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Als sie auf einem kleinen Hügel stehenblieb, um Luft zu holen, drehte sie sich zu den anderen um. Ursa und Kit waren nur Minuten hinter ihr; Trauerkloß machte mühsam das Schlußlicht.

Kitiara trug Becks Schwert. Als Ursa die Waffe erkannt hatte, die Kit am Morgen herausgeholt hatte, hatten sie ein verschwörerisches Lächeln getauscht.

»Schneller!« rief Colo. Doch gerade als sie sie sahen, drehte sich die kleine Kriegerin um und schien vornüber zu taumeln. Sie hörten sie schreien und schimpfen, konnten sie aber nicht mehr sehen. Kit erreichte die Anhöhe zuerst, doch zum Glück war Ursa ihr dicht auf den Fersen und konnte sie gerade noch davor bewahren, ebenfalls in die Fallgrube auf der anderen Seite zu rutschen.

Als sie hinunterschauten, sahen sie Colo am Boden eines schleimigen, rechtwinkligen Lochs, das fünfzehn bis zwanzig Fuß tief sein mußte. Sie stand auf den Beinen und blickte voller Wut zu ihnen hinauf.

»Alles in Ordnung?« rief Ursa.

»Nichts gebrochen«, schrie sie zurück. »Aber der Boden dieser Fallgrube wimmelt vor Eidechsen, die vielleicht giftig sind. Ein paar habe ich getötet, und die anderen halten sich im Moment zurück, aber ich weiß nicht, wie lange noch. Holt mich hier raus!«

Kitiara sah geradeaus, wo sie nicht weit entfernt den Slig entdeckte, der sie beobachtete. Das Untier machte sein Riesenmaul auf und gab ein komisches, langgezogenes, schluckaufähnliches Brüllen von sich, bevor es sich umdrehte, um davonzuspringen.

»Er lacht«, sagte Ursa, der Kit an der Schulter berührte. »Mit dieser Fallgrube hat er uns einen Streich gespielt. Natürlich«, fügte er nüchterner hinzu, »würde er zurückkehren, um sie später zu fressen. Gut.« Er blickte auf. »Schlaukopf.«

Trauerkloß war angekommen und stand mit den Händen in den Hüften da, um die Situation einzuschätzen. Er hatte ein festes Seil dabei, das er schnell zum Boden der Fallgrube herunterließ. Colo griff eilig danach und wurde von den anderen mit vereinten Kräften nach oben gezogen. Als sie schließlich oben ankam, war sie mit Matsch und einem dicken gelben Schleim bedeckt.

Während sie ihre eigene Dummheit verfluchte, spritzte sie Wasser aus ihrer Feldflasche über ihren Kopf und wischte sich mit Stoffetzen ab, die sie von ihrem Mantel abriß. Die anderen warteten, bis Colo sich von dem Schleim befreit hatte.

»Hätte schlimmer sein können«, verkündete Ursa mit weiser Miene. »Sligs graben bekanntlich Fallgruben, die bis zu fünfzig Fuß tief sind, und im Boden stecken manchmal angespitzte Stöcke. Ich finde, du hast Glück gehabt.«

»Komisch«, sagte Colo, die einigermaßen fertig war, »aber das finde ich gar nicht.«

Die anderen bissen sich auf die Zunge, um bei Colos Anblick nicht zu lachen, denn sie wußten, daß die Fährtensucherin das überhaupt nicht witzig fand. Sie hatten kostbare Minuten verloren, und von dem Slig war nichts mehr zu sehen. Doch Colo hatte die Spur bald wieder gefunden, und bald waren die vier ihm wieder dicht auf den Fersen. Diesmal gaben sie besser acht und wichen den Fallgruben aus, die sich hin und wieder vor ihnen auf taten und mit Schlingpflanzen und Gras getarnt waren.

Gegen Abend hatten sie den Slig mit ihrer pausenlosen Verfolgung müde gehetzt, und das Monster hatte genau das getan, was sie gehofft hatten, nämlich sich in seinen Bau zurückgezogen, eine Höhle im Sandstein hinter einem Wasserfall. Dort drin war das Licht schwach, und der Slig fühlte sich hier zweifellos unbesiegbar. Er hockte da, starrte durch den Wasservorhang und brüllte trotzig, als sich die vier Söldner unten versammelten.

Ursa hatte einen Plan. Er hatte ein Bündel pechgetränkter Zweige mitgebracht, die er jetzt Colo und Trauerkloß aushändigte. Dann kündigte er an, daß sie den Slig mit hellem Feuer ablenken sollten, während er und Kitiara versuchen würden, auf das Monster loszuspringen und es umzubringen.

»Wieso Kitiara?« beschwerte sich Colo. »Ich bin schon länger bei euch als sie. Ich habe mehr Erfahrung.«

Kit wollte etwas zu ihrer Verteidigung anbringen, doch Ursa meinte scharf: »Du bist zu schlecht mit dem Schwert. Sie ist besser. Nur darum habe ich sie ausgesucht. Nimm deinen Speer mit. Du bist weiter weg und hast vielleicht eine Chance, ihn zu werfen.«

Kit konnte ein stolzes Grinsen nicht unterdrücken. Ursa wollte schon losgehen, doch dann fiel ihm etwas ein. »Denkt dran, worüber wir geredet haben«, erinnerte er sie alle. »Sligs sind intelligent. Der da wird uns zuhören, wenn wir angreifen, und versuchen, unsere Strategie zu durchschauen. Redet so wenig wie möglich miteinander. Redet lieber direkt mit dem Slig. Lenkt ihn durch Worte ab. Verwirrt ihn durch Sprechen.«

Kit war doch beeindruckt von Colos Mut, als die Söldnerin die Klippe neben dem Wasserfall hochkletterte und gefährlich nah an den Höhleneingang herankroch, wobei sie einen brennenden Ast vor sich hielt. Sie stieß damit in das dunkle Loch. Der Slig sprang brüllend auf sie los, griff das Feuer jedoch nicht an. Bald zog er sich tiefer in die Höhle zurück.

Der stets vorsichtige Trauerkloß stand auf der anderen Seite der Öffnung auf einem Felsvorsprung. Auch er schwang seine Fackel hin und her, wobei er ununterbrochen schrie und sang, um die Aufmerksamkeit des Monsters auf sich zu ziehen.

Nachdem der Slig abgelenkt war, schlugen Kit und Ursa unauffällig einen Bogen, bis sie halsbrecherisch an den glitschigen Felsen über dem Höhleneingang hingen. Auf ein Zeichen sprangen sie hinein. Der Slig warf sich auf sie, schmiß Ursa um und riß ihm die Schulter auf. Ursas Schwert fiel hin, doch es gelang ihm, aufzuspringen und es aufzuheben, bevor er an die Seite der Höhle eilte. Kit hatte sich an die andere Seite zurückgezogen, wo sie mit dem Rücken zur Wand stand.

Der Slig stand zwischen ihnen, und seine schlitzartigen Augen gingen nervös hin und her. Ihm machten auch noch die beiden Menschen am Höhleneingang zu schaffen, die Feuerstöcke schwenkten und auf ihn einbrüllten. Die Höhle war verräuchert, was das Atmen erschwerte.

»Ursa!« rief Kit besorgt.

»Es geht mir gut!« schrie er. Ursa arbeitete sich langsam zur Rückseite der Höhle vor, hinter den Slig.

»Sket migutt!« kreischte der Slig. »Sket migutt!«

Er macht Ursas Worte nach, dachte Kit, während sie lossprang und mit Becks Schwert angriff.

Als sie das tat, sprang der Slig geschickt zur Seite, so daß Kit seitwärts stechen und dann weit zurückweichen mußte. Jetzt konnte sie Ursa nicht mehr sehen, der weit hinten im Dunkel der Höhle verschwunden war. Colo war inzwischen auf Händen und Knien weitergekrochen, wobei sie ihre brennende Fackel hochhielt.

Der Slig warf der Pfadfinderin einen verächtlichen Blick zu und konzentrierte sich dann ganz auf Kitiara. Seine Augen fixierten sie, und sie sah gebannt in seine fiebrig weißen Pupillen. Kit hielt drohend ihr Schwert hoch, fragte sich aber dabei, ob sie im Zweifelsfall überhaupt ihre Beine bewegen konnte.

Trauerkloß stieß einen Wortschwall aus, woraufhin das Gesicht des Sligs zuckte. Er war kurzfristig abgelenkt. Doch ehe Kit zu sich kommen konnte, hatte der Slig sich wieder umgedreht und bannte sie wieder mit seinem schwefligen Blick.

»Paß auf!« hörte Kit gerade noch, bevor sie von Colo umgeworfen wurde. Als Kit zur Seite rollte, merkte sie, daß der Slig einen Schwall seines giftigen Speichels auf sie gespuckt hatte. Doch statt dessen hatte er Colo getroffen, die Kit aus dem Weg gestoßen hatte. Jetzt brüllte die Pfadfinderin vor Schmerzen und wälzte sich auf dem Sandboden der Höhle.

Nachdem Kit mühsam auf die Beine gekommen war, hatte sie gerade noch Zeit, Colos Lage zu begreifen, bevor der Slig angriff. Er holte einmal mit seinem großen Arm mit den hakenartigen Klauen aus und warf sie um. Im Fallen ließ Kit ihr Schwert los, das von ihr fortrutschte.

Als der Slig auf die hilflose Kit zusprang, blieb er plötzlich stehen und stieß ein gräßliches Jaulen aus. Auf der Stelle fuhr er herum, und beim Davonkriechen sah Kit, daß sein kurzer Schwanz abgeschlagen war und auf dem Boden zuckte. Der Slig hüpfte auf Händen und Füßen herum und kreischte vor Qual.