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»O doch«, antwortete Winterfeld. »Du wirst es tun, weil du das Leben deiner Freunde retten willst. «

Er trat einen Schritt zur Seite und deutete auf die kleine Flotte, die in einer Reihe neben der LEOPOLD lag. »Es ist alles vorbereitet. Alles, was ich von dir verlange, ist, ein einziges Mal mit der NAUTILUS auf den Meeresgrund hinabzutauchen. Sobald wir zurück sind, übergebe ich euch euer Schiff, und ihr könnt euch in Sicherheit bringen. Deine Freunde werden inzwischen hier auf uns warten. «

»Und wenn ich mich weigere?« fragte Mike herausfordernd.

Winterfeld zuckte gleichmütig mit den Schultern. »Das wirst du nicht«, sagte er. »Und selbst wenn – es würde nichts ändern. Die Schiffe werden in zehn Stunden, von jetzt an gerechnet, versenkt und gesprengt – ob die NAUTILUS zurückkehrt oder nicht. Deine Freunde würden sich dann allerdings in einem kleinen Rettungsboot wiederfinden, von dem ich, ehrlich gesagt, nicht glaube, daß es die Katastrophe heil übersteht. Du siehst also, es liegt ganz bei dir. « »Das ist Erpressung«, sagte Mike. »Wenn du es so nennen willst. « Winterfeld zuckte abermals mit den Schultern. »Ich nenne es ein Geschäft. Und nun würde ich vorschlagen, daß wir nicht noch mehr kostbare Zeit verlieren, sondern uns an die Arbeit machen. «

»Jetzt?« fragte Mike überrascht.

»Warum nicht? Es gibt keinen Grund mehr, länger zu warten. Im Gegenteil. Unsere Zeit ist reichlich knapp. « Mikes Gedanken überschlugen sich – obwohl er im Grunde bereits wußte, daß ihm gar keine andere Wahl mehr blieb, als auf Winterfelds Forderung einzugehen. Verzweifelt wandte er sich an Serena. »Warum hast du das getan?« fragte er. »Er hätte uns niemals zwingen können, ihm zu helfen!« »Aber das kann er doch auch jetzt noch nicht«, antwortete Serena verwirrt. »Wo ist denn der Unterschied?« »Der Unterschied ist«, sagte Winterfeld, »daß dein Freund jetzt auf jeden Fall überleben wird. Ich glaube, ihr wärt in der Lage gewesen, alle zusammen in den Tod zu gehen, nur um mich aufzuhalten, aber nun... « »Das können wir immer noch!« sagte Ben entschlossen. »Nein«, widersprach Winterfeld. »Ihr vielleicht – aber er nicht. Und genau aus diesem Grund wird er mir helfen. « Er wandte sich mit einem grausamen Lächeln wieder an Mike. »Oder?« fragte er. »Ich müßte mich sehr in dir täuschen, wenn du wirklich mit dem Wissen weiterleben könntest, schuld am Tod deiner Freunde zu sein. «

»Sie... Sie Ungeheuer«, sagte Trautman. »Ich dachte bisher, daß Sie vielleicht verrückt sind, aber trotzdem noch einen Funken Anstand im Leib haben. Aber ich scheine mich getäuscht zu haben. «

»Ja, das scheint wohl so«, sagte Winterfeld gelassen. »Also – gehen wir. «

Trotz allem war es ein beruhigendes und sehr wohltuendes Gefühl, wieder an Bord der NAUTILUS zu sein. Wie seine Freunde hatte Mike die letzten anderthalb Jahre zum größten Teil auf dem Tauchboot verbracht, und das Schiff war für ihn die Heimat geworden, die er niemals gehabt hatte. Das leise Surren der Motoren, das Rauschen des Wassers, das am stählernen Rumpf der NAUTILUS vorbeiglitt, und das beständige leise Knistern und Knacken, mit dem das Schiff auf den allmählich ansteigenden Wasserdruck reagierte, das waren für ihn vertraute Geräusche, mit denen das Schiff ihn nach tagelanger Abwesenheit zu begrüßen schien. Nicht einmal Winterfelds Männer, die allgegenwärtig zu sein schienen, konnten daran etwas ändern. Ganz langsam glitt die NAUTILUS in die Meerestiefe hinab. Vor dem großen Aussichtsfenster war noch ein blasser Schimmer von dunkelgrünem Licht zu sehen, der aber allmählich schwächer wurde. Das Schiff näherte sich den Bereichen des Meeres, in die das Sonnenlicht nicht mehr hinuntertraf. Unter ihnen lag nichts als ein schwarzer, Tausende von Metern tiefer Abgrund, in dem ewige Nacht herrschte – aber keineswegs Ruhe.

Noch merkte man es dem Schiff nicht an, aber die Werte, die Mike auf den Instrumenten des Kontrollpultes ablas, machten ihm klar, daß Winterfelds Theorie stimmte – sie näherten sich einem Bereich, in dem ein enormer Sog herrschte. Rings um sie herum stürzte das Wasser regelrecht in die Tiefe. Und die Gewalt dieser unterseeischen Strömung nahm rasch zu. Mike machte sich keine Sorgen um die NAUTILUS – sie waren schon auf viel heftigere Strömungen und Wirbel gestoßen und würden auch damit fertig werden – aber er begann zu ahnen, daß Winterfelds Plan, so verrückt er ihm auch immer noch vorkam, vielleicht aufgehen mochte. Zumindest einTeilseiner Theorie stimmte. Und wenn der Rest auch zutraf...

Nein, daran wollte er lieber gar nicht erst denken.

Solltest du aber,sagte eine Stimme in seinen Gedanken.Ehrlich gesagt habe ich nur die Hälfte von dem, was du mir erzählt hast, kapiert. Aber wenn es tatsächlich das bedeutet, von dem ich annehme, daß es es bedeutet, dann habt ihr Probleme.

Mike löste seinen Blick kurz von den Steuerinstrumenten und sah Astaroth an. Der einäugige schwarze Kater hatte es sich auf seinem Schoß bequem gemacht und schnurrte wohlig; vor allem, weil Mike von Zeit zu Zeit eine Hand von den Kontrollinstrumenten löste und ihn zwischen den Ohren kraulte. Von Astaroths penetranter Weigerung, sich wie ein Haustier behandeln undstreichelnzu lassen, war nicht mehr viel geblieben. Ganz im Gegenteil – der Kater war regelrecht über Mike hergefallen, als dieser an Bord gekommen war, und hatte nicht eher Ruhe gegeben, bis er ihn ausgiebig gestreichelt und begrüßt hatte. Mike hütete sich, eine entsprechende Frage zu stellen, aber er nahm an, daß Winterfelds Leute ihn nicht besonders gut behandelt hatten – oder daß er schlichtweg einsam gewesen war. Zwar war er zusammen mit Isis in einer Kabine eingesperrt gewesen, aber Isis war trotz allem nur eine ganz normale Katze, während Astaroth zweifellos ein denkendes, hochintelligentes Wesen war, das nuraussahwie eine gewöhnliche Katze.

Dashaben wir,antwortete Mike auf dieselbe lautlose Weise. Er war nicht allein im Salon der NAUTILUS, und bisher hatte offenbar noch niemand hier gemerkt, was Astaroth wirklich war. Und das sollte nach Möglichkeit auch so bleiben.

Vor allem ich. Ich verstehe Serena nicht. Warum hat sie das nur getan? Vielleicht, um am Leben zu bleiben?schlug Astaroth vor.

Kaum,antwortete Mike.Sie weiß ebensogut wie ich, was geschieht, wenn Winterfeld Erfolg hat. Sie würde niemals Millionen von Menschenleben opfern, um sich zu retten.

Aber vielleicht, um dich zu retten, Dummkopf,sagte Astaroth.

»Wie meinst du das?« Mike starrte den Kater überrascht an. Zwei der Männer neben ihm sahen auf und runzelten verwirrt die Stirn, denn Mike hatte die Worte laut ausgesprochen, so daß er hastig und noch lauter hinzufügte: »Wenn du das noch einmal machst, fliegst du runter. Ich lasse mich nicht beißen. «Gut reagiert,sagte Astaroth.Abgesehen davon, daß sie dich jetzt für verrückt halten, mit einer Katze zu sprechen.

Was hast du damit gemeint?beharrte Mike, nun wieder lautlos, aber mit noch größerem Nachdruck.

Genau das, was ich gesagt habe,antwortete Astaroth.Außerdem weißt du es ganz genau. Also stell dich nicht noch dümmer an, als du sowieso schon bist. Und wenn du es genau wissen willst – ich bin ziemlich sicher, daß sie Winterfeld nicht geholfen hätte. Sondern?

Sondern, sondern,maulte Astaroth.Muß man dir eigentlich jeden Gedanken vorkauen? Was denkst du wohl, hatte sie an Bord des Schiffes vor? Winterfeld helfen? Bestimmt nicht. Aber was denn sonst?