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„Das Polarisationsfilter auf 35 Grad stellen und ein Lichtwellenfilter einsetzen!“ ordnete Mut Ang an.

„Für Wellenlänge 620?“ erkundigte sich Tei Eron.

„Ja, das wird wahrscheinlich das geeignetste sein!“

Diese Anordnung brachte das stechende bläuliche Glänzen zum Verblassen. Dann aber ergoß sich von der „Tellur“ aus ein mächtiger orgngefarbener Lichtstrom in die Finsternis, wand sich suchend hin und her, erfaßte den Rand irgend etwas Körperhaften und fing schließlich das ganze fremde Raumschiff in sein leuchtendes Strahlenbündel ein.

Das einem fremden Stern zugehörige Raumschiff befand sich in einer Entfernung von nur wenigen Kilometern. Eine so große Annäherung machte sowohl den Erdals auch den fremden Astronavigatoren alle Ehre.

Plötzlich schoß aus dem fremden Schiff ein starker Strahl orangefarbenen Lichts von genau der gleichen Wellenlänge, wie es die „Tellur“ ausstrahlte, hervor. Die Fremden machten die Strahlenbündel im Raume sichtbar, eine Signalisationstechnik, die die Menschen von der Erde ebenfalls benutzten. Der Strahl erschien, verschwand, tauchte erneut auf und blieb dann stehen, wie mit einem riesigen Finger in Richtung auf einige unbekannte Sternbilder der Milchstraße weisend.

Mut Ang rieb sich mit der flachen Hand die Stirn, wie er es immer in Augenblicken angestrengtesten Nochdenkens zu tun pflegte.

„Wahrscheinlich ein Signal“, meinte Tei Eron vorsichtig.

„Ohne Zweifel. Ich glaube, es ist so zu deuten:,Bleibt am Ort, ich werde hinkommen. Wir wollen versuchen, Antwort zu geben.“

Das Erdraumschiff blendete seinen Scheinwerfer ab, schaltete das Filter auf Wellenlänge 430 um und glitt mit dem blauen Lichtstrahl längs des eigenen Schiffes bis zum Heck. Im gleichen Augenblick erlosch die Säule orangefarbenen Lichts auf dem fremden Schiff.

Die Raumfahrer warteten, von der Aufregung ganz benommen, was weiter geschehen werde. Das fremde Schiff erinnerte in seiner Gestalt stark an eine Garnspule: Es bestand aus zwei Kegeln, die an den Spitzen miteinander verbunden waren. Die Grundfläche des einen Kegels, wahrscheinlich des vorderen, war mit einer Kuppel abgedeckt, der hintere Kegel lief in einen breiten, nach außen offenen Trichter aus. Um die Mitte des Schiffes verlief ein schwach leuchtender dicker Ring ohne feste Umrisse. Durch diesen hindurch schimmerten die Konturen des Zylinders, der die Verbindung zwischen den beiden Kegeln herstellte. Plötzlich verdichtete sich der Ring, wobei er undurchsichtig wurde, und er begann mit immer schneller werdender Bewegung um die Mitte des Schiffskörpers zu kreisen, ähnlich dem Rad einer Turbine. Gleichzeitig nahm das Schiff auf dem Bildschirm ständig an Größe zu, bis es schließlich nach 3 bis 4 Sekunden das Blickfeld voll ausfüllte.

Die Erdmenschen erkannten, daß sie es mit einem Raumschiff zu tun hatten, das weit größer war als die „Tellur“.

„Afra, Jaß und Karil sofort in die Luftschleusenkammer zum Aussteigen aus dem Schiff! Mit mir zusammen! Tei übernimmt die weitere Beobachtung. Den Planetenlichtstrahler ausschalten! Wir werden die Landungsbeleuchtung auf Backbord benutzen!“ erteilte der Kommandant seine kurzen Anweisungen.

In fieberhafter Eile legten die vom Kommandanten genannten Raumfahrer die leichten, vakuumdichten Schutzanzüge an. Diese fanden Verwendung bei der Erforschung von Planeten und beim Verlassen des Schiffes im kosmischen Raum, natürlich in entsprechender Entfernung von todbringender Sternenstrahlung. Mut Ang musterte jeden seiner Gefährten mit einem prüfenden Blick, sah nochmals nach, ob auch sein ei- gener Schutzanzug in Ordnung war, und setzte dann die Pumpen in Gang. Sofort begannen diese, die Luft aus der Schleusenkammer zu saugen. Sobald der Druckmesser den grünen Strich erreicht hatte, legte der Kommandant nacheinander drei Hebel um. Lautlos wie alles, was im luftleeren Raum vor sich geht, bewegten sich die Panzerplatten, die Isolationsschicht und die Luftzellenwandung zur Seite. Der runde Deckel der Ausstiegluke sprang auf, und sogleich drückten hydraulisch betriebene Träger den Boden der Schleusenkammer nach oben. Die vier Raumfahrer befanden sich im leeren Raum, im Wechselspiel scharfen Lichtes und tiefster Finsternis. Sie standen auf dem sogenannten oberen Rundblickpodest, einer runden, eingezäunten Plattform am Vorderschiff der „Tellur“[2].

Das fremde Raumschiff erschien im Schein der Bordlampen der „Tellur“ völlig weiß. Seine Oberfläche war mattiert, es hatte also keine spiegelnde Metalloberfläche, die, wie der Panzer der „Tellur“, dazu dienen sollte, schädliche Strahlung zu reflektieren. Nur der Ring in der Mitte des Schiffes schien ein schwaches blaues Leuchten auszustrahlen.

Der gigantische Schiffskoloß näherte sich der „Tellur“ ziemlich schnell. Beide Schiffe zogen sich im kosmischen Raum durch ihre Masse gegenseitig an. Die „Tellur“ legte deshalb auf Backbord mächtige Anlegestützen von der Art elastischer Teleskopröhren aus.

Der kuppelartige Vorderteil des fremden Raumschiffes war durch einen dunklen Einschnitt gespalten. Aus diesem Einschnitt schob sich jetzt eine Plattform hervor, eingezäunt von einem Geländer aus zahlreichen dünnen Pfosten. Fünf totenbleiche, übermäßig breite Gestalten erschienen auf der Plattform des fremden Schiffes. Ihre Größe entsprach etwa derjenigen der Erdmenschen. Sie waren aber viel dicker, hatten gekrümmte Rücken und auf diesen einen kammartigen Ansatz. Sie trugen keine runden, durchsichtigen Schutzhelme wie die Menschen der Erde, sondern in Höhe der Schultern eine dicke Rolle, an der eine große muschelartige Haube angebracht war, die den ganzen Kopf umhüllte. Vorn lief an dieser Haube um den Kopf herum ein Kranz breiter Stacheln, der eine Art Schutzdach bildete. Es war völlig unmöglich, irgend etwas von den Gesichtern der Fremden zu erkennen.

Die erste auf der Plattform erschienene weiße Gestalt machte eine heftige Gebärde, wobei ersichtlich wurde, daß die Fremden zwei Arme und zwei Beine hatten. Das weiße Schiff drehte sich jetzt langsam mit der Nase dem Heck des Erdschiffes zu und schob eine über 20 Meter lange Einrichtung zum Abfangen des Zusammenpralls vor. Es handelte sich um ein Harmonikagestell aus Platten eines rötlichen Metalls.

Ein weicher, federnder Stoß — und beide Raumschiffe hatten die erste Berührung miteinander.

Die auf dem Rundblickpodest der „Tellur“ Stehenden vernahmen plötzlich in ihren Telefonen das gedämpfte gemütliche Auflachen ihres Kommandanten.

„Ich möchte nur alle ein wenig trösten, vor allem aber Afra“, sagte Mut Ang. „Stellen Sie sich doch einmal vor, wie wir von dort drüben aus anzusehen sind! Wie große, blasenförmige Puppen mit ungelenken Gliedmaßen und riesigen runden Köpfen, zu drei Vierteln hohl!“

Afra mußte nun auch lachen.

„Worauf es allein ankommt, ist die Füllung der Schutzanzüge, das, was drin steckt. Das Äußere ist ohne alle Bedeutung!“

„Beine und Arme haben sie ebenso viele wie wir“, begann Karil.

Er kam aber nicht weiter; denn was jetzt auf dem fremden Raumschiff vor sich“ ging, nahm die volle Aufmerksamkeit der Erdmenschen in Anspruch.

Um das Metallgerippe im Mittelteil des weißen Schiffes herum legte sich plötzlich ein faltiges Futteral, von dem sich eine Abzweigung wie ein riesiger hohler Ärmel in Richtung auf die „Tellur“ hin erstreckte. Die vorderste Gestalt auf der Plattform des fremden Raumschiffes begann jetzt durch Gesten, die keine Zweifel hinsichtlich ihrer Deutung zuließen, den Erdbewohnern begreiflich zu machen, was sie tun sollten. Mut Ang war sicher, daß es der Kommandant des unbekannten Raumschiffes war. Durch das wiederholte Heranziehen der vorher nach der „Tellur“ hin ausgestreckten Hände an seine Brust wollte der fremde Kommandant offenbar die Menschen an Bord seines Schiffes einladen. Und diese wollten auch nicht lange auf sich warten lassen. Schon schob sich aus dem unteren Teil des Schiffsrumpfes der „Tellur“ ein Verbindungsgang hervor, der die Form einer mächtigen Röhre hatte. Derartige Durchgänge wurden von jeher zur Herstellung der Verbindung von einem Raumschiff zum anderen im kosmischen Raum verwendet. Allerdings war der von der „Tellur“ ausgelegte Durchgang kreisförmig, während jener des weißen Raumschiffes die Form einer Ellipse hatte. Die Raumfahrer der Erde stellten in aller Eile aus einem weichen Plaststoff einen Rahmen als Zwischenstück her. Unter der Einwirkung der kosmischen Kälte erstarrte das Material augenblicklich und wurde fester und härter als Stahl.

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2

Diese und zahlreiche andere Stellen der Erzählung setzen das Vorhandensein einer Schwerkraft voraus. Eine Schwerkraft im eigentlichen Sinne ist selbstverständlich während des antriebslosen Fluges oder des relativen „Stillstandes“ nicht vorhanden. Trotzdem können die hier geschilderten Verhältnisse durch eine künstliche Schwerkraft hergestellt werden, indem man beispielsweise für geeignete Rotationsbewegungen sorgt, die fehlende Schwerkraft also durch Zentrifugalkraft ersetzt. Um in allen Räumen des Schiffes die gleiche künstliche Schwerkraft zu haben, ist dann jedoch eine ganz bestimmte, etwa ringförmige Anordnung der Räume erforderlich. Daraus ergeben sich Raumschifformen, die von den auf der Erde üblichen Formen von Verkehrsmitteln völlig abweichen.

Ein Anlegen zweier Raumschiffe aneinander ist dann natürlich nur bei gleichen Drehgeschwindigkeiten möglich.

Eine Verwirrung in der gegenseitigen Betrachtung der Raumschiffe entsteht durch die Rotation nicht, denn zwei mit gleichen Drehzahlen sich gegenüberstehende Körper erscheinen sich gegenseitig als ruhend. Die Schaffung eines Verbindungsganges mit künstlicher Schwerkraft, wie sie später beschrieben wird, dürfte jedoch recht problematisch sein.