„Ja, zu beiden Fragen“, antwortete er. „Ja, der Jäger ist hier. Was meine Arbeit betrifft, so hat man mir offiziell nichts mitgeteilt, aber anscheinend nimmt man es als selbstverständlich an, daß ich sofort anfange. Falls ich nichts anderes hören sollte, werde ich mich am Montag morgen im Hauptgebäude melden; aber da ist ein kleines Problem, bei dem ich Ihre Hilfe brauche, bevor ich mit der Arbeit beginne.“
„So?“
Bob verschwendete keine Zeit, sondern begann sofort mit einer Schilderung seiner Situation. Seever hörte ihm schweigend zu. Hin und wieder nickte er oder hob eine Augenbraue, doch er sagte kein Wort, bis Bob zu Ende geko mmen war.
Dann faßte er zusammen: „Wie ich es sehe, willst du eins der Raumschiffe finden, oder auch beide, um dich mit den Leuten des Jägers in Verbindung zu setzen, die sich vielleicht auf der Erde befinden, in der Hoffnung, daß sie Bobs medizinisches Problem lösen können, oder jemand herbeiholen, der dazu in der Lage ist — vorausgesetzt, daß es sich lösen läßt. Sehr zweifelhaft. Wir können nur hoffen, daß es gelöst werden kann, daß sie tatsächlich auf der Erde sind, und daß das Auffinden der Schiffe eine Kontaktaufnahme mit ihnen ermöglicht.
Okay, meine Aufgabe besteht darin, deinen Körper in Funktion zu halten und dir, wenn möglich, soviel freie Zeit zu verschaffen, daß du deine Suche durchführen kannst — die Teller des Jongleurs in der Luft zu halten, wie es der Jäger so treffend ausdrückt — bis das alles geschafft ist.“
„Man könnte es ein wenig optimistischer ausdrücken, aber es ist richtig, so weit es Sie betrifft“, sagte Bob. „Aber Sie haben noch einen anderen Job: PFI muß dazu gebracht werden, mich für eine Arbeit einzusetzen, die mich nicht umbringt, ohne daß mein medizinisches Problem zu vielen Me nschen bekannt wird. Sie können nicht einfach sagen, daß ich arbeitsunfähig sei. Der alte Toke kümmert sich um alle Probleme seiner Leute, und ich kann mir vorstellen, daß er mich sofort nach Japan oder in die Staaten bringen läßt, wo ich nach seiner Auffassung in kompetenteren Händen wäre als in Ihren. Ich erwähne das natürlich nur, damit Sie sich zwischen den Injektionen, oder was Sie mir sonst geben, um mich auf den Beinen zu halten, nicht auf die faule Haut legen.“
„Pah“, sagte Seever wegwerfend. „Was immer ich tun kann…“
„Und außerdem“, fuhr der junge Mann fort, „sollten Sie wirklich etwas wegen Jenny unternehmen.“
„Meine Tochter? Warum? Falls du dich in sie verliebt haben solltest, habe ich nichts dagegen, aber das müßtest du schon selbst mit ihr klären.“
„Haben Sie ihr jemals vom Jäger und unseren Abenteuern erzählt? Oder haben Sie mit Ihrer Frau darüber gesprochen, wo Jenny vielleicht mithören konnte? Oder haben Sie Aufzeichnungen darüber gemacht, die Jenny in die Hände gekommen sein könnten?“
„Nein. Weder noch. Mit Ev hätte ich gerne über diese Sache gesprochen, aber ich fühlte mich nicht dazu ermächtigt, solange ich nicht deine und des Jägers ausdrückliche Zustimmung dafür habe. Und ich habe kein Wort davon schriftlich festgehalten.“
„Dann frage ich mich, warum Jenny mich — oder uns — mit Bemerkungen über das Anzünden von Schweröl-Feuern begrüßt hat. So weit ich mich erinnere, war sie nicht auf der Insel, als wir das kleine Problem des Jägers erledigten — und außerdem war sie damals erst elf Jahre alt.“
„Das ist richtig.“ Seever wirkte verwirrt und überrascht. „Ich kann mir nicht vorstellen, was sie vorhat oder was sie herausgefunden haben könnte — und wie sie etwas herausgefunden haben könnte.
Falls ich im Schlaf reden sollte, hätte mir Ev bestimmt etwas davon gesagt, und selbst dann gäbe es keine Möglichkeit, daß Jenny etwas gehört haben könnte. Soll ich sie hereinrufen, damit du sie sofort danach fragen kannst, oder soll ich später allein mit ihr darüber sprechen? Oder willst du damit warten, bis du gründlicher nachgedacht und mehr herausgefunden hast?“
Der Jäger vibrierte seine Ansicht sofort und unmißverständlich in Bobs Ohr, doch der war bereits zu derselben Schlußfolgerung gelangt, und noch schneller.
„Das letztere, natürlich. Sie sollte nicht einmal erfahren, daß ich mit Ihnen darüber gesprochen habe. Wir wissen nicht, wie viel sie weiß und warum sie an der Sache interessiert ist. Wenn irgend jemand ihr Fragen stellt, weiß sie, daß sie nicht nur hinter einem Gerücht her ist, sondern daß etwas Ernsteres dahintersteckt — falls sie es nicht schon jetzt weiß. Ich kann mir nur ein Feuer vorstellen, daß sie interessieren könnte, nämlich das, in dem ich den Kriminellen verbrannte, den der Jäger verfolgt hat; ich kann mich nicht erinnern, irgendein anderes Feuer angesteckt zu haben, das für jemand eine Bedeutung haben könnte. Ich kann mir wirklich nicht vorstellen, warum sie diese Fragen gestellt haben sollte, wenn sie nicht irgendwie von der Sache erfahren hat.“
„Also“, unterbrach Seever, „befindest du dich jetzt in dem Dilemma, einerseits herauszufinden, was sie gehört haben könnte, und von wem sie es gehört haben könnte, und andererseits zu verhindern, daß sie mißtrauisch wird und zu dem Schluß kommt, daß das, was sie gehört haben mag, irgendeine Bedeutung hat. Ich sehe das ein und werde mich bemühen, die Dinge nicht noch komplizierter zu machen, als sie es ohnehin schon sind. Ich werde Jenny gegenüber kein Wort sagen, falls sie nicht von sich aus dieses Thema anschneidet. Falls sie das tun sollte, werde ich versuchen, möglichst viel aus ihr herauszuholen. Du hast recht, sie war nicht hier, als es passierte. Sie war in einem Krankenhaus auf Tahiti und heilte eine komplizierte Knochenoperation aus, die ich hier nicht durchführen konnte, und ihre Mutter war bei ihr. Außerdem, wie du richtig feststelltest, war sie damals erst elf Jahre alt.
Irgend jemand muß zugesehen haben, wie du das Feuer angesteckt hast und ihr davon erzählt haben — vorausgesetzt, daß es eine rationale Basis für ihre Frage gibt. Die Alternative wäre nicht nur zu unangenehm, um sie auch nur in Betracht zu ziehen, sondern, sie erforderte auch eine längere Kette von Zufällen, als ich sie zu erwägen bereit bin.“ Er machte eine Pause und runzelte nachdenklich die Stirn. „Hör zu“, sagte er schließlich, „ich — habe dir versprochen, ihr gegenüber nichts zu erwähnen, falls sie nicht von sich aus damit anfängt, oder falls ihr mich nicht vom Schweigen entbindet, und über diese Möglichkeit solltet ihr sehr gründlich nachdenken. Falls ich nichts sage und sie dadurch zu der Annahme kommen lasse, du habest diese Frage nach dem Feuer überhaupt nicht erwähnt, könnte sie allein das mißtrauisch machen. Warum solltest du sie mir gegenüber verschweigen? Sollte ich ihr nicht doch ein paar Fragen, stellen? Nicht so, als ob ich ihr Vorwürfe machte, daß sie ihre Nase in Dinge steckte, die sie nichts angingen, sondern, als ob ich mir Gedanken über ihren Geisteszustand machte?“
Dem Jäger erschien dieser Einwand sehr logisch.
Bob war weniger überzeugt.
„Daran kann ich Sie nicht hindern“, sagte er langsam, „und ich will Sie auch nicht an ein Versprechen binden, das gegen Ihre Überzeugung geht.
Tun Sie also, was Sie für richtig halten. Sie kennen Jenny viel besser als ich. Der Jäger und ich müssen die Schiffe finden und haben keine Zeit herauszufinden, was Jenny vorhaben mag.“
Seever hob eine Braue; er war der Ansicht, daß die Aktivitäten seiner Tochter eventuell in so enger Beziehung zu dem derzeitigen Problem standen, daß sie eine sofortige und gründliche Aufklärung erforderten. Bob bemerkte die Veränderung seines Gesichtsausdrucks nicht, und der Jäger konnte ihn nicht deutlich erkennen. Die Augen seines Gastgebers waren zwar auf Seever gerichtet, ihr Blick schloß jedoch nicht das Gesicht des Arztes ein. Der Alien konnte zwar auch die Randpartien der Retina benutzen, jedenfalls besser als Bob, doch das Bild war nicht völlig klar, und so half es ihm nur wenig, wenn der Blick nicht voll auf das Objekt gerichtet war.