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„Ich glaube, dieses Bild sagt mehr als tausend Worte.“

John nahm das Buch und sah eine Zeichnung, die die gesamte untere Hälfte der Seite einnahm. Ein Mann hielt ein wohlbekanntes Hakenschwert und bückte sich in kampfbereiter Pose. Ihm stand ein Mann gegenüber, der von Flammen eingehüllt war und ein Katana schwang.

Besonders interessant war, dass die Kanji-Zeichen auf dem Hakenschwert leuchteten.

Er sah auf und Wallace nickte in Richtung des Buches.

„Wenn das Teil hier echt ist – und ich übersetze dieses Mistding schon seit einer Weile –, dann geht es nicht um das Schwert, sondern um die Gravur.“ Er drehte sich um, wischte mit dem Unterarm die Papiere von der Tastatur und begann zu tippen. „Ich habe schon einmal etwas vorbereitet und die Zeichen auf dem Schwert phonetisch aufgeschrieben. Wenn Sie dem Geist das nächste Mal gegenüberstehen, sollten Sie sich konzentrieren und dann die eingravierte Formel sprechen.“

„Ich glaube, dass wir Doragon Kokoro dann loswerden.“

„Sie glauben?“ John gefiel das gar nicht.

Wallace blickte ihn ruhig an.

„Sehen Sie, Mann, Sie und ich wissen beide, dass es für diese Dinge gewöhnlich keine Gebrauchsanweisung gibt.“

Mit einem Seufzer gab John nach.

„Ja, okay.“

Der Professor stand auf und zeigte zur Tür.

„Kommen Sie, der Drucker steht auf dem Flur.“

John folgte ihm aus dem engen Büro in den engen Flur zu einem Tisch, auf dem ein paar hölzerne Postfächer standen, auf denen kleine weiße Aufkleber mit den Namen der betreffenden Personen angebracht waren. John bemerkte, dass in Wallace’ Fach ein großer Umschlag steckte. Der Professor schnappte ihn im Vorbeigehen.

Der Drucker war ein Typenraddrucker, der sehr langsam war. Als sie ankamen, war er immer noch nicht fertig. Das Blatt, das er ausspuckte, enthielt nur ein paar Worte.

Wallace zog einen Hebel, der das Papier löste und riss es heraus.

„Hier, Mr. Winchester. Halten Sie das Schwert dicht an Doragon Kokoro heran, sagen Sie das hier und treten Sie zurück.“

John nahm das Papier.

„Und was, wenn es nicht wirkt?“

Wallace’ Gesicht verzog sich zu einem ironischen Grinsen.

„Rennen wie verrückt?“

John rollte mit den Augen.

„Danke sehr.“

Siebzehn

Tommy Shin verfluchte die Tatsache, dass der Alte recht gehabt hatte.

Mai-Lin hatte seine Befehle befolgt und alles besorgt, was er über das Herz des Drachen wissen musste. Tommy wusste nicht so viel, wie er gerne wollte, aber genug, um zu handeln.

Zu seinem größten Ärger war eine dieser Handlungen, erneut mit dem Alten zu sprechen. Als der Alte geäußert hatte, dass ein Geist für die Morde an seinen Vertrauten verantwortlich sein könnte, hatte Tommy das nicht einmal in Betracht gezogen. Jetzt musste er zu Kreuze kriechen.

Er konnte aber auch nicht leugnen, was er mit eigenen Augen gesehen hatte. Er hatte das Herz des Drachen in seinem Restaurant gesehen, wie es auf Lin losgegangen und durch einen Zauber verschwunden war.

Tommy musste also akzeptieren, dass dieses Wesen wirklich existierte. Das bedeutete, dass er wieder einmal den Alten um Hilfe bitten musste.

Der Joker im Spiel war der Amerikaner mit dem Schwert. Tommy wusste nicht, was er davon halten sollte – und das behagte ihm nicht. Einerseits hatte der Gaijin das merkwürdige Schwert in sein Restaurant mitgebracht. Andererseits hatte er sein Leben riskiert, um Lin zu verteidigen – einen vollkommen Fremden.

Warum sollte er so etwas tun?, fragte sich Tommy. Was springt für ihn dabei raus?

Außerdem schien er das Herz des Drachen erwartet zu haben. Warum sollte er sonst ein Schwert mit ins Shin’s Delight Restaurant bringen?

Dennoch, bis er mehr über den Mann in Erfahrung gebracht hatte, gab es nichts, was Tommy gegen ihn unternehmen konnte. Andere Vorbereitungen konnten hingegen getroffen werden – und waren es auch schon.

Tommy rief Benny und Al in sein Büro und beide kamen sofort herein.

„Setzt euch“, sagte er und zeigte auf die beiden Besucherstühle vor seinem Schreibtisch. „Ich habe jetzt einen Bericht über das Herz des Drachen bekommen – den flammenden Krieger, der unten im Restaurant aufgetaucht ist.“

Al schien unruhig zu werden.

„Das habe ich auch“, sagte er, ohne gefragt zu werden. „Und ich glaube es war der Ga…, äh, Ausländer, der ihn heraufbeschworen hat.“

Benny wandte sich ihm zu und starrte ihn an.

„Warum glaubst du das?“, fragte er. „Jeder, mit dem ich gesprochen habe, sagte, dass der gegen ihn gekämpft hat.“

„Das ist doch offensichtlich!“ Al starrte Benny an, als wäre er ein Idiot. „Der Ausländer hatte ein Schwert bei sich. Leute tragen kein Schwert, wenn sie es nicht benutzen wollen. Ich wette, dass er den Dämon heraufbeschworen hat, damit er ihm dabei hilft, irgendeinen verzwickten Plan auszuführen.“

„Warum hat er ihn dann bekämpft?“

Al zuckte mit den Schultern.

„Wer weiß. Vielleicht hat er die Kontrolle verloren. Das würde auch erklären, warum er hinter Lin her war. Ich meine, Lin ist immerhin nicht von Bedeutung.“ Er drehte sich zu Tommy um. „Nein, ich glaube er war hinter dir her und der einzige Grund, warum er sich zu erkennen gegeben hat, war, dass er die falsche Person angegriffen hat.“ Er sah sehr zufrieden mit seiner Begründung aus.

Tommy nickte und dachte über Als Worte nach.

„Das ist keine schlechte Theorie, Al“, gab er zu.

Es klopfte am Türrahmen. Sie war offen und Mike Zhang – einer der Bodyguards von unten – stand da.

„Entschuldigen Sie, Boss. Wir haben da jemanden.“

Tommy winkte Mike herein.

„Komm rein, komm rein“, sagte er eifrig.

Mike trat ins Büro, gefolgt von Jack Wu und einem unrasierten Weißen in einer Bomberjacke. Jack war gut zwei Meter fünf groß und breitschultrig.

Er erhob eine Hand und zeigte ein Hakenschwert.

„Schön, schön, schön“, sagte Tommy und ging um seinen Schreibtisch, um den Ausländer zu betrachten. „Zum Tatort zurückgekehrt, oder?“

Jack hatte riesige Hände, mit denen er den Ausländer an den Schultern festhielt. Trotzdem war der weiße Mann unbeeindruckt.

„Ich bin nicht der einzige Verbrecher hier“, sagte er voller Überzeugung.

„Wer bist du?“, fragte Tommy.

„Mein Name ist John Winchester – und ich bin nicht hier, um Ihnen Schwierigkeiten zu machen.“

Dabei stand Al auf und stellte sich neben den Boss.

„Du lügst!“, sagte er mit einer Stimme, die ein bisschen zu hoch klang. „Du versuchst, die Triaden zu zerstören, angefangen bei Tommy, nicht wahr? Du glaubst, er sei schwach, aber da liegst du falsch!“

Winchester lächelte ihn an. Es war ein beunruhigendes Lächeln, weil es einerseits irre und andererseits beunruhigend vernünftig wirkte. Das, bemerkte Tommy, war jemand, der in den Abgrund geblickt hatte.

Er hatte diesen Blick schon einmal gesehen – beim Alten.

„Es gibt nur eines, was ich zerstören will, Junge, und das ist nicht hier im Raum.“

Al wandte sich an Tommy.

„Du solltest ihn umbringen, bevor er dich fertigmacht.“

Jetzt war es an Tommy zu lächeln.

„Oh, vielleicht werde ich ihn wirklich umbringen, Al“, sagte er ruhig. „Aber nicht, weil er das Herz des Drachen heraufbeschworen hat.“

„Wovon redest du?“, fragte Al, dem das gesamte Blut aus dem Gesicht gewichen war.

Tommy begann zwischen den Filmpostern und der Wand auf und ab zu gehen.