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    Paul hatte in seiner Aufregung, ob er gleich auf den Mann gezielt hatte, nur den Gaul getroffen.

    In demselben Augenblick, als des Jünglings Waffe sich entlud, fuhr auch die Lanze Cayugas dem Kiowahäuptling, der, von dem so unerwarteten Feuer verblüfft, für einen Augenblick seinen Gegner außer Auge gelassen hatte, in die Brust und schleuderte ihn aus dem Sattel.

    Bei diesem Anblick wandten die drei andern, welche das vernichtende Feuer unsichtbarer Gegner bereits eingeschüchtert hatte, ihre Rosse und jagten in wilder Flucht davon, die Cheyennes ihnen nach.

    "Binde die Pferde los", rief Puck Paul zu, während er eifrig beschäftigt war, seine Büchse zu laden.

    Der Jüngling löste die Lassos von den Füßen der Tiere, Puck und er schwangen sich in die Sättel und jagten hinter den andern her.

    Die flüchtenden Kiowas waren gut beritten und trieben ihre Pferde zum tollsten Laufe an.

    Aber hinter ihnen jagte Cayugas auf seinem Renner einher, die vom Blute des Häuptlings triefende Lanze stoßgerecht in der Hand.

    Seine beiden Krieger blieben aber zurück, da ihre Pferde nicht gleich flüchtig waren.

    Puck auf seinem Schimmel, ihn mit Sporen und Zurufen zur Entfaltung aller Kräfte antreibend, in seiner Rechten den Lasso schwingend, zeigte jetzt seine ganze, unübertreffliche Reiterkunst, welche der ungemeinen Schnelligkeit und Kraft des Tieres zu Hilfe kam.

    Sie flogen über die Steppe, als ob Roß und Mann nur ein Wesen wären.

    Paul, ob er gleich früh reiten gelernt und sich in dieser Kunst während seines Aufenthaltes in der Prairie wesentlich vervollkommnet hatte, vermochte seinem sonst guten Rosse doch nicht annähernd die großen und kleinen Hülfen geben, wie die Centauren vor ihm, und blieb zurück als letzter.

    Nach einigen Minuten des tollsten Rennens waren nur noch Cayugas und Puck dicht hinter den Kiowas.

    Puck hatte vermöge der ungemeinen Schnelligkeit seines Rosses den Cheyennenhäuptling eingeholt und jagte jetzt neben ihm her.

    Er war entschlossen, keinen der Kiowas entkommen zu lassen, denn er wußte, daß seine und Pauls Sicherheit, des Grauen Bären Rettung, davon abhing, daß keine Nachricht von ihrer Anwesenheit in der Steppe zu dem Feinde gelange.

    Während der Indianer sich auf seine Lanze verließ, bereitete sich Puck den Lasso zu schleudern.

    Die flüchtigen Krieger waren vollendete Reiter und ihre Pferde gut.

    Puck bemerkte jetzt, daß der Kiowa vor ihm allgemach sein Pferd nach links wandte und sich so von den andern beiden, welche in gerader Richtung weiter jagten, trennte.

    Er ließ sein Roß dem abschwenkenden Kiowa folgen.

    Nur langsam kam er dem Verfolgten näher, aber er kam näher. Cayugas ritt hinter den beiden Kiowas, und ihm folgten seine beiden Krieger, in weiterer Entfernung spornte Paul sein Roß.

    Endlich war Puck seinem Gegner nahe genug gelangt, um den Lasso schleudern zu können. Aber er hatte einen erfahrenen Krieger vor sich, der die Lanze so aufrecht hielt, daß der Lasso das Haupt nicht treffen konnte, sondern an ihr abgleiten mußte, oder höchstens diese umschlingen konnte.

    Doch in dem Zwerge folgte dem Fliehenden einer derjenigen Steppenjäger, welche den Lasso mit einer unübertrefflichen Meisterschaft handhabten.

    Sausend flog der zusammengerollte Riemen im Kreise um Pucks Haupt, noch einige Sprünge der fast gleichmäßig dahinjagenden Pferde, er entflog der Hand, rollte sich auf, die Schlinge faßte, mit tödlicher Sicherheit geschleudert, des Pferdes rechten Hinterfuß; ein Wurf, der selbst dem Besten nur selten gelang.

    Ein gellender Schrei Pucks, der Schimmel wandte sich, ein furchtbarer Ruck, hoch stieg Pucks Pferd auf - aber das Roß des Indianers stürzte jäh nieder, den Reiter unter sich begrabend. Beide waren eine Strecke weit geschleift, ehe Puck hielt und zur Büchse griff.

    Die zwei Reiter, welche Cayugas vor sich hatte, bogen gleichzeitig mit dem Sturze ihres Gefährten nach rechts und links aus, wandten sich, und ihre Lanzen richteten sich auf den einherstürmenden jungen Häuptling. Cayugas aber, gewandt wie der Panther und seines Pferdes Herr, als ob es ein Teil seines eigenen Leibes wäre, riß seinen Gaul rechts herum, wodurch er dem einen der Verfolger in die Flanke kam, und obgleich dieser, es jetzt gewahrend, seinem Pferde die Sporen gab und es wieder nach vorn trieb, so war es doch zu spät; der Cheyenne trieb sein Tier zu einer Eile, daß es wie der gehetzte Hirsch über den Boden flog, und die mitleidslose Lanze bohrte sich in des Indianers Rücken. Blutüberströmt sank er vom Pferde.

    Auch der andre der beiden Kiowas hatte sich, als er sah, daß sein und seiner Kameraden Manöver vergeblich war, zur Flucht gewandt, doch der kaltblütige Puck hob die todbringende Büchse, und ihre Kugel holte den Mann ein. Er neigte sich, durchs Haupt getroffen, auf den Hals seines Pferdes und stürzte dann schwerfällig herab von dem Tier, welches die Flucht fortsetzte, an dem im Steigbügel haftenden Fuße fortgeschleift.

    Cayugas, Puck, die beiden Cheyennes hielten und überschauten das Schlachtfeld, während Paul noch in einiger Entfernung heranjagte.

    Während sie noch nach dem Rosse, das seinen Reiter schleifte und dem von der Lanze Cayugas getroffenen Feinde sahen, machte sie ein lauter Schrei in ihrem Rücken aufschauen.

    Sie erblickten Paul im Kampfe mit dem Indianer, dessen Pferd durch Pucks Lasso zu Falle gebracht war.

    Pauls Thunder war mit einem Vorderhufe in ein Loch geraten, wie es die Prairiehunde auswühlen, und hatte stolpernd seinen Reiter abgesetzt. Glücklicherweise kam der Jüngling auf die Füße.

    Der Kiowa hatte sich eben unter seinem Pferde hervorgearbeitet und war in wildester Wut, das blitzende Messer in der Hand, auf Paul zugestürzt.

    Rechtzeitig gewahrte ihn dieser, zog, da seine Büchse nicht geladen war, das breite Messer und erwartete festen Fußes den grimmigen Gegner. Der Jüngling war gewandt, stark und entschlossen, sein Leben teuer zu verkaufen.

    Der Wilde, zum äußersten Zorne gereizt durch die blutige Niederlage der Seinen, durch die Schmerzen, welche ihm der Sturz verursachte, kam zornfunkelnden Auges heran, aber mit einem blitzschnellen Griff der linken Hand faßte Paul sein rechtes Handgelenk und stieß ihm gleichzeitig mit aller Kraft sein Messer in den Leib, ehe er nur seine Rechte aus Pauls Griff befreien konnte.

    Mit einem dumpfen Stöhnen, das ein Blick unauslöschlichen Hasses begleitete, sank der Indianer auf die Kniee, während das warme Blut seine Brust überströmte.

    Im selben Augenblick waren auch Puck und Cayugas an Pauls Seite, die Lanze des Indianers bereitete dem Kiowa ein schnelles Ende, während der Zwerg besorgt fragte: "Bist du verwundet?"

    "Nein", sagte der Jüngling, der mit bleichem Angesicht auf den sterbenden Mann blickte, den sein Messer getroffen hatte. Er hatte Menschenblut vergossen, und seine Seele erschauerte vor der raschen That.

    "Was fehlt der Jungen Tanne?"

    "Da - da -", entgegnete bebenden Tones Paul, "ich - habe ihn getötet."

    Ruhig entgegnete der Zwerg: "Und wäre es dir lieber, du lägest an seiner Stelle und dein Skalp zierte seinen Gürtel?"

    "Ja", sagte erleichtert aufatmend der Jüngling, "er strebte nach meinem Herzblut - ich habe nur mein Leben verteidigt, ich konnte nicht anders."

    "Sie strebten alle nach unserm Leben, und es wird ihnen nur zu teil, was sie uns zufügen wollten. Laß die Weichherzigkeit in den Ansiedlungen, wir kämpfen jetzt hier Mann gegen Mann, Leben um Leben; das ist Gebrauch der Prairie."