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    "Hoffst du, daß sie uns folgen?"

    "Ich hoffe es. Doch jetzt laß uns essen, wir müssen Kraft haben für einen langen Ritt, die Kiowas haben viel Vorsprung, obgleich der Oheim ihren Pferden viel zu schaffen machen wird", und leise lachte er in sich hinein.

    Puck rief den Thunder, und das Tier kam sofort zwischen den Büschen hervor.

    Sie entnahmen dem Beutel etwas Mundvorrat und gingen zu ihrem Gefangenen zurück.

    "Will der Kiowa essen?"

    Dieser bejahte.

    Puck band ihm die Füße und löste dann die Riemen, welche seine Arme fesselten. Er gab ihm Brot und Fleisch, und alle drei aßen, der Kiowa mit einem, nur durch die Furcht unmännlich zu erscheinen, gemäßigten Heißhunger.

    Puck steckte sein Messer nach beendetem Mahle ein und sagte: "Was beginnen wir nun mit dir, mein brauner Bursche? Den Skalp habe ich versprochen, dir zu lassen, töten will ich dich nicht, denn Blut will ich nur im äußersten Notfall vergießen, aber was beginne ich mit dir, damit du uns nicht schaden kannst?"

    Der Indianer hatte mit großer Aufmerksamkeit gelauscht und wohl begriffen, daß man ihn nicht töten wollte; ein freudiger Zug flog deshalb über sein dunkles Gesicht.

    "Mana wird dem Medizinmann nicht schaden, er kann nicht reiten, nur mit Mühe gehen, er ist lahm."

    "Nun gut; wenn wir fortgaloppieren, wollen wir deine Fesseln lösen."

    "Mana wird verhungern ohne Büchse."

    "Das würde mir sehr leid thun; aber die Büchse kann ich Mana nicht geben, er hat zuviel Verlangen nach Skalpen der Blaßgesichter. Aber drüben, jenseits des Verdigris, liegen zwei tote Büffel, dort wird der Kiowa Nahrung finden, bis er stark genug ist, zu seinen Freunden zu gehen. Der Kiowa hat doch gewiß seinen Lasso?"

    "Er ist mit dem Pferd davongelaufen."

    "Desto schlimmer. Das Messer und den Tomahawk wollen wir dir lassen, dann sieh zu, wie du mit der Steppe fertig wirst. Komm, Paul, wir wollen reiten."

    Er schnitt die Bande durch, welche des Indianers Füße fesselten, dann bestiegen beide die Pferde und ritten zur Prairie hinauf. In die Rinde eines der letzten Bäume schnitt Puck einen Pfeil, dessen Spitze nach Norden zeigte.

    "Warum das?"

    "Er wird Cayugas sagen, wo er uns zu suchen hat; er kennt den Lagerplatz am Ohsonta auch."

    "Aber der Kiowa wird das Zeichen vertilgen."

    "Ich denke nicht. Er wird glauben, es sei eine geheimnisvolle Medizin, wie sie alle Zaubermittel nennen, und es nicht berühren. Doch da ist die Spur breit vor uns, nun wollen wir wie hungrige Wölfe darauf einherjagen."

    Sie ließen die kleine Axt und das Messer des Kiowa hier zurück, und in raschem Galopp, ohne die Pferde anzutreiben, eilten sie die nach Norden führende breite Spur entlang, die einige zwanzig Rosse zurückgelassen hatten. Nach etwa drei Stunden fanden sie ein verendendes Pferd an ihrem Wege.

    Puck hielt und betrachtete das Tier, dem Sattel und Zaum genommen war.

    "Es ist zuschande geritten, der Graue Bär ist zu schwer für diese Rasse. Sie werden noch manches Pferd einbüßen, ehe sie nach dem Ohsonta kommen, wenn sie ihre Eile nicht mäßigen."

    Sie ließen das Tier liegen und ritten weiter.

    Nicht mehr als hundert Schritte mochten sie zurückgelegt haben, als plötzlich, wie der Erde entsteigend, ein indianischer Krieger sich vor ihnen erhob.

    Mit einer unheimlichen Schnelligkeit riß Puck die Büchse empor, welche er quer über den Sattel trug, ließ sie aber sofort wieder sinken.

    "Ah, es ist Cayugas!" Der junge hochgewachsene Cheyenne, der so unerwartet vor ihnen stand, nickte ihm freundlich zu.

    Als sie näher kamen, fanden sie, daß der Cheyennehäuptling samt seinem Rosse in einer Vertiefung gelegen hatte, wie sie die Büffel zahlreich durch Herumwälzen auf der Prairie erzeugen. Das gehorsame Pferd lag noch am Boden. Puck sprang ab und reichte dem Indianer die Hand, hastig dabei fragend: "Wie lange weilst du hier? Was führt dich hierher? Hast du ihn gesehen?"

    "Zuviel fragt der Medizinmann", entgegnete lächelnd der Indianer.

    "Oh, du hast mich verstanden, rede, rede."

    "Cayugas liegt seit drei Tagen im Grase der Prairie, um nach den Kiowas umzuschauen."

    "Und - und - der Alte?"

    "Ich sah den Grauen Bären, er ritt hier vorüber."

    "Welch ein Unglück, Cayugas, welch ein Unglück!"

    "Der Graue Bär hat Freunde."

    "Ja, ich weiß, ich weiß es. Hast du deine Krieger hier?"

    "Ich habe nur zwei Krieger bei mir, sie liegen wie ich in den Vertiefungen. Die Dunkle Wolke hat uns ausgesandt, die Fährten der Kiowas auszuspüren, denn wir wissen, was sie sinnen."

    "Hast du sie nicht nach dem Shanty reiten sehen?"

    "Cayugas kann nicht durch die Erde schauen, er hat sie erst gesehen, als sie mit dem Grauen Bären zurückkehrten. Was führt den Medizinmann und das junge Bleichgesicht in das Land der Kiowas?"

    "Das fragst du? Soll ich zu Hause sitzen, während die Hunde meinen Vater fortschleppen? Aber was wird der Freund des Grauen Bären, was werden die Cheyennes jetzt tun?"

    "Der Medizinmann höre", entgegnete bedächtig der junge Indianer.

    "Die Kiowas haben mit den Sioux und den Kaws am Pigfelsen ein Bündnis geschlossen, die Cheyennes wissen das. Die Dunkle Wolke glaubt nicht, daß das Bündnis den Cheyennes und ihren Freunden, den Arrapahoes, gilt, es ist gegen die Langmesser gerichtet. Die Kiowas hassen den Grauen Bären, aber sie würden nimmer gewagt haben, Hand an ihn zu legen und ihn fortzuführen aus dem Lande der Cheyennes, wenn sie nicht die Sioux und Kaws als Brüder hätten."

    "Aber was werden die Cheyennes jetzt beginnen?"

    "Ich komme vom oberen Laufe des Verdigris, wo wir gejagt haben, und liege seit drei Tagen in der Steppe, um nach den Kiowas zu spähen. Als ich gestern den Grauen Bären gefangen in ihrer Mitte gesehen, sandte ich einen meiner Krieger an die Dunkle Wolke, um es ihr zu berichten. Ich weiß nicht, was die Häuptlinge beschließen werden, ich warte auf Botschaft."

    "Hm", sagte der Zwerg verdrießlich, "das ist eine laue Freundschaft. Der Oheim hat euch geholfen, als die Kiowas über euch herfielen, denke ich."

    "Noch wissen die Cheyennes nicht, daß Grizzly in den Händen der Kiowas ist", erwiderte der Indianer ernst, "und die Cheyennes haben mit den Kiowas Frieden."

    "Du weißt jetzt, wo mein Vater weilt, sie führen ihn nach dem Ohsonta, wo ihr Lager ist."

    "Der Medizinmann weiß das? Gut. Was wird er thun?"

    "Den Spuren des alten Mannes folgen."

    "Man wird den Medizinmann und das junge Blaßgesicht erschlagen und ihre Skalpe nehmen."

    "Nun", brummte Puck, "wir wollen versuchen, es zu verhüten."

    "Aber du reitest am hellen Tage über die Prairie, die Kiowas haben Augen. Ein Prairiekrieger würde das nicht tun."

    Puck hatte sich von seinem Zorn, von seiner Angst um den geliebten Gefangenen hinreißen lassen, und um ihm nur rasch folgen zu können, jede Vorsicht hintangesetzt, er fühlte das Begründete des Vorwurfs und senkte beschämt das Haupt.

    Freundlich fuhr der Cheyenne, der die Gründe, welche den Zwerg zu unüberlegtem Handeln getrieben, wohl zu würdigen wußte, fort: "Puck ist ein großer Jäger, er wird auch ein großer Krieger werden, wenn er sein Herz bezwingen kann."

    "Du hast recht, Cayugas", sagte Puck ganz bescheiden, "aber mich trieb die Besorgnis um den Oheim vorwärts."