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„Dann kommen wir eben in zwanzig Jahren wieder und machen das noch mal. Wir können mit einem Shuttle von unserem Haus auf dem Mond runterfliegen.“

Samuel rollte mit den Augen.

„Mondshuttle. Schon klar. Wenn wir erst auf dem Mond sind, werden wir genug mit den Monstern da oben zu tun haben, wette ich.“

Während er sprach, durchdrangen laute Sirenen die Stille des Abends. Er blickte aus dem Fenster und sah Feuerwehrautos und Polizeiwagen, die sich dem Gebäude näherten.

„Wir müssen abhauen“, drängte er. Chao war jetzt harmlos – zumindest für die nächsten zwanzig Jahre – und brauchte einen Arzt. Aber das sollte die Polizei erledigen. Die Campbells mussten jetzt schleunigst abhauen.

Als sie die Treppe zum Hinterausgang hinuntereilten, der hoffentlich von der Polizei wegführen würde, flüsterte Deanna: „Wenn wir zurück ins Hotel kommen, werde ich Marty anrufen und ihn bitten, einen Heimflug zu organisieren.“

Samuel war nach der erfolgreichen Jagd großzügig und ergänzte Deannas Äußerung.

„Und dann darfst du Jack anrufen, kleines Fräulein. Vielleicht könnt ihr zwei zusammen zu Abend essen.“

Deanna warf ihm einen überraschten Blick zu, aber Mary schüttelte den Kopf.

„Das ist in Ordnung, Dad. Ich meine, wir könnten doch alle mit ihm essen gehen, zum Dank, finde ich.“

Sie rannten aus der Hintertür und auf die Straße zu, die hinter dem Gebäude entlanglief.

„Ich dachte, du magst den Jungen?“

„Er ist nett“, sagte Mary. „Und es war schön, ihn zu sehen. Aber wie du immer sagst, Dad, die Liebe und die Jagd passen nicht zusammen.“

Sie grinste. „Außer bei euch beiden.“

Deanna schmunzelte, während sie zur Bushaltestelle gingen.

„Lasst uns nach Hause fahren.“

Albert schnappte nach Luft und setzte sich schnell auf.

Sein Knie fühlte sich gut an.

Er legte eine Hand an den Kopf und fühlte, dass sich die Platzwunde bereits geschlossen hatte. Er wischte das Blut weg.

Anders als der einfache Schlag von gestern Abend würden diese Wunden ein bisschen länger brauchen, um zu heilen. Zunächst die Knieverletzung, die krampfartige Schmerzen in seinen ganzen Körper ausgestrahlt hatte. Als er gegen die Wand knallte, war er tatsächlich für ein paar Sekunden ohnmächtig gewesen – aber er hatte Fetzen des Gesprächs der drei Gaijin mitbekommen. Auch die Worte des Mädchens – die mit einem abscheulichen Akzent gesprochen hatte – die Worte des anderen Zauberspruchs aus der Bibliothek.

In der kurzen Zeit, in der sie die Formel gesprochen hatten und gegangen waren, waren seine Wunden bereits geheilt. Was immer er für eine Verbindung zum Herzen des Drachen hatte, sie war noch existent.

Er konnte nicht verletzt werden – oder zumindest nicht auf Dauer.

Er riss sein blutverschmiertes Hosenbein hoch und legte das bloße Fleisch frei. Da war Blut an seinem Knie, aber die Haut selbst war unverletzt und zeigte keine Narbe.

Er grinste. Das war wie Magie.

Tatsächlich war es Magie – sehr gute Magie.

Während Albert keine Ahnung hatte, wer die drei Gaijin waren, wusste er, dass sie dachten, die Schlacht wäre vorbei – zumindest für die kommenden beiden Dekaden.

Aber wenn diese zwei Dekaden vorüber waren, wollte Albert bereit sein.

Drei Polizisten erschienen in seiner Tür.

„Keine Bewegung!“

„Was ist hier los, Officers?“, fragte er unschuldig.

„Wir haben einen Hinweis bekommen, dass hier ein Schuss abgefeuert wurde“, sagte einer von ihnen.

„Nein, Sir, Officer“, entgegnete Albert mit seiner unterwürfigsten Stimme. Das Letzte, was er jetzt gebrauchen konnte, war Ärger mit der Polizei.

Ein anderer Officer untersuchte das zerschmetterte Schloss.

„Ihre Tür wurde eingetreten.“

„Ja, ich versuche seit Wochen meinen Vermieter dazu zu bekommen, das zu reparieren“, antwortete er.

Der Officer schnaubte. „Da würd’ ich drauf wetten.“

„Was ist mit ihrem Bein passiert?“

„Ich hab die Hosen von der Wohlfahrt. Ich kann es mir gerade nicht erlauben, wählerisch zu sein, wissen Sie?“

Die Polizisten hatten noch ein paar Fragen, aber außer der beschädigten Tür gab es keine Anzeichen eines Verbrechens und sie schienen auch nicht gerade scharf darauf zu sein, welche zu finden.

Sobald sie gegangen waren, lächelte Albert.

Das war jetzt erledigt. Nun hatte er zwei Jahrzehnte Zeit, um darüber nachzudenken, wie er die Macht seines Vorfahren am besten für sich nutzen konnte.

2009

Zehn

„Weißt du“, sagte Sam Winchester, „das finde ich immer noch ein bisschen gruselig.“

Dean starrte auf den Ausdruck des vierzig Jahre alten Artikels aus dem San Francisco Chronicle.

„Was, dass unsere Mutter und die Großeltern auch Jäger waren?“ Dean erinnerte sich, dass er wie betäubt gewesen war, als dieses neunzehnjährige Mädchen ihn schier zusammengeschlagen hatte. Als er dann das schützende Bettelarmband gesehen hatte, hatte er zwei und zwei zusammen gezählt.

Mary wusste wirklich, wie man jemanden gehörig in den Hintern trat.

Die Familiengeschichte der Winchesters hatte in ihrer Kindheit keine hohe Priorität gehabt. Deans Großeltern waren kaum in Erinnerung gebliebene Gesichter auf verblichenen Bildern, die im Treppenhaus hingen. Die einzige Familie, die ihm nach Moms Tod etwas bedeutete, waren Sam und Dad. Später Leute wie Bobby, der für die Jungen ein Ersatzvater gewesen war, und dann, als sie älter wurden, noch etwas anderes. Und Caleb. Und Pastor Jim.

Sam lächelte, als er Deans Frage beantwortete.

„Nein, es ist schon schlüssig, dass sie Jäger waren“, sagte er. „Aber es ist komisch, dass wir nach ihnen benannt wurden und Dad uns das nie erzählt hat.“

Dean schnaubte verächtlich.

„Kannst du auf die Liste der Dinge setzen, die Dad uns nie erzählt hat. Wir könnten damit ein verdammtes …“ Plötzlich bekam er einen Blick, als wäre er ganz weit weg. „… Buch füllen. Mistkerl.“

Dean steuerte zielstrebig von der Küche ins Wohnzimmer und geradewegs auf die abgewetzte Tasche zu, die er immer auf Reisen benutzte. Er zog ein in Leder gebundenes Notizbuch heraus, das in den vergangenen vier Jahren integraler Bestandteil ihres Lebens als Jäger geworden war. Seit Dad verschwunden war. Seit Dean nach Stanford gekommen und Sam wieder zurück in das alte Leben gezerrt hatte. Das Leben, das er hinter sich gelassen hatte.

Dads Tagebuch.

Fieberhaft begann er in den Seiten zu blättern, bis er zu dem Teil kam, der die späten achtziger Jahre betraf, und fand, was er suchte.

„Hier kommt’s“, rief er über die Schulter. „Herz des Drachen – San Francisco 1989. Zwanzig Jahre später – und Dad ist ihm entgegengetreten.“

Sam stand vom Küchentisch auf und folgte seinem Bruder.

„Okay, jetzt fängt es bei mir an zu klingeln. Das ging auch um ein Schwert, oder?“

„Jup“, sagte eine Stimme aus dem Hinterzimmer. Bobby kam ins Wohnzimmer gerollt. Ein dünnes, langes Paket, das mit Packpapier und Garn verschnürt war, lag auf seinem Schoß. Er steuerte seinen Rollstuhl auf die Brüder zu und kam so zum Stehen, dass er neben ihnen saß.

Er starrte unter seiner omnipräsenten Baseballmütze nach oben und hielt ihnen das Päckchen hin.

„Wenn ihr beide Doragon Kokoro dingfest machen wollt, werdet ihr das hier brauchen.“

Sam nahm das Paket.

Er entknotete den Faden, riss das einfache Papier auf und Dean war überrascht, dass ein Hakenschwert zum Vorschein kam. Er hatte ein Katana erwartet. Es hatte einen Griff mit Handgelenkschutz und einen weiteren Teil darüber. Die lange Klinge bog sich erst am äußersten Ende.