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Ursa tanzte vor ihm herum und stieß mit dem Schwert nach dem Untier. Er hatte die braunen Haare nach hinten geworfen, und seine dunklen Augen glänzten vor Entschlossenheit.

Trauerkloß, der auf den Sims zur Höhle geschlüpft war, trat vor und warf ein schweres Netz über das Monster.

Der Slig warf den Kopf zurück, brüllte wütend und versuchte, das Netz abzuschütteln. Sofort wich Trauerkloß zurück, um sich an den Sims zu klammern. Ohne seinen Schwanz schien der Slig das Gleichgewicht nicht richtig halten zu können, deshalb torkelte er auf Ursa zu, wobei er vergeblich, aber mit Wucht mit seinen dicken, muskulösen Armen ausholte.

Kit warf einen Blick zu Colo, die zitternd und stöhnend auf dem Boden kauerte. Da war nicht viel zu machen, nicht jetzt. Kitiara huschte zu ihrem Schwert, das auf der Erde lag, und konnte es aufheben.

Ursa war nicht zurückgewichen, und Kit war von seiner Kraft, seinem Mut und seiner Entschlossenheit beeindruckt. Der Slig griff den Söldnerführer wütend an, doch Ursa ließ nicht locker. Dann stolperte der Slig, und Ursa sprang hin und stieß ihm das Schwert tief in die Seite. Eine schwarze Flüssigkeit strömte heraus.

Der Slig fuhr tobend herum und schlug Ursa ins Gesicht, doch der Söldner ließ sein Schwert nicht los und stieß es mit übermenschlicher Anstrengung noch tiefer hinein. Zugleich kam Kit von hinten herangesprungen, um dem Slig ihre eigene Waffe tief ins rechte Bein zu stoßen. Augenblicklich zog sie das Schwert wieder heraus und rammte es dem Untier dann in den Leib.

Der Slig fuhr so abrupt zurück, daß Kitiara loslassen mußte. Er geriet ins Taumeln und fiel vornüber, wobei er Ursa umriß und auf sein rechtes Bein kippte. Trauerkloß stürzte los und half Kit, ihren Anführer unter dem toten Slig herauszuziehen.

Einen Augenblick später setzte sich Ursa mit zaghaftem Lächeln auf dem Gesicht auf. Über seinen Schultern zog sich ein blutiger Riß, und sein Gesicht war zerschlagen und zerkratzt. Doch er konnte sein Bein ohne allzu große Schmerzen anwinkeln und auch stehen.

Auf der anderen Seite der Höhle kümmerte sich Trauerkloß bereits um Colo. Er hatte ihr die Kleider heruntergerissen und rieb ihren Körper mit einer seiner Tinkturen ab. Ihr Stöhnen hatte aufgehört, doch hin und wieder schrie sie vor Schmerz auf. Das Wälzen auf dem Boden war nicht nur ein Reflex gewesen, sondern Colo hatte dadurch die Wirkung des Speichels verlangsamt. Von Ursa wußte Kit, daß das Gift eines Sligs wie ein ganzer Bienenschwarm stach, doch wenn man es schnell behandelte, konnte man die Wirkung abschwächen.

Der häßliche Slig lag verrenkt und regungslos in einer dunklen Pfütze aus fauligem Blut, dessen Gestank Kit in die Nase stieg. Als sie ihn betrachtete, fragte sie etwas außer Atem: »Was jetzt?«

»Wir schlagen ihm den Kopf ab, um zu beweisen, daß wir ihn getötet haben«, sagte Ursa.

Sie und Ursa machten sich mit ihren Schwertern an die Arbeit. Sie hatten einiges zu tun, denn die orangefarbenen Schuppen des Sligs und seine dicken Halsmuskeln waren so hart wie Stein. Nur daß aus diesem speziellen Stein eine stinkende schwarze Masse Blut und Innereien quollen.

Nachdem Ursa sich dieser grausigen Arbeit eine Weile gewidmet hatte, stand er müde auf. Der Auftrag war erfüllt. Er hatte ein Seil um den Kopf des Sligs gebunden, damit sie ihn aus der Höhle herunterlassen konnten und die schwere, triefende Trophäe nicht tragen mußten.

Kit ging zu Colo, die auf einem Stein saß. Ihre Haut war überall gerötet und hatte Blasen geworfen, und bis auf die Salbe und die Decke, die Trauerkloß ihr locker umgelegt hatte, war sie nackt.

»Danke«, sagte Kit verlegen. »Wenn du nicht gewesen wärst…«

Ursa kam ebenfalls an und grinste Colo an. »In ein paar Stunden läßt der Schmerz nach«, sagte er und fügte hinzu: »Falls Schlaukopf seine Sache versteht.«

Selbst unter diesen widrigen Umständen staunte Kit über Colos geschmeidige, sinnliche Gestalt. Die Söldnerin heuchelte keinen falschen Anstand. Colo zog die Decke unter ihren Blicken kein bißchen enger. Mißmutig sah sie zu ihnen hoch und wandte ihr verstimmtes Gesicht Ursa zu.

»Schleim und Spucke«, murmelte sie fluchend. »Das war nicht mein Tag.«Sie zimmerten einen einfachen Flaschenzug zurecht, mit dem sie den blutigen Kopf des Sligs – so groß und schwer wie ein Felsblock – auf den Boden unterhalb des Wasserfalls hinabließen. Das dauerte seine Zeit. Inzwischen war die Dämmerung vorüber, und die Nacht senkte sich rasch über sie. Ursa zerrte den Kopf des Sligs ein paar hundert Fuß weit auf eine kleine Lichtung, wo er das Seil hinwarf.

»Wir können genausogut hier lagern«, sagte der Söldner, während er sich kläglich die Wunde an seiner Schulter rieb.

»Und die Pferde?« fragte Colo, die immer noch in die Decke gehüllt war.

»Ich hole sie«, sagte Trauerkloß und brach in die Richtung auf, aus der sie gekommen waren.

»Ich helfe dir«, bot Kit an und wollte ihm folgen.

Trauerkloß winkte ab und verschwand im dunklen Wald.

»Der kommt schon zurecht«, sagte Ursa.

»Was machen wir mit, hm, dem Ding da?« fragte Kit, die mit dem Finger auf den scheußlichen Kopf des Sligs zeigte.

»Ach«, sagte Ursa, »der läuft uns nicht weg.« Mit Anstrengung hob er die blutige Trophäe hoch und steckte sie auf das Ende eines kurzen, dicken Astes, der aus einem Baum herausragte. Da baumelte sie ziemlich schief wie eine groteske Kürbismaske.

»Davon bekommen die Eulen Alpträume«, sagte Colo und schüttelte sich.

»Hält auf jeden Fall die Krähen ab«, grinste Kit.

Ursa lachte lauthals. Nach dem erfolgreichen Kampf waren sie alle aufgedreht. Ursa pfiff ein Lied, während er seine Schulter verband. Danach machte er Feuer. Colo ging es schon besser. Sie bestand darauf, sich etwas anzuziehen und die Umgebung nach etwas Eßbarem zu durchforsten. Die wilden Beeren, die sie dabei fand, ergänzten die Fleischstreifen, die Ursa mitgebracht hatte.

Nach dem Essen begannen sie, ihre Schwerter zu putzen. Colo suchte mehr Salbe, wozu sie im Gepäck von Trauerkloß herumkramte, das dieser zurückgelassen hatte. Kitiara hatte ihr Schwert gerade fertig poliert und war dabei, es in ein paar große, trockene Blätter einzuwickeln, als Ursa leise bemerkte: »Ich frage mich, wo Schlaukopf bleibt. Er ist schon ziemlich lange fort.«

Bevor einer von ihnen etwas entgegnen konnte, erklang eine Stimme aus dem Wald, und sie hörten um sich herum verstohlene Geräusche.

»Bleibt, wo ihr seid«, sagte die Stimme.

Kit merkte, daß von den Rändern her ein naßkalter Nebel in die Lichtung eingedrungen war, der sich aufblähte und zunahm. Aus diesem Nebel trat ein Dutzend Männer, zwei oder drei in gewöhnlichen Tunikas, die anderen von Kopf bis Fuß bestens gerüstet. Die Männer sagten nichts, sondern standen nur da und verlagerten hin und wieder ihr Gewicht. Die Rüstungen bestanden aus flachen Helmen mit kleinen Augenschlitzen und Luftlöchern. Die Kämpfer waren mit einem ganzen Arsenal von Waffen beladen, einschließlich verzierten Streitkolben und Streitäxten, dazu einfache Armbrüste, Schilde, Dolche und Schwerter.

Ursa versuchte, zu seinem Schwert zu gelangen, das an einem Felsen lehnte, doch daraufhin kamen mehrere Netze aus dem Nebel geflogen, die ihn einwickelten. Sie fielen so engmaschig über ihn, daß er das Gleichgewicht verlor und hinfiel.

Zwei der Männer in Rüstung traten klirrend vor und nahmen Ursa in die Mitte. Er konnte sich kaum bewegen, geschweige denn einen Kampf anzetteln. Kit kämpfte heftig gegen den Drang an, ihm irgendwie zu helfen. Bevor man ihn mit einem Lederriemen knebelte, gelang Ursa der Ausruf: »Vergeßt mich! Bringt euch in Sicherheit!« Sein Gesicht war angespannt und weiß vor Angst.

Zwei von den übrigen Männern marschierten los, griffen sich Kitiara und Colo und fesselten sie Rücken an Rücken aneinander. Colo wehrte sich und trat um sich, doch das brachte ihr nur einen kräftigen Schlag in die Seite ein. Kits Gedanken überschlugen sich, während sie versuchte, ihren Kopf klar zu bekommen – wer waren diese neuen Gegner? Was konnte sie tun, um sich zu befreien?