Выбрать главу

Tanner wirkte plötzlich erschöpft. Er ließ sich in den Stuhl sinken.»Was soll ich tun?«

«Wenn unsere Information zutrifft, kommen die Ostermans am Freitag per Flugzeug nach dem Osten und werden das Wochenende mit Ihnen und Ihrer Familie verbringen. Ist das richtig?«

«Das war richtig.«

«Ändern Sie nichts. Sie dürfen die Situation nicht verändern.«»Das ist jetzt unmöglich…«

«Das ist die enzige Möglichkeit, wie Sie uns helfen können. Uns allen.«

«Warum?«

«Wir glauben, daß wir Omega während des kommenden Wochenendes eine Falle stellen können. Wenn Sie uns unterstützen. Wenn nicht, dann können wir das nicht.«

«Wie?«

«Bis zum Eintreffen der Ostermans sind noch vier Tage. Während dieser Zeit werden unsere Zielpersonen — die Ostermans, die Tremaynes und die Cardones — unter Druck gesetzt werden. Jedes der drei Ehepaare wird Telefonanrufe von Unbekannten erhalten, Telegramme, die über Zürich kommen, es wird zu zufälligen Zusammentreffen mit Fremden in Restaurants, in Cocktailbars und auf der Straße kommen. Der Sinn des Ganzen ist es, eine gemeinsame Nachricht zu übermitteln: daß John Tanner nicht ist, was er zu sein scheint. Sie sind etwas anderes. Vielleicht ein Doppelagent oder ein Informant des Politbüros oder sogar ein Mitglied meiner eigenen Organisation. Die Informationen, die sie erhalten werden, werden verwirrend sein, dazu bestimmt, sie aus dem Gleichgewicht zu bringen.«

«Und gleichzeitig macht das mich und meine Familie zum Angriffspunkt. Das lasse ich nicht zu! Sie würden uns töten!«

«Das ist das einzige, was sie ganz bestimmt nicht tun.«

«Warum nicht? Wenn irgend etwas von dem, was Sie sagen, wahr ist — und ich bin davon keineswegs überzeugt —, ich kenne diese Leute. Ich kann das nicht glauben!«

«In diesem Falle besteht überhaupt kein Risiko.«

«Warum nicht?«

«Wenn sie — eines oder alle Ehepaare — nichts mit Omega zu tun haben, werden sie ganz normal handeln. Sie werden die Zwischenfälle der Polizei oder dem FBI melden. Dann schalten wir uns ein. Wenn ein oder zwei Ehepaare solche Meldungen machen und das andere oder die anderen das nicht tun, wissen wir, wer Omega ist.«

«Und — angenommen, Sie haben recht. Was dann? Welche Garantien können Sie mir geben?«

«Einige Faktoren. Alle narrensicher. Ich sagte Ihnen schon, daß die >Information< über Sie falsch sein wird. Wer immer Omega ist, wird seine Mittel einsetzen und das, was er erfährt, im Kreml selbst überprüfen. Unsere Verbindungsleute dort sind darauf vorbereitet. Sie werden sich einschalten. Die Information, die Omega aus Moskau erhält, wird die Wahrheit sein. Die Wahrheit bis zu diesem Nachmittag, heißt das. Sie sind einfach John Tanner, Chef der Nachrichtenredaktion von Standard Mutual, und in keine irgendwie geartete Verschwörung verwickelt. Was hinzu kommt, wird die Falle sein. Moskau wird denjenigen, der Sie überprüfen läßt, informieren, er solle gegenüber den anderen Ehepaaren auf seiner Hut sein. Es könnten Überläufer sein. Wir teilen also. Wir führen eine Konfrontation herbei und treten auf die Bildfläche.«

«Das ist schrecklich primitiv. Es klingt alles so einfach.«

«Wenn man Ihr Leben oder das Leben Ihrer Familie bedrohte, würde die ganze Aktion Omega in Gefahr sein. Die Gegenseite ist nicht bereit, dieses Risiko einzugehen. Dafür haben sie zu hart gearbeitet. Ich sagte Ihnen doch, daß es Fanatiker sind. Der Zieltermin für Omega liegt nur einen knappen Monat in der Zukunft.«

«Das reicht nicht.«

«Da ist noch etwas. Jedem Mitglied Ihrer Familie werden mindestens zwei bewaffnete Agenten zugeteilt werden. Vierundzwanzigstündige Überwachung. Sie werden nie weiter als fünfzig Meter entfernt sein. Nie.«

«Jetzt weiß ich, daß Sie verrückt sind. Sie kennen Saddle Valley nicht. Fremde, die irgendwo herumlungern, werden schnell entdeckt und verjagt! Wir wären ja Zielscheiben.«

Fassett lächelte.»Im Augenblick haben wir dreizehn Männer in Saddle Valley. Dreizehn. Es sind Bewohner Ihrer Gemeinde.«

«Du lieber Gott!«Tanner sagte das ganz leise.»Neunzehnhundertvierundachtzig kommt immer näher, wie?«

«Die Zeit, in der wir leben, erfordert das häufig.«

«Ich habe keine Wahl, wie? Überhaupt keine Wahl. «Er deutete auf das Tonbandgerät und das Schriftstück daneben.»Jetzt habe ich mich doch selbst aufgehängt, oder?«

«Ich glaube, Sie dramatisieren die Dinge schon wieder.«

«Nein, das tue ich nicht. Ich dramatisiere überhaupt nichts… Ich muß genau das tun, was Sie von mir wollen, oder? Ich muß… Die einzige Alternative, die mir zur Verfügung steht, ist, zu verschwinden — und mich jagen zu lassen. Von Ihnen jagen zu lassen und — wenn Sie recht haben — von diesem Omega. «Fassett erwiderte Tanners Blick ohne eine Spur von Täuschung. Tanner hatte die Wahrheit gesprochen. Beide Männer wußten das.

«Es sind nur sechs Tage. Sechs Tage aus einem ganzen Leben.«

Kapitel 4

Montag — 20.05 Uhr

Der Flug vom Dulles Airport in Washington nach Newark kam ihm unwirklich vor. Er war nicht müde. Er war erschreckt. Sein Bewußtsein huschte immer wieder von einem Bild zum anderen, und jedes schob das vorangegangene in die Ferne. Da waren die scharfen, starren Augen von Laurence Fassett über den kreisenden Spulen des Tonbandgerätes. Das Dröhnen von Fassetts Stimme, die jene endlosen Fragen stellte; und dann wurde die Stimme lauter und lauter.

>Omega!<

Und die Gesichter von Bernie und Leila Osterman, Dick und Ginny Tremayne, Joe und Betty Cardone.

Das Ganze gab keinen Sinn! Er würde nach Newark kommen, und dann würde plötzlich der ganze Alptraum vorüber sein, und er würde sich dann erinnern, wie er Laurence Fassett die Liste mit den Einschaltungen gegeben und die fehlenden Seiten der F.C.C.-Akte unterzeichnet hatte.

Nur, daß er wußte, daß es nicht so kommen würde.

Die einstündige Fahrt von Newark nach Saddle Valley verlief schweigend, und der Taxifahrer begriff, daß sein Fahrgast auf dem Rücksitz, der sich eine Zigarette nach der anderen anzündete und ihm keine Antwort gegeben hatte, als er ihn gefragt hatte, wie der Flug gewesen sei, Ruhe haben wollte. SADDLE VALLEY GEGRÜNDET 1862 Willkommen

Tanner starrte die Tafel an, als die Scheinwerfer des Taxis sie erfaßten. Als sie dann hinter ihm versank, konnte er nur an die Worte >Abgrund des Leders< denken.

Unwirklich.

Zehn Minuten später hielt das Taxi vor seinem Haus. Er stieg aus und gab dem Fahrer geistesabwesend den Betrag, den sie vereinbart hatten.

«Danke, Mr. Tanner«, sagte der Fahrer und lehnte sich über den Sitz, um das Geld durchs Fenster in Empfang zu nehmen.

«Was? Was haben Sie gesagt?«fragte John Tanner.

«Ich habe gesagt: >Danke, Mr. Tanner<.«

Tanner beugte sich hinunter und packte den Türgriff, zog die Tür mit seiner ganzen Kraft auf.

«Woher kennen Sie meinen Namen? Sagen Sie mir, woher Sie meinen Namen kennen!«

Der Taxifahrer konnte die Schweißtropfen sehen, die über das Gesicht seines Fahrgastes rannen, den irren Blick in den Augen des Mannes. Ein Spinner, dachte der Fahrer. Seine linke Hand bewegte sich vorsichtig unter den Sitz. Er bewahrte dort immer ein Stück Bleirohr auf.

«Schauen Sie, Mac«, sagte er, während seine Hand sich um das Rohr schloß,»wenn Sie nicht wollen, daß jemand Ihren Namen gebraucht, dann müssen Sie die Tafel von Ihrem Rasen nehmen.«

Tanner trat zurück und sah über die Schulter. Auf dem Rasen war die schmiedeeiserne Laterne, eine wettersichere Sturmlampe, die an einer Kette von einer Stange hing. Und über der Lampe spiegelten sich im Licht die Worte:

THE TANNERS 22 ORCHARD DRIVE

Er hatte die Lampe und diese Worte tausendmal gesehen. THE TANNERS. 22 ORCHARD DRIVE. In diesem Augenblick kamen auch sie ihm unwirklich vor. Als hätte er sie noch nie zuvor gesehen.