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Wenn und falls Bobs medizinisches Problem gelöst worden war, mußte der Jäger einige schwierige Details ihrer Partnerschaft ausarbeiten. Aber wahrscheinlich hatte das Forschungsteam — falls es sich dazu entschloß, die Menschheit zu akzeptieren — dafür eine Lösung bereit.

Inzwischen mußte er jedoch selbst etwas tun. Die Vegetation um ihn herum war ihm fremd — die Pflanzenarten wurden wieder durch neue ersetzt —, und es bestand nur eine sehr geringe Chance, daß sich darunter einige von medizinischer Wirkung befanden. Der Jäger streckte ein ziemlich langes Pseudopod aus der Hand seines Gastgebers und riß winzige Proben des Materials heraus. Dann preßte er sie fest an Bobs Haut, verdaute sie und untersuchte die Bausteine des Materials. Ein paar von ihnen schienen brauchbar, und er absorbierte einige ihrer Moleküle durch Bobs Haut zwischen die Zellen der Unterhaut, um sie dort sehr sorgfältig auf ihre biologischen Wirkungen zu untersuchen. Der Jäger ließ den Teil seiner Substanz, mit der er das Pseudopod geformt hatte, nicht lange außerhalb von Bobs Körper; das Sonnenlicht brachte ihn dazu, sie rasch wieder zurückzuziehen. Die Zwillingssonnen von Castor C produzierten lediglich während regelmäßig auftretender Helligkeitsperioden kräftige Ultraviolettstrahlen, und er reagierte sehr empfindlich darauf.

Er verbrachte den Rest der Ruhepause mit Untersuchungen. Er mußte experimentieren; so gefährlich es auch sein mochte, Unwissenheit war noch gefährlicher. Er verstärkte und verminderte seine Hormonsekretion, versuchte zu entscheiden, wann sie nur eine Primärwirkung hatte, und wann sie auch die Sekretion von anderen beeinflußte…

Es war Detektivarbeit, doch er wünschte, er hätte sich während seiner Studienzeit, vor etwa zwei Menschenaltern, gründlicher mit der Biochemie befaßt.

4

Arrangements und Leute

Bob Kinnaird erwachte und spürte, daß die Schwäche im Moment abgeklungen war, er aber jetzt einem neuen Problem gegenüberstand. Er hatte seit dem Frühstück nichts gegessen, da die Suche ihn nicht in die Nähe seines Hauses geführt hatte, und sein Magen war völlig leer, was der Jäger jederzeit bezeugen konnte. Trotzdem verspürte er ein würgendes Übelkeitsgefühl. Sogar der Gedanke an Essen krampfte seinen Magen zusammen, und um ein Haar hätte er sich übergeben. Er wagte nicht, in diesem Zustand aufs Rad zu steigen, da er befürchtete, irgendwann doch an Essen zu denken, also gingen sie zu Fuß zum Dorf, und er schob das Rad.

Nach einer Meile etwa ließ die Übelkeit nach, aber da keiner von ihnen den Grund dafür kannte und sicher sein konnte, daß sie nicht wiederkehren würde, beschlossen sie, nicht zu fahren, sondern weiter zu Fuß zu gehen.

Die Straße war hier breiter, und immer häufiger sahen sie Häuser zu beiden Seiten. Der Jäger entdeckte das Gebäude, das bei dem flammenden Finale ihres sieben Jahre zurückliegenden Abenteuers eine Rolle gespielt hatte. Als sie sich ihm näherten, trat ein Kind von zehn oder elf Jahren hinter ihm hervor, blickte ihnen entgegen, bis sie es erreicht hatten und ging dann schweigend neben ihnen her.

Der Jäger war neugierig, konnte den Jungen jedoch nicht genauer ansehen, da Bob den Blick zu Boden gerichtet hielt.

Sie legten hundert Yards zurück, bevor der Junge sprach.

„Was ist mit deinem Fahrrad?“ fragte er plötzlich.

„Nichts“, antwortete Bob und sah ihn zum erstenmal direkt an.

„Warum fährst du dann nicht?“

„Was geht dich das an?“

Der Junge blickte zu Bob auf, erst verblüfft, dann resigniert. Er zuckte nicht die Schultern, sah jedoch so aus, als ob er es täte. „Nur Neugier. Wenn du es mir nicht sagen willst, darin läßt du es eben.“

Bob löste sich aus seiner negativen Stimmung und sagte: „Entschuldige. Ich hatte vorhin Magenkrämpfe und fühle mich noch immer scheußlich, aber ich sollte es nicht an dir auslassen.“

„Schon in Ordnung. Gehst du zum Arzt?“

„Das ist wohl das einzig Richtige, findest du nicht auch?“

Das Gespräch schlief wieder ein. Der Jäger hatte den Jungen inzwischen genau ansehen können, doch es hatte ihm nicht viel gebracht. Das einzig Ungewöhnliche an ihm war sein Körperumfang.

Die Kinder auf Ell waren durchweg schlank, fast mager, da sie sich viel bewegten. Dieser Junge war nicht wirklich dick, doch nach dem Standard von Ell entschieden zu schwer für seine Größe. Sein Gesichtsschnitt und die Hautfarbe entsprachen dem Standard der Insel, deren Bevölkerung eine Mischung von Polynesien! und Europäern war: seine Haut war braun, das Haar schwarz, die Augen blau, Nase und Kinn schmal. Er trug die üblichen Shorts, die sowohl an Land als auch im Wasser brauchbar waren.

Es war wirklich nichts Besonderes an ihm, und weder Bob noch der Jäger machten sich irgendwelche Gedanken um ihn. Ihre Aufmerksamkeit wurde ganz von ihm abgelenkt, als ein Radfahrer auftauchte, abstieg und neben Bob trat. Kenneth Malmstrom war aufgetaucht.

„Hallo, Bob. Gehst du zum Lunch nach Hause?

Ich habe heute auch erst spät essen können.“

„Ich habe gar nicht ans Essen gedacht“, antwortete Bob. „Bin den ganzen Vormittag über kreuz und quer gefahren, um mich wieder einzugewöhnen.

Ich will dasselbe auch auf dem Wasser tun, vielleicht schon morgen. Schade, daß die anderen nicht mehr hier sind — und das alte Boot.“

„Ich würde gerne mitmachen, aber ich bin an diesem Wochenende nicht frei — ich muß nicht wirklich arbeiten, aber in Reichweite eines Telefons bleiben. Du willst wohl die freien Tage ausnutzen, bevor du mit der Arbeit anfängst? Weißt du schon, wann du antreten mußt?“

„Der Doc hat mich heute morgen untersucht.

Wenn die Labortests okay sind, geht es sicher am Montag los. Ich habe keine Ahnung, wo ich arbeiten werde und was ich tun soll. Wenn du morgen und am Sonntag nicht frei bist, muß ich eben allein losziehen, falls ich ein Boot finde.“

„Boote gibt’s doch jede Me nge“, versicherte ihm Malmstrom. „Ich hätte dir gern meins geliehen, aber ich habe es vor über einem Jahr verkauft — hatte nicht genug Zeit, als daß sich die Instandhaltung gelohnt hätte. Aber da wir gerade von Booten und Spaß sprechen: Sag mal, André, bist du wieder bei dem Flugzeug gewesen?“

„Wann?“ Der Junge, der schweigend neben ihnen gestanden hatte, schien von der Frage weder überrascht noch gekränkt zu sein.

„Irgendwann, seit es gestern hier eingetroffen ist, aber besonders heute Vormittag. Du weißt doch noch, was ich dir gesagt habe, als du die Maschine mit einem Seil festgebunden hast — unter Wasser, wo niemand es sehen konnte?“

„Ja, ich weiß.“ Bob, der sich daran erinnerte, daß sein Vater sich gestern Abend verletzt hatte, sah das Kind aufmerksam an; doch weder er noch der Jäger konnten aus dem Gesichtsausdruck irgendwelche Schlüsse ziehen. Es lag auf jeden Fall keine Angst darin, und nicht einmal erkennbares Amüsement. Malmstrom machte nicht den geringsten Versuch einer Analyse. Er hatte den Jungen im Verdacht und machte kein Hehl daraus.

„Irgend jemand hat es wieder getan“, sagte er.

„Ich kann nur hoffen, daß niemand dich mit einem Tau in der Gegend gesehen hat, sonst kriegst du eine Menge Ärger.“

„Niemand hat mich gesehen, also kriege ich auch keinen Ärger.“ Das Kindergesicht blieb ausdruckslos.

Malmstrom blickte den Jungen eine Weile mit finsterem Gesicht an, doch erzielte er nicht die geringste Wirkung. Er kam zum früheren Thema zurück.

„Manchmal fehlt mir das alte Boot, aber es gibt ja andere — man kann immer eins ausleihen.“

„Damit habe ich auch gerechnet“, sagte Bob.

„Der Doc sagte mir, seine Tochter hätte eins, das sie mir sicher leihen würde; heute Nachmittag werde ich sie fragen… Was ist denn daran so komisch?“ Malmstrom grinste breit.

„Doc ist ein netter Kerl“, sagte er, „aber er hängt zu sehr an Jenny. Sie kann niemals etwas falsch machen. Warte ab, bis du das Boot gesehen hast.