Als sie zum zweitenmal tauchte, war er sich dessen jedoch nicht mehr so sicher. Sie blieb genauso lange unten wie beim erstenmal und suchte eine genauso große Fläche des Meeresbodens ab, aber sie entfernte sich dabei von ihm.
Wahrscheinlich würde sie früher oder später in dieser Richtung weitersuchen; doch das mochte sehr viel später sein. Er wußte nicht, wie es Bob ging, und war wieder einer Panik so nahe, wie es seiner Spezies möglich war.
Er fragte sich, wie weit das Mädchen die Dinge unter Wasser klar erkennen konnte; er selbst war nicht in der Lage zu sehen, ob sie eine Tauchbrille trug oder nicht, obwohl er es für sicher hielt. Er hoffte es zumindest, da das menschliche Auge unter Wasser Schwierigkeiten hatte, den richtigen Fokus einzustellen. Ihre Sehschärfe konnte er nicht verbessern, aber vielleicht war es ihm mö glich, das Zementgehäuse des Detektors oder das Rohr oder das Seil besser sichtbar zu machen? Und wenn nicht, konnte er irgend etwas tun, um ihr Suchprogramm in seine Richtung zu lenken?
Der Stein oder das Korallenstück, mit dem die Markierungsboje verankert war, ließ sich wahrscheinlich bewegen, war jedoch über zehn Yards entfernt. Das Rohr zu verlassen und durch den Schlamm zu kriechen, war unangenehm und wahrscheinlich auch gefährlich, doch das spielte keine Rolle; die Frage war nur, ob er in der Lage sein würde, den Anker zu bewegen, wenn er ihn erreicht hatte.
Nachdem sich dieser Gedanke in seinem Kopf festgesetzt hatte, wußte er, würde ihm wahrscheinlich nichts anderes mehr einfallen, bevor er nicht wenigstens einen Versuch unternommen hatte. Dies war ein Charakteristikum, das er auch bei den Menschen beobachtet hatte. Also blieb ihm gar nichts anderes übrig, als es zu versuchen.
Er hatte fast drei Viertel der Strecke hinter sich gebracht, als ihm ein anderer Gedanke kam, doch zu dem Zeitpunkt schien es ihm richtiger, sein Vorhaben zu Ende zu führen. Kurz darauf erreichte er den kleinen Verankerungsstein der Boje.
Er stellte sich als eine dieser frustrierenden Halb-Möglichkeiten heraus: Er war leicht genug, daß er ihn anheben konnte, doch so schwer, daß es sehr viel Mühe und Zeit kosten wurde, ihn über eine gewisse Strecke zu transportieren. Er probierte es eine Weile, bewegte den Stein etwa einen Fuß weiter und entschied schließlich, daß es zu lange dauern würde, ihn bis zu dem Gerät zu schleppen. Er glitt zu seinem Rohr zurück und begann, seine zweite Idee in die Tat umzusetzen.
Der schwierigste Teil seines Plans war, die Luft aus dem Zementgehäuse zu drücken und sie festzuhalten. Er hatte keinerlei Schwierigkeiten, einen Teil seiner Substanz zwischen Rand und Deckel hindurchzuzwängen, obwohl das Gehäuse angeblich wasserdicht war. Da die Dichtung ge halten hatte, war der Luftdruck in dem Gehäuse niedriger als der von außen einwirkende Wasserdruck, und es erforderte mehr Arbeit, als er angenommen hatte, mikroskopisch kleine Luftblasen gegen diesen höheren Druck hinauszupressen. Später, als die so gesammelte Luftmenge immer weiter anwuchs, wurde das Rohr zu klein, um sowohl der Luft, als auch ihm Platz zu bieten, und außerhalb des Rohrs mußte er einen Teil seiner Energie darauf verwenden, jägerfressendes Zooplankton abzuwehren.
Gleichzeitig zog er langsam das gerissene Seil zu sich heran, bis das ausgefaserte Ende vor ihm lag.
Er hörte auf, Luft zu sammeln, als das Wasser, das er in das Gehäuse einsickern lassen mußte, um den Druckunterschied soweit auszugleichen, daß er ihn überwinden konnte, den elektrischen Teilen des Geräts zu nahe zu kommen drohte. Wenn sie naß wurden, konnte ihn das noch mehr aufhalten, und außerdem schien die Luftblase jetzt groß genug.
Maeta hatte in der Zwischenzeit ihre Suche fortgesetzt und tauchte jetzt so weit von seiner Position entfernt, daß er sich Sorgen zu machen begann, ob selbst diese Idee ausreichend sein würde. Eine andere Möglichkeit schien es jedoch nicht zu geben; als sie also wieder zum Meeresboden hinabtauchte, löste er seinen Halt an dem Rohr und dem Detektor und ließ sich und das Seil von der Luftblase aufwärts tragen.
Die Auftriebskraft der Luftblase erwies sich als ausreichend, um das Seil in ganzer Länge zu spannen, und der Jäger hing etwa auf halber Höhe zwischen Meeresgrund und Wasseroberfläche. Die Sonne stand noch nicht sehr hoch — das Auslegerboot war kurz nach Sonnenaufgang eingetroffen —, doch die Wellen brachen ihre Strahlen in regelmäßigen und häufigen Intervallen abwärts — und das war wahrscheinlich günstiger, überlegte der Jäger, als regelmäßiges, nicht unterbrochenes Licht. Er wartete. Und er fragte sich, ob Bob sich noch an die Vorlesung über totale interne Reflektion erinnerte, die sie beide zu Beginn seiner Studienzeit gehört hatten.
Die immer wieder aufzuckenden Reflektionen der Luftblase konnte Maeta natürlich nicht übersehen, obwohl sie zwanzig Yards von ihr entfernt war. Sie schwamm sofort darauf zu, um sie genauer zu betrachten, da sie vorher nicht dagewesen und auf jeden Fall etwas Ungewöhnliches war. Zufrieden stellte der Jäger fest, daß sie eine Taucherbrille trug, und daß sie das Seil bemerkte; was sie von ihm und seiner Luftblase hielt, konnte er jedoch nicht einmal erraten. Sie folgte dem Seil bis zum Meeresboden, sah und identifizierte das Gerät.
Sie schwamm nach oben, um Luft zu holen, tauchte wieder herab und versetzte den Ankerstein der Markierungsboje unmittelbar neben das Gerät.
Als sie wieder zur Oberfläche emporschoß, ließ der Jäger seine Luftblase los und glitt zum Meeresboden zurück; und bevor die neue Leine an das abgerissene Ende verknotet wurde, war er wieder in seinem sicheren Rohr.
9
Scherz Nummer zwei
Zur Überraschung des Jägers zeigten weder Jenny noch Maeta Ekel beim Anblick der grünen Gallertmasse, die durch die Poren in Bobs Hand eindrang, als er sie in das offene Rohr steckte.
Maeta erbot sich, den Tag über bei ihnen zu bleiben und bei der normalen Suche nach dem Raumschiff mitzuhelfen, doch der Jäger wollte vorerst bei Bob bleiben, um all die Körperfunktionen zu untersuchen, die während seiner Abwesenheit in Unordnung gekommen sein mochten. Das bedeutete, daß ein Taucher einen guten Teil seiner Zeit damit verbringen mußte, das Gerät von den Korallen fernzuhalten, und das schien zuviel Aufwand vor dem Eintreffen der Cousteau-Tauchausrüstungen. Seever, der dritte Paddler an Bord des Auslegerbootes, hatte auch etwas dazu zu sagen.
„Du bist über eine Stunde lang mehr unter als über Wasser gewesen, Maeta. Ich weiß, daß du dich weder kalt noch müde fühlst, aber du solltest dich jetzt ein wenig ausruhen.“ Das Mädchen lachte.
„Ich könnte den ganzen Tag im Wasser sein; ich habe es auch schon getan“, sagte sie und wandte sich dem Arzt zu, ohne den Rhythmus ihrer Paddelschläge zu unterbrechen. „Ich fühle mich nicht nur nicht müde, ich bin auch nicht müde.“
„Normalerweise würde ich dir zustimmen, junge Lady“, antwortete Seever, „aber diesmal bist du nicht im Wasser gewesen, sondern den größten Teil der Zeit unter Wasser. Ich weiß, auch dafür bist du trainiert und wahrscheinlich in besserer Kondition, als jeder andere auf Ell — ja, ich kenne deinen Ruf; wer kennt ihn nicht? Trotzdem, es gibt Belastungen, die man einem Körper nicht unbegrenzt zumuten kann.“
Maeta lachte. „Wollen Sie mir nicht auch noch sagen, daß ich etwas über meinen Badeanzug ziehen soll, um meinem Körper nicht zuviel Sonne zuzumuten?“
„Nein. Ich bin ein Profi, der versucht, seine Pflicht zu tun, kein alter Narr, der sich mit Gewalt lächerlich machen will. Wenn meine Tochter oder Bob so herumlaufen würden wie du, wäre ich ihnen schon längst auf die Zehen getreten. Ich weiß genauso gut wie du, daß dir Sonne nichts ausmacht.