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Wieder am Bahnhof angelangt, sah Cardone auf die Uhr. Fünf Uhr neunzehn, fast fünf Uhr zwanzig. Er konnte den ganzen Bahnsteig überblicken. Er würde Tremayne sehen, wenn der ausstieg. Er hoffte, daß der Anwalt mit dem Fünf-Uhr-fünfundzwanzig-Zug kommen würde. Das Warten war unerträglich.

Ein Wagen hielt hinter seinem Cadillac an, und Cardone blickte auf.

Es war der Silver Cloud. Cardone begann heftig zu schwitzen.

Ein massiv gebauter Mann, gute sechs Fuß groß, stieg aus dem Wagen und kam langsam auf Cardones offenes Fenster zu. Er trug eine Chauffeur-Uniform.

«Mister Cardione?«

«Ich heiße Cardone. «Die Hände des Mannes, die Joes Fenster umfaßt hielten, waren mächtig. Viel größer und dicker als seine eigenen.

«Okay, wie Sie meinen… «

«Sie haben mich vor einer Weile überholt, nicht wahr? Auf der Saddle Road.«

«Ja, Sir, das habe ich. Ich bin den ganzen Tag nicht sehr weit von Ihnen entfernt gewesen.«

Cardone schluckte unwillkürlich und verlagerte sein Gewicht.»Ich finde das bemerkenswert. Ich brauche wohl nicht zu sagen, beunruhigend.«

«Es tut mir leid…«

«Entschuldigungen interessieren mich nicht. Ich möchte den Grund wissen. Warum verfolgen Sie mich? Ich kenne Sie nicht. Ich mag es nicht, wenn man mich verfolgt.«

«Das mag niemand. Ich tue nur, was man mir aufgetragen hat.«»Und was ist das? Was wollen Sie?«

Der Chauffeur bewegte seine Hände, nur ein kurzes Stück, wie um auf ihre Größe und Stärke hinzuweisen.»Man hat mich angewiesen, Ihnen eine Nachricht zu überbringen, dann fahre ich weg. Ich habe eine lange Fahrt vor mir. Mein Chef lebt in Maryland.«

«Was für eine Nachricht? Von wem?«

«Mister da Vinci, Sir.«

«Da Vinci?«

«Ja, Sir. Ich glaube, er ist heute morgen mit Ihnen in Verbindung getreten.«

«Ich kenne Ihren Mr. da Vinci nicht… Was für eine Nachricht?«»Daß Sie sich Mr. Tremayne nicht anvertrauen sollten.«

«Wovon reden Sie?«

«Nur von dem, was Mr. da Vinci mir aufgetragen hat, Mr. Cardione.«

Cardone starrte dem Hünen in die Augen. Hinter der ausdruckslosen Fassade war Intelligenz.»Warum haben Sie bis jetzt gewartet? Sie haben mich den ganzen Tag verfolgt. Sie hätten mich schon vor Stunden aufhalten können.«

«Dazu hatte ich keine Anweisung. In dem Wagen ist ein Radiotelefon. Man hat mir erst vor ein paar Minuten den Auftrag gegeben, den Kontakt herzustellen.«»Wer hat Ihnen den Auftrag gegeben?«»Mr. da Vinci, Sir…«

«Das ist nicht sein Name! Also, wer ist es?«Cardone kämpfte gegen seine Wut. Er atmete tief, ehe er weitersprach.»Sagen Sie mir, wer da Vinci ist.«

«Die Nachricht enthält noch mehr«, sagte der Chauffeur, ohne auf Cardones Frage einzugehen.»Mr. da Vinci sagt, Sie sollten wissen, daß Tremayne mit Mr. Tanner gesprochen haben könnte. Niemand ist bis jetzt noch sicher, aber so sieht es aus.«

«Er hat was? Mit ihm über was gesprochen?«»Ich weiß nicht, Sir. Es ist nicht meine Aufgabe, das zu wissen. Man bezahlt mich dafür, einen Wagen zu fahren und Nachrichten zu überbringen.«

«Ihre Nachricht ist nicht klar! Ich verstehe sie nicht! Was nützt eine Nachricht, wenn sie nicht klar ist!«Cardone kämpfte um Selbstkontrolle.

«Vielleicht hilft Ihnen der letzte Teil, Sir. Mr. da Vinci ist der Ansicht, es wäre eine gute Idee, wenn Sie herauszubringen versuchten, in welchem Maße Mr. Tremayne sich mit Tanner eingelassen hat. Aber Sie müssen vorsichtig sein. Sehr, sehr vorsichtig. Ebenso wie Sie auch mit Ihren Freunden aus Kalifornien vorsichtig sein müssen. Das ist wichtig.«

Der Chauffeur trat von dem Cadillac zurück und tippte mit zwei Fingern gegen das Schild seiner Mütze.

«Warten Sie!«Cardone wollte die Tür öffnen, aber der hünenhafte Mann in Uniform hielt die Türe zu.

«Nein, Mr. Cardione. Sie bleiben im Wagen. Sie sollten nicht auf sich aufmerksam machen. Der Zug kommt jetzt.«»Nein, bitte! Bitte… Ich möchte mit da Vinci sprechen! Wir müssen uns sprechen! Wo kann ich ihn erreichen?«»Geht nicht, Sir. «Der Chauffeur hielt die Türe ohne Mühe.

«Sie Flegel!«Cardone lehnte sich mit seinem ganzen Gewicht gegen die Tür. Sie gab ein Stück nach und knallte dann unter den Händen des Chauffeurs wieder zu.»Ich reiße Sie in Stücke!«

Der Zug hielt vor dem Bahnsteig an. Einige Männer stiegen aus, und dann heulte die Sirene des Zuges zweimal auf.

Der Chauffeur sagte leise:»Er ist nicht im Zug, Mr. Cardione. Er ist heute morgen mit dem Wagen in die Stadt gefahren. Auch das wissen wir.«

Der Zug setzte sich langsam wieder in Bewegung und rollte davon. Joe starrte den Hünen an, der seine Wagentüre zuhielt. Seine Wut war fast nicht mehr unter Kontrolle zu halten, aber er war Realist genug, um zu wissen, daß sie ihm nichts nützen würde. Der Chauffeur trat zurück, salutierte ein zweites Mal formlos und ging schnell auf den Rolls-Royce zu. Cardone schob die Wagentüre auf und trat auf das heiße Pflaster.

«Hello, Joe!«Das war Amos Needham, auch einer der Benutzer des Vorortzuges nach Manhattan. Ein Vizepräsident der Manufacturers Hanover Trust und Vorsitzender des Aktivitätenausschusses des Saddle Valley Country Club.»Ihr Leute von der Börse habt es leicht. Wenn es unruhig wird, bleibt Ihr zu Hause und wartet, bis die Wogen sich wieder glätten, wie?«

«Ja, klar, Amos.«

Cardone hatte immer noch den Chauffeur des Rolls im Auge, der jetzt in den Wagen gestiegen war und den Motor angelassen hatte.

«Das muß ich Ihnen sagen«, fuhr Amos fort,»ich weiß wirklich nicht, wohin ihr jungen Leute uns noch bringt! Haben Sie die Notierungen für DuPont gesehen? Alle anderen gehen baden, und die schießt in die Höhe! Ich habe meinem Effektenausschuß gesagt, die sollen lieber den Kaffeesatz lesen. Zum Teufel mit euch Maklern. «Needham lachte glucksend und hob dann plötzlich den Arm und winkte einem Lincoln Continental, der sich dem Bahnhof näherte.»Da kommt jetzt Ralph. Kann ich Sie mitnehmen, Joe…? Aber nein, Sie sind ja selbst gerade aus dem Wagen gestiegen.«

Der Lincoln rollte neben den Bahnsteig, und Amos Needhams Chauffeur schickte sich an, auszusteigen.

«Nicht nötig, Ralph. Ich kann schon noch eine Türe aufmachen. Übrigens, Joe… Dieser Rolls, dem Sie da nachsehen, erinnert mich an einen Freund. Aber das kann er nicht sein. Er hat in Maryland gelebt.«

Cardones Kopf fuhr herum und er starrte den unschuldigen Bankier an.»Maryland? Wer in Maryland?«

Amos Needham hielt seine Wagentüre auf und erwiderte Cardones Blick ungerührt.»Oh, Sie werden ihn nicht kennen. Er ist schon seit Jahren tot… Komischer Name. Wir haben uns immer darüber lustig gemacht… Er hieß Cäsar.«

Amos Needham stieg in seinen Lincoln und schloß die Tür. Am höchsten Punkt der Station Parkway bog der Rolls-Royce nach rechts und jagte auf die Hauptstraße nach Manhattan zu. Cardone blickte auf den geteerten Bahnsteig der Saddle Valley Station und hatte Angst.

Tremayne!

Tremayne war bei Tanner!

Osterman war bei Tanner!

Da Vinci… Cäsar!

Die Architekten des Krieges!

Und er, Guiseppe Ambruzzio Cardione, war alleine!

Oh, Christus! Christus! Sohn Gottes! Gesegnete Maria! Gesegnete Maria, Mutter Christi! Wasche meine Hände mit seinem Blut! Dem Blut des Lammes! Jesus! Jesus l Vergib mir meine Sünden!.. Maria und Jesus! Allmächtiger Gott!

Was habe ich getan?

Kapitel 12

Dienstag — 5.00 Uhr

Tremayne lief stundenlang ziellos herum; die vertrauten Straßen der East hinauf und hinunter. Und dennoch — wenn jemand ihn aufgehalten und ihn gefragt hätte, wo er sich befände, hätte er keine Antwort bekommen.

Er war ausgepumpt, leer. Erschreckt. Blackstone hatte alles gesagt und nichts aufgeklärt.

Und Cardone hatte gelogen. Entweder seiner Frau gegenüber oder seinem Büro, aber darauf kam es nicht an. Worauf es ankam, war, daß Cardone nicht zu erreichen war. Tremayne wußte, daß die Panik nicht aufhören würde, bis er und Cardone gemeinsam ergründet hatten, was Osterman getan hatte.