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    Sie ritten nach dem Shanty und stiegen von den Pferden. Der Cheyenne sowohl als die andern nahmen ihren Pferden Sattelzeug und Zaum ab und ließen sie laufen, bis auf den Schimmel, welcher angepflockt wurde.

    Sie betraten die Behausung des Trappers, wo Puck alsbald Anstalten traf, den Gast zu bewirten.

    Trotz seiner großen Erschöpfung und der ihn überkommenden Müdigkeit war das Interesse Pauls an der fremdartigen Erscheinung des roten Mannes groß genug, ihn am Einschlafen zu verhindern.

    Auf dem Boden zeigte sich der Indianer, der ganz nach der Art seines Volkes gekleidet war, als ein Jüngling von hoher kraftvoller Gestalt. Auf dem bartlosen, gutgebildeten Gesicht lagerte ein stolzer Ernst, der jetzt durch einen freundlichen Ausdruck gemildert ward. Außer Lasso und Lanze, welche er vor der Hütte gelassen, war er mit einem breiten und langen Messer, welches er am Gürtel trug, einer kurzstieligen Axt und einer schönen Büchse bewaffnet.

    Auf die Einladung des Trappers setzte er sich nieder. Dieser reichte ihm eine Thonpfeife und Tabak; der Indianer zündete sie an, und beide rauchten schweigend eine Weile, während Puck am Herde Wasser zum Sieden brachte, um Thee zu bereiten.

    Als der indianischen Etikette Genüge gethan schien, fragte der Trapper: "Was verschafft mir die Freude, den Großen Springer an meinem Feuer zu sehen?"

    "Die Cheyennes wollen den Büffel am Arkansas jagen, und Cayugas ist vorausgeeilt, um seinen Freund Grizzly zu begrüßen."

    Der Indianer sprach vortrefflich englisch.

    "Und ich danke dir dafür, Cayugas; ich freue mich, dich zu sehen, junger Häuptling. Dein Vater ist gesund?"

    "Die Dunkle Wolke der Cheyennes reitet an der Spitze der Jäger."

    "Freut mich, freut mich."

    Nach einer Weile fuhr er fort: "Haben die Cheyennes den Weg hierher auf diesem Ufer des Arkansas zurückgelegt?"

    "Wir haben ihn vor drei Tagen da, wo er die Biegung nach Norden macht, gekreuzt."

    "Hier wurde erzählt, die Cheyennes hätten vier Tagereisen von hier ein Nachtlager der Weißen überfallen."

    Ein schneller Blick des dunklen Indianerauges traf Paul nach diesen Worten, und mit tiefem Ernst entgegnete er: "Die Cheyennes haben Frieden mit den Weißen."

    "Ich weiß es, Cayugas", sagte der Trapper und reichte ihm die Hand.

    "Hat der junge Häuptling jenseits des Stromes zwei Cowboys gesehen, die nach Osten ritten?"

    "Er hat sie gesehen, es waren die Blutige Hand und der Geier."

    "Hm, habe mich also nicht getäuscht, als ich diese beiden Raubtiere der Wüste zu erkennen glaubte. Du kennst sie also auch?"

    "Die Cheyennes kennen sie."

    Der Trapper gab ihm nun einen Bericht, wie er Paul gefunden und unter welchen Umständen dieser in die Hand der Cowboys geraten war.

    Mit Aufmerksamkeit lauschte der Indianer.

    "Sah der junge Weiße", wandte er sich an Paul, "dort rote Krieger oder hörte er den indianischen Schlachtruf?"

    "Nein, Indianer, ich habe gar nichts gesehen, nur wildes Geschrei und Schüsse gehört."

    "Gab es tote Menschen?"

    "Ich weiß es nicht."

    Der Indianer versank in Nachdenken, welches der Trapper mit den Worten unterbrach: "Es ist dort ein Schurkenstreich verübt worden, welcher, wie ich vermute, diesem Jungen galt. Mehr als wahrscheinlich ist, daß man seinen vermeintlichen Tod, wie den ganzen Überfall den Cheyennes zuschreiben wird. Darum sage ich es dir, damit du deinem Vater darüber berichten kannst. Merke dir den Namen Osborne, Springer."

    "Es wird geschehen, und die Cheyennes werden nach den Cowboys ausschauen."

    "Wie steht ihr mit den Kiowas und den Kaws; haben die roten Leute Frieden?"

    "Sie haben Frieden; die Kaws jagen im Süden nach dem Kansas hin."

    "Es freut mich zu hören, daß die roten Leute nicht in Hader miteinander liegen."

    "Hat mein Vater Spuren der Kiowas gesehen?"

    "Nein, Cayugas. Wir haben uns nach ihnen umgesehen, aber keinen Kiowa oder seine Spur entdeckt."

    "Es ist gut."

    Puck reichte jetzt Blechbecher, mit Thee gefüllt, und Speisen umher. Der Indianer aß und trank mit den übrigen, suchte sich dann eine Lagerstätte, auf welche er sich, in eine Decke gehüllt, niederstreckte. Auch bei Paul machte sich die Abspannung nach dem langen Tage geltend, er versank in einem tiefen Schlummer, aus dem er erst, als die Sonne hoch stand, erwachte. Der Indianer hatte die Hütte bereits wieder verlassen.

Zweites Kapitel

Etwa drei Wochen sind ins Land gegangen seit dem Tage, an dem Paul Osborne in der Hütte des biederen Trappers erschien.

    Der kräftige Knabe hatte nicht nur die Nachwirkungen seines unheimlichen Marsches durch die Wüste überwunden, sondern sich auch mit der Fähigkeit der Jugend, sich rasch in neue Verhältnisse zu finden, bald in der Steppe und zwischen deren einsam hausenden Bewohnern heimisch gemacht.

    An des Zwerges anfänglich so abstoßendes Äußere hatte er sich gewöhnt und zu dem Trapper, der in seiner breiten, mannhaften Brust oft das Herz eines Kindes zu bergen schien, wahrhafte Zuneigung gefaßt, die durch dessen fast väterliche Zärtlichkeit nicht wenig gestärkt wurde. Der von Sonne und Wind gebräunte, hochgewachsene Knabe, mehr Jüngling schon als Knabe, den das büffellederne Jagdhemd, das ihm Puck verfertigt hatte, sehr gut kleidete, war in diesen wenigen Wochen, da er fast von Sonnenaufgang bis zu deren Niedergang zu Pferde saß, ein kühner und geschickter Reiter geworden, wozu freilich auch der Unterricht, den ihm Puck erteilte, wesentlich beigetragen hatte.

    Auch als Schütze hatte er sich sehr vervollkommnet und traf das Huhn jetzt mit der Kugel im Fluge.

    Wiederholt war er mit dem Trapper und Puck auf der Büffeljagd gewesen, und es waren wohl ein Dutzend der gewaltigen Tiere erlegt worden, deren Felle in der Nähe des Shanty trockneten. Paul hatte das Glück gehabt, mit einem wohlgezielten Schusse ein starkes Tier zu erlegen. Weder Cayugas noch einer seiner Stammesgenossen hatten sich in dieser Zeit bei dem Shanty blicken lassen. Nur einmal und zwar vor acht Tagen war ihre Einsamkeit durch den Besuch eines Fremden unterbrochen worden.

    Ein Händler, der mit einigen beladenen Maultieren und seinem Knecht von Norden kam, war auf dem Wege nach Osten zu kurzer Rast bei ihnen eingekehrt.

    Er hatte mit den Kiowas und den nördlicher hausenden Dakotas Handel getrieben und war auf der Heimreise begriffen.

    Der Mann wußte nicht viel zu berichten, doch handelte er seit Jahren mit den Roten und kannte ihre Art und Sitte wohl.

    Im Gespräch äußerte er: "Seid ihr befreundet mit den Kiowas, Grizzly?"

    "Nicht, daß ich wüßte", lachte dieser.

    "Will euch was sagen, Mann", entgegnete hierauf der Kaufmann, "bekümmere mich nicht mehr um Indianerangelegenheiten, als mich und mein Geschäft angeht. Muß als Handelsmann mit allen gut stehen und werde nur die Büchse zur Hand nehmen, wenn es gilt, mein Eigentum oder mein Leben zu verteidigen. Wenn ich aber mit den Kiowas nicht gut stünde, würde ich an eurer Stelle mein Haus etwas weiter nach Osten schieben."

    "Sagt mir, warum."

    "Kenne die Roten seit vielen Jahren und habe noch nie gefunden, daß eine Versammlung am Pigfelsen stattgefunden hätte, ohne daß Unheil für die Weißen die Folge war."

    "Und hat eine solche stattgefunden? Kenne den Pigfelsen recht gut."

    "Vorige Woche sind Häuptlinge der Sioux und Kiowas dort zusammengewesen."