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„Er hat ein paar vage Bemerkungen gemacht. Wie gesagt, ich werde mir selbst meine Meinung bilden, wenn ich das Boot sehe. Wenn du und andere es häufig benutzt haben, mache ich mir keine Gedanken um das Boot selbst, aber ich muß mich überzeugen, daß es für das, was ich vorhabe, groß genug ist.“

„Und was hast du vor? Oder glaubst du, ich bin zu dumm, es zu begreifen?“

„Warum sollst du es nicht wissen? Ich muß nach bestimmten Dingen suchen. Eins davon liegt — oder lag jedenfalls — bei einer der Riff-Inseln, Apu. Jeder Untersatz, der mich dorthin bringt, ist mir recht.

Ein anderes liegt mit Sicherheit außerhalb des Riffs, und deshalb brauche ich ein Boot, von dem aus ich tauchen kann, wenn meine Ausrüstung eingetroffen ist.“

„Du meinst Pumpen und so was? Dazu ist mein Kajak zu klein.“

„Nein. Ich meine eine Ausrüstung zum Freitauchen, mit Maske und Lufttank. Vielleicht hast du schon davon gehört.“

„Gelesen. Und du bekommst so etwas?“

„Sowie ich das Geld dazu habe. Es sei denn, Dad kann eine für mich ausleihen. Ich habe noch keinen Zahltag gehabt.“

„Das muß Spaß machen. Seit ich darüber gelesen habe, wünsche ich mir, auch einmal damit zu ta uchen. Kann ich mitkommen?“

Bob hatte diese Frage natürlich erwartet, doch war ihm keine plausible Ausrede eingefallen.

„Du meinst, abwechselnd tauchen? Ich kann mir nur eine Ausrüstung leisten.“

Jenny blieb wieder stehen und blickte ihn an, diesmal mit vorgeschobener Unterlippe und einem belehrenden Gesichtsausdruck.

„Ich weiß, daß Shorty diesen Spitznamen seinem Gehirn verdankt, nicht seiner Größe, aber ich bin sicher, nicht einmal er würde auf den Gedanken kommen, allein zu tauchen. Hast du mehr Leben als Geld, oder was? Vielleicht sollte ich dir mein Boot lieber doch nicht anvertrauen.“

Selbst der Jäger war überrascht. Bob verschlug es die Sprache. So unvorstellbar es war, keiner von ihnen hatte an diese Sicherheits maßnahme gedacht, trotz der Erfahrung des Jägers, daß die Menschen dazu neigten, bis zur äußersten Grenze ihrer Belastbarkeit zu gehen, und trotz seiner Angst, in welche Gefahren diese Neigung seinen Gastgeber bringen mochte — und trotz seines Wissens, wozu sie, zum Glück für den Jäger, Bobs Vater verleitet hatte.

Der Leichtsinn ihres Vorhabens, Bob allein unter Wasser arbeiten zu lassen, war ihnen nie zu Bewußtsein gekommen; und auch nicht die Tatsache, daß der Jäger nichts tun konnte, wenn Bob ertrank.

Er könnte zwar ein recht effektives Kiemensystem aus seiner Substanz formen, doch hatte er davon nur vier Pfund, und ein Mensch braucht eine Menge Sauerstoff. Wahrscheinlich würde es ihm gelingen, Bob für eine Weile unter Wasser am Leben zu erhalten, aber sicher nicht bei Bewußtsein und ganz gewiß nicht aktiv, besonders in warmem Wasser.

Die Löslichkeit von Gasen, also auch von Sauerstoff, nimmt bei steigenden Temperaturen ab.

„Du hast recht!“ sagte Bob entgeistert. „Das haben wir völlig vergessen… zumindest“ — er versuchte, eine Erklärung für den Versprecher zu finden und brauchte eine Weile dazu — „zumindest ich habe nicht daran gedacht; vielleicht hat mein Vater es für so selbstverständlich gehalten, daß jemand bei mir sein wird; daß er kein Wort darüber verloren hat. Wir müssen zwei Ausrüstungen haben — mindestens zwei; aber wir können die Suche nicht aufschieben, bis ich mir weitere leisten kann.“

„Dann muß sie für dich wichtig sein.“

„Ja. Eine Frage von Leben und Tod, um ein Schlagwort zu gebrauchen.“ Der Jäger war jetzt fast sicher, daß sein Gastgeber die Notwendigkeit erkannt hatte, mehr Helfer hinzuziehen zu müssen, obwohl seit ihrer Diskussion am späten Vormittag nicht mehr über dieses Thema gesprochen worden war. Der Jäger hatte sich inzwischen davon überzeugt, daß Jenny als Helfer sehr geeignet war. An sich hatte er sich vorgenommen, seinen Partner nicht zu drängen, doch jetzt sah er sich gezwungen, seinen Vorsatz zu brechen.

„Du wirst es ihr sagen müssen“, vibrierte er in Bobs Ohr.

„Sie wird glauben, daß ich genauso verrückt bin wie Shorty. Wir werden es noch ein bißchen aufschieben.“ Bobs Stimmbänder vibrierten kaum, doch der Jäger war auf die Antwort vorbereitet und verstand sie.

Laut sagte Bob zu Jenny: „Ich denke, daß ich dir später mehr erzählen kann. Das Geheimnis gehört mir nicht allein.“ Das entsprach zwar im Prinzip der Wahrheit, war jedoch so zweideutig, daß es den Jäger ein wenig störte. „Ich werde dir jetzt nur etwas davon erzählen — meinen Anteil daran. Ich habe ein Problem, das mich töten wird, wenn es nicht bald gelöst wird. Dein Vater weiß davon, da es teilweise medizinisch ist, doch ich will dir Genaueres erst sagen, wenn ich mit ihm und mit einem anderen gesprochen habe. Ich hoffe, du nimmst es mir nicht übel.“

„Ein wenig schon, aber das braucht dich, nicht zu stören. Weiß deine Familie davon?“

„Nur meine Eltern, Silly nicht.“

„Okay. Ich bin so neugierig, daß ich dir brennende Streichhölzer zwischen die Zehen stecken könnte, aber ich werde warten. Ich warne dich: ich werde alles aus Dad herausquetschen, was ich kann.

Natürlich spricht er sonst nicht über Patienten, aber ich habe da meine besonderen Methoden.“

„Gib dir Mühe.“ Bob war fast glücklich über ihre Antwort. Ihm wäre es lieber, wenn sie die ganze Geschichte von jemand anderem hörte und nicht von ihm; in. dem Fall, ob sie daran glaubte oder nicht, würde sie wenigstens nicht an seinem Verstand zweifeln. Der Jäger hatte an diese Facette des Problems nicht gedacht, war jedoch mit dem bisherigen Verlauf des Gesprächs recht zufrieden.

Bob überlegte, ob er sich mit dem Arzt in Verbindung setzen sollte, bevor seine Tochter mit ihm sprechen konnte, sah jedoch ein, daß er dadurch nichts gewinnen konnte. Die ärztliche Schweigepflicht würde Seever natürlich am Reden hindern; aber wenn seine Tochter clever genug war, diese Barriere zu durchbrechen, war sie sicher auch clever genug, um ihm und dem Jäger nützlich zu sein.

Das Boot sah recht gut aus. Es war jedoch so anders als die auf der Insel sonst üblichen Boote, daß der Jäger und sein Gastgeber begriffen, warum Malmstrom, der nicht die Angewohnheit hatte, über seine Umwelt nachzudenken und sie zu analysieren, es für komisch hielt. Es war klein, sein Heck lief genauso spitz zu wie sein Bug und bestand aus einem mit Leinwand bespannten Holzskelett. Folglich war es sehr leicht.

„Man nennt es ein Kajak, falls du so etwas noch nicht gesehen haben solltest“, sagte Jenny ein wenig nervös, als Bob es eingehend betrachtete. Sie befürchtete offensichtlich, daß er genauso reagieren würde wie Malmstrom. „Ic h habe es aus einer Art Baukasten zusammengesetzt, den ich mir per Post aus den Staaten schicken ließ. Es ist sicher und liegt gut auf dem Wasser, und ich bin mit ihm mehrmals außerhalb des Riffs gewesen, ohne irgendwelche Probleme zu haben.“

„Sieht sehr gut aus“, stimmte Bob zu. „Vor allem — es ist leicht und muß wie ein Kork auf dem Wasser liegen, wenn es nur mit einer Person besetzt ist.

Aber kann ein Taucher auch wieder an Bord klettern, ohne es umzuwerfen?“

„Klar. Ich bin oft vom Boot aus ins Wasser gesprungen und hatte niemals Schwierigkeiten. Es ist schon ein kleiner Trick dabei, aber den werde ich dir beibringen.“

„Okay. Wenn du mir das Boot leihst, sehe ich mich morgen in Apu um. Ich würde am liebsten gleich losfahren, aber wir haben nur noch eine Stunde bis zum Sonnenuntergang.“

„Darf ich mitkommen? Oder willst du nicht, daß ich sehe, was du suchst?“

„Was wetten wir, daß sie es bis dahin ohnehin weiß“, murmelte der Jäger. Bob zögerte und blickte das Mädchen nachdenklich an. Sie gab seinen Blick ruhig zurück; ihre defensive Nervosität war verschwunden.