Er wollte dem Mann ins Gesicht sehen und hören, was er zu sagen hatte. Er hatte behauptet, Katherine befinde sich in Gefahr, sie würde sterben, wenn Thorn nicht kam. Natürlich war es möglich, daß sich Katherine in Gefahr befand, aber es schmerzte Thorn, daß dieser Mann auch sie in diese dunkle Geschichte verwickelte.
Thorn kam Punkt 12 Uhr 30 zum Treffpunkt; er parkte am Straßenrand und wartete gespannt in seinem Wagen. Nur langsam verging die Zeit. Er hörte die Nachrichten, ohne sich richtig darauf zu konzentrieren, denn wie immer ging es um Spanien, Libanon, Laos, Belfast, Angola, Zaire, Israel und Thailand. Man konnte buchstäblich mit geschlossenen Augen einen Atlas aufschlagen und mit dem Finger irgendwo hindeuten, um im Umkreis weniger Zentimeter ein Land zu finden, das die Augen der Weltöffentlichkeit auf sich zog. Je länger der Mensch die Erde bevölkerte, so schien es, desto kürzer wurde die Frist ihrer Bewohnbarkeit. Die Zeitbombe tickte. Irgendwann wird es zum Knall kommen. Plutonium war jetzt fast für jeden verfügbar und damit konnten selbst die kleinsten Länder sich für einen Atomkrieg bewaffnen.
Natürlich bedeutete das für viele Selbstmord. Sie hatten nichts zu verlieren, aber sie würden bei ihrem Kampf den Rest der Welt mit in den Tod ziehen. Dann dachte Thorn an die Wüste Sinai, an das Gelobte Land. Er fragte sich, ob Gott wußte, daß es auch dort die Zeitbombe gab, obgleich er dieses Land eigentlich Abraham versprochen hatte.
Er warf einen Blick auf die Uhr am Armaturenbrett. Es war genau 13 Uhr. Er verließ den Wagen und betrat mit festen Schritten den Park. Um nicht erkannt zu werden, hatte er einen Regenmantel angezogen und eine dunkle Brille aufgesetzt, aber diese Tarnung erhöhte nur seine Besorgnis, als er den Priester suchte.
Und dann entdeckte er ihn und blieb wie erstarrt stehen. Er mußte sich zum Weitergehen geradezu zwingen. Tassone saß auf einer Bank. Sein Rücken war ihm zugekehrt. Thorn hätte jetzt leicht davongehen können, ohne gesehen zu werden, und dennoch ging er weiter. Er schlug einen Kreis um den Priester, um sich ihm von vorn zu nähern.
Tassone begann zu zittern, als Thorn plötzlich vor ihm auftauchte. Sein Gesicht war angespannt und Schweiß bedeckte die Stirn, als ob er unerträgliche Schmerzen erlitte. Schweigend standen sie einander gegenüber.
»Ich hätte die Polizei mitbringen sollen«, sagte Thorn kurz angebunden.
»Die könnte Ihnen nicht helfen.«
»Fangen Sie schon an. Sagen Sie, was Sie zu sagen haben.«
Tassones Augenlider flatterten, seine Hände begannen zu zittern. Er stand sichtlich unter hohem Streß. Er schien nicht dagegen ankämpfen zu können.
»Wenn die Juden nach Zion zurückkehren …«, flüsterte er.
»Was?«
»Wenn die Juden nach Zion zurückkehren. Ein Komet wird am Himmel erscheinen. Und das Heilige Römische Reich wird auferstehen. Dann müssen wir sterben. Sie und ich.«
Thorn war wie vom Schlag gerührt. Der Mann war wirklich verrückt. Es war irgendeine Stelle aus einem Gedicht, die er zitierte. Sein Gesicht sah aus, als ob er in Trance sei. Seine Stimme klang schrill.
»Aus dem Meer der Ewigkeit wird Er auferstehen. Armeen wird Er an jeder Küste zusammenrufen. Der Mensch wird sich gegen seinen Bruder wenden. Bis keiner mehr existiert!«
Thorn beobachtete, wie der Körper des Priesters zu erbeben begann, wie er darum kämpfte, sich verständlich zu machen.
»In der Offenbarung ist es vorausgesagt worden!« stieß er hervor.
»Ich bin nicht hergekommen, um mir eine religiöse Predigt anzuhören.«
»Wenn Satan eine menschliche Persönlichkeit ganz und gar in seinem Besitz hat, wird er seinen letzten und erfolgreichsten Kampf eröffnen. Das Buch Daniels, das Buch Lukas …«
»Sie sagten, meine Frau sei in Gefahr?«
»Gehen Sie in die Stadt Meggido«, sagte Tassone. »In die alte Stadt Jesreel. Suchen Sie dort nach dem alten Mann Bugenhagen. Er allein kann Ihnen sagen, wie das Kind sterben muß.«
»Nun hören Sie mal zu …«
»Er, der nicht vom Lamm errettet werden wird, wird von dem wilden Tier in Stücke gerissen!«
»Hören Sie auf!«
Tassone schwieg, mühsam hob er eine zitternde Hand, um den Schweiß abzuwischen, der sich auf seiner Stirn angesammelt hatte.
»Ich bin hier«, sagte Thorn ruhig. »weil Sie sagten, meine Frau sei in Gefahr.«
»Ich hatte eine Vision, Mr. Thorn.«
»Sie sagten, meine Frau …«
»Sie ist schwanger!«
Thorn starrte ihn verblüfft an.
»Sie irren sich.«
»Ich glaube, daß sie schwanger ist.«
»Sie ist es nicht.«
»Er wird nicht erlauben, daß das Kind geboren wird. Er wird es umbringen, während es im Mutterleib schlummert.«
Die folgenden Bilder sind Szenenfotos aus dem Film der 2o“› Century-Fox: DAS OMEN.
Jeremy Thorn, amerikanischer Botschafter in London (Gregory Peck), seine Frau Katherine (Lee Remick) und ihr Sohn Damien (Harvey Stephens).
Damien mit dem Kindermädchen Chessa (Holly Palance) bei seiner Geburtstagsfeier.
Der mysteriöse Tod des Kindermädchens Chessa.
Starr vor Entsetzen betrachtet Katherine die Leiche des Kindermädchens.
Jeremy und Katherine Thorn versuchen, die rätselhaften Vorfälle in ihrem Haus zu vergessen.
Während sich Pater Tassone vergeblich bemüht, Thorn über die wahre Herkunft seines Sohnes aufzuklären, besuchen Damien und seine Mutter einen Zoo. Doch beim Anblick Damiens brechen alle Tiere in wilde Panik aus.
Der tragische »Unfall« des geheimnisvollen Paters Tassone (Patrick Troughton).
Im Zimmer von Pater Tassone entdecken Thorn und Pressefotograf Keith Jennings (David Warner) unheimliche Aufzeichnungen.