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„Rede doch keinen Blödsinn, Bob“, sagte sie scharf. „Du weist genauso gut wie ich, daß dies keine Unfälle waren. Es sind genau die Art von Streichen, die André seit Jahren praktiziert, an seiner Familie, an mir, und an anderen Me nschen. Der einzige Unterschied ist, daß sie ernsthafter sind als seine früheren, und daß du auf seiner Liste hinzugekommen bist. Ich gebe zu, daß ich nicht sicher bin, ob er es war, aber ich bin davon fast überzeugt; und morgen werde ich es wissen.“

„Du wirst morgen nirgendwohin gehen“, sagte ihr Vater entschieden.

„Okay, dann wird eben er herkommen. Sage seinem Vater, daß André mit einer Impfung dran ist, oder so etwas. Ich habe mir von dem Bengel eine Menge gefallen lassen, ob er nun hinter dieser Sache steckt oder nicht, und eben das will ich morgen feststellen.“

„Du hast also Shorty von deiner Liste gestrichen?“ fragte Bob.

„Nicht ganz. Aber er würde niemals etwas tun, was dich ernsthaft in Gefahr bringen könnte, glaube ich. Sorge dafür, daß André morgen hier ist, Dad, und laß ihn dann mit mir allein. Ich habe schon einmal ernsthaft mit ihm gesprochen und war der Ansicht, daß diese Angelegenheit nun geregelt sei.

Ich nehme an, daß Bob und Maeta morgen hinter das Riff fahren, und du läßt mich sicher nicht mit ihnen fahren; ich will wenigstens etwas erledigen.“

„Selbst, wenn es nichts mit unserem Job zu tun hat?“ fragte Bob.

„Selbst dann, falls es wirklich nichts damit zu tun haben sollte. Aber das glaube ich nicht. Warum sonst sollte er sich ausgerechnet für dich interessieren?“

„Ich begreife noch immer nicht, aus welchem Grund du so sicher bist, daß er es war“, sagte Maeta.

„Ein Kunststudent würde es sicher als Stilidentifizierung bezeichnen“, antwortete Jenny. „Aber lassen wir das. Kümmert euch um das Schiff und sagt mir Bescheid, sobald ihr wißt, was da unten liegt.“

„Wie sicher bist du, daß es eins der Schiffe ist?“

fragte Bob.

„Nicht so sicher, wie ich es gerne wäre. Wir werden morgen einander berichten, wie der Tag verlaufen ist. Dad, ich bin müde, und der Fuß tut weh.

Kannst du etwas dagege n tun?“

Bob und Maeta verstanden den Wink. Draußen vor der Tür blieben sie noch einen Augenblick stehen, da ihre Häuser in entgegengesetzten Richtungen lagen.

„Glaubst du, daß Jenny recht haben könnte wegen des desChenes-Jungen?“ fragte Bob. „Wie gut kennst du ihn?“

„Ziemlich gut. Du bist sicher fast der einzige Mensch auf der Insel, der nicht jeden anderen kennt. Er ist wirklich ein Ekel; da haben Jenny und Shorty völlig recht. Es scheint ihm ausgesprochen Spaß zu machen, anderen lästig zu fallen, und sogar anderen weh zu tun. Ich selbst habe mit ihm kaum Ärger gehabt, es sei denn, er ist es gewesen, der einige Male meine Paddel versteckt hat. Vor etwa drei Jahren hat er einige Bücher in der Bibliothek willkürlich beschädigt, und ich habe ihm dafür seine Benutzerkarte für ein paar Monate weggenommen. Kurz darauf waren meine Paddel zum erstenmal verschwunden, aber ich habe sie sofort wiedergefunden, und auch beim zweitenmal, und mich nie darum gekümmert, wer es getan haben könnte.“

„Ich hätte mich schon darum gekümmert.“

„Damit er noch mehr Spaß gehabt hätte?“ erwiderte Maeta. Der Jäger war völlig ihrer Meinung, behielt es jedoch für sich.

„Wo wohnt er?“ fragte Bob. „Ich weiß, wie er aussieht — ein wenig dick für seine Größe.“

„Östlich der Pierstraße, in der Nähe des Strandes.

Ja, du hast recht, er ist ein bißchen dick. Er ist nicht sehr aktiv; ich sehe ihn oft in der Bibliothek sitzen.

Er scheint nicht viel mit Kindern seiner eigenen Altersgruppe zusammen zu sein.“

„Mag er sie nicht oder mögen sie ihn nicht?“

„Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Aber ich glaube, daß er es so will. Wie gesagt, er verbringt sehr viel Zeit mit lesen — zumindest leiht er immer mehrere Bücher gleichzeitig aus, und ich habe ihn auch häufig in der Bibliothek über einem Buch hocken gesehen. Jenny mag recht haben, aber sicher bin ich dessen nicht. Ihr Vater lastet alles, was dir und ihr geschehen ist, jemand anders an, wie du dich erinnerst; er glaubt, daß du diese Kreatur, die der Jäger verfolgte, nicht wirklich getötet hast, und ich bin fast der Ansicht, daß er recht hat. Würde es deiner männlichen Würde schaden, wenn ich dir anbiete, dich nach Hause zu begleiten?“

Bob fühlte sich unbehaglich, und er hätte ihr Angebot vielleicht etwas scharf zurückgewiesen, wenn der Jäger ihn nicht genauso scharf zurechtgewiesen hätte.

„Bob, selbst wenn du nicht glaubst, daß sie dich vor irgend etwas beschützen könnte, wäre sie zumindest ein Zeuge. Allein ihre Anwesenheit könnte verhindern, daß etwas geschieht, oder uns zumi ndest eine bessere Chance geben herauszufinden, wie es geschah. Versuche doch einmal, das zu vergessen, was sie deine männliche Würde genannt hat, und benutze dein menschliches Gehirn.“

„Okay, Maeta“, sagte Bob. „Der Jäger steht auf deiner Seite. Ich wollte gerade vorschlagen, daß ich dich nach Hause begleite, da die Unfälle sich anscheinend auf einen größeren Personenkreis auszudehnen beginnen, aber bis jetzt gibt es ja noch keinerlei Anzeichen dafür, daß man auch an dir interessiert ist. Also gut, gehen wir.“

Unterwegs geschah nichts. Sie sprachen nur wenig miteinander; alle drei lauschten sie sorgfältig auf irgendwelche Geräusche, die darauf hingedeutet hätten, daß auch noch andere auf der Straße waren. Der Mond gab nur wenig Licht, obwohl er jetzt hoch im Nordosten am Himmel stand; dies war der Dschungelteil der Insel, und die Bäume warfen tiefe Schatten auf die Straße und auch auf das Unterholz zu beiden Seiten. Und als sie die Schule passiert hatten, gab es auch keine Straßenlampen mehr.

Bob zeigte Maeta die Stelle, wo er mit dem Fahrrad in den Stolperdraht gefa hren war, obwohl es bei dem fahlen Licht nichts zu sehen gab. Er und der Jäger hatten diese Stelle am Tag nach dem Unfall bei hellem Tageslicht gründlich nach Spuren abgesucht, doch selbst der erfahrene Detektiv hatte nichts Informatives, ja nicht einmal einen noch so geringen Hinweis entdecken können. Sein Stolz litt noch jetzt darunter.

Maeta verabschiedete sich vor der Tür des Kinnaird-Hauses und wies Bobs Einladung, auf einen Sprung hereinzukommen, höflich zurück. Bevor sie ging, schlug sie vor, daß Bobs Vater mit ihnen hinausfahren sollte, wenn er frei sei. Wie immer mußte Bob dies und alles andere, was er seinen Eltern mitzuteilen hatte, so lange aufschieben, bis seine Schwester sich für die Nacht in ihr Zi mmer zurückgezogen hatte. Als er seinen Bericht beendet hatte, kam es zu einer Diskussion, die mit einer energischen Feststellung der Dame des Hauses beendet wurde.

„Arthur hat bis jetzt den ganzen Spaß gehabt“, erklärte sie. „Ich liebe unsere Tochter, aber ich denke, daß ich jetzt einmal dran bin, mit euch aufs Wasser zu fahren, und es morgen Vater überlasse, Daphne zu unterhalten. Einverstanden, Darling?“

Der Jäger hatte den Verdacht, daß der ältere Kinnaird damit nicht ganz einverstanden sei. So weit er wußte, hatte Arthur Kinnaird bei dem Projekt bisher keinerlei ›Spaß‹ gehabt. Doch waren weder er noch Bob überrascht, als der Mann keine Einwände gegen den Vorschlag seiner Frau hatte.

Er ging gleich nach dem Frühstück mit dem Kind aus dem Haus, und die anderen fuhren die in nordwestlicher Richtung führende Straße entlang, sowie Vater und Tochter außer Sicht waren. Bobs Rad war noch nicht repariert worden, und er benutzte das seines Vaters. Wenige Minuten später erreichten sie die North Beach, wo Maeta bereits auf sie wartete. Nach einer kurzen aber gründlichen Untersuchung des Auslegerbootes und ihrer Ausrüstung brachen sie auf.

Die beiden Frauen paddelten, während Bob die Drähte löste, mit denen das Rohr an dem Zementgehäuse des Detektors befestigt war. Der Pfropfen und die Leitung mit dem Schalter waren wieder eingesetzt worden, doch überprüfte er beides noch einmal. Dann knotete er das neue Seil, das das Gewicht des Geräts tragen sollte, sehr sorgfältig um das Rohr und steckte seine linke Hand in das offene Ende.