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Carter konnte seine Erregung kaum verbergen, während Joe merkwürdig leidenschaftslos blieb. Er packte sein Roastbeef-Sandwich und die Cola aus, die Carter ihm mitgebracht hatte, und hielt den Blick starr auf den Fernseher gerichtet. Vielleicht lag es daran, dass er schon so lange mit dem Fossil lebte, dachte Carter. Inzwischen hatte es seinen Reiz für ihn verloren.

Entweder das, oder die nervöse Erschöpfung forderte ihren Tribut.

Keiner von ihnen hatte viel zu den Ereignissen der letzten Nacht gesagt, und Carter hatte es absichtlich heruntergespielt. Doch wenn Joe in den letzten paar Wochen so gelebt hatte, konnte Carter nachvollziehen, warum er so müde und verstört wirkte. Und was das Kruzifix über dem Sofa anging … nun, Joe wäre nicht der erste Wissenschaftler, dem Carter begegnete, der insgeheim zu einem Glaubenssystem Zuflucht nahm, das kaum mit der empirischen Natur seiner – ihrer – Berufung in Einklang zu bringen war.

Genau zwei Stunden später kam der Truck am Bio-Gebäude an. Noch ehe der Fahrer geklingelt hatte, hörte Carter, wie der Wagen rückwärts an die Laderampe heranfuhr. Wie ein Kind am Weihnachtsmorgen sprang Carter von seinem Stuhl auf und fummelte mit den Schlüsseln an den Vorhängeschlössern herum. Als er die Schlösser endlich aufbekommen hatte, hatte der Fahrer auch die Klingel erreicht, und ein lautes Scheppern hallte durch den Raum. Joe steckte sich die Finger in die Ohren, während Carter auf den roten Knopf drückte, der den elektrischen Türöffner in Gang setzte. Langsam öffneten sich die großen Tore, mit einem schrillen Winseln, das in die Kakophonie einfiel.

Es war dunkel geworden, und die Ladezone draußen wurde von den hellen roten Rücklichtern des Trucks und dem unheilvollen grellgelben Licht der Straßenlaternen beleuchtet. Ein kalter Wind wehte, blies so kräftig, dass die Straßenlaternen schwankten und unruhige Schatten auf den nassen schwarzen Asphalt warfen. Ein heftiger Regenguss ging schräg nieder, trommelte hart auf das Dach des Trucks und verschwand gurgelnd in den Regenrinnen.

Carter stand am Eingang und wurde erneut vollkommen nass, aber er kümmerte sich nicht darum. Er wollte nur das Fossil sehen. Zwei Arbeiter hatten bereits eine Rampe ausgelegt, die vom Truck auf den Boden führte. Bis jetzt konnte Carter nur einen riesigen dunklen Block im Inneren des Trucks erkennen. Er war in strapazierfähige Plastikplanen verpackt, die mit breiten Streifen hellgelben Klebebandes verklebt waren, und mit mehreren dicken silbrigen Ketten gesichert. Es sah aus, als stünde er leicht erhöht auf einer Art Plattform.

Ein kleiner Mann in brauner Militäruniform sprintete aus der Fahrerkabine des Trucks und rannte ins Gebäude. Er trug eine Mütze mit seinen Rangabzeichen, und sobald er es unter das Dach des improvisierten Labors geschafft hatte, riss er sich die Mütze vom Kopf und klopfte sich das Regenwasser von dem glänzenden schwarzen Schirm.

»Professore Cox?«, sagte er mit starkem Akzent zu Carter.

»Ja, das bin ich.«

Die Augen des Mannes waren klein und dunkel wie Kieselsteine. Sein Blick wanderte im Raum herum, während er sprach. »Ich bin Leutnant DiPalma. Ich bin für die Fracht zuständig. Ich kann die Ladung nur Ihnen geben.«

»Großartig, dann sind wir uns ja einig. Ich nehme sie.«

»So einfach ist das nicht. Zuerst muss ich Ihre Kopie der internationalen Frachtpapiere sehen. Sie haben sie doch bei sich, oder?«

»Ach ja, natürlich.« Carter drehte sich um, um sie zu holen, aber Joe brachte sie ihm bereits vom Schreibtisch. »Dies ist Professor Russo«, sagte Carter, »der Mann, der …«

»Ich weiß, wer der Professore ist«, unterbrach DiPalma ihn, nahm die Papiere und begann sie durchzusehen. »Non vedo l’ora di lasciare questi problemi nelle tue mani«, ratterte er an Joe gewandt los.

»Perché

»Da quando ho preso controllo di questo, è stato un problema dopo l’altro. Un soldato è rimasto gravemente ferito caricandola a Frascati. Abbiamo avuto mal tempo per il viaggio intero. Abbiamo dovuto fermarsi a Halifax per rifornirsi di carburante.« Er blätterte eine weitere Seite um und unterschrieb hastig.

Carter, der bei diesem schnellen Italienisch nicht mitgekommen war, blickte zu Joe hinüber. Dieser nickte und murmelte: »Probleme. Ein schlimmer Sturm die ganze Zeit über.« Er klang, als hätte er nichts anderes erwartet.

»Ist das der Grund, warum ich meine, dass er Halifax erwähnt hat?«

»Ja. Sie mussten dort zwischenlanden, um aufzutanken.«

»Ich bin froh, dass es nicht schlimmer gekommen ist.«

»Das stimmt leider nicht.« Joe blickte ihn ruhig an. »In Frascati wurde ein Soldat schwerverletzt. Als der Fels verladen wurde.«

Langsam war Carter dankbar, dass das Fossil überhaupt angekommen war. Er schüttelte den Kopf. »Hast du mir nicht erzählt, dass dieser Typ auf seiner Hochzeitsreise …«

»Ja, er starb. In der Höhle.«

»Oh«, sagte Carter. »Das ist ja, als läge ein Fluch darauf.«

Joe wandte rasch den Blick ab, während die LKW-Fahrer ein paar schwere Ketten an dem Felsblock befestigten. Anschließend wurden die Ketten an einer elektrischen Winde am hinteren Teil der Ladefläche des Trucks befestigt. Carter vermutete, dass man den Block auf diese Weise kontrolliert die Rampe herunterlassen konnte.

Der Leutnant warf einen kurzen Blick zurück auf den Truck und sagte: »Sorgen Sie dafür, dass der Stein sehr sicher ist, Gentlemen. Er ist sehr alt.«

Die Männer hielten die Köpfe gesenkt und erledigten ihre Arbeit wortlos und so schnell sie konnten. Carter fiel auf, dass auch sie aussahen, als könnten sie diesen Auftrag gar nicht rasch genug hinter sich bringen.

DiPalma riss die letzte Seite von Carters Dokumenten ab, faltete sie zusammen und schob sie in seine Tasche. Dann zog er ein weiteres Dokument hervor, geschrieben in Italienisch, mit jeder Menge offizieller Stempel darauf. »Sie müssen dies hier noch unterschreiben, hier und hier«, sagte DiPalma und tippte mit dem Finger auf zwei Stellen am unteren Rand.

Carter, der das italienische Behördenkauderwelsch auf die Schnelle nicht rasch genug entziffern konnte, hielt das Blatt Joe hin, der es überflog und erklärte: »Es ist nur die Quittung für die Auslieferung und geht wieder zurück an die Accademia in Rom.«

Während Carter pflichtbewusst unterschrieb, tappte DiPalma nervös mit dem Fuß auf dem immer nasser werdenden Beton. Regenwasser spritzte in das improvisierte Labor und tropfte von der Rückseite des Trucks auf die Rampe. Als Carter fertig war, schnappte sich DiPalma die Quittung, gerade als die Winde eingeschaltet wurde. Mit einem lauten knirschenden Stöhnen erwachte sie zum Leben, und DiPalma machte einen Satz zur Seite, weg von der Rampe.

»Langsam«, schrie er den Arbeitern am Truck zu, »langsam!«

Der Block hatte die Größe von mehreren Kühlschränken. Auf jeder Seite stand ein Arbeiter, als er begann, sich in Bewegung zu setzen. Carter nahm an, dass sie Angst hatten sich zu verletzen und deswegen die Hände von dem Felsen ließen. Jetzt konnte er erkennen, dass er auf einen stählernen Transportkarren montiert worden war, dessen breite Räder wütend polterten, als sie die geriffelte Metallrampe berührten.

Joe war ebenfalls auf Abstand gegangen und stand neben dem Schreibtisch. Sein starr auf den Felsblock gerichteter Blick wirkte misstrauisch. Auf Carter wirkten der Leutnant, Joe und die Arbeiter wie ein Haufen scheuender Pferde, die Rauch in ihrem Stall rochen. Was ihn selbst anging, so hätte er nicht aufgeregter sein können. Der Block war bereits zur Hälfe die Rampe herunter.

Und dann, so schnell, dass er nur noch instinktiv reagieren konnte, passierte es. Er hörte einen der Arbeiter schreien: »Vorsicht!«, und sah, wie die Kette, die den Transportkarren hielt, mit der gesamten Länge von der Ladefläche des Trucks schoss, zuckend wie eine wütende Klapperschlange. Er sprang hoch, als die wild um sich schlagende Kette unter seinen Füßen entlangpeitschte, dann wirbelte er zum Schreibtisch und Joe herum, der sich platt auf die Tischplatte warf, als die Stahlglieder sich um die Tischbeine wickelten und den ganzen Tisch mehrere Meter über den Boden zogen.