«Ja.«
«Offiziersausbildung in Fort Benning?«
«Nein. Ich bin in Frankreich im Feld befördert worden.«
«Wie ich sehe, haben Sie auch einige Auszeichnungen erhalten.«
«Das waren Belobigungen der Einheit. Bataillonsbefehle. Keine individuellen Auszeichnungen.«
«Sie waren drei Wochen lang in einem Militärhospital in St. Lo? Geht das auf eine Verwundung zurück?«
Einen Augenblick lang sah Tanner den anderen verlegen an.»Sie wissen ganz genau, daß das nicht der Fall war. In meinen Armeeakten ist kein Purple Heart«, sagte er leise.
«Würden Sie das bitte erklären?«
«Ich fiel auf der Straße nach St. Lo aus einem Jeep. Eine Hüftverrenkung.«
Beide Männer lächelten.
«Sie wurden im Juli 1945 entlassen und kehrten im September darauf nach Stanford zurück?«
«Richtig… Um Ihnen zuvorzukommen, Mr. Fassett, ich habe umgesattelt, von Englischer Literatur auf Journalismus. Mein Examen habe ich 1947 gemacht und mir den Grad eines Bachelor of Arts erworben.«
Laurence Fassetts Blick verweilte immer noch auf dem Aktendeckel, den er vor sich auf den Tisch gelegt hatte.»Sie haben noch während des Studiums eine gewisse Alice McCall geheiratet?«
Tanner griff nach seinem Schalter und schaltete das Gerät ab.»Das könnte jetzt der Punkt sein, wo ich gehe.«
«Beruhigen Sie sich, Mr. Tanner. Nür eine Identifizierung… Wir halten nichts von der Theorie, daß die Sünden der Väter an den Töchtern heimgesucht werden. Ein einfaches Ja oder Nein genügt.«
Tanner setzte das Gerät wieder in Gang.»Richtig.«
An diesem Punkt griff Laurence Fassett nach dem Kabel und betätigte den AUS-Schalter. Tanner sah zu, wie das Band zum Stillstand kam und sah dann den CIA-Mann an.
«Meine zwei nächsten Fragen betreffen Umstände, die zu Ihrer Heirat führten. Ich nehme an, daß Sie die nicht beantworten wollen.«
«Ihre Annahme ist richtig.«
«Glauben Sie mir, sie sind nicht wichtig.«
«Wenn Sie sagen würden, daß sie das sind, würde ich jetzt sofort gehen. «Ali hatte genügend durchgemacht. Tanner würde nicht zulassen, daß irgend jemand die persönliche Tragödie seiner Frau aufs neue hervorzerrte.
Fassett schaltete das Gerät wieder ein.»Ihnen und Alice McCall-Tanner sind zwei Kinder geboren worden. Ein Junge, Raymond, jetzt dreizehn Jahre alt, und ein Mädchen, Janet, acht Jahre alt.«
«Mein Sohn ist zwölf.«
«Sein Geburtstag ist übermorgen. Um noch einmal ein Stück zurückzugehen, Ihre erste berufliche Stelle nach dem Universitätsabschluß war bei der Sacramento Daily News.«
«Dort war ich Reporter. Korrektor, Bürohelfer, Filmkritiker und Anzeigenverkäufer, wenn die Zeit es zuließ.«
«Sie blieben dreieinhalb Jahre bei der Sacramento-Zeitung und nahmen dann eine Stelle bei der Los Angeles Times an?«
«Nein. Ich war — zweieinhalb Jahre — in Sacramento und hatte dann etwa ein Jahr lang eine Interimsstelle beim San Francisco Chronicle, ehe ich den Job bei der Times bekam.«»Bei der Los
Angeles Times waren Sie als Reporter, der sich mit Recherchen und Nachforschungen befaßte, sehr erfolgreich…«
«Ich hatte Glück. Ich nehme an, Sie meinen damit meine Arbeiten, die sich mit der Hafenszene von San Diego befaßten.«
«Richtig. Man hat Sie, glaube ich, für den Pulitzer-Preis nominiert.«
«Ich habe ihn nicht bekommen.«
«Und dann hat man Sie in die Redaktion der Times befördert?«»Redaktionsassistent. Nichts Besonderes.«
«Sie blieben fünf Jahre bei der Times…«
«Eher sechs, denke ich.«
«Bis zum Januar 1958, als Sie in die Standard Mutual in Los Angeles eintraten?«
«Richtig?«
«Sie blieben in dem Büro in Los Angeles bis zum März 1963, wo man Sie nach New York City versetzte. Seitdem sind Sie einige Male befördert worden?«
«Ich kam als Nachrichtenredakteur für das Sieben-Uhr-Abend-Programm nach Osten und habe mich dann mit Dokumentarsendungen und Sonderaufgaben befaßt, bis ich meine gegenwärtige Position erreichte.«
«Und die ist?«
«Chef der Nachrichtenredaktion von Standard Mutual. «Laurence Fassett klappte den Aktendeckel zu und schaltete das Tonbandgerät ab. Er lehnte sich zurück und lächelte John Tanner zu.»Das war nicht so schmerzhaft, oder?«
«Sie wollen sagen, das wäre alles?«
«Nein, das nicht… Alles nicht, aber die Identifizierung ist jetzt abgeschlossen. Sie haben bestanden. Sie haben mir genügend Antworten gegeben, die geringfügig falsch waren, um den Test zu bestehen.«»Was?«
«Diese Dinge«, meinte Fassett und schlug mit dem Handrücken auf den Aktendeckel,»werden von der Verhörabteilung vorbereitet. Leute mit einer hohen Stirn holen sich andere Leute mit Barten, und dann jagen sie das ganze Zeug durch den Computer. Sie können unmöglich alles richtig beantworten. Wenn Sie das täten, würde es bedeuten, daß Sie etwas auswendig gelernt haben. Sie waren beispielsweise fast genau drei Jahre bei der Sacramento Daily News. Nicht zweieinhalb oder dreieinhalb. Ihre Familie zog nach San Mateo, als Sie acht Jahre, zwei Monate, und nicht sieben Jahre alt waren.«
«Da soll mich doch der Teufel…«
«Offengestanden, wir hätten Sie wahrscheinlich sogar akzeptiert, wenn Sie alles korrekt beantwortet hätten. Aber es ist gut, zu wissen, daß Sie normal sind. In Ihrem Fall mußten wir alles auf Band haben. Und jetzt, fürchte ich, kommt der unangenehme Teil.«
«Unangenehm, verglichen womit?«fragte Tanner.
«Einfach unangenehm… Ich muß jetzt das Gerät einschalten. «Das tat er und griff nach einem Blatt Papier.»John Tanner, ich muß Sie davon in Kenntnis setzen, daß das, was ich im Begriff bin, mit Ihnen zu besprechen, unter den Begriff der Verschlußsache höchster Ordnung fällt. Diese Information hat keinerlei Beziehung zu Ihnen oder Ihrer Familie, was ich hiermit beschwöre. Diese Informationen an irgend jemanden preiszugeben, würde den Interessen der Regierung der Vereinigten Staaten im höchsten Maße schädlich sein. Und zwar in so hohem Maße, daß die Angehörigen oder Beauftragten der Regierung, die im Besitz dieser Information sind, nach dem National Security Akt, Titel achtzehn, Abschnitt sieben-neun-drei, unter Strafverfolgung gestellt werden könnten, sofern sie die Geheimhaltungsvorschriften verletzen. -Ist Ihnen alles, was ich bisher gesagt habe, völlig klar?«
«Das ist es. - Aber ich bin für den Umgang mit Geheimsachen nicht überprüft worden.«
«Das ist mir bewußt. Ich beabsichtige, Sie in drei Stufen an die wesentliche Geheiminformation heranzuführen. Am Ende von Phase eins und zwei können Sie darum bitten, dieses Interview abzubrechen, und wir können uns dann nur auf Ihre Intelligenz und Ihre Loyalität gegenüber ihrer Regierung verlassen, daß Sie das, was Sie gehört haben, für sich behalten werden. Wenn Sie hingegen mit Stufe drei einverstanden sind, in der Ihnen Identitäten genannt werden, akzeptieren Sie dieselbe Verantwortung wie die Beauftragten der Regierung und können gemäß der National Security Akt unter Strafverfolgung gestellt werden, sofern Sie die vorerwähnten Sicherheitsvorschriften verletzen. Ist das klar, Mr. Tanner?«
Tanner rutschte in seinem Sitz herum, ehe er antwortete. Er sah zuerst auf die sich drehenden Räder des Tonbandgerätes und blickte dann zu Fassett auf.»Das ist klar, aber ich will verdammt sein, wenn ich einverstanden bin. Sie haben kein Recht, mich unter falschen Voraussetzungen hierher zu bestellen und dann Umstände herbeizuführen, unter denen ich mich strafbar machen kann.«
«Ich habe Sie nicht gefragt, ob Sie einverstanden sind. Nur ob Sie klar verstehen, was ich gesagt habe.«
«Wenn das eine Drohung sein soll, können Sie zum Teufel gehen.«
«Ich schildere Ihnen hier nur Umstände und Bedingungen. Ist das eine Bedrohung? Ist das irgend etwas anderes als das, was Sie jeden Tag mit Verträgen tun? Sie können hier jederzeit weggehen, sobald Sie sich verpflichtet haben, keine Namen preiszugeben. Ist das so unlogisch?«