvierzig, gesund, durchtrainiert, sportlich. Das wird er bleiben. Er schwimmt gern, spielt Tennis, Golf, hat sogar einen Segelschein gemacht. Wenn er mit Loretta verheiratet ist, schenke ich ihm eine große Yacht. Unter diesen Aspekten kann er noch gut fünfundzwanzig Jahre im OP stehen und als Lehrmeister seine Nachfolger ausbilden. Stimmt's, Dr. Daniele?«

«Man kann das Schicksal nicht in eine mathematische Formel pressen, Don Eugenio.«

«In etwa doch. «Dr. Soriano legte die langen schmalen Hände aneinander und blickte hinaus zu den fröhlichen Kindern.»Einmal werde auch ich Enkel haben«, sagte er langsam.»Das ist ein Fundament, auf das man eine Zukunft bauen kann: die Familie Volkmar… oder, wie sie offiziell heißen wird: Die Familie Dr. Monte-leone. - Warum sollte man da noch Fragen stellen?«

Die illegalen >Werbebüros der Fremdenlegion< in Messina, Catania und Neapel meldeten einen Zulauf, den man selbst bei größtem Optimismus nicht für möglich gehalten hätte. Es gab anscheinend doch mehr junge Männer, die sich von einem Dasein als Söldner eine Welt voller Abenteuer versprachen, obwohl gerade in der letzten Zeit sehr viel Entlarvendes über die Fremdenlegion geschrieben wurde und Indochina, Algerien und Somaliland zum Inbegriff elender Schinderei und eines dreckigen Sterbens geworden waren.

Die >Büros< hatte man als Gemüseläden getarnt. Ein guter Einfall, denn bei einem Gemüseladen geht es raus und rein, und niemand findet etwas Auffälliges an der Tatsache, daß neben vielen Hausfrauen auch junge Männer sich für Orangen, Grapefruits, Salate oder Melonen interessieren. Und während im eigentlichen Laden zwei nette Verkäuferinnen die Kunden bedienten und auch viele Touristen und Ferienwohnungsmieter ihr frisches Gemüse auswählten, saßen ein paar der jungen Männer in zwei Hinterzimmern, füllten Fragebogen aus, ließen sich — als erste Untersuchung — den Oberkörper abhorchen, den Blutdruck messen, mußten aufTrimm-dich-Fahrrädern strampeln und wurden an Herzrhythmus- und Atemmeßgeräte angeschlossen.