„Mai-Lins Nachforschungen haben eine ganze Menge über das Herz des Drachen zutage gebracht. Inklusive einer Sache, die du in deinem kleinen Bericht weggelassen hast“, sagte er. „Siehst du, das Wesen ist der verwunschene Geist des alten Kriegers Yoshio Nakadai. Und John Winchester hier kann ihn unmöglich zurück ins Land der Lebenden geholt haben. Nein, das kann nur ein Blutsverwandter getan haben – ein Nachfahre des alten Ronin.“
Er drehte sich um und starrte Al an.
„Ihre Informationen waren sehr spezifisch. Und weil Yoshio Nakadai Japaner war, gibt es nur eine Person, die dafür infrage kommt. Jemand, der Halbjapaner ist und einen Ausländer Gaijin nennt, bevor er sich schnell verbessert. Jemand, der selbst Ambitionen hat, in den Triaden aufzusteigen. Jemand, der nie mit Lin klargekommen ist.“
Zuerst zeigten Als Gesichtszüge Panik und er blickte sich auf der Suche nach einem Ausweg im Zimmer um.
Dann senkten sich seine Schultern und er schaute seinen Boss an.
„Sehr gut, Tommy. Du hast mich.“
Bevor jemand reagieren konnte, begann er leise etwas zu murmeln.
Tommy fühlte sofort, wie ihm die Hitze ins Gesicht schlug.
Da, in der Mitte des Raumes, stand das Herz des Drachen und sah genauso aus wie unten im Restaurant.
„Wie zur Hölle …?“, sagte Benny, stand auf und wich instinktiv zurück. Er zog seine Beretta.
Tommy und seine Bodyguards waren starr vor Schreck. Winchester, der sich immer noch in Jacks Griff befand, schien der Einzige zu sein, der einen klaren Kopf behielt.
„Er muss die Zauberformel gesprochen haben, bevor er hier hereinkam“, rief er. „Was er gerade gesagt hat, muss es vollendet haben.“
„Sehr gut“, lächelte Al, wie ein Lehrer, der einen klugen Schüler lobt.
Benny zog den Abzug dreimal, aber die Kugeln verdampften sofort in den Flammen.
Das Herz des Drachen erhob sein Katana.
Benny war kurz davor, Al anstelle der Kreatur zu erschießen, aber bevor er etwas tun konnte, begann Winchester einige japanische Worte zu murmeln.
Während er das tat, begannen die Schriftzeichen auf der Klinge des Schwerts in Mikes Hand zu leuchten.
Ohne Vorwarnung warf der feurige Geist den Kopf zurück und schrie, während er das Katana immer noch erhoben hielt. Es war ein hohler, qualvoller Schrei – kaum menschlich zu nennen. Das Feuer begann heller zu brennen und Tommy musste seine Augen vor dem grellen Licht schützen. Dann züngelten die Flammen ins Nichts und der Geist war verschwunden.
Al schrie wütend auf.
Tommy machte Benny ein Zeichen, der sofort verstand und die Beretta auf Al richtete.
Winchester bewegte sich schnell. Er stieß Jack kräftig den Ellbogen in den Bauch und schlug ihm mit der Rückseite der Faust ins Gesicht. Ein Tritt mit seinem Stiefelabsatz traf ihn in den Schritt und als der Bodyguard sich nach vorne beugte, holte er aus, um Mike zu schlagen. Ein Faustschlag reichte.
Er hatte schon immer ein Glaskinn, dachte Tommy abwesend. Als Mike auf den Boden fiel, hob der Kaukasier sein Schwert auf.
Tommy trug nie eine Waffe bei sich – dafür hatte er ja Typen wie Mike und Jack. Weil Benny auf Al zielte, konnte Winchester zur Tür rennen.
„Boss?“, fragte Benny und nahm seine Augen nicht von Al.
„Lass ihn gehen“, sagte Tommy, der seine Fassung noch nicht vollständig zurückgewonnen hatte. „Er ist nicht unser Feind. Wenn er zurückkommt, kümmere ich mich um ihn.“ Dann fuhr er mit der Hand durch sein hochstehendes Haar und drehte sich zu Al um.
„Du, allerdings, um dich kümmere ich mich sofort.“
Aufmüpfig bis zuletzt, aber ohne annähernd die Überzeugung, die Winchester an den Tag gelegt hatte, antwortete Al.
„Mach ruhig das Schlimmste mit mir, Tommy. Sag Benny, er soll mich erschießen.“
„Wenn du nicht die Klappe hältst, werde ich dich erschießen, du halbblütiges Stück Dreck“, sagte Benny.
„Wie ich schon sagte, ich habe dir nichts mehr zu sagen.“
Tommy überlegte.
„Das glaubst du vielleicht, Al, aber ich nicht. Siehst du, du könntest sehr wertvoll für mich sein. Immerhin weißt du, wie man das Herz des Drachen beschwört.“
„Nicht mehr“, sagte Al bitter. „Dieser Gaijin hat den Geist gebannt. Er ist fort.“
Tommy zuckte die Schultern und gab Benny ein Zeichen.
„In Ordnung, dann erschieße ihn.“
Grinsend drückte Benny dreimal ab und leerte sein Magazin in Als Brust. Er fiel auf den Boden und Blut strömte aus seinen Wunden.
Tommy richtete seine Aufmerksamkeit auf Jack und Mike.
„Geht es euch beiden gut?“
Jack nickte und wurde rot vor Scham, aber Mike lag immer noch am Boden. Benny schüttelte den Kopf, nahm das Magazin aus seiner Beretta und ersetzte es durch ein neues. Es rastete mit einem hörbaren Klicken ein.
Tommy dachte, er müsste Mai-Lin auf diesen John Winchester ansetzen. Sie sollte herausfinden, wer er war und wo er herkam. Er hatte eindeutig beachtliches Wissen und Hilfsmittel von der Sorte, die sich Tommy vielleicht gern zunutze machen wollte.
Er blickte Jack an, der neben Mike kniete.
Mike begann, sein Bewusstsein wiederzuerlangen und stöhnte laut.
„Jack, steh auf und hol Doktor Jiang. Wir brauchen ihn, um Als Leiche zu beseitigen.
„Auuuuu!“
Tommy wirbelte herum und erstarrte. Alle erstarrten.
Al stand auf.
Auf seinem Hemd waren immer noch Blutflecken, die sich um die Kugellöcher ausgebreitet hatten. Durch diese Löcher konnte Tommy nur glatte, unversehrte Haut erkennen.
„Was zur Hölle?“
Al glättete seine Kleider, so gut er konnte, und starrte ihn einfach nur an. Ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus.
„Du wirst Jiang wegen mir nicht brauchen, Tommy. Und du willst mich auch in deiner Nähe behalten. Erinnerst du dich, als ich sagte, das Herz des Drachen sei gebannt? Nun, eines habe ich dir nicht verraten. Ich habe nicht gesagt für immer.“
Aber bevor er fortfahren konnte, schoss Benny erneut auf ihn. Diesmal in die Schulter.
Al taumelte rückwärts gegen die Wand, knurrte und griff nach Bennys Waffe.
„Verdammt, Benny. Das tut weh!“
Als er Benny die Waffe aus der Hand genommen hatte, stand Jack auf und schoss Al zwei Kugeln in den Rücken. Daraufhin drehte er sich. Sie flogen wieder aus seinem Bauch heraus und Blut spritzte auf das Lethal Weapon II-Poster.
Diesmal fiel Al nicht zu Boden, obwohl er beim Umdrehen zusammensackte. Er zielte mit Bennys Beretta und schoss Jack zwei Kugeln in die Brust.
Jack dagegen fiel zu Boden.
Benny sprang vorwärts und versuchte, die Waffe zurückzuerobern. Vier Hände schlangen sich um den Griff der Beretta und probierten verzweifelt, sie in die eine oder andere Richtung zu drehen und den Finger auf der Suche nach dem Abzug zu bewegen.
Zuerst schien es unentschieden. Tommy wagte sich nicht näher heran, weil er Angst hatte, selbst einen Schuss abzubekommen. Einmal zielte der Lauf direkt auf ihn und er duckte sich hinter seinen Schreibtisch.
Irgendwann erlangte Benny die Oberhand und drückte den Lauf gegen Als Brust.
Die Waffe feuerte mit einem ohrenbetäubenden Knall und Al schrie auf.
Benny lächelte. Er fühlte sich als Sieger und lockerte den Griff um die Beretta.
Sobald er das tat, drückte Al die Waffe unter Bennys Kinn und betätigte den Abzug.
Hirnmasse und Schädelfragmente spritzten zur Decke und als der tote Körper zu Boden fiel, drehte Al sich zu Tommy um. Sein Hemd war jetzt zerrissen und vollkommen mit Blut getränkt. Aber an den Stellen, an denen die Haut verletzt war, heilten die Wunden so schnell, dass Tommy dabei zuschauen konnte.