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„Oder einem Schwert?“

Das löste ein weiteres bellendes Lachen aus – er konnte es nicht unterdrücken.

„Wie? Basil Rathbone hat sie umgebracht? Entschuldigung“, fügte er schnell hinzu. „Wer benutzt heutzutage noch ein Schwert?“

„Sie wären überrascht“, antwortete der Fed und sein Gesicht blieb starr wie eine ausdruckslose Maske. „Und Sie sagen, die anderen drei sehen genauso aus?“

„Jep.“

„Kann ich die Akten von Hsu und Ding sehen?“

„Sicher.“ Josh ging in das große Büro zum Aktenschrank. Die Hängeordner waren alle noch in dem Drahtkorb auf dem Schrank, weil es ‚heiße‘ Fälle waren. Nur zu bald würde man sie in eine Schublade stopfen.

Der Bundesagent blätterte jeden Ordner durch, als hätte er das schon sein ganzes Leben getan. Josh nahm an, dass es auch so war. Dann gab er sie zurück.

„Danke.“

Josh Friedlander hatte versucht, sich zurückzuhalten, konnte aber nicht widerstehen, die Frage zu stellen.

„Ist das noch so ein Serienkiller wie der Zodiac?“

Der Agent schüttelte den Kopf.

„Es ist mir nicht erlaubt, dazu etwas zu sagen. Und das FBI würde es zu schätzen wissen, wenn Sie diesen Besuch nicht an die große Glocke hängen. Ist das klar?“

Josh nickte schnell und antwortete eifrig.

„Oh, absolut.“ Außerdem, wem sollte er es schon erzählen?

Der Mann ging und Josh lächelte. Zum ersten Mal hatte ihn jemand wie einen Menschen behandelt und nicht wie einen Irren, der die ganze Nacht an Leichen herumspielt.

Er fragte sich, ob es bei den Feds auch Stellen für Gerichtsmediziner gab. Und ob es dort eine Nachtschicht gab.

Sieben

Eine der wichtigsten Lektionen, die Deanna ihre Tochter lehren wollte, war, dass die beste Waffe eines Jägers nicht die Feuerwaffe war. Auch kein Weihwasser. Es war nicht einmal das Claymore-Schwert, das Vampire, Dämonen oder eine Gruppe Ghouls killen konnte.

Es war ein Büchereiausweis.

Aber ihre fünfzehnjährige Tochter, eine begabte Kämpferin, davon zu überzeugen, war ein harter Kampf.

Am frühen Morgen ihres zweiten Tags in San Francisco nahm Deanna Mary in das riesige weiße Gebäude der öffentlichen Bibliothek von San Francisco mit. Das Hauptgebäude lag an der Ecke Larkin und Grove Street und gehörte zum Gemeindezentrum der Stadt.

Es war ein kühler Tag und das änderte sich auch nicht, als sie das Gebäude betraten.

„Mom, weißt du, wir könnten das selbst machen – Jack und ich, meine ich“, sagte sie leise während sie durch die Lobby gingen. „Du könntest mit Dad gehen.“

„Nein, danke“, sagte Deanna. „Du weißt doch, wie sehr ich es hasse, zu schauspielern. Dein Vater soll sich ruhig verkleiden, er ist gut darin.“

„Stimmt schon“, sagte Mary enttäuscht.

Samuel war in der letzten Nacht lange in Verkleidung eines FBI-Agenten unterwegs gewesen, also ließen sie ihn ausschlafen. Der Besuch beim Gerichtsmediziner hatte nicht so viele nützliche Informationen zutage gefördert. Wenn er sich erst mal ausgeruht hatte, würde er sich daran machen, sie auszuwerten und den gemeinsamen Nenner bei den vier Opfern zu finden.

Deanna lächelte. Sie konnte ihre Tochter nur zu leicht durchschauen – sie wollte Zeit mit dem jungen Mr. Bartow verbringen. Sie konnte ihr das nicht gerade verübeln, wenn man alles bedachte. Trotzdem würde sie keineswegs ihre fünfzehnjährige Tochter ohne Aufsicht mit einem achtzehnjährigen Jungen allein lassen. Klar, er kam aus einer Jägerfamilie, aber es handelte sich immerhin um Teenager.

Mary blickte nach unten, weil es ihr wohl peinlich war, dass man sie so leicht durchschauen konnte.

Dann hellte sich ihre Miene auf, als sie Bartow entdeckte, der sich am Eingang auf seine Krücke stützte.

„Wollen wir?“

„Selbstverständlich“, sagte Mary und ein Lächeln glättete ihre gerunzelte Stirn.

Deanna schmunzelte und sie gingen geradewegs auf den Empfangsschalter zu. Dort saß eine junge Frau mit langen, glatten Haaren, einer großen Nase und einem breiten Lächeln auf einem hohen Stuhl. Sie trug ein dunkelblaues Sommerkleid und eine hellblaue Strickjacke.

„Wie kann ich Ihnen helfen?“

Deanna setzte ihr strahlendstes Lächeln auf und antwortete mit einem überbetonten Akzent aus dem mittleren Westen.

„Hi, Miss – das hoffe ich doch sehr! Wir hatten gerade so viel Spaß in Chinatown und wollten etwas mehr über die Leute dort erfahren. Können Sie uns einige Bücher empfehlen?“

Die Bibliothekarin nickte lebhaft.

„Ich werde mal sehen, was ich tun kann. Wissen Sie, die meisten unserer Bücher über orientalische Kultur sind in chinesischer Sprache und befinden sich in unserem Chinatown-Anbau. Wir haben aber ein paar Bücher über chinesische Kultur hier und einige sind auf Englisch. Gibt es einen bestimmten Aspekt, der sie interessiert?“

„Es ist komisch, dass Sie das fragen. Überall, wo wir gingen und standen, hat meine Tochter etwas über das ‚Herz des Drachen‘ gehört. Und wir sterben geradezu vor Neugier herauszufinden, was das wohl sein könnte.“

„Oh, da haben wir ja einen Ausgangspunkt“, sagte die Bibliothekarin und stieg von ihrem Sitz herunter. „Nun, der Drache ist ein sehr wichtiger Teil der chinesischen Kultur. Schauen wir mal, was wir da haben.“

Sie brachte sie zu einem riesigen Schrank mit Dutzenden kleinen Schubladen – dem Katalog, in dem die Titel nach Themen abgelegt waren. Geschickt wählte sie bestimmte Schubladen, die mit einem System nach Nummern und Kategorien beschriftet waren. Sie begann mit „180 – Orientalische Philosophie“ und innerhalb weniger Augenblicke hatte sie mehrere Bücher gefunden, die historische Referenzen auf Drachen enthielten.

Alte chinesische Geheimnisse, hm?, dachte Deanna bewundernd. Diese Frau versteht wirklich ihr Geschäft.

Mehrere Stunden des Lesens später – nachdem sie alle möglichen Kategorien von „Paranormale Phänomene“ bis „Paläozoologie“ durchsucht hatten – hatten sie nur wenig gefunden, was für diese spezielle Jagd relevant erschien. Sie hatten viel über Drachen herausgefunden, aber nichts passte zu dem, was die Indizien vorgaben.

Als sie das Letzte der Bücher schloss, das die junge Bibliothekarin ihnen gebracht hatte, sah Mary ihre Mutter und Jack an.

„Viele Referenzen zu Leuten, die von einer Riesenechse filetiert worden sind, aber nichts erklärt die Art, auf die diese Leichen aufgeschlitzt wurden“, sagte sie. Vielleicht suchen wir ja keinen Drachen, sondern jemanden, der von einem Drachen besessen ist. Jemanden mit einem Schwert?“, fragte sie skeptisch.

Deanna schüttelte den Kopf, um ihre Gedanken zu klären. Jede Abbildung eines Drachen hatte Wesen mit Krallen wie Adler oder Bären gezeigt. Nichts passte zu den präzisen Schnitten, die Samuel beschrieben hatte.

„Ich weiß nicht“, sagte sie. So etwas ist in den Büchern, die ich gelesen habe, nicht zu finden. Aber es ergibt genauso wenig Sinn wie alles andere.“

Schlimmer war, dass sie keinen einzigen Hinweis auf das Herz des Drachen gefunden hatten, außer einem kleinen Hinweis im entferntesten Sinne. Einem Mensch mit dem „Herz eines Drachen“ wurde große Charakterstärke nachgesagt – was nicht gerade dazu passte, durch Frisco zu rennen und Leute in Scheibchen zu schneiden.

Deanna schloss ihr Buch mit einem Rumms. Dann brachten Mary, Jack und sie ihre Bücher zu dem Handwagen, der unter einem Schild geparkt war, auf dem mit sauberen Blockbuchstaben „Rückgabe“ stand.

„Nun, das war Zeitverschwendung“, sagte Mary seufzend.

„Hey, komm schon“, protestierte Jack. „Manchmal hilft es dir auch zu wissen, was du nicht jagst, um herauszufinden, was du jagen solltest.“ Aber nicht einmal er selbst sah besonders überzeugt von seinen Worten aus. Trotzdem ging Mary darauf ein.