Выбрать главу

»Kannst du dich auch mit den anderen verständigen?« erkundigte sich Mike.

Nein, antwortete Astaroth einsilbig.

Mike blickte auf seine rechte Hand. Die Bißwunde hatte wieder zu jucken begonnen, und plötzlich begriff er. »Es liegt an dem Biß, nicht wahr?«

Diesmal antwortete Astaroth gar nicht. Wahrscheinlich hielt er es für unter seiner Würde, auf eine so offensichtliche Tatsache einzugehen.

»Wer bist du eigentlich?« murmelte Mike. »Was bist du?«

Ein lautloses Lachen erscholl in seinem Kopf. Die korrekte Bezeichnung wäre felis rex, aber zerbrich dir nicht den Kopf darüber, was das heißen soll, antwortete der Kater. Astaroth mag für den Moment genügen. Und jetzt sollten wir zu deinen Freunden gehen, ehe sie zurückkommen und dich mit einer Katze reden sehen.

Etwas widerwillig verließ Mike seine Kabine und machte sich auf den Weg zum Salon. Er war der letzte, der eintraf. Alle anderen hatten sich - mit Ausnahme Trautmans, der hinter seinen Kontrollinstrumenten stand - vor dem großen Aussichtsfenster versammelt und sahen hinaus. Die NAUTILUS war noch immer von vollkommener Schwärze umgeben, aber weit über ihnen war ein mattgrauer Schimmer zu erkennen: die Wasseroberfläche, der sie sich allmählich näherten.

Als Mike den Salon betrat, wandten sich alle um und sahen ihn an. Niemand sagte etwas, aber es war etwas ganz Bestimmtes in ihren Blicken, das Mike klarmachte, daß sie über ihn gesprochen hatten.

Der Kater war ihm gefolgt, und Bens Miene verdüsterte sich, als er ihn gewahrte. Aber er beherrschte sich und beließ es dabei, den Kater mit Blicken regelrecht aufzuspießen.

»Wie lange noch?« fragte Mike.

»Ein paar Minuten«, antwortete Trautman. »Wir tauchen ziemlich schnell auf. Fast schon zu schnell. Irgendwas ... stimmt nicht.« Er lachte nervös. »Die gute alte NAUTILUS scheint es auch nicht mehr erwarten zu können, die Sonne wiederzusehen.«

»Es wird auch allmählich Zeit«, sagte Juan. »Ich weiß schon gar nicht mehr, wie Tageslicht aussieht.« Er stockte, runzelte die Stirn und sog übertrieben schnüffelnd die Luft durch die Nase ein. »Was riecht denn hier so komisch?«

Alle sahen sich einen Moment lang verwirrt an, aber schließlich konzentrierten sich ihre Blicke auf Ben - genauer gesagt, auf Bens Schuhe.

Ben lief dunkelrot an. Seine Augen schossen unsichtbare Blitze in Astaroths Richtung, aber er schwieg.

»Das da oben«, sagte Chris plötzlich. Er deutete auf einen dunklen, langgestreckten Schatten, der sich verschwommen gegen das Licht abhob. »Was ist das?«

Alle blickten in die Richtung, in die sein ausgestreckter Zeigefinger wies. »Das ... ist die LEOPOLD!« sagte Juan schließlich. Seine Stimme wurde schrill, als er sich zu Trautman herumdrehte. »Aber Sie fahren ja direkt darauf zu!«

Auch Mike wandte sich vom Fenster ab. Trautman hantierte mit verbissenem Gesichtsausdruck am Kommandotisch. »Irgendwas stimmt da nicht«, sagte er. »Das Schiff reagiert nicht. Ich habe überhaupt keine Kontrolle mehr über die NAUTILUS!«

Also, die Prinzessin befindet sich an Bord, wisperte Astaroths Stimme in Mikes Gedanken. Mike sah den Kater an, dann Trautman, der immer verzweifelter versuchte, die Herrschaft über die NAUTILUS zurückzuerlangen. Er fragte sich, ob der Kater etwas damit zu schaffen hatte, aber wenn Astaroth die entsprechende Frage in seinen Gedanken las, so zog er es vor, nicht darauf zu reagieren.

»Tun Sie doch etwas, Trautman!« sagte nun auch André. »Wir laufen ihnen ja direkt vor die Kanonen!«

»Ich versuche es ja«, antwortete Trautman. Seine Stimme klang jetzt eindeutig verzweifelt. Er hämmerte regelrecht auf den Kontrollinstrumenten herum. »Das Schiff gehorcht mir nicht mehr.«

»Dann müssen wir kämpfen«, sagte Ben grimmig. Er ballte die Fäuste. »Lebend bekommen sie mich jedenfalls nicht!«

»Zumindest nicht bei klarem Verstand«, fügte Juan hinzu. Er tippte sich bezeichnend gegen die Schläfe und wandte sich dann wieder dem Anblick der immer schneller näher kommenden LEOPOLD zu.

»Vielleicht haben wir noch eine Chance«, sagte Singh. »Sie können unmöglich wissen, daß wir kommen. Vielleicht können wir ihnen einfach davonfahren, ehe sie überhaupt begreifen, was los ist.« Er sah Trautman an. »Sind wir schnell genug dazu?«

»Unter normalen Umständen vielleicht«, antwortete Trautman. »Aber so ...« Er horte auf, wie wild an seinen Kontrollen zu hantieren, und seufzte tief. »Das Schiff gehorcht mir nicht mehr«, wiederholte er. »Ich weiß nicht, was los ist. Ich bin mit meinem Latein am Ende. Ich fürchte, wir können nur noch eines tun - aufgeben.«

»Das meinen Sie nicht ernst!« protestierte Ben. »Wir müssen kämpfen. Singh hat es gesagt: Wir haben den Vorteil der Überraschung auf unserer Seite. Sie wissen nicht, daß wir kommen. Mit einem bißchen Glück können wir sie torpedieren, bevor sie überhaupt merken, daß wir da sind.«

Trautman würdigte ihn keiner Antwort, und auch Mike drehte sich wortlos um und sah wieder aus dem Fenster auf den immer größer werdenden Schatten. Ganz davon abgesehen, daß Trautman niemals zugestimmt hätte, die LEOPOLD zu torpedieren und damit das Leben von mehr als tausend Menschen zu riskieren - irgend etwas sagte ihm, daß es nicht funktionieren würde. Er wußte, daß ihnen nur noch eine einzige Möglichkeit blieb.

Trautman sprach den Gedanken laut aus. »Juan, Chris«, sagte er. »Geht bitte hinauf in den Turm. Sobald wir aufgetaucht sind, hißt ihr die weiße Fahne. Wir ergeben uns.«

Kapitän Winterfeld persönlich erwartete sie, als sie über eine Strickleiter an Bord der LEOPOLD kletterten. In seinem Gesicht war kein Triumph zu lesen, keine hämische Genugtuung, nichts von alledem, was Mike erwartet hatte. Statt dessen zeigte der Kapitän nur großen Ernst, als er auf Mike zutrat, der als erster über die Reling des Kriegsschiffes kletterte.

»So sehen wir uns also wieder«, sagte er. »Ich wußte, daß es früher oder später so kommen würde.«

Mike verzichtete auf eine Antwort, sondern preßte Astaroth nur noch etwas fester an sich und begnügte sich damit, Winterfeld finster anzustarren. Dieser schien ihm das nicht übel zu nehmen. Und wie schon bei seinem ersten unfreiwilligen Aufenthalt auf diesem Schiff, hatte Mike das Gefühl, in Winterfeld einen gefährlichen und äußerst verschlagenen Gegner gefunden zu haben - aber trotzdem einen Mann, den er auch achten konnte.

Hinter ihm stiegen die anderen auf das Deck, und Winterfeld maß sie der Reihe nach mit abschätzenden Blicken, dann machte er eine Handbewegung, und ein halbes Dutzend bewaffneter Soldaten trat vor und umringte sie. Die Gewehre der Männer waren nicht direkt auf Mike und die anderen gerichtet, aber ihre Drohung war allen klar.

Schließlich drehte sich Winterfeld wieder zu Mike herum. Als er den Kater bemerkte, den Mike schützend an sich drückte, lächelte er. »Wen haben wir denn da?« meinte er und beugte sich vor. Er streckte die Hand aus und kraulte Astaroth am Kopf, der sich das anscheinend voller Wohlbehagen gefallen ließ. Mike empfand kurz eine absurde Eifersucht. Hastig setzte er den Kater auf den Boden. Sofort begann das Tier neugierig auf dem Deck herumzustreichen.

Mit einiger Verspätung kam endlich auch Trautman die Strickleiter heraufgeklettert. Ganz wie es sich für einen Kapitän gebührt, hatte er sein Schiff als letzter verlassen. Seine Miene verdüsterte sich, als er die Soldaten und Winterfeld gewahrte, doch Mike sah in seinen Augen den gleichen Respekt, den er selbst Winterfeld entgegenbrachte. Irgendwie, dachte er, waren sich die beiden Männer sehr ähnlich.

»Sie müssen Trautman sein«, sagte Winterfeld. »Paul hat mir von Ihnen erzählt.« Er trat dem alten Mann entgegen und streckte die Hand aus, und er tat es auf seine Art, die die Geste kein bißchen herablassend erscheinen ließ, nicht die eines Siegers dem Besiegten gegenüber, sondern ein Ausdruck der Achtung. Mike war nicht überrascht, als Trautman die Hand nahm und kurz und kräftig drückte.