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Nach dem Gebet trat Amm Abduh ein, aber er fand die Vorbereitungen für die Sitzung schon getroffen. Anis kehrte in das Zimmer zurück und sagte scherzend zu ihm: »Verfolgst du mich, Alter?«

»He!«

»Ich sah im Traum, wie du mich verfolgtest.«

»Hoffentlich ein gutes Zeichen.«

»Was würdest du machen, wenn ich dich hier rausschmeißen würde?« Er lachte.

»Alle mögen Amm Abduh.«

»Liebst du die Welt, Alter?«

»Ich liebe, was der Barmherzige geschaffen hat.«

»Aber manchmal ist sie hassenswert, nicht wahr?«

»Die Welt ist schön, Gott gebe Ihnen ein langes Leben!«

»Wehe dir, wenn du mit leeren Händen zurückkommst!«

»Der Herr wird mir schon helfen.«

Das übliche Schwanken ging durch das Hausboot, worauf Anis seine Augen auf die Tür richtete, um zu sehen, wer schon so früh käme. Amm Abduh verschwand, und Sammara erschien, niedergedrückt und bleich, in ihren Augen spiegelten sich Unruhe und Besorgnis, und der jugendliche Schimmer ihres Gesichts war dahin. Sie drückte ihm mechanisch die Hand. Dann setzten sie sich, weit voneinander entfernt. Mit Befremden entdeckte sie, daß die Sitzung schon vorbereitet war und murmelte: »Kann das Leben weitergehen wie vorher?«

»Nichts bleibt, wie es war.« Sie schloß die Augen.

»Ich habe heute keinen einzigen Augenblick geschlafen.«

»Ich auch nicht…« Sie stöhnte.

»Ein Stück von mir ist unwiderruflich gestorben.«

»Um die Wahrheit zu sagen, seit gestern ist uns der Tod auf den Fersen.«

Sie streckte ihm die Hand mit der Abendzeitung entgegen und sagte:

»Die Leiche eines Mannes von etwa fünfzig Jahren, fast nackt, das Rückgrat, die Beine und der Schädel gebrochen. Von einem Wagen überfahren, die Täter geflüchtet. Man konnte ihn nicht identifizieren und die Angehörigen ermitteln.« Er las und warf die Zeitung weg:

»Wir sind wieder in die Hölle zurückgekehrt.«

»Wir hatten die Hölle noch nicht verlassen.«

»Wir sind in Wirklichkeit Mörder«, dann fügte er hinzu und blickte dabei auf den Niclass="underline" »Und überdies treibt man mich noch zur Landstreicherei.«

Er erzählte ihr seine Geschichte mit dem Amtsleiter. Sie blickten sich ausdruckslos an, sie bedauerte ihn und fragte: »Haben Sie noch andere Einkünfte?«

Er lachte so, daß jede Antwort überflüssig wurde, und sagte: »Die Miete für das Hausboot und die anderen Kosten der Abende bezahlen die anderen.«

»Es kommt selten vor, daß einer mit Entlassung bestraft wird.«

»Er wird jedem sagen, ich sei heruntergekommen und süchtig.«

»Gott, wie sich das Unglück häuft!«

Beide zogen sich in ihr Schneckenhaus zurück. Das Hausboot erbebte mehrmals. Dann erschienen die Kameraden, alle mit verstörten Gesichtern. Sie befürchten Schwierigkeiten von Sammara, dachte Anis. Ragab deutete auf die Wasserpfeife und fragte, weshalb Anis nicht arbeite. Er antwortete: »Es ist kein Stoff da.«

Er gibt sich unbekümmert, dachte Anis, aber vergeblich. Es wurde ihm klar, daß alle die Nachricht gelesen hatten. Ja. Und alsbald erfuhren sie auch sein Unglück mit dem Amtsleiter. Ali as-Sayyid seufzte: »Was für Katastrophen!«

»Wir müssen sofort die Haschischpfeife und alles Zubehör loswerden«, sagte Ahmad Nasr nachdenklich. Aufgebracht blickten sie ihn an, doch er fuhr fort: »Ich halte es nicht für unwahrscheinlich, daß der Amtsleiter die Bewohner des Hausboots in Schwierigkeiten bringen will.« Kurz entschlossen erhob er sich und warf die Wasserpfeife samt Zubehör und dem gesüßten Tabak in den Nil. Dann ließ er sich auf das Sitzkissen fallen:

»Wir müssen das Hausboot als gefährliches Gebiet betrachten, bis die Situation geklärt ist.«

Niedergedrückt, ohne jede Hoffnung, blickten sie sich an. »Mit dem Paradies ist es vorbei«, murmelte Anis. Als alles stumm blieb, sagte er wieder:

»Es war eine verhängnisvolle Fahrt. Warum mußtet ihr auch ans Ausgehen denken?« Scharf erwiderte Ragab: »Wir müssen die Vergangenheit vergessen.« Ja, laßt uns vergessen, aber eure Mienen können nicht vergessen. Sammara stieß hervor: »Wie sollten wir mit einem Mord im Rücken vergessen!«

»Gerade deshalb müssen wir vergessen«, sagte er rauh. »Aber das geht über unsere Kraft.«

Er warf einen langen Blick auf sie. Keiner ahnte, was er dachte, und keiner wußte, daß hier eine Liebe auf die Probe gestellt wurde. Wie, würden die Dinge noch schlimmer werden, als sie es schon waren?

Aufmerksam musterte Ragab die Gesichter: »Ich wußte schon, was hier geschehen würde, noch bevor ich hierherkam. Wir haben jetzt einen gewissen Abstand zum Geschehen, das macht es uns möglich, darüber ruhig nachzudenken. Wir müssen jetzt offen miteinander reden.« Darauf sagte Ali as-Sayyid unwillig: »Wollten wir nicht alles als erledigt betrachten?«

»Es scheint, daß Sammara anderer Ansicht ist.«

»Fangt das Gespräch nicht von neuem an. Ich bin völlig erledigt«, sagte Saniya beunruhigt.

»Ich habe eine höllische Nacht verbracht, und eine lange Qual steht uns bevor. Das genügt«, wehrte auch Laila ab. »Aber es scheint, wie gesagt, daß Sammara anderer Meinung ist.«

Ali as-Sayyid wandte sich an sie und sagte gefaßt: »Sammara, sag mir, was du möchtest! Wir sind alle traurig und bedrückt. Wir haben alle kein Auge zugetan. Es gibt keinen unter uns, der Mord gutheißt oder der sich so etwas vorstellen kann. Wir teilen deine Gefühle. Die Nachricht hat uns zutiefst erschüttert, ein armer Mann, vielleicht vom Lande gekommen, ein Unbekannter ohne Angehörige, und wir haben keine Möglichkeit, das Vorgefallene wiedergutzumachen. Gibt es einen Ausweg? Sollten Angehörige von ihm auftauchen, werden wir Mittel und Wege finden, ihnen zu helfen. Aber was sollen wir jetzt tun?«

Sie blieb stumm und blickte ihn nicht an. Er fuhr fort: »Vielleicht findest du, daß unsere Pflicht klar ist. In der Theorie ist das richtig. Wir hätten anhalten müssen, statt zu flüchten. Stellten wir seinen Tod fest, so hätten wir sofort zur Polizei gehen und gestehen müssen. Dann wären wir vor Gericht gestellt worden und hätten unsere Strafe bekommen, nicht wahr?«

»Gefängnis wäre meine Strafe, ohne Zweifel«, sagte Ragab. »Einen schmählichen Skandal gäbe es für alle, dich eingeschlossen.«

»Der Mann wird davon nicht wieder lebendig«, sagte Mustafa, »und er wird durch unser Opfer nichts gewinnen.« Wieder begann Ali as-Sayyid: