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    Er erhob sich, winkte Paul, auf seinem Platze zu verharren, und begann, das Auge am Boden, gleich einem Spürhund umherzuschleichen. Er verschwand nach dem Flußufer zu in den Büschen, und kam erst nach einiger Zeit zu dem von Unruhe verzehrten Paul zurück.

    Leise sagte er, die bebende Stimme verriet die innere Erregung: "Sie haben ihn fortgeschleppt, die Hunde, im Kanoe."

    "Wie weißt du das?"

    "Ich lese am Boden. Sie sind den Fluß heruntergekommen, landeten etwas oberhalb, wahrscheinlich in der Nacht. Als wir fort waren, habe sie sich zum Shanty geschlichen und den Grauen Bären überfallen, gebunden und ins Kanoe geschleppt."

    Staunend horchte Paul. "Und der so starke Oheim hat sich wehrlos fangen lassen?"

    "Nein", sagte mit grimmigem Triumphe der Zwerg, "der Graue Bär hat ihnen die Pranken gezeigt, zwei bezahlten den Angriff mit dem Leben."

    "Hast du die Toten gesehen?"

    "Nein, die haben sie mitgenommen."

    "Mein Gott, Puck, woran siehst du das?"

    "Komm!" sagte der Zwerg kurz.

    "Sieh, hier", und er deutete auf den Boden vor dem Shanty, "hier haben sie sich zuerst auf ihn geworfen, indem sie von rechts und links gleich feigen Coyotes über den Arglosen herfielen. Es waren mehr als zwanzig Krieger. Aber der Bär schüttelte sie ab, die Hunde. Sieh, wie sie zu Boden flogen"; er wies auf einige Stellen auf dem mit Gras bewachsenen sandigen Boden. Paul gewahrte weiter nichts, als daß das Gras zerdrückt war. "Einen schleuderte der grimmige Alte dort an den Baum mit dem Kopfe, der wird wohl tot genug sein."

    Er zeigte dem schaudernden Paul den Baum und die Stelle der Rinde, wo der Schädel angeschlagen hatte; die Rinde war etwas eingedrückt, und Blut sowohl als schwarzes Haar darauf wahrnehmbar.

    "Dann ist der Alte nach dem Flusse gelaufen, um sich gleich einem Alligator in denselben zu stürzen. Hätte er ihn erreicht, so könnte der ganze Stamm der Kiowas am Ufer heulen oder nachschwimmen, sie hätten ihn nimmer erreicht, denn er schwimmt und taucht wie ein Otter." Er führte Paul durch die Bäume, ihm Fußspuren zeigend, unter denen die des Trappers deutlich erkennbar war.

    Er machte den Jüngling auf zertretene und verbogene Büsche aufmerksam und auf den zerstampften weichen Boden. Ringsumher auch lagen Federn, wie sie den Indianern zum Hauptschmuck dienen, und Fetzen ihrer Gewänder. "Hier haben sie sich wieder auf ihn geworfen - alle. Einen hat der Oheim gepackt und zu Boden geschleudert. Er lag auf ihm, sieh hier -", Paul gewahrte deutlich die Spuren von Schultern und den Eindruck eines Schädels am Boden, "und die andern wieder auf dem Alten. Hier haben sie ihn gebunden, und dann zum Kanoe getragen. Sie müssen die Waffen abgelegt haben, um so den Alten lebendig zu fangen." Immer wies er dem staunend Horchenden die Spuren, die Paul, so aufmerksam auf alles gemacht, jetzt besser erkannte.

    Sie gingen zum Flußufer. "Hier hat das Kanoe gelegen, ein großes Fahrzeug, und hier haben sie ihn hineingeschleppt."

    Am sandigen Ufer gewahrte man deutlich die Fußspuren und den Eindruck, den das Boot gemacht hatte.

    "Glaubst du, daß der Oheim den Mann, den er erfaßt und zu Boden gedrückt hatte, getötet habe?"

    "Der ist so sicher tot, wie dort der Arkansas fließt; der Graue Bär faßt nicht zweimal zu, wenn er zornig ist", sagte Puck, wie vorher mit grimmigem Lächeln.

    "Aber was werden sie mit dem Alten thun, Puck?"

    "Sie schleppen ihn zu ihrem Lager und werden ihn dort martern."

    "O Gott, mein Gott!" stöhnte tief entsetzt Paul, der vom indianischen Marterpfahl und der Grausamkeit der Wilden gelesen hatte. - Dann sagte er: "Können wir ihm nicht Hilfe bringen, Puck?"

    Der Zwerg sah ihn an.

    "Hat die Junge Tanne Mut?"

    "Ich werde für den, der mir das Leben gerettet hat, das Äußerste thun."

    "Gut, wir wollen ihm helfen."

    "Aber, daß sie uns nicht angegriffen haben, Puck, sie haben uns doch gewiß auf der Prairie gesehen."

    Nach einer Weile sagte der Zwerg: "Sie haben Angst vor mir, Paul, und gehen mir aus dem Wege, wo sie können. Sieh, ich bin nicht wie andre Menschen gebildet, ich weiß es wohl, und alle erschrecken, wenn sie mich sehen. Die Roten glauben deshalb, ich sei ein Medizinmann, d.h. ein Zauberer, der übernatürliche Dinge vollbringen könne, und fürchten mich. Das hat uns gerettet, sonst hingen unsre Skalpe wahrscheinlich schon am Gürtel eines dieser Bluthunde."

    Puck hatte seine erste furchtbare Aufregung bemeistert und sprach ruhig und bestimmt, das letztere sogar gleichgültig.

    "Laß uns gehen; wir wollen sehen, was sie gestohlen haben."

    Sie schritten zum Shanty zurück und traten hinein.

    Die dort sonst herrschende Ordnung war in ein Chaos verwandelt worden, die Roten hatten überall nachgesucht, und alles durcheinander geworfen.

    Die Waffen waren sämtlich verschwunden, Fässer und Kisten waren umgewühlt, Thee, Rum, Tabak, ein großes gefülltes Pulverhorn, Sättel, Zaumzeuge, Lassos, hatten sie mitgeführt.

    "Sieh, wie die Diebe hier gehaust haben. An mein unterirdisches Wigwam haben sie sich nicht gewagt, dort ist alles unberührt. Schade, daß die Doppelbüchse im Besitze der Schurken ist; eine kostbare Waffe, aber wir haben noch eine, und Pulver genug."

    Er setzte sich ruhig nieder und zeigte jetzt einen fast indianischen Gleichmut.

    "Weißt du nun auch gewiß, Puck, daß es Kiowas waren, welche hier gehaust haben?"

    "Knabe, ich bin in der Prairie aufgewachsen, ich kenne den Himmel und die Erde, die Menschen und die Tiere der Ebene und kann einen Kiowa von einem Cheyenne oder Dakota unterscheiden, wenn ich nur die Fährte sehe. Sieh hier", - und er holte das Stück eines mit kleinen Flußmuscheln gezierten indianischen Gürtels hervor und zeigte es Paul - "das trägt nur ein Kiowa. Außerdem haben wir keine Feinde, als diese Schurken."

    "Aber was beginnen wir, Puck?"

    "Was ich beginne, weiß ich - aber du bist ein Kind der Ansiedlungen und nicht gewohnt, die Nacht in der Steppe zu liegen, gleich dem Coyoten. Bleibe du hier, ich werde dem Oheim folgen."

    "Ich gehe mit dir", sagte Paul entschlossen, "und will ertragen, was da kommen wird."

    "Gut, Junge, du wirst den Krieg kennen lernen. Du kannst zeichnen, wie?"

    Paul bejahte.

    "Meine Finger wollen die Feder nicht führen." Er holte geschäftig aus einem Winkel der Hütte einige Bogen Papier und eine Bleifeder.

    "Das hat der alte Mann mitgebracht von den Ansiedlungen, er wollte mich zu einem Gelehrten machen. Nimm und zeichne. Zuerst malst du einen Bären, kannst du das?"

    "Nun soweit, daß man erkennt, was es sein soll, ja."

    "Gut, male einen Bären, über den die Hunde von hinten herfallen, und einen von diesen malst du eine Krähenfeder über das Ohr."

    "Wozu soll das?"

    "Zeichne nur."

    Paul that es, und der Zwerg war mit seiner Kunstleistung, die sich wenig über das erhob, was Knaben, die etwas Zeichnen gelernt haben, leisten können, durchaus zufrieden.

    "Nun zeichne dich und mich zu Pferde, wie wir den Spuren der Kiowas folgen."

    Paul stutzte vor dieser Aufgabe, versuchte aber sie zu lösen, und brachte richtig zwei Pferde und auf ihnen zwei Reiter fertig, denen er einige Fußtapfen vorzeichnete.

    Auch hiermit war Puck zufrieden.

    "So", sagte er, "das nageln wir an die Wand des Shanty, und wenn Cayugas kommt, weiß er alles."