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Bob blickte Jenny an, die lächelnd die Schultern zuckte.

„Also gut, kleine Schwester, wenn du dich sofort auf dein Rad schwingst, nach Hause fährst und etwas über den kleinen Fetzen ziehst, den du einen Badeanzug nennst. Ab mit dir!“ Das Kind verschwand.

Der Rest dieses Tages wurde recht unproduktiv auf der Lagune verbracht. Daphne amüsierte sich natürlich blendend, und auch die beiden anderen Menschen hatten ihren Spaß, doch der Jäger war ungeduldig und gelangweilt. Trotz seines langen Lebens und einer fast unerschütterlichen Ruhe begriff er nicht, daß Bob dieses Problem, bei dem es schließlich um sein Leben ging, anscheinend auf die leichte Schulter nahm. Zugegeben, das Problem war durch den Jäger verursacht worden, doch es war Bobs Leben. Der Alien überlegte, daß dies vielleicht eine weitere Konsequenz der relativ kurzen Lebensspanne der Menschen sein mochte; aber das konnte nicht alles sein. Die Humanoiden des Castor-Systems, mit denen er sonst zusammenlebte, hatten eine noch kürzere Lebenserwartung, und er bezweifelte, daß einer von denen sich in der gleichen Situation genauso gleichgültig zeigen würde. Auf jeden Fall keiner von denen, die er persönlich gekannt hatte.

Da die meisten Menschen auf Ell ihr Dinner kurz nach Sonnenuntergang einnahmen, waren sie sicher, Maeta in ihrem Haus anzutreffen. Daphne war losgeschickt worden, um Bobs Eltern zu sagen, daß er etwas später kommen würde; er und Jenny gingen zum Haus der Teroas, das in der Mitte eines ausgedehnten Gartens an der Kreuzung der beiden Straßen stand, nur ein paar hundert Yards von der Bibliothek entfernt.

Bob und Jenny wurden sehr freundlich empfa ngen. Charles, der Sohn der Familie, war viele Jahre lang ein enger Freund Bobs gewesen. Er und sein Vater waren auf See, wie meistens, und die ältere Schwester arbeitete im PFI-Büro auf Tahiti; doch Maeta, ihre Mutter, zwei Schwestern der Mutter und ein Schwager waren zu Hause.

Mehr Zeit, als Bob lieb war, ging damit drauf, ihre Frage nach seinem Leben auf dem College zu beantworten — und es waren Fragen, die ein Provinzler aus Boston oder New York von Polynesiern nicht erwartet haben würde. Endlich einmal fühlte sich der Jäger von einem Gespräch nicht gelangweilt, obwohl es in keinerlei Beziehung zu seinem Problem stand.

Es dauerte eine Weile, bevor sie das Thema auf das Objekt in der Bibliothek bringen konnten, doch Bob gelang es schließlich. Maeta nickte, als er berichtete, daß Daphne ihn darauf aufmerksam gemacht habe, und gab, ohne durch seine Frage überrascht zu sein, sofort zu, daß sie es in die Bibliothek gebracht habe. Als er wissen wollte, wo sie es gefunden habe, zeigte sie höfliche Neugier nach dem Grund dieser Frage, und er sagte ihr die Halbwahrheit, die er schon bei anderen Gelegenheiten verwendet hatte.

„Ich glaubte, es vor vielen Jahren im Wasser entdeckt zu haben, habe aber nie versucht, es zu bergen“, sagte er. „Es lag in einer Bucht auf der Außenseite von Apu, und ich wollte mich nicht von den Korallen zu Hackfleisch verarbeiten lassen. Du mußt an einem sehr windstillen Tag dort gewesen sein, oder du bist eine meisterhafte Schwimmerin.“

Eine ihrer beiden Tanten kicherte. „Maeta schwimmt und segelt besser als jeder Mann auf Ell.“ Das Mädchen akzeptierte das Kompliment mit einem Nicken, und Bob erinnerte sich, von Charles vor langer Zeit bereits Ähnliches gehört zu haben. Und es mochte durchaus stimmen; ihre Kraft fiel nicht sofort ins Auge, wohl aber ihre Kondition und Koordination, wenn sie sich bewegte. Bob war nicht bewußt, daß er sie eine Weile anblickte, doch Jenny merkte es und stellte zu ihrer eigenen Überraschung fest, daß sie darüber ein wenig verärgert war. Es war nicht überraschend, daß das Mädchen Bobs Aufmerksamkeit erregte.

Maeta Teroa war vielleicht nicht hübscher als Jenny, die in diesem Punkt eine gerechtfertigt hohe Meinung von sich hatte, doch stand sie im Aussehen dem erheblich größeren, rothaarigen Mädchen um nichts nach. Maeta war nur knapp über fünf Fuß groß und wog fast genau hundert Pfund. Namen ließen auf Ell keine Rückschlüsse auf die rassische Herkunft zu; ihre dunkle Haut und das schwarze Haar verrieten polynesische Vorfahren, doch Europa — Schottland, hatte Charles einmal erwähnt — dokumentierte sich in ihren blauen Augen, der relativ schmalen Nase und dem etwas spitzen Kinn.

„Ich will mich darüber nicht streiten“, sagte sie zu dem Kompliment ihrer Tante. „Man soll seinen Älteren nicht widersprechen, auch nicht um der Bescheidenheit willen, und so bescheiden bin ich nicht. Nein, Bob, es war überhaupt nicht riskant; ich habe es nicht auf Apu gefunden, sondern es von der Haerehaere aus auf dem Grund der Lagune entdeckt — etwa in der Mitte zwischen den Tanks Nummer sieben und zwölf, mindestens eine Meile von Apu entfernt. Ich war ein wenig überrascht, dort eine solche Korallenformation zu sehen — es ist eine Spezies, die eigentlich nur auf dem Riff vorkommt —, also bin ich ins Wasser getaucht und habe es heraufgeholt. Es sah sehr hübsch aus, und deshalb habe ich es nicht ins Museum gegeben, sondern im Haus behalten. Als das neue Bibliotheksgebäude fertig geworden war und ich dort zu arbeiten begann, habe ich es mitgenommen — wir haben alle geholfen, die Räume ein bißchen zu dekorieren. Ich kann mir nicht denken, wie es vom Riff in die Mitte der Lagune gekommen sein kann.

Anfangs nahm ich an, daß jemand versucht hat, es an Land zu bringen und es unterwegs über Bord gefallen ist, aber in dem Fall konnte ich nicht einsehen, warum er es nicht wieder herausgeholt hat.

Es lag schließlich nur knapp zwanzig Fuß tief. Außerdem wäre es einem früheren Eigentümer sicher aufgefallen, als es in der Bibliothek auftauchte; es gibt sicher nur wenig Menschen, die es dort nicht gesehen haben.“

Der Jäger stellte Bob eine Frage, die diesen verwunderte, doch gab er sie als seine eigene weiter.

„Hast du es auf irgendeine Art verändert? Ich meine, hast du Korallenäste abgebrochen, damit es hübscher wirkt, oder ist es genau so geblieben, wie du es gefunden hast?“

„Natürlich ist es so geblieben. Ich kann an einem abgebrochenen Korallenast nichts Hübsches finden, und ich kann mich noch erinnern, wie glücklich ich darüber war, als ich feststellte, daß alle Äste unbeschädigt waren. So weit ich es sagen kann, ist das auch heute noch der Fall, aber ich habe es eine ganze Weile nicht genauer angesehen, muß ich zugeben. Ich wollte Dad oder Charlie fragen, was dieses Metallstück unter den Korallen sein könnte — es muß von irgendeinem Schiff stammen, denke ich — aber ich habe nie daran gedacht, wenn sie hier waren. Weißt du es vielleicht? Du hast es dir doch heute angesehen.“

„Ich habe nicht viel Ahnung von Schiffen“, sagte Bob ausweichend. Der Jäger ließ ihn eine zweite Frage stellen. „Würdest du es einmal mit mir gemeinsam ansehen und dich versichern, daß nichts verändert worden ist?“

„Natürlich.“ Maeta blickte ihn verwundert an, offensichtlich überrascht von seinem Interesse, war jedoch zu höflich, nach einer Erklärung zu fragen, wenn Bob sie nicht von sich aus gab. „Jetzt geht es leider nicht — wir wollen gleich essen — aber sofort danach, wenn du willst, oder wollt ihr mit uns essen?“

Bob und Jenny entschuldigten sich mit dem Hinweis, daß sie zu Hause erwartet würden und gingen, nachdem sie sich für den nächsten Vormittag mit Maeta verabredet hatten. Als sie das Haus verließen, fragte der Jäger Bob, warum er sich nicht an diesem Abend mit ihr treffen wollte.

„Ich glaube nicht, daß sie mit dem Dinner fertig sind, bevor die Bibliothek schließt“, antwortete er,

„und ich wollte sie nicht merken lassen, wie wichtig es mir ist, indem ich sie bat, ihr Dinner zu verschieben, oder sie später vom Tisch wegholen würde.“

Jenny, die natürlich von diesem Gespräch nichts gehört hatte, fragte Bob, warum er so genaue Fragen über den Zustand der Korallen gestellt habe.

„Den Grund dafür kenne ich auch nicht“, mußte er zugeben. „Der Jäger wollte das wissen, und ich habe seine Fragen lediglich weitergegeben.“