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Thorn hörte die Schreie Damiens, als er unter der Frau lag und sich gegen die Hände wehrte, die sich tief in seine Augen und seinen Hals bohrten. Er schlug sie, doch sie schien unempfindlich. Ihre fleischigen Hände fanden seinen Hals und drückten zu, bis seine Augen aus den Höhlen traten. Verzweifelt schlug Thorn auf ihr Gesicht ein, doch ihre Zähne drückten sich in seine Hand, als plötzlich eine Lampe vom Nachttisch fiel. Thorn griff danach und schlug auf Mrs. Baylocks Schädel ein. Die Lampe zerbrach, doch er schien die Frau betäubt zu haben, denn sie zuckte nur und rollte zur Seite. Noch einmal schlug Thorn zu, er sah, daß er ihr den Schädel spaltete. Blut floß ihr über Wangen und Kinn.

Doch noch immer klammerte sie sich an ihn. Ein drittes Mal mußte er zuschlagen, bevor sie still dalag. Mühsam erhob er sich und taumelte gegen die Wand, wo das Kind stand. Die Augen Damiens starrten ihn entsetzt an. Thorn griff nach ihm. Er zerrte ihn aus der Tür und prallte gegen die Wände des Flurs, dann schlug er die Tür hinter sich zu. Damien klammerte sich an den Türknopf. Er trat gegen die Tür, und Thorn mußte die Hände des Jungen losreißen; sie flogen hoch. Er versuchte ihm das Gesicht zu zerkratzen, und beinahe wären sie beide die Treppe hinuntergetorkelt. Dann griffen die Hände des Kindes nach oben. Damien hielt sich fest an der Glühbirne. Thorn versuchte ihn mit sich zu ziehen, aber noch ehe er den Blitz sah, spürte er den elektrischen Schlag, der sie fortschleuderte.

Sie landeten auf dem Boden der Vorratskammer. Betäubt kroch Thorn auf Händen und Füßen weiter, bis er das bewußtlose Kind neben sich entdeckte; er versuchte es hochzuheben, doch er fiel wieder zurück. Und da hörte er, daß die Küchentür geöffnet wurde. Er drehte sich um. War er wirklich bei Sinnen?

Es war Mrs. Baylock, die taumelnd auf ihn zukam. Aus ihrem Kopf floß Blut. Wieder versuchte er aufzustehen, aber sie packte ihn am Mantel und drehte ihn herum, während er verzweifelt versuchte, sich an einer Schublade festzuhalten, die er herausriß und deren Inhalt über den Boden flog.

Er fiel zu Boden. Die Frau warf sich über ihn, ihre blutigen Hände preßten sich in seinen Hals. Hellrot war ihr Gesicht von Puder und Blut, die Zähne groß und weiß, böse ihr Grinsen. Weit öffnete sich ihr Mund. Thorn war hilflos. Er würgte, er starrte in diese irren Augen und näher und näher kam dieses Gesicht, dessen Lippen sich an seinem Mund festsaugten.

Auf dem Boden lagen die Utensilien aus der Schublade. Thorns Hände suchten verzweifelt nach einem Gegenstand. Er fand Gabeln, und die nahm er hastig an sich. Eine um die andere stieß er nach oben – mitten hinein in den Schädel des Weibes, das schreiend zu Boden ging, während Thorn auf die Beine kam. Doch nun stand dieses Weib schon wieder aufrecht! Es schwankte aus dem Zimmer, jede Gabel einzeln aus dem blutigen Schädel ziehend …

Thorn packte den bewußtlosen Damien und lief mit ihm zur Garagentür. Er taumelte durch die offene Tür in seinen Wagen. Und fast hatte er es geschafft. Da hörte er plötzlich ein Knurren. Etwas Schwarzes, Haariges flog durch die Luft und streifte seine Schulter, so daß er buchstäblich in den Wagen fiel. Es war der Hund. Er zerrte an seinem Arm und ließ nicht von ihm.

Das Kind war auf den Sitz neben ihm gefallen, und Thorn griff mit der anderen Hand nach der Tür. Er schlug diese Tür unablässig gegen die Schnauze des Hundes, Blut floß, und das Tier ließ, vor Schmerzen heulend, endlich von ihm. Die Tür flog zu.

Im Wagen suchte Thorn nach den Schlüsseln, während der Hund draußen wie wild gegen Fenster und Haube sprang und sich mit gewaltiger Kraft gegen die Windschutzscheibe warf. Das Glas zitterte bei jedem Aufprall.

Thorn fand die Schlüssel, doch seine Hände waren zu schwach, sie zu halten. Sie fielen auf den Boden. Verzweifelt bückte er sich, um sie zu suchen. Neben ihm begann das Kind zu stöhnen, und der Hund warf sich immer wieder heulend gegen die berstende Windschutzscheibe.

Endlich hatte Thorn die Schlüssel gefunden. Er wollte sie wieder in die Zündung stecken, aber als er durch die Windschutzscheibe sah, erstarrte er. Es war die Frau, die immer noch lebte, die nun aus der Küche kam, ihre letzte Kraft aufbot und einen gewaltigen Hammer hob, während sie sich dem Wagen näherte. Thorn drehte den Zündschlüssel um, aber in dem Augenblick, da der Wagen startete, schlug sie mit dem Hammer zu. Ein großes Loch war in der Windschutzscheibe entstanden, und sofort zwang der Hund seinen Kopf hindurch. Seine Zähne schnappten nach Thorn. Dieser wich zurück, doch der Kopf des Tieres wich nicht einen Zentimeter von ihm.

Thorn konnte nicht mehr ausweichen. Die Zähne des Tieres waren nur noch Zentimeter von seiner Hand entfernt, als er in den Mantel griff und einen der Dolche herausholte. Thorn stieß nun mit aller Kraft direkt zwischen die Augen des Tieres. Die Waffe verschwand in dem Schädel bis zu den Füßen der Christusfigur. Das Maul des Tieres öffnete sich, es stieß ein Schmerzensgebrüll aus, das mehr dem eines Leoparden als einem Hund glich. Es krümmte sich und rutschte von der Motorhaube, bewegte sich auf zwei Füßen, während es die Vorderfüße gegen den Dolch in seiner Stirn drückte. Der Todesschrei des Tiers ließ die Garage erbeben. Thorn legte den Rückwärtsgang ein und fuhr los. Mrs. Baylock taumelte am Fenster entlang, sie schlug immer wieder wimmernd dagegen. Ihr Gesicht war eine einzige Masse aus Schminke und Blut.

»Mein Baby …«, schluchzte sie. »Mein Baby …«

Thorn wendete den Wagen, und sie lief zur Einfahrt. Dort hielt sie beide Hände hoch, es war ein letzter Versuch, ihn nicht entkommen zu lassen. Thorn hätte um sie herumfahren können, doch er tat es nicht. Er biß die Zähne zusammen und trat fest mit dem Fuß aufs Gaspedal. Ihr verzweifeltes Gesicht erschien im Licht der Scheinwerfer, als sie hoch durch die Luft flog.

Thorn hielt den Wagen am Ende der Einfahrt an. Dann schaute er in den Rückspiegel. Er sah den Körper der Frau – einen leblosen Fleischberg, der in der Einfahrt lag; auf dem Rasen konnte man den zuckenden Körper des Hundes sehen.

Wieder trat Thorn aufs Gaspedal. Er fuhr auf der Straße weiter in Richtung Highway. Das Kind neben ihm war immer noch bewußtlos.

*

Endlich hatte Thorn den Highway erreicht. Mit großer Geschwindigkeit fuhr er auf die Stadt zu. Die Morgendämmerung kam, der Nebel begann sich zu heben. Wie ein Flugzeug raste Thorns Wagen über die leere Landstraße. Der Mittelstreifen vor ihm sah aus wie ein riesiger Pfahl …

Das Kind neben Thorn begann sich nun zu bewegen. Es wimmerte vor Schmerzen. Er starrte auf die Straße hinaus. Er versuchte, nicht daran zu denken, daß das Kind neben ihm lag.

»Es ist kein menschliches Kind!« schrie er plötzlich. »Es ist kein menschliches Kind!«

Und er jagte weiter. Neben ihm stöhnte der Junge.

Die Abbiegung zur West 10 kam fast zu schnell. Thorn hätte sie beinahe verpaßt, er bremste, der Wagen begann zu rutschen, er flog zur Seite, und bei dieser Bewegung fiel Damien vom Sitz.

Aber er schaffte es wieder. Dann fuhren sie auf die All Saints Church zu. Bald sah Thorn die gewaltigen Türme vor sich, aber der Junge war wach geworden und starrte ihn mit unschuldigen Augen an.

»Sieh mich nicht an …«, stöhnte Thorn.

»Es tut weh …«, wimmerte das Kind.

»Sieh mich nicht an!«

Das Kind gehorchte. Die Reifen des Autos quietschten, als sie um eine Ecke fuhren und die Kirche vor sich hatten. Aber als Thorn emporblickte, hatte sich plötzlich der Himmel verdunkelt. Es war, als ob die Nacht zurückgekommen wäre … ein Meer voller Dunkelheit, die sie einhüllte. Blitze zuckten.

»Daddy …«, wimmerte Damien.

»Nicht!«

»Ich bin krank.«

Und Damien erbrach sich. Thorn schrie und schrie, um den Schmerz des Kindes zu übertönen. Ein heftiger Regensturm warf Wasser, Laubwerk und Äste durch die zerbrochene Windschutzscheibe, als der Wagen vor der Kirche hielt und Thorn die Tür aufriß.