Выбрать главу

    Mit großer Kaltblütigkeit schaute der Indianer, auch selbst Puck auf das Schlachtfeld und die Opfer des Kampfes.

    Der Häuptling gab seinen Leuten Befehle, worauf der eine dahin eilte, wo der Kiowa gestürzt war, dessen Pferd Pauls Kugel getroffen hatte, während der andre sich kaltblütig daran machte, den Toten die Kopfhäute abzuziehen, ein Vorgang, dem Paul mit tiefem Widerwillen beiwohnte.

    Aus einiger Entfernung dröhnte ein Schuß. Der Kiowa, der mit gebrochenem Bein neben seinem toten Rosse lag, hatte seine Büchse auf den heranreitenden Cheyennekrieger abgefeuert. Er wußte, daß er keine Gnade zu erwarten hatte, und wollte nicht sterben, ohne einen seiner Feinde mitzunehmen ins Jenseits. Die Lanze des Cheyenne, den die Kugel des verwundeten Mannes nicht getroffen hatte, sandte ihn rasch ins Totenreich, und sein Skalp gesellte sich den andern blutigen Siegeszeichen bei.

    Mit leichter Mühe wurden die Pferde der Kiowas eingefangen, und Cayugas sandte einen seiner Krieger mit diesen und den erbeuteten Waffen an seinen Vater, damit das Haupt der Cheyennes erfahre, was hier geschehen war.

    Hierauf ritten sie langsam, Paul auf seinem glücklicherweise nicht lahmenden Tier, der Stelle zu, an welcher der Cheyenne im Versteck gelegen hatte, stiegen dort ab und ließen sich im Grase nieder, während Cayugas zurückgebliebener Krieger auf einer Anschwellung des Bodens Wache hielt.

    Nach einer Weile sagte der Cheyennehäuptling: "Das Beil ist ausgegraben zwischen den Kiowas und meinem Volke; es waren die Kiowas, welche es thaten."

    "Du hast dich nur gewehrt, Cayugas, und wie ein tapferer Krieger gewehrt."

    "Der Medizinmann hat Cayugas zum Siege verholfen, er wird es nicht vergessen."

    "Aber sage mir, was konnte der Angriff auf dich für einen Zweck haben, Cayugas, noch habt ihr doch Frieden mit den Kiowas?"

    "Sie hassen uns tödlich und wünschen gewiß, uns zu überfallen. Diese Kiowas wußten, daß ich den Grauen Bären als Gefangenen gesehen hatte, der ein Freund der Cheyennes ist. Sie wollten verhüten, daß die Botschaft an mein Volk gelange, um nicht vorzeitig den geplanten Angriff zu verraten."

    "Du wirst recht haben, Häuptling."

    "Was wird der Medizinmann jetzt beginnen?"

    "Er wird der Spur seines Vaters zum Ohsonta folgen."

    "Gut. Der Medizinmann ist tapfer, aber er muß klüger sein. Er kennt die Prairie, er darf sein Gesicht nicht offen zeigen, wenn er den Feind beschleicht, der Kiowa ist schlau."

    "Du sagst wahr, und ich werde vorsichtiger sein. Was wirst du thun?"

    "Ich muß hier bleiben und die Augen offen halten, der Kiowa könnte kommen, um über die Cheyennes herzufallen, ehe sie bereit sind, sie zu empfangen. Der Medizinmann würde gut thun, bei mir zu bleiben."

    "Nein, nein, ich muß meinem Vater folgen, es mag kommen, was da will, ich gehöre zum Grauen Bären wie der Schatten zum Baume."

    "Das junge Bleichgesicht wird ein großer Steppenkrieger werden, aber er ist nicht gewohnt, um die Wigwams der Kiowa zu schleichen."

    "Du sagst wahr, und es macht mir Sorge; am liebsten schickte ich ihn nach den Ansiedlungen."

    "Wenn du mich nicht zurückweisen willst, Puck, so folge ich dir", sagte Paul bestimmt, "ich stehe hier wie dort in Gottes Hand."

    "Wir beide, Paul; du sollst bei mir bleiben." Der junge Cheyenne warf Paul einen freundlichen Blick zu, sagte aber nichts.

    Alle drei schwiegen, sich ihren Gedanken überlassend.

    Hoch horchten sie auf, als plötzlich fernher die Weise eines fröhlichen Liedes an ihr Ohr schlug, wie es an dem Ufer des Arkansas weiter nach Osten zu gesungen wird.

    Sie krochen alsbald aus der Vertiefung, in welcher sie sich niedergelassen hatten, aufwärts, bis sie einen freien Ausblick über die Steppe gewonnen hatten.

    In einigen hundert Schritt Entfernung sahen sie auf einem Maultier einen jungen Gesellen langsam einherreiten, der seinen Weg mit der muntern Weise verkürzte, die soeben zu ihren Ohren gedrungen war. Ein andres, beladenes Maultier leitete er an der Leine neben sich.

    Da sein Weg ihn dicht an ihrem Standpunkt vorbeiführen mußte, ließen sie ihn ruhig herankommen.

    Es war ein junger, kräftig gebauter Bursche, der da nahte, und sein fröhliches Lied verkündete, daß er sich keiner Gefahr bewußt war.

    Er kam so, immer singend, bis in eine Entfernung von ungefähr zwanzig Schritten heran, als sich Puck erhob und die beiden andern seinem Beispiele folgten.

    Der Ankommende verstummte und blickte zu der Gruppe hinauf, indem er sein Tier halten ließ.

    "Segne meine Seele", sagte er dann, und sein frisches, fröhliches, ehrlich dreinschauendes Gesicht überflog ein freudiger Ausdruck, "segne meine Seele, das ist ja der kleine Mann, der meines Vaters Sohn das Leben gerettet hat. Halloh, Sir, freue mich, euer ehrliches Gesicht zu sehen, wenn es gerade auch nicht das schönste ist. Wollte euch einen Besuch machen, hätte aber zu viel Zeit verloren, wenn ich bei euch eingekehrt wäre. Wo ist denn der große Alte, der Grizzly, wie man ihn nennt? Seid gut angeschrieben bei Bill Stone, hat euch nicht vergessen."

    "Steigt ab, Bill Stone", sagte Puck, "und kommt zu uns."

    "Ist ein Wort, Sir, kann eine kleine Rast nichts schaden, ist eine verwünschte Gegend, die Steppe, aber was thut man, man muß leben."

    Er stieg ab und pflockte sein Tier rasch an, dann stieg er zu den Harrenden hinauf und schüttelte Puck die Hand. Sich zu Cayugas wendend, sagte er dann: "Segne meine Augen, Mann, aber muß euch schon gesehen haben, nur daß die roten Gentlemen sich einander so ähnlich sehen wie ein Eichhorn dem andern, kalkuliere, seid von der Nation der Cheyennes?"

    "Es ist Cayugas, der Sohn des großen Häuptlings der Cheyennes, der Dunklen Wolke", beeilte sich Puck zu sagen.

    "Ist so, bei meiner Seele, jetzt erkenne ich euch. Habe voriges Jahr eure Büchse repariert, Sir, hat gut gehalten, die neue Feder, was?"

    "Der Büchsenschmied ist ein geschickter und ehrlicher Mann", entgegnete würdevoll der Indianer. "Die Cheyennes haben ihre Felle nicht fortgeworfen, die sie ihm für seine Mühe gaben."

    "Freut mich, Indianer, daß du das einsiehst. 'Ehrlich währt am längsten', sagte schon mein alter Großvater, kalkuliere, hatte recht, der alte Mann. Freut mich, euch zu sehen, Sir, hat mir gut bei euch gefallen." Er streckte ihm die Hand hin, und drückte die der seinen begegnende des Häuptlings.

    "Nun und du, junges Hühnchen", wandte er sich dann an Paul, den die ganze Weise des Mannes in ihrer frischen Natürlichkeit ansprach und belustigte, "was machst du denn hier in der blutigen Steppe, die für Büffel und Wölfe ein angenehmer Aufenthalt sein mag?"

    "Ich gehe spazieren, Sir."

    "So? Na da mußt du lange Beine haben, mein Bursche, und hättest dir leicht eine andre Gegend dazu wählen können, die etwas anmutiger war, als diese greuliche Einöde."

    "Und was machst du denn hier, Mann?" fragte Paul.

    "Segne meine Seele, alter Junge, repariere den roten Gentlemen die Büchsen, können nicht allein damit fertig werden. Habe das regelrecht gelernt im alten Kentucky, können nicht alle Farmer sein. Sagte mein Vater, der ein merkwürdig gescheiter Mann ist, geh zu den roten Herren in die Steppe, brauchen immer einen Büchsenmacher, gehen mit einer gesegneten Büchse etwas unsanft um; geben dir Felle für deine Arbeit, ist nicht schlecht, das Geschäft. Bin jetzt das drittemal in der Steppe. Die Herren Cheyennes konnte ich nicht finden, mußte ein Haus weiter, zu den Herren Kiowas ziehen. Aber nun sagt mir, kleiner Herr, wo ist denn der große Gentleman, seid ja sonst immer zusammen."