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Athelstan blieb stehen und hielt die Büttel zurück, die den armen Kerl bedrängten.

»Du sagst, du hast einen von den Steinen, die Christus in Brote verwandelt hat?«

»Jawohl, Bruder.« Die Augen des Reliquienhändlers leuchteten in Vorfreude auf den Gewinn.

»Aber Christus hat keine Steine in Brot verwandelt. Der Teufel wollte, daß er das tut, aber Christus hat abgelehnt.«

Cranston grinste und kam näher, um zu sehen, wie der Scharlatan reagieren würde. Der Reliquienhändler leckte sich die trockenen Lippen.

»Natürlich hat er es getan, Bruder«, antwortete jener halb flüsternd. »Ich weiß es aus zuverlässiger Quelle: Nachdem Satan gegangen war, hat Christus das gemacht. Und sie dann wieder zurückverwandelt in Steine, um zu beweisen, daß er sich nicht in Versuchung führen läßt. Das Stück kostet dich nur einen Penny.«

Athelstan holte eine Münze hervor.

»Hier.« Er drückte dem Burschen das Geld in seine schmierige Pfote. »Das ist nicht für den Stein. Behalte es nur. Als Belohnung für deinen Einfallsreichtum.«

Der Mann glotzte ihn mit offenem Mund an; über die Schlagfertigkeit des Reliquienhändlers leise lachend, ritten Athelstan und Cranston weiter. Sie kamen an St. Pauls Littlegate vorbei, wo ein Laienbruder Leprakranke mit verschimmeltem Brot und verfaultem Schweinefleisch fütterte, wie es von den Stadtvätem bestimmt worden war, die glaubten, eine solche Diät werde den Kranken helfen. Cranston schaute angewidert.

»Meinst du, das hilft wirklich?« fragte er Athelstan.

»Was, Sir John?«

»Solches Essen - hilft es den Leprakranken?«

Athelstan schaute hinüber zu den grau verhüllten Gestalten mit ihren Stäben und Almosenschüsseln. »Ich weiß es nicht«, sagte er leise. »Vielleicht.«

Die Aussätzigen ließen ihn an die beiden denken, die auf dem Friedhof von St. Erconwald hausten. Eine Erinnerung regte sich, aber er konnte nichts damit anfangen und schob sie beiseite.

Die beiden bogen von der Friday Street ab in eine kleine Gasse, und Cranston fragte Vorübergehende lautstark nach dem Weg zu Parchmeiners Laden. Sie fanden ihn an der Ecke zur Bread Street in einem schmalen, einstöckigen Haus mit dem Laden im Erdgeschoß und einer Wohnung darüber. Davor war ein Stand aufgebaut, der wegen des unfreundlichen Wetters leer war; also öffneten sie die Ladentür und gingen hinein. Athelstan schloß sofort die Augen und genoß den süßen Duft von frischgebürstetem Pergament und Velin. Der Geruch erinnerte ihn lebhaft an die wohlbestückte Bibliothek und die stille Schreibstube seiner Novizenzeit in Blackfriars. Der Laden war ein kleiner, weißgekalkter Raum; auf den Regalen an den Wänden stapelten sich Pergamentbögen, Tintenhörner, Bimssteine, Federkiele und alles andere, was in einer Bibliothek oder Schreibstube gebraucht wurde.

Geoffrey saß an einem kleinen Schreibpult. Er erhob sich lächelnd, um sie zu begrüßen.

»Sir John!« rief er. »Und Bruder Athelstan! Seid mir willkommen.« Er verschwand nach hinten in die Dunkelheit und kehrte mit zwei Schemeln zurück. »Bitte setzt Euch. Mögt Ihr Wein?«

Überraschenderweise schüttelte Cranston den Kopf.

»Ich trinke nur, wenn Sir John es auch tut«, sagte Athelstan spöttisch.

Der Pergamenthändler grinste und setzte sich wieder hinter sein Pult.

»Nun, was kann ich für Euch tun? Ich glaube kaum, daß Ihr Pergament oder Velin kaufen wollt - obwohl ich, Bruder, das beste in der Stadt führe. Ich bin Mitglied der Zunft, und alles, was ich verkaufe, trägt das Zunftzeichen.« Geoffreys gutmütiges Gesicht legte sich in kleine Lachfältchen. Er schüttelte den Kopf. »Aber Ihr seid sicher nicht zum Kaufen hier.« Sein Gesicht wurde wieder ernst. »Es geht um die Sache im Tower, nicht wahr?«

»Nur eine Frage«, sagte Cranston und rutschte unbehaglich auf dem kleinen Schemel herum. »Sagt Euch der Name Bartholomew Burghgesh etwas?«

»Ja und nein«, antwortete Geoffrey. »Gesehen habe ich ihn nie, aber Sir Fulke hat ihn erwähnt, und einmal hat Philippa in Gegenwart ihres Vaters diesen Namen ausgesprochen. Sir Ralph wurde wütend und ist hinausgestürmt. Natürlich habe ich Philippa gefragt, warum. Sie schüttelte nur den Kopf und meinte, er sei ein alter Feind ihres Vaters. Mehr wollte sie nicht sagen.«

Athelstan beobachtete den jungen Mann aufmerksam. Konnte dieser träge, ziemlich nichtsnutzige Stutzer der Rote Schlächter sein? Der schreckliche Mörder, der sich im Tower seine Opfer suchte?

»Geoffrey?« sagte er.

»Ja, Bruder?«

»Wie lange kennt Ihr Philippa?«

»Seit ungefähr zwei Jahren.«

»Und Sir Ralph hat Euch gemocht?«

Der Pergamenthändler grinste. »Ja, obwohl Gott allein weiß, warum. Ich kann kaum reiten, und der Ruf der Waffen stößt bei mir auf taube Ohren.«

»Ihr wart am Abend vor seinem Tod bei ihm?«

»Ja, wie schon gesagt, ich war mit ihm in der Großen Halle. Sir Ralph war mürrisch, und als er betrunken war, wurde er weinerlich.«

»Er war betrunken?«

»Sehr.«

»Und Ihr habt ihn in seine Kammer gebracht?«

»Tja, wieder muß ich sagen, ja und nein. Master Colebrooke hat mir geholfen. Ich brachte Sir Ralph bis zur Treppe in der Nordbastion, aber der Gang war so eng, daß Colebrooke allein ihm dort weiterhalf.«

»Und Ihr habt diese Nacht bei Mistress Philippa verbracht?« Der junge Mann schlug verlegen die Augen nieder. »Ja. Wenn Sir Ralph das gewußt hätte, wäre er sehr wütend geworden.«

»Aber ihm gefiel, daß Ihr seiner einzigen Tochter den Hof machtet?«

»Ja, ich glaube schon.«

»Warum?« donnerte Cranston. »Wie Ihr schon sagtet, schließlich seid Ihr kein Soldat.«

»Nein. Ich bin weder Lord noch Ritter, sondern Kaufmann, Sir John. Aber ein sehr guter. Ich gehöre zu denen, die dem König Geld leihen, damit er seine Ritter bezahlen kann.« Der Pergamenthändler deutete auf seinen gutsortierten Laden. »Vielleicht sieht es nicht so aus, aber meine Gewinne sind hoch. Ich bin ein reicher Mann, Sir John.«

»Noch eine andere Frage«, sagte Athelstan lächelnd. »Wir haben sie schon einmal angesprochen. Ihr seid Sir Ralph wecken gegangen. Was ist dann passiert?«

»Die Wachen haben mir die Tür zum Gang aufgeschlossen und sie, wie Sir Ralph es befohlen hatte, hinter mir wieder geschlossen. Ich bin zur Kammertür gegangen und habe versucht, den Konstabler zu wecken. Er hat nicht geantwortet; also bin ich zurückgegangen. Ich wollte selbst aufschließen, habe es mir dann anders überlegt und Colebrooke geholt.«

»Warum?«

Geoffrey zog eine Grimasse. »Als es so still war, wußte ich, daß da etwas nicht stimmt - von dem kalten Luftzug unter der Tür ganz zu schweigen.«

Athelstan erinnerte sich an den Spalt unter Sir Ralphs Tür und nickte. Wer davor gestanden hätte, müßte den starken Luftzug gespürt und geahnt haben, daß etwas nicht in Ordnung war.

»Ja, aber warum habt Ihr die Tür nicht selbst geöffnet?« fragte Cranston.

Der junge Mann lächelte matt. »Sir John, ich hatte Angst. Sir Ralph war nicht beliebt. Heute glaube ich, daß ich befürchtete, jemand könnte in der Kammer sein.«

»Und in der Nacht, als Mowbray starb?«

»… war ich bei Philippa, betrunken wie ein Lord. Da könnt Ihr die anderen fragen.«