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Bischof Leodegar nickte. »Vieles steht und fällt mit dem Erfolg des Konzils. Auf ihm wird die Zukunft der westlichen Kirchen entschieden.«

Das ging Eadulf zu weit. »Die Zukunft? Ist das nicht eine etwas übertriebene Zielstellung?«

»Ich mache solche Äußerungen nicht leichtfertig«, erwiderte Bischof Leodegar. »Der Heilige Vater hat befunden, dass wir zwei Dinge mit aller Sorgfalt beraten, und die Beschlüsse, die wir fassen, werden für die Kirchen hier im Westen richtungweisend sein. Die erste und über allem stehende Frage betrifft die Grundlehre unseres Glaubens: Mit welchem Glaubensbekenntnis halten wir es? Halten wir uns an das Bekenntnis des Hippolytus oder an das Quicunque, das Bekenntnis des heiligen Athanasius, richten wir uns also nach den Worten, wie sie auf dem Konzil zu Nicäa beschlossen wurden? Es ist von entscheidender Bedeutung. Als Anhänger Christi müssen wir uns ernsthaft fragen, woran wir glauben wollen.«

»Credo in Deum Patrem omnipotentem, factorem coeli et terrae ...«, murmelte Eadulf.

»Fürwahr, Bruder«, ging Bischof Leodegar auf ihn ein, »aber sollten wir nicht sagen ut unum Deum in Trinitate, et Trinitatem in unitate venereamur?«

Eadulf musste lächeln. Machte es einen Unterschied, ob man seinen Glauben an Gott als Vater, Sohn und Heiligen Geist formulierte oder an die Dreieinigkeit Gottes, wenn man die Dreifaltigkeit als Einheit sah? Verschiedene Wörter, die das Gleiche ausdrückten.

»Und darum geht es auf diesem Konzil? Nur um die Wortwahl des Glaubens, unseres Glaubensbekenntnisses?«

Bischof Leodegar zog die Augenbrauen zusammen. »Du solltest dir vergegenwärtigen, Bruder Eadulf, dass sich unter den Kirchen Galliens, selbst unter denen der Franken, die Lehre des Monotheletismus breit gemacht hat im Gegensatz zu der rechtgläubigen Lehre des Neuen Glaubens. Deshalb ist ein allgemein verbindliches Glaubensbekenntnis wichtig für uns.«

»Monotheletismus?« Fidelma versuchte der Bedeutung des Wortes auf den Grund zu kommen.

»Die Lehre, in welchem Verhältnis zueinander das Göttliche und das Menschliche in der Person Christi stehen«, erklärte Eadulf. »Der Monotheletismus sagt, Christus hätte sich zwar in zwei Naturen offenbart - einer göttlichen und einer menschlichen -, hätte aber nur einen Willen gehabt.«

Bischof Leodegar nickte zustimmend. »Nach der alten Auffassung hatte Christus entsprechend seiner zwei Naturen zwei Willen, einen menschlichen und einen göttlichen. Sowohl im Osten als auch im Westen wird derzeit der Monotheletismus begünstigt. Honorius, der erste Heilige Vater in Rom dieses Namens, hatte sich für ihn ausgesprochen, und so hat diese Lehre um sich gegriffen.«

»Und das zu verdammen und sich auf ein Glaubensbekenntnis zu einigen, ist Sinn und Zweck des Konzils?«, fragte Fidelma. Sie war sich dessen bewusst, dass sie mit den ständigen Auseinandersetzungen und Festlegungen der bischöflichen Konzile nicht auf dem Laufenden war. Die geistlichen Oberhirten traten häufig zusammen, um vorzugeben, was ihre Schäfchen glauben sollten und was nicht. Sie aber befasste sich mehr mit der Gesetzgebung ihres Landes und hatte oft genug ihre vor Jahren getroffene Entscheidung für das religiöse Leben in Frage gestellt. Eigentlich war sie mehr einer Gepflogenheit gefolgt, denn in den fünf Königreichen entschieden sich die meisten, die höheren Berufen nachgingen, für den Eintritt ins Kloster. »Es soll auch Übereinstimmung erzielt werden, dass für alle religiösen Häuser in der westlichen Christenheit ein und dieselbe Regelung gilt«, erläuterte der Bischof. »Verbindliche Vorschriften, nach denen sich alle Gemeinschaften zu richten haben.«

»Eine verbindliche Regelung für die Vielzahl der Gemeinschaften?«, wunderte sich Fidelma. »Bei uns stellen die Klöster entsprechend ihren Bedürfnissen ihre eigenen Regeln auf.«

»Der Heilige Vater strebt für alle Anhänger des Neuen Glaubens allgemeingültige Regeln an.«

»Und auf welche beruft er sich?« Eadulf hatte seine Zweifel.

»Er legt die Regula des heiligen Benedikt zugrunde, wie sie vor hundert Jahren aufgestellt wurde. Sie soll Richtschnur sein, wie das tägliche Leben in den Klöstern und religiösen Häusern zu gestalten ist. «

»Die Regel ist mir bekannt. Aber Benedikt stammte doch aus Latina. Seine Vorschriften waren auf die Gemeinschaft abgestimmt, die er dort begründete, sie entsprachen seinen Ansichten und seiner Kultur. Mit welchem Recht sollte seine Regel auf Gemeinschaften anderer Länder übertragen werden, die eine völlig andere Lebensart und Kultur haben?«

»Genau das ist der springende Punkt und das Anliegen des Konzils, mein junger Bruder in Christo. Ich weiß sehr wohl, dass die Gallier, Amoricaner, Britannier und die Menschen aus Hibernia ihre eigenen Gepflogenheiten und Rituale haben. Noch bis vor ein paar Jahren hielt sich sogar die Mehrheit der Sachsen und Franken an sie. Jetzt aber müssen wir nach einer Vereinheitlichung unserer Glaubensrichtungen und der Formen unserer Religionsausübung streben. Genau deshalb ist dieses Konzil so wichtig. Es läuft Gefahr auseinanderzugehen, ehe es überhaupt zu Erörterungen gekommen ist.«

Fidelma war nachdenklich geworden. »Und was schlägst du nun vor?«

Angenehm war Bischof Leodegar ihre Frage nicht, doch er versuchte ein Lächeln. »Du bist sehr direkt, Schwester.« »Es spart Zeit«, entgegnete sie ernst.

»Also gut. Woran ich denke ist Folgendes: Du und Bruder Eadulf, ihr dürftet beide das Vertrauen des Konzils haben, dem Vorfall nachzugehen und eure Vorstellungen darzulegen, wer zur Verantwortung zu ziehen ist. Als der Mord verübt wurde, wart ihr nicht hier und seid demzufolge unvoreingenommen.«

»Inwiefern kann dadurch das Konzil gerettet werden?« »Du, Fidelma, kommst aus demselben Land wie der ermordete Abt und bist damit ein guter Verfechter seiner Rechte. Eadulf ist Sachse und wird als solcher die Rechte von Bischof Ordgar im Auge haben. Du dürftest eine annehmbare Person für alle aus Hibernia sein, und das gleiche gilt für Eadulf und die Angeln und Sachsen.«

»Und wie steht es mit den Britanniern, die ebenfalls betroffen sind?«

»Wie ich höre, hast du bei ihnen einen guten Ruf dank eines Dienstes, die du dem König von Dyfed und der Kirche der Britannier erwiesen hast. Ganz gewiss werden auch sie dich für einen gerechten Anwalt halten.«

Abt Segdae hatte die ganze Zeit geschwiegen. Fidelma blickte zu ihm hinüber. »Und das ist, was auch du möchtest?«

Als Zeichen der Zustimmung neigte der Abt den Kopf.

»Es ist der einzige vernünftige Weg, den ich mir vorstellen kann, um den Meinungsverschiedenheiten, die das Konzil eine ganze Woche lang nicht haben zusammentreten lassen, ein Ende zu bereiten. Ich denke, dein Bruder, der König, würde meine Haltung zu der Frage unterstützen, denn wie du weißt, ist die Geschichte nicht ohne Auswirkungen auf das Verhältnis zwischen seinem Königreich und dem im Norden.«

Eadulf machte einen weniger glücklichen Eindruck. »Ich sehe da etliche Unwägbarkeiten.«

»Als da wären?«, fragte Bischof Leodegar.

»Es fängt schon damit an, dass sich der Vorfall vor über einer Woche ereignet hat. Vermutlich ist Abt Dabhoc doch wohl bestattet worden.«