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Trautman winkte ab. »Das ist sehr freundlich, aber nicht nötig. Wer hätte schon Interesse daran, einem kleinen Fischerboot etwas zu tun. « Mike fand, daß er sich mit jedem Wort, das er sagte, weniger glaubhaft anhörte. Er wurde immer nervöser, und Stanley machte sich nun gar nicht mehr die Mühe,seine wahren Gefühle zu verbergen. Aber zu Mikes Überraschung verzichtete er darauf, weiter in Trautman zu dringen, sondern zuckte nur mit den Schultern. »Ganz wie Sie wünschen«, sagte er. »Aber dann darf ich Sie wenigstens noch nach draußen begleiten. «

Mike hatte damit gerechnet, daß sie sofort zum Boot gehen würden, aber Trautman wandte sich nach rechts und steuerte auf den Kolonialwarenladen zu, blieb aber nach einigen Schritten wieder stehen, da die Läden noch immer geschlossen waren. Er wirkte enttäuscht, was Stanley mit einem flüchtigen Lächeln quittierte. »Ja, die Provinz«, sagte er spöttisch. »Seit ich hierhergekommen bin, weiß ich endlich, was man unter einemverschlafenen Nestversteht. Die Leute hier gehen mit den Hühnern ins Bett, aber sie stehen nicht mit ihnen auf. « Er deutete auf das Meer hinaus. »Wenn Sie irgend etwas benötigen, ich bin sicher, daß wir an Bord der GRISSOM alles –«

»Das ist wirklich nicht nötig«, unterbrach ihn Trautman hastig. »Wir haben alles, was wir brauchen, vielen Dank. Ich wollte mir nur einige Zeitungen beschaffen. Wir sind jetzt seit zwei Wochen auf See, wissen Sie, und da ist man ganz begierig auf eine neue Zeitung. «

Sie änderten ihre Richtung und gingen nun wirklich auf das Boot zu, das von einer Gruppe Männern interessiert betrachtet wurde. Stanley folgte ihnen beharrlich. Er lachte wieder.

»Sie wären sowieso enttäuscht worden«, sagte er. »Die neueste Zeitung, die Sie hier bekommen, dürfte ein halbes Jahr alt sein. Aber wenn Sie an etwas Bestimmtem interessiert sind – vielleicht kann ich Ihnen Auskunft geben?«

Seine Augen wurden schmal, und sein Blick war nun eindeutig lauernd. Mike wünschte sich, sie hätten Astaroth mitgenommen. Der Kater hatte auch mitkommen wollen, aber Trautman war der Meinung gewesen, daß es zu ungewöhnlich sei, auch noch in Begleitung einer Katze an Land zu kommen. Ein Fehler, wie sich im nachhinein herausstellte. Aufgefallen waren sie Stanley sowieso. Und der Kater hätte seine Gedanken lesen und Mike mitteilen können, was dieser Mannwirklichvon ihnen wollte.

»Oh, ich will nichts Bestimmtes wissen«, antwortete Trautman. »Ich bin einfach nur neugierig. Das heißt

eineFrage interessiert mich doch. Was machen Sie hier? Es ist ungewöhnlich, den Kommandanten eines Kriegsschiffes an einem solchen Ort anzutreffen. « Stanley lächelte. »Sagen wir: Ich bin auf der Suche nach etwas. Oder jemandem. « Er sah Trautman scharf an. »Ihnen ist nichts Ungewöhnliches aufgefallen auf dem Weg hierher?« fragte er. »Außer dem armen Kerl da drinnen?«

Trautman verneinte. »Nein. Wir haben uns immer dicht an der Küste gehalten. Unser Schiff ist nicht hochseetüchtig, wie Sie ja wissen. Was sollte mir denn aufgefallen sein?«

Stanley zuckte mit den Achseln. »Wenn Sie es gesehen hätten, wüßten Sie, wovon ich rede. « Sie hatten mittlerweile das Wasser erreicht. Die Männer, die auf dem Kai standen, machten ihnen bereitwillig Platz, und Trautman kletterte als erster in das Boot hinunter. Stanley blickte ihm neugierig nach. »Eine interessante Konstruktion«, sagte er. »Was für eine Art Boot ist das? So etwas habe ich noch nie gesehen. « »Das ist... äh... ein Erbstück meines Vaters«, sagte Trautman. Er versuchte zu lachen, aber es wirkte so wenig überzeugend wie alles andere, was er bisher getan hatte. »Der alte Herr hatte eine Vorliebe für verrückte Sachen. Es sieht interessant aus, aber es schwimmt nicht sehr gut. Bei jeder größeren Welle muß man Angst haben, daß es kentert. « Stanley nickte, aber er tat es auf eine Art, der man ansah, daß er sich seinen Teil dabei dachte. Doch er sagte nichts mehr, sondern trat beiseite, um Serena vorbeizulassen. Mike machte sich als letzter daran, ins Boot zu steigen. Dabei drehte er sich herum, und sein Blick fiel auf die Gruppe von drei oder vier Männern unten an der Straße, die er vorhin schon bemerkt hatte. Er erstarrte. Es war vielleicht nur eine Sekunde, daß er das Gesicht eines der Männer deutlich sah, aber diese winzige Zeitspanne war mehr als ausreichend, um ihn zu erkennen.

Er trug die gleiche Art einfacher, grober Kleidung, die hier üblich zu sein schien. Sein graues Haar war unter einer schwarzen Mütze verborgen und der untere Teil seines Gesichtes lag hinter einem schwarzen Wollschal, vorgebend, es vor dem schneidenden Wind zu schützen, der vom Meer her wehte, in Wahrheit aber wohl eher, um den sauber gezwirbelten Kaiser-Wilhelm-Bart zu verdecken. Mike wußte, daß er sich hinter dem Schal verbarg. Er hatte sich dieses Gesicht zu deutlich eingeprägt, um es jemals wieder zu vergessen.»Winterfeld!«keuchte er. »Das... das ist Winterfeld!« Trautman sah mit einem Ruck auf. Auf seinem Gesicht machte sich Entsetzen breit, und auch Stanley fuhr abrupt herum, starrte erst ihn und dann den Mann in der schwarzen Jacke an.

Aber als Mike ebenfalls wieder in dessen Richtung blickte, war er verschwunden. Und mit ihm die drei anderen Männer. »Mike!« sagte Trautman scharf. »Komm schon! Wir müssen los!«

Mike erwachte aus seiner Erstarrung und fuhr herum. Er sprang mit einem Satz ins Boot, und noch während er um sein Gleichgewicht kämpfte, löste Trautman bereits mit fliegenden Fingern das Tau, das das Boot am Ufer hielt.

»Sir!« sagte Stanley scharf. »Auf ein Wort noch!« Trautman ignorierte ihn. Hastig warf er das Tau über Bord, griff nach einem der Ruder und versuchte, das Boot damit von der Kaimauer abzustoßen. »Trautman!« sagte Stanley. »Bleiben Sie, wo Sie sind!« Das war keine Bitte mehr, sondern ganz eindeutig ein Befehl. Jede Spur von Freundlichkeit war aus Stanleys Stimme verschwunden.

Mike griff rasch nach dem zweiten Ruder, stemmte es gegen die Kaimauer und drückte mit aller Kraft. Jetzt bewegte sich das Boot schneller, aber noch immer nicht schnell genug. Stanley hatte wohl eingesehen, daß sie seinem Befehl nicht freiwillig folgen würden, denn er beugte sich vor und versuchte, eines der Ruderblätter zu packen. Serena sprang auf und fuhr ihm mit den Fingernägeln über den Handrücken. Stanley zog die Hand mit einem zornigen Schrei wieder zurück, und endlich kamen sie frei. Das Boot glitt träge drei, vier Yards von der Kaimauer fort und begann sich auf der Stelle zu drehen, als Mike das Ruder ins Wasser tauchte.

»Trautman, das ist ein Befehl!« donnerte Stanley. »Kommen Sie zurück!« Mike ruderte wie wild. Das Boot drehte sich scheinbar auf der Stelle und richtete den stumpfen Bug auf

die Hafenausfahrt und den Nebel, der noch immer wie eine

graue Wand davor aufragte.

Trautman war nach hinten gehastet und hatte die Plane beiseitegeschlagen, unter der sich der Außenbordmotor des Bootes verbarg.

Stanley schrie ihnen ein weiteres Mal zu, dazubleiben, aber seine Worte gingen im Geräusch des erwachenden Motors unter. Nur wenige Sekunden später begann das Wasser hinter dem Heck des Bootes zu brodeln, und sie schossen pfeilschnell auf die Hafenausfahrt und die offene See zu.

Der Nebel verschluckte sie wie eine weiche, weiße Wand, aber das Gefühl der Sicherheit, auf das Mike wartete, stellte sich nicht ein. Er ertappte sich dabei, wie er sich immer wieder umdrehte und in das wogende Grau hinter dem Boot zurückblickte, und er erwartete jeden Augenblick, einen Verfolger dort auftauchen zu sehen. Was natürlich nicht geschehen würde. Das Boot war viel schneller als jedes Schiff, und der Nebel gab ihnen zusätzlichen Schutz.