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»Ja«, antwortete Mike laut.

Und Nummer drei,sagte Astaroth fröhlich.Sie sind so leicht zu treffen. Der vierte Torpedo ist auchschon unterwegs. Ich soll dir noch sagen, daß wir euch rausholen – aber es wird vielleicht ein bißchenknapp. Zuallererst müssen wir die Schiffe torpedieren. Winterfeld hat recht, weißt du? Wenn auch nur ein einziger sein Ziel erreicht, fliegt der halbe Nordpol in die Luft.

»Was hat er gesagt?« fragte Serena aufgeregt. »Daß wir vielleicht noch eine Chance haben«, antwortete Mike. Plötzlich war er so aufgeregt, daß er nicht mehr stillstehen konnte.

»Was geht hier vor?« fragte Winterfeld mißtrauisch. »Wovon redet ihr eigentlich?«

Bevor Mike antworten konnte, drang ein dumpfes Grollen und Rumoren an ihr Ohr, und nur einen Augenblick später schüttelte es die LEOPOLD so heftig, daß sich Serena instinktiv an Mike festklammerte und dieser Mühe hatte, überhaupt auf den Beinen zu bleiben. »Was war das?« fragte Winterfeld erschrocken. »Das«, antwortete Mike in beinahe fröhlichem Ton, »war eines Ihrer Sprengstoffschiffe. Das vierte, um genau zu sein. Und die anderen erwischt die NAUTILUS auch noch. «

»Die NAUT –« Winterfeld stockte mitten im Wort. Seine Augen wurden groß.

»Das Schiff ist nicht ganz wehrlos«, sagte Mike. »Anscheinend haben Sie das vergessen – oder haben Ihnen Ihre Ingenieure nicht gesagt, daß die NAUTILUS Torpedos an Bord hat?« Plötzlich grinste er. »Ich hätte nicht gedacht, daß man die Teufelsdinger irgendwann einmal nutzbringend einsetzen kann. Aber es funktioniert. «

Das Grollen einer weiteren Explosion drang zu ihnen, noch lauter und noch näher diesmal – und für Mikes Geschmack schon ein bißchen zu nahe. Das sechste und letzte Schiff schließlich mußte sich in unmittelbarer Nähe der LEOPOLD befunden haben. Das Krachen der Explosion schien Mikes Trommelfelle zu zerreißen, und die Erschütterung war so gewaltig, daß sie alle von den Füßen gefegt wurden. Der Boden

lag merklich schräger, als Mike sich wieder aufrichtete, und

seine Ohren klingelten.

Winterfelds Gesicht hatte alle Farbe verloren. Er hatte sich die Stirn angeschlagen und blutete aus einer Platzwunde über dem linken Auge, aber das schien er nicht einmal zu bemerken. »Das nutzt euch alles nichts«, sagte er. »Mein Kompliment – ich habe Trautman wohl unterschätzt. «

»Das scheint Ihnen ja öfter zu passieren«, sagte Mike. Winterfeld fuhr unbeeindruckt fort: »Mein Plan wird trotzdem aufgehen. « Er sah auf die Uhr. »Noch sieben Minuten!«

»Und?« fragte Serena. »Die NAUTILUS hat noch genügend Torpedos. «

»Trautman wird es nicht wagen, auf die LEOPOLD zu schießen«, behauptete Winterfeld. »Damit wird er euch auch umbringen. Und das tut er nicht. « Das schlimme ist, dachte Mike, daß er damit vermutlich recht hat. Ganz egal, welche Folgen es hatte – Trautman würde niemals dieses Schiff torpedieren, solange sie an Bord waren. Auf die unbemannten Sprengstoffschiffe zu feuern war eine Sache, aber er würde niemals die LEOPOLD torpedieren. Es sei denn... Langsam drehte er sich zu Serena herum und sah sie an. Die Atlanterin sagte nichts, und auch Mike schwieg, aber für einen Moment war es fast, als könnte Serena seine Gedanken lesen. Sie wußte, was Mike plante, und sie beantwortete seine lautlose Frage mit einem ebenso wortlosen Nicken.

»Astaroth«, sagte Mike laut. »Mach Trautman klar, daß wir nicht mehr am Leben sind. Wenn er denkt, daß wir schon tot sind, wird er die LEOPOLD vernichten. « Winterfeld keuchte

vor Überraschung und Zorn, und Astaroth antwortete:

Guter Plan. Und wie soll ich das tun, bitte schön?»Du mußt!« beharrte Mike. »Ganz gleich, wie. Ich bin sicher, du kannst es! Laß dir etwas einfallen. « »Hör auf!« krächzte Winterfeld. »Hör sofort auf, oder –« »Oder was?« fragte Mike. »Wollen Sie mich umbringen? Astaroth!«

Schon gut, schon gut!maulte der Kater.Ja, wahrscheinlich könnte ich es. Aber es ist nicht nötig.Trautman hat einen besseren Plan.»Und welchen?« fragte Mike.

Also, das verrate ich euch lieber nicht,antwortete Astaroth.Aber HALTET EUCH FEST!Mike kam nicht einmal mehr dazu, Serena oder Singh eine entsprechende Warnung zuzurufen. Er konnte regelrecht spüren, wie irgend etwas Riesiges, unvorstellbar Schnelles auf die LEOPOLD zuschoß, und in der nächsten Sekunde erbebte das Schiff unter einem ungeheuerlichen Schlag. Metall zerriß kreischend. Mike wurde von den Füßen gerissen und segelte kopfüber durch die Kabine. Er prallte gegen Winterfeld, riß ihn von den Füßen und stürzte gleich darauf ein zweites Mal, als er aufzuspringen versuchte und das Schiff erneut wie unter einem Hammerschlag erbebte. Als er sich wieder aufrichtete, bot die winzige Kabine einen chaotischen Anblick. Alles, was nicht niet-und nagelfest war, war losgerissen und zertrümmert. Eine der Wände hatte eine Beule bekommen, und die Tür aus zentimeterdickem Panzerstahl war aus den Angeln gerissen und wie dünnes Papier zerknüllt worden. Durch die Öffnung konnte man in den Maschinenraum blicken – besser gesagt in das, was einmal der Maschinenraum der LEOPOLD gewesen war. Jetzt war es ein einziger Trümmerhaufen. Die riesigen Aggregate waren zum Großteilzerschmettert und aus den Fundamenten gerissen worden. Überall lagen Trümmer und verdrehte Metallteile herum, und an zahllosen Stellen waren kleine Brände aufgeflammt. Und inmitten dieses Chaos erhob sich ein grünschimmerndes, gezacktes Ungeheuer, das sie aus zwei gewaltigen Glotzaugen anzustarren schien.

»Die NAUTILUS!« flüsterte Mike ungläubig. »Das... das ist die NAUTILUS!«

Er hatte recht – der stählerne Riesenspeer, der die LEOPOLD getroffen hatte, war nichts anderes als die NAUTILUS selbst. Trautman mußte das Schiff auf volle Geschwindigkeit beschleunigt und die LEOPOLD gerammt haben. Und das so zielsicher und mit solcher Wucht, daß der Rammsporn des Unterseebootes den gepanzerten Rumpf glatt durchschlagen hatte. »Unmöglich!« keuchte Winterfeld. »Das... das kann gar nicht sein! Das ist ganz und gar unmöglich!« »Da!« schrie Singh plötzlich. »Das Wasser kommt!Lauft!«

Die NAUTILUSfüllte die Öffnung, die sie gewaltsam in den Rumpf der LEOPOLD geschlagen hatte, fast vollkommen aus, wie ein stählerner Korken in einem Flaschenhals. Doch rings um das Schiff herum begann sich das Wasser einen Weg zu bahnen. Noch war es nur ein dünnes Rinnsal, aber Mike sah auch, daß die Risse im Metall rasend schnell größer wurden. Die LEOPOLD mußte bereits Hunderte von Metern gesunken sein, und der Wasserdruck war in dieser Tiefe bereits so enorm, daß er einen haarfeinen Riß binnen weniger Sekunden zu einem Spalt und dann zu einem klaffenden Leck verbreitern würde.

Schon wurde aus dem Rinnsal ein Strom und dann ein sprudelnder Wasserfall, der sich an der NAUTILUS vorbei in die Maschinenhalle ergoß. Mike griff nach Serenas Hand und zerrte sie hinter sich her, so schnell er nur konnte. Hinterher wurde ihm klar, daß sie kaum mehr als eine Minute gebraucht haben konnten, um die NAUTILUS zu erreichen, aber es war eine Minute ohne Ende. Aus dem Wasserfall wurde ein reißender Katarakt, der sich brüllend und sprudelnd in die Halle ergoß und sie mit eisiger Gischt überschüttete. Sie kamen mit jedem Schritt langsamer voran. Das Wasser war unvorstellbar kalt, und es warf sich Serena und ihm mit immer größerer Gewalt entgegen. Schließlich trat Singh hinter sie und versuchte sie vorwärtszuschieben, aber nicht einmal seine Kräfte reichten dazu aus. Irgendwie gelang es ihnen zwar, auf den Füßen zu bleiben, aber sie kamen nicht mehr von der Stelle. Wahrscheinlich wäre es um sie geschehen gewesen, wäre nicht in genau diesem Moment die Turmluke der NAUTILUS aufgeflogen und hätte Ben ihnen nicht ein Seil zugeworfen.