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„Aber was ist mit dir und Mom?“, hatte sie trotzig gefragt.

„Das ist etwas anderes“, hatte Samuel schwach protestiert.

„Wie?“, hatte Mary gedrängt und Samuel hatte aufgegeben, weil er wusste, dass er das nicht beantworten konnte.

Das Auto fuhr die Einfahrt neben dem Haus hinauf. Samuel warf einen prüfenden Blick auf den Boden, wo Pfeil und Bogen sowie eine Machete lagen. Er wollte die Pfeile benutzen, um den Vampir zu stoppen und die Machete, um ihm den Kopf abzuschlagen.

Die Kreatur stellte den Motor der protzigen Karre ab, schwang sich aus dem Fahrersitz und ging ums Auto, um sein Opfer zu holen. Der Blutsauger machte seiner Gattung alle Ehre: groß, dunkle Haare, gut aussehend. Er trug lange Koteletten, wie die meisten der jungen Leute heute, die keine Hippies waren, außerdem eine blaue Jacke und eine Krawatte. Trotz allem bewunderte Samuel seine blitzsaubere Erscheinung.

Die meisten Vampire sahen aus, als wären sie ihrer Zeit ein wenig hinterher – Unsterbliche hatten eine andere Wahrnehmung der Zeit. So wie der, der ungefähr vierzig Jahre alt zu sein schien und trotzdem davon sprach, dass er im „Weltkrieg“ gegen „Jerry“ gekämpft hatte. Viele der Veteranen aus dem Ersten Weltkrieg nannten ihn immer noch allein Weltkrieg. Für diejenigen, die im Zweiten Weltkrieg gekämpft hatten, wie Samuel, ging es nur um „Nazis“ oder „Krauts“.

Als der Vampir die Autotür öffnete, um das Mädchen aussteigen zu lassen, hörte Samuel ein wohlbekanntes Kichern.

„Was für ein starkes Haus!“, sagte Mary mit einer viel höheren, quietschigeren Stimme als gewöhnlich. Selbst in der Dunkelheit konnte er sehen, dass ihr Mund leicht geöffnet und ihre Augen weit aufgerissen waren.

Er musste zugeben, dass er schon ein bisschen stolz darauf war, wie gut seine Tochter in eine andere Rolle schlüpfen konnte. Stolz, der davon getrübt wurde, dass er seine fünfzehnjährige Tochter als Köder für einen Blutsauger benutzte. Aber so war der Job eben. Dieser Vampir hatte eine Schwäche für Teenager und Samuels Tochter war einer. Also musste sie es sein, die die Kreatur zurück nach Hause lockte, ohne dass andere Mädchen in Gefahr gerieten.

Dann hörte er das tiefe Brummen eines weiteren Motors. Als er sich umdrehte, sah er den Pick-up der Campbell-Familie langsam die Straße herunterfahren. Der Mond schien kaum und die Scheinwerfer waren ausgeschaltet, also war der Truck fast unsichtbar.

Wenn er nicht auf ihn gewartet hätte, wäre er ihm vielleicht auch nicht aufgefallen.

Obwohl er wusste, dass der Wagen gekommen war, konnte er den Fahrer nicht erkennen. Er wusste aber, dass seine Frau Deanna hinterm Steuer saß.

Samuel griff nach unten und nahm einen Pfeil. Er würde seine Deckung aufgeben müssen, um zu zielen – wenn er nicht aufrecht stand, würde er keine gute Schusslinie haben. Und mit Mary direkt daneben wollte er nichts riskieren. Also stand er auf, legte den Pfeil ein und spannte die Sehne.

Der Pfeil flog ab und traf den Vampir direkt in den Rücken, durchschlug seine blaue Jacke und bohrte sich in sein Rückgrat.

Der Vampir zuckte etwas, als er den Aufprall spürte.

„Autsch“, sagte er ruhig und drehte sich stirnrunzelnd um, um zu sehen, woher der Pfeil kam.

Dann lachte er.

„Ah, ich verstehe.“ Er klatschte. „Glückwunsch zu Ihrer ausgezeichneten Treffsicherheit, Sir, aber Sie haben einen entscheidenden Fehler gemacht.“

Samuel blickte finster drein. „Das glaube ich nicht.“

„Haben Sie wirklich gedacht, dass mich das verletzen würde?“, sagte er grinsend.

„Nur das? Nein.“

Plötzlich taumelte die Kreatur.

„Was …?“

„Aber bevor ich hergekommen bin“, sagte Samuel, „habe ich die Pfeilspitze in das Blut eines Toten getaucht.“

Fauchend fiel der Vampir zu Boden und rollte auf dem Rasen vor dem Haus hin und her. Leichenblut war so etwas wie Gift für seine Art. Mary ging zur Seite und suchte sich einen sicheren Aussichtspunkt.

Samuel bückte sich nach seiner Machete.

Er hörte die Tür des Pick-ups zuschlagen und entdeckte Deanna, die mit einem Benzinkanister auf das Haus zukam. Im blassen Licht des Halbmonds sah es aus, als wäre ihr ein Schwanz gewachsen, aber das war lediglich die Scheide von Samuels Claymore-Schwert, die an ihrer Hüfte baumelte. Nachdem Samuel dem Blutsauger den Kopf abgeschlagen hatte, würden sie den Körper verbrennen.

Plötzlich flog die Haustür auf. Metall krachte gegen eine Holzwand und hallte durch die Nacht. Samuel blickte zum Haus und erkannte fünf Gestalten auf der Veranda, die allesamt nicht sehr glücklich aussahen.

Alle fünf hatten gut sichtbare, spitze Schneidezähne.

„Ach, zur Hölle, es ist ein Nest!“, rief er und griff erneut nach Pfeil und Bogen. Bevor er überhaupt den Pfeil anlegen konnte, riss ihm einer der Vampire den Bogen aus der Hand.

„Das sehe ich anders, Fleisch“, knurrte er.

Der Pfeil war immer noch in Samuels Hand, also rammte er ihn dem Vampir in den Leib.

Er griff sich den Bogen von der jetzt betäubten Kreatur, nahm den Köcher und schlang ihn über die Schulter. Dann riss er einen weiteren Pfeil heraus und verschaffte sich einen kurzen Überblick über die Situation.

Zwei Vampire griffen Mary an, die anderen beiden Deanna. Beide Frauen wehrten sich und beide waren für Samuels Geschmack zu dicht an ihren Angreifern, um einen Schuss zu riskieren.

Er griff nach seiner Machete und rammte sie dem, dem er in den Bauch gestochen hatte, in den Hals. Er hatte den Kopf nicht sauber abgeschnitten, aber zusammen mit der Lähmung durch das Leichenblut würde das die Kreatur am Boden halten. Sie könnten ihn später noch fertigmachen.

Er mischte sich ins Kampfgetümmel und half Mary. Einer der Vampire griff nach seinem Arm und zog ihn an sich heran. Er konnte geronnenes Blut in seinem Atem riechen und schreckte zurück. Das gab dem Vampir die Gelegenheit, nach der er suchte.

Der Vampir kam näher und biss ihm in den Hals.

Der Knall eines Schusses hallte in Samuels Ohren wieder, nachdem Mary die. 22er, die sie sicherheitshalber immer bei sich trug, abgefeuert hatte. Die Kugel zerriss das Knie des Vampirs. Das würde ihn nicht umbringen, natürlich nicht – das Knie würde sogar sehr schnell heilen. Der Aufprall war aber stark genug, um das Monster ins Wanken zu bringen.

Samuel nickte ihr kurz zu und wandte sich der zu Boden gegangenen Kreatur zu, während Mary sich zu der anderen umdrehte, die sie immer noch plagte.

Der Vampir hatte sein Knie fest umklammert, das Blut sickerte aus der Wunde und befleckte seine Finger. Er sah zu Samuel hoch und knurrte ihn an.

„Dafür wirst du langsam sterben, Glatzkopf.“

Mit erstaunlicher Geschwindigkeit sprang das Wesen auf die Füße und schlug mit der rechten Faust nach Samuel. Instinktiv hatte der die Machete angehoben, um den Schlag abzuwehren. Die Klinge schnitt durch das Fleisch des Vampirs und schlug mit einem Übelkeit erregenden Schmatzen auf dem Knochen auf.

Als der Vampir in einem verzweifelten Versuch, sich von der Machete frei zu machen, seinen Arm zurückriss, trat Samuel ihm in den Magen. Der Blutsauger fiel rückwärts und Samuel war gezwungen, die Machete loszulassen.

Knurrend setzte die Kreatur – die Klinge immer noch in seinem Unterarm – zum Sprung an, aber Samuel bewegte sich schnell. Er benutzte erneut einen Pfeil als Speer und stach den Angreifer in den Bauch.

Dann schlug er dem Monster den Ellbogen ins Gesicht – was seinem Arm mindestens genauso wehtat wie dem Glaskinn des Vampirs. Er griff nach dem Heft der Machete und riss sie mit roher Gewalt aus dem Fleisch des Vampirs. Er spürte das heiße Spritzen von Wundsekret auf seinem Gesicht.

Ein paar Sekunden lang schlug der Vampir wild um sich, aber das Leichenblut auf der Pfeilspitze machte ihn schnell unschädlich. Samuel enthauptete ihn.