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    "Soll ein Wort sein, Indianer, werde deine Flinte reparieren."

    Die Sonne war untergegangen, und es schien Bill Zeit, ein Nachtlager zu suchen, besonders da die Maultiere ermüdet waren. Eine in diesem Sinne gemachte Äußerung ward von dem Sanhewas genannten Kiowa jedoch nur mit der lakonischen Äußerung "Komm" beantwortet.

    So ritten sie in der immer zunehmenden Dunkelheit weiter.

    Mehr als eine Stunde mochte vergangen sein, während sie schweigend dahin galoppierten, als sie fernen Lichtschein erblickten.

    "Dort die Kiowas", sagte der Indianer.

    Die ermattenden Maultiere wurden angetrieben, und bald sahen die beiden Weißen, während der Lichtschein immer heller ward, eine dunkle Masse sich vom Horizont abheben, welche hoch emporstieg. Näher kommend, erkannten sie, daß es Felsgebilde waren, die aus der Ebene aufstiegen. Durch einen engen Paß ritten sie in ein Felsenlabyrinth ein, dessen in der Dunkelheit sehr verworren erscheinende Gänge hie und da durch Feuer erleuchtet waren, um welche Indianer lagerten.

    Zu einem dieser Feuer, welches am Fuße einer jäh aufsteigenden Felswand brannte, wurden Stone und Paul von ihren roten Begleitern geführt. Sie stiegen ab, entledigten ihre Tiere der Sättel und des Zaumzeugs wie des Gepäcks. Am Feuer machte man ihnen Platz und reichte ihnen von dem dort schmorenden Fleisch. Dies alles geschah fast schweigend, und niemand schien von ihrem plötzlichen Erscheinen überrascht zu sein, kaum daß man einen Blick auf sie warf.

    "Wenn unsre weißen Freunde müde sind, will ich ihnen ihr Nachtlager zeigen", sagte Sanhewas, nachdem sie gegessen hatten.

    Bereitwillig folgten ihm Bill und Paul zu einer nahen Felshöhle, wo sie getrocknetes Prairiegras, das mit einigen Fellen bedeckt war, als Ruhebett aufgehäuft fanden.

    Sättel, Zaumzeug, das Gepäck hatten sie mitgenommen. Der Indianer verabschiedete sich von ihnen, und beide streckten sich, die Sättel als Kopfkissen benützend, auf dem Lager nieder.

    Stone schlief rasch ein, doch Paul fand trotz der Anstrengungen des Tages erst später die Ruhe. Er mußte des Mannes gedenken, der aller Wahrscheinlichkeit nach in ihrer Nähe gefangen gehalten wurde, wie auch die Lage, in der er sich befand, inmitten einer Schar grausamer Wilder, umringt von Gefahren aller Art, sein Gemüt beunruhigte. Doch endlich sank auch auf ihn der Schlaf hernieder. 

Viertes Kapitel

Zwischen den Städten Athen und Monmouth lagen die ausgedehnten Besitzungen des vor einigen Monaten verstorbenen John Osborne, sich weit am linken Ufer des Arkansas hinziehend. Das niedrige, aber umfangreiche Wohngebäude, in einem Stile errichtet, der an das alte Griechenland erinnerte, lag, von Platanen freundlich beschattet, dicht am Ufer des Stromes, und von der von jonischen Säulen getragenen Veranda hatte man einen anmutigen Ausblick über den Fluß hin, dessen gelbe Fluten langsam vorbeirauschten.

    Ralph Osborne, der aus Virginien eingewandert war, hatte diese umfangreichen Ländereien vor mehr als fünfzig Jahren erworben und sich häuslich darauf niedergelassen. Die glückliche Lage am Flusse, das rasche Aufblühen des Staates machte seinen Fleiß fruchtbringend, so daß er als reicher Mann starb.

    Ralph hinterließ drei Söhne, John, Edward und James, denen sein Eigentum zu teil ward. John, der ältere, der bereits selbständig war, als der Vater diese Erde verließ, ein ebenso fleißiger als umsichtiger Geschäftsmann, erwarb, indem er seinen jüngeren Brüdern ihren Anteil in Geld auszahlte, das ganze Gut und steigerte dessen Wert und Ertrag, besonders durch Anlage von Ziegeleien, außerordentlich.

    Er war ein ehrenwerter Mann von freundlicher Gemütsart, und seinen Brüdern mit viel Liebe zugethan. Edward, der zweite Bruder, ein wilder Bursche mit einer lebhaften Neigung zu abenteuerlichem Leben, aber ein ehrlicher, treuherziger Geselle, stand seinem Herzen am nächsten. Mit seinem Anteil am Vermögen war der bald fertig geworden, und so gern ihm der ältere eine Heimat auf der heimischen Scholle bereitet hätte, seine unstete Gemütsart trieb ihn stets wieder in die Weite. Ein Zwist zwischen den beiden Brüdern, dessen Veranlassung niemals aufgeklärt worden war, hatte schließlich eine, wie es schien, unüberbrückbare Kluft zwischen ihnen geöffnet. Edward war gegangen, und nie ward in Woodhouse, so hieß das Gut, wieder etwas von ihm vernommen.

    James, der dritte Bruder, war das gerade Gegenteil Edwards, er war schlau, berechnend, habgierig und unwahr durch und durch. Der harmlose John war bei dem heuchlerischen Wesen des Jüngsten und der aufrichtigen Zuneigung, die er für die Brüder fühlte, über seinen wahren Charakter nie ganz ins klare gekommen, wenn er auch dunkel fühlte, daß derselbe nicht sehr lobenswert sei.

    Trotz seiner Schlauheit hatte James in seinen Unternehmungen Unglück, und dies war vornehmlich seiner blinden Habgier zuzuschreiben, die ihn oft den Schatten der Dinge für deren Wesen nehmen ließ, und auch sein Vermögen war bald durch übel berechnete Spekulationen verzehrt.

    John, dessen Einnahmen sich fortwährend steigerten, hatte ihm wiederholt geholfen, und ihn endlich, mit mehreren Tausend Dollar ausgerüstet, nach Colorado gesandt, wo einiges Kapital sich damals leicht verzehnfachen ließ. Dort schien James endlich Erfolge erzielt zu haben, denn ein Jahr vor dem Tode Johns erschien er in Woodhouse und erstand in dessen Nähe eine kleine Farm, um sie zu bewirtschaften. Auch hierbei unterstützte ihn der großmütige Bruder.

    Kurz nach seinem Zerwürfnis mit seinem Bruder Edward, welches diesen für alle Zeit in die Ferne trieb, heiratete John. Nach einem Jahre ward ihm ein Knabe geboren, der, schwach an Körper, auf den Rat des Arztes auf einer kleinen Farm im Walde, seiner Gesundheit wegen, erzogen wurde und im vierten Lebensjahre durch Nachlässigkeit der Dienstboten seinen Tod in den Fluten des Arkansas fand. Bald darauf wurde Paul geboren, der bald der Stolz und die Freude, ja das ganze Glück des Vaters ward, und dies umsomehr, als ihm die geliebte Lebensgefährtin starb, als das Kind nur wenige Wochen zählte. Paul, ein gut beanlagter Knabe, der sich rasch und kräftig entwickelte, war noch nicht ganz sechzehn Jahre, als, während er in Little Rock, der Hauptstadt des Staates, die Schule besuchte, sein Vater plötzlich von hinnen schied und ihn unter der Vormundschaft seines Oheims James, welche der Richter angeordnet hatte, zum Erben einer großen Besitzung machte.

    Dies war in großen Zügen die Geschichte der Osborne in den letzten Jahrzehnten, und das stattliche Haus am Arkansas war die Heimstätte des jungen Paul, der in so früher Jugend der Herr eines großen Vermögens wurde.

    Die Lage des Hauses war sehr glücklich gewählt; prächtig war der Blick auf den breiten Fluß und das gegenüberliegende Ufer. Wie gewöhnlich, war auch heute der Strom reich belebt von großen und kleinen Kähnen aller Art, deren Segel sich im Wasser widerspiegelten.

    Von Zeit zu Zeit rührten die Schaufelräder eines Dampfers die Fluten zu schäumenden Wellen auf, die in immer leichteren Schwingungen sich fortpflanzend, endlich an den Ufern mit leichter Brandung erstarben.

    Außer dem freundlichen Wohnhaus, das ein wohlgepflegter Garten umgab, boten sich dem Auge Ställe und Vorratshäuser in der Nähe. Felder, welche Mais und Weizen trugen, zeigten sich ringsum, und kleine Gehölze dazwischen brachten angenehme Abwechslung in das Bild.