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    "Die Cheyennes", entgegnete Cayugas, "sind die Freunde des Grauen Bären, der an ihrer Seite gefochten hat, die Freunde der Weißen und die Todfeinde der Kiowas. Sieh, hier hängen ihre Skalpe." Er schlug die wollene Decke, welche ihm über die Schultern fiel, zurück, und der Kentuckyer sah zurückschaudernd die blutigen Kopfhäute der erlegten Feinde an seinem Gürtel hängen. "Damned rascals", murmelte er und wandte das Gesicht ab. "Muß ein blutiger Kampf gewesen sein", sagte er dann.

    "Ist der Indianer Art so, Bill Stone", fügte Puck, dem der Widerwillen des Kentuckyers nicht entgangen war, wie entschuldigend hinzu. "Cayugas wollte dir nur zeigen, daß jetzt Krieg ist zwischen seinem Volke und den Kiowas."

    "Nun, Männer, will euch was sagen", fuhr der Kentuckyer fort, "gehöre dann zu euch, und will mit den Kiowas nichts zu schaffen haben. Hält sein Wort, der Bill Stone, sage ich euch, Männer."

    "Und will der Büchsenschmied immer noch zu den Feinden seines Volkes reiten?" fragte lächelnd der Indianer.

    Bill sah nachdenklich vor sich hin und sagte dann: "Denke so, Mann. Will zu den Kiowas reiten und versuchen, dem Grauen Bären Hilfe zu bringen."

    Mißtrauisch sah ihn Cayugas an, aber Puck griff die Äußerung des Schmiedes freudig auf: "Das ist gut so. Bill Stone erregt keinen Verdacht, er mag zum Ohsonta gehen, und ich folge ihm."

    "Gut", sagte Cayugas, "der weiße Mann ist des Grauen Bären Freund, er mag gehen und ihm sagen, daß der Medizinmann und Cayugas auf der Fährte der Kiowas einherreiten."

    "Und ich gehe mit dem Schmied", sagte da Paul. "Mich kennt niemand dort, und ich werde Mittel finden, dem Oheim zur Flucht zu verhelfen. Dich, Puck, würde ich nur hindern in der Steppe - im Lager der Feinde kann ich nützlicher sein und dir besser in die Hände arbeiten."

    "All right", lachte der Schmied, "ist gut so, der junge Master geht als mein Lehrling mit, soll ein rechter Büchsenschmied werden. Müßte doch schlimm hergehen, wenn wir die Herren dort nicht überlisten sollten."

    "Aber der Schmied", sagte ernst der Cheyennehäuptling, "wird unserm Feinde die Büchsen geben? He?"

    "Nein, nein, roter Gentleman. Ich habe drei Rifles mit", er deutete auf das Maultier, "wollte sie euch zum Kauf anbieten, und da ich euren Stamm in der Prairie nicht fand, führte ich sie selbstverständlich mit mir zu den Kiowas."

    "Die Cheyennes werden dem Büchsenschmied Felle für die Rifles geben."

    "Ist mir recht, habt sie. Geschäft ist Geschäft; habt sie nach alten Preisen. Was nun in dieser Sachlage meine Thätigkeit als Büchsenschmied betrifft, so wird sie den Kiowas wenig Nutzen bringen. Sage euch, Häuptling, bin kein Mann mit zwei Zungen, gehöre zu den Leuten meiner Farbe, zum alten Mann, und zu euch, da ihr zu den Weißen haltet. Bin ein einfacher Bursche, aber Bill Stone hat nur ein Wort."

    "Der Weiße spricht wahr, Cayugas fühlt es - hier", und der Indianer deutete auf das Herz - "er wird zu den Kiowas gehen und in das Ohr des Grauen Bären Worte des Trostes flüstern."

    "So denke ich zu thun. Bin ein friedlicher Mann, mag nichts von Krieg und dergleichen wissen, muß aber gefochten sein, nun so wird Bill Stone seinen Mann stehen, kann mit der Rifle umgehen, ist ein Fakt."

    Die ehrliche, treuherzige Art des jungen Kentuckyers ließen keinen Zweifel an der Redlichkeit seiner Gesinnung aufkommen. In ernster und eingehender Weise wurde nun Rat gehalten, und da Pauls Entschluß, den Büchsenschmied zu begleiten, unerschütterlich war, er in dessen Gesellschaft keine Gefahr lief, jedenfalls im Lager der Kiowas nützlicher für den Zweck der Befreiung des alten Trappers sein konnte als in der Prairie, so wurde beschlossen, daß beide, Stone und Paul, alsbald den Weitermarsch nach Norden antreten sollten, während Puck ihnen mit all der Vorsicht, welche Bodengestaltung und der gefährliche, schlaue Feind nötig machten, folgen würde.

    Der Zwerg, welcher nach dem so blutigen Zusammentreffen mit den Kiowas die Ruhe zurückgewonnen, welche ihm der jähe Schmerz um den Verlust des väterlichen Freundes geraubt hatte, schärfte dem Jüngling Vorsicht ein und sagte ihm, wie er sich zu verhalten habe, um bei den Indianern keinen Verdacht zu erwecken, verabredete auch einige Erkennungs- und Verständigungszeichen mit ihm und Stone, welche den sie umgebenden Naturlauten entlehnt waren.

    Da mit Sicherheit anzunehmen war, daß Puck und Paul von den Kiowas, die das Shanty am Arkansas umschlichen und den Trapper davongeführt hatten, gesehen worden waren, den Indianern also die Anwesenheit eines zweiten Weißen in des Grauen Bären Gesellschaft bekannt war, so dachte man darauf, das Äußere Pauls, den die Wilden nur aus weiterer Entfernung erblickt haben konnten, etwas zu verändern. Glücklich traf es sich, daß der Kentuckyer ihm aus seinem Felleisen ein rotes wollenes Hemd leihen konnte, das Paul sofort mit seinem Jagdhemde, welches er Pucks Kunstfertigkeit verdankte, vertauschte. Sein Haupt deckte er mit der Tuchmütze, die ihm Stone reichte.

    Eine lederne Tasche, welche einiges dem Büchsenmacher nötiges Werkzeug barg, um seine Schultern gehängt, gab ihm ein geschäftsmäßiges Aussehen.

    Auf dem Saumtier des Kentuckyers wurde für ihn Platz geschafft, Pferd und Büchse ließ er zurück, nahm herzlichen Abschied von Puck, schüttelte dem Cheyenne die Hand und ritt mit dem Büchsenschmied dann nach Norden davon, während die andern, ihnen nachschauend, zurückblieben.

    Die gute Laune verließ Bill Stone auch jetzt nicht; er plauderte und sang dazwischen seine lustigen Lieder, während der Jüngling an seiner Seite ernst und gedankenvoll dahinritt.

    Das blutige Zusammentreffen mit den Kiowas, die rücksichtslose Grausamkeit der Wüstenkrieger, das alles hatte die Wirkung auf seine junge Seele nicht verfehlt und stimmte ihn ernst.

    Doch der Entschluß, was in seinen Kräften stand, zur Befreiung des Mannes, der ihm das Leben gerettet hatte, beizutragen, ward durch solche Eindrücke und die Furcht vor Gefahren nicht erschüttert, er war entschlossen, seine Pflicht zu thun.

    Der Mann neben ihm machte durchaus den Eindruck eines ehrlichen, offenen Gesellen, aber dennoch war die Lage, die ihn in seiner Gesellschaft dem Unbekannten entgegenführte, befremdend.

    Er war deshalb schweigsamer, als dem redseligen Kentuckyer lieb war.

    Ohne daß dieser unmittelbare Fragen an ihn richtete, war es doch erkennbar, daß es ihn drängte, zu erfahren, wie sein junger Begleiter in die Wildnis gekommen war.

    Paul teilte ihm darauf mit, wer er sei, und wie es sich zugetragen, daß er in der Prairie weile.

    "Segne meine Seele, Junge", sage der Kentuckyer, der nicht ohne Staunen dem Bericht gelauscht hatte, "sind dieselben Burschen gewesen, die mir ans Leben wollten. Sehe den Kerl mit der Narbe und den andern Halunken noch vor mir, vergißt sich so etwas nicht. Sind Wüstenräuber, schlimmer als hungrige Panther. Kurioses Ding das, daß man euch davongeführt - hm - sehr kurios." Nach einer Weile fuhr er fort: "Also seid ein Muttersöhnchen aus den Staaten? Muß euch fremd vorkommen hier in der blutigen Einöde."

    "Ich habe mich wohlgefühlt bei dem alten Manne, der mich gerettet hat."

    "Hm, ist ein braver Geselle, der Grizzly, ist ein Fakt, ein mächtig braver Geselle. Sollte mir leid thun, wenn die Roten ein Ende mit ihm machten. Bin bisher nur in Freundschaft mit ihnen zusammengetroffen, bin ein friedlicher Mann, und habe ein gutes Geschäft mit ihnen gemacht, aber will den Alten nicht sitzen lassen; hat mir wie euch das Leben gerettet. Vorsichtig müßt ihr sein, in Wort und Miene, ein Blick kann uns verraten, sind geriebene Hunde, die Roten. Am besten, laßt mich reden. Auch macht euch nichts draus, Junge, wenn ich euch einmal anfahre, seid mein Lehrling, wißt ihr."